Privatsphäre
Secuso: Tracking-freie Apps im Test
Es gibt kaum Apps, die auf Tracking und Datensammeln verzichten. Ein Forschungsinstitut hat aber eine solche Kollektion entwickelt und wir haben sie getestet.

Jeder liebt die praktischen kleinen Helfer- Apps auf dem Smartphone, die schnell griffbereit sind und oft den Alltag erleichtern. In vielen Fällen wird die Freude aber getrübt, da sie eine lästige Menge an Werbung zeigen oder im Hintergrund Daten sammeln – oder beides. Kaum ein Anwender wird sich nicht schon einmal die Frage gestellt haben, warum die Taschenlampen-App Zugriff auf Kontakte oder Fotos benötigt.
Die Forderung nach weitreichenden Zugriffsrechten ist ein auffälliger Punkt bei der Installation einer App. Viele lehnen dann ab und suchen lieber eine alternative App. Schwieriger festzustellen ist jedoch, wenn Apps Nutzerdaten im Hintergrund sammeln und den Anwender tracken. Die Erlaubnis dazu ist meist tief in den Datenschutzhinweisen versteckt, die die wenigsten Anwender vor der Installation komplett lesen.
Die Privatsphäre gilt in allen Apps aus Prinzip
Das alles fand die Forschungsgruppe Secuso vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ärgerlich und hat vor ein paar Jahren gemeinsam mit Studentinnen und Studenten 36 Privacy-Friendly-Apps für Android entwickelt. Aus Prinzip fordern diese Anwendungen ausschließlich die für die Funktionalität erforderlichen Berechtigungen und sammeln keine Trackingdaten.
„Die erhobenen Daten werden lediglich lokal auf dem Smartphone gespeichert“, erklärt Christopher Beckmann, der am KIT für die Entwicklung verantwortlich war. „Klar definierte Daten werden nur dann an Drittanbieter übertragen, wenn dies für die Funktionalität unbedingt erforderlich ist.“ Der Quellcode der Apps ist Open Source und auf GitHub veröffentlicht.
Diese Apps gibt es Tracking-frei
Kategorien | App-Funktionen |
---|---|
Nützliches | QR-Scanner, Wetter, Notizen, To-do-Listen, Backup, Taschenlampe oder Lineal. |
Technisches | Net Monitor, WiFi-Manager, Finanzmanager oder der Passwort Generator. |
Sport | Schrittzähler, Zirkeltraining, Intervalltimer oder Aktive Pause. |
Games | Sudoku, Schiffe versenken oder Minesweeper. |
Die Apps sind einfach gestaltet und bieten jeweils nur die Grundfunktionen. In der Wetter-App lassen sich beispielsweise Orte festlegen und die Vorhersagen dazu anzeigen. Einfache Grafiken liefern Infos zum Tages- oder Wochenverlauf, und ein simples Meteogramm darunter zeigt übersichtlich Regen als Balken und die Temperatur als Grafik. Als Bonbon haben die Entwickler sogar einen Regenradar der Umgebung samt Karte eingebaut.
Wer die App dauerhaft verwenden will, sollte sich einen eigenen kostenlosen API-Schlüssel von Open Weather Map zulegen. Die Bedienung der App ist zwar etwas spröde, und auf Premiumfunktionen wie Pollenflug oder automatische Standorterkennung muss man verzichten; aber sie macht solide genau das, was sie soll: die aktuelle Wettervorhersage anzeigen.

Sehr praktisch sind auch die To-do-Listen, die sich mit Aufgaben füllen lassen, zum Beispiel für die Arbeit, als Einkaufsliste oder Packliste für die Reise. Der Anwender kann 2022 die Aufgaben mit Prioritäten oder Terminen versehen. Nähert sich eine Deadline, kommt eine Benachrichtigung.
Ähnlich funktionieren die Notizen, die neben Text auch freie Formate beispielsweise für Skizzen zulassen. Bei der Bewältigung des Arbeitsalltags hilft die App Aktive Pause, für die sich Büromenschen eine Sammlung an kleinen Übungen zusammenstellen können.
Nach einer einstellbaren Zeit, zum Beispiel zwei Stunden, meldet sich die App und fordert zu einer Pause mit den Übungen auf. Der Anwender findet auch eine Vorauswahl an Gymnastikübungen für diverse Körperregionen wie Rücken, Arme oder Nacken.
Fazit zu den Tracking-freien Apps
Einige der Apps sind leider etwas in die Jahre gekommen und nicht mehr an aktuelle Android-Versionen angepasst. Beim Schiffe versenken etwa befand sich bei uns im Test der Feuer-Button nicht mehr in Sichtfeld, das Spiel war somit nicht bedienbar.
Insgesamt funktionierten die meisten Apps im Test jedoch zuverlässig und ohne Einschränkungen. Secuso hat offensichtlich den Innovationsrückstand selbst festgestellt und sucht Paten aus der Wirtschaft, die den Forschern „personelle oder finanzielle Ressourcen“ zur Verfügung stellen, um das Angebot auszubauen und weiterzuentwickeln.