Klipsch The Sevens: Unschlagbare aktive Regalbox im Test
Mit „The Sevens“ offeriert Klipsch nicht nur zwei dynamische Aktiv-Monitore, sondern ebenso eine sehr zeitgemäße Komplettanlage, an der sogar TV und Plattenspieler adäquaten Anschluss finden.

- Klipsch The Sevens: Unschlagbare aktive Regalbox im Test
- Messlabor
Komplettanlagen sind auch nicht mehr das, was sie einst mal waren. In meiner Jugend hießen die guten Stücke noch Kompaktanlagen, wenn ich mich recht entsinne. Sie vereinten mehrere HiFi-Bausteine wie Plattenspieler, Verstärker und Radio in nur einem Gerät. Größere Exemplare dieser Art, die z...
Komplettanlagen sind auch nicht mehr das, was sie einst mal waren. In meiner Jugend hießen die guten Stücke noch Kompaktanlagen, wenn ich mich recht entsinne. Sie vereinten mehrere HiFi-Bausteine wie Plattenspieler, Verstärker und Radio in nur einem Gerät. Größere Exemplare dieser Art, die ziemlich breit und gar nicht bescheiden daherkamen, boten zusätzlich ein Kassettendeck – aber keine Lautsprecher, die musste man damals immer extra kaufen.
„The Sevens“ von Klipsch zieht das Thema Kompaktanlage wie sein deutlich kleineres Vorgängermodell „The Fives“ genau andersherum auf und packt alles, was Musikfreunde heute benötigen, in ein auf den ersten Blick unscheinbares Boxenpaar. Fast alles, sollte man vielleicht lieber schreiben, denn ein Vinyl-Dreher fand im Gehäuse der Aktiv-Monitore selbstredend keinen geeigneten Platz.

An die zahlreichen Analogfreunde haben die US-Ingenieure erfreulicherweise trotzdem gedacht: „The Sevens“ verfügt über einen MM-Phonoeingang auf der Rückseite des Master-Speakers. Dieser darf, nebenbei bemerkt, ebenso rechts wie links seinen Kommandoplatz einnehmen.
Technische Daten
Vollbild an/ausKlipsch the Sevens | |
---|---|
Listenpreis | 1.600 Euro |
Maße (B×H×T) | 20,6 × 41,6 × 27,6 cm |
Gewicht | 10,1 kg |
Untere Grenzfrequenz -3/-6 dB | 44/38 Hz |
Maximalpegel | 95 dBSPL |
Stromverbrauch (Standby/Ein) | 0,4/17 W |
Funksystem | Bluetooth (SBC, AAC, aptX HD) |
Codierung | max.192 kHz/24 bit |
Equalizer | 6-Band-GEQ, Loudness, 3-fach-Bassabsenkung für freie-, Wand-, Ecknahe Platzierung |
Eingänge analog RCA / XLR | ja / nein |
Eingänge digital USB/ coaxial / optisch | ja / nein / ja |
Fernbedienung / App ja / ja |
Bevor ich auf den Plattenklang der Klipsch eingehe, würde ich zunächst gerne ein paar Anmerkungen zum Äußeren, zum Bedienkonzept und zum Zubehör machen: Die Optik der Bassreflexbox bezeichnet der Hersteller als „Heritage Inspired“, was nichts anderes bedeutet, als dass die Amerikaner mit dem Echtholz-furnierten und sauber verarbeiteten Monitor auf der Retrowelle surfen. Insbesondere im Walnuss-Look mit cremeweißen Abdeckungen machen die mit vier Endstufen ausgestatteten „The Sevens“ echt was her, finde ich.

Verbesserte App und viel Zubehör
Weniger gefällt mir das Bedienpanel auf der Master-Box für Quellwahl und Pegel (das nicht aus Plastik ist). Aber das ist Geschmackssache. Das große Lautstärke-Drehrad läuft sehr leichtgängig, reagiert aber nur zurückhaltend, sodass man viel Kurbeln muss – oder lieber gleich auf die mitgelieferte IR-Fernbedienung oder das eigene Smartphone ausweicht, für das es die Klipsch-Connect-App gibt.
Diese funktionierte auf dem Android-Phone eines Kollegen ohne Umschweife. Mein iPhone brauchte dagegen Überredung, um Musik via Bluetooth an die US-Box zu schicken. Aber das lag wohl an meinem Apple-Gerät, das die Stereoboxen zunächst als Kopfhörer identifizierte.

Zurück zur Klipsch-Applikation, die in der Vergangenheit zu Recht einiges an Kritik abbekam. Wie es aussieht, haben die Amerikaner frühere Kinderkrankheiten erfolgreich kuriert.
Mein einziger Kritikpunkt ist die Wartezeit, die die App benötigt, um eine Verbindung mit den Lautsprechern herzustellen. Denn dafür ruft sie jedes Mal die neuesten Daten ab, was eben etwas dauert und leider immer der Fall ist, sobald man die App öffnet – egal, ob man sie für eine Sekunde oder mehrere Stunden geschlossen hatte.
Ein dickes Lob gebührt dagegen der Bedienlogik: Sowohl die Inbetriebnahme als auch die diversen Einstellungen für das Set-up (Aufstellung: frei, wand- oder ecknah) und den Klang (Bässe, Mitten, Höhen) waren ein Kinderspiel.
Ebenfalls sehr positiv erwähnen muss man die Ausstattung des US-Speakers. Sie ermöglicht Plug and Play ohne lästige Verzögerungen. Zum Lieferumfang gehören ein Stromkabel, eine vier Meter lange Verbindungsstrippe (Vierpol), ein Verlängerungskabel (2 Meter) sowie last, but not least Kabel für HDMI- und USB-B.
Die erwähnte Auswahl an Kabeln gibt Hinweise darauf, wie viel mehr als ein Zweiwegelautsprecher mit Hornbestückung „The Sevens“ ist: Im Grunde vereint die aktive Klipsch das komplette Audio-Equipment in sich, denn Amp und Anschlussbuchsen sind vorhanden.
Weitere Bausteine werden damit überflüssig. Ich würde allerdings einen Netzwerkstreamer wie den Cambridge AXN10 empfehlen, um der Klipsch die Welt des autonomen HiRes-Streamens zu erschließen. Obendrein lassen sich die Boxen via HDMI-ARC mit einem Fernseher verbinden.
Für die D/A-Konvertierung der digitalen Datenströme sorgt ein integrierter HiRes-Wandler (192 kHz/24 Bit). Er schickt seine Signale über die vollaktive Weiche an insgesamt 200 Watt starke DSP-Verstärker. Von dort aus geht es zu einem 18 Zentimeter durchmessenden Langhub-Tieftöner mit weicher Composite Membran sowie zu einem 25-Millimeter-Titan-Hochtöner, der hinter einer akustischen Linse am Anfang des Horns sitzt.

Beeindruckend großes Klangbild
Bedenken, die ich vor dem Hörtest hatte („Was wird so eine Anlage wohl leisten können“), blies die Klipsch im Wortsinn beiseite – mit einem ungemein lebendigen, ja: anmachenden Sound, der den schmalen Grad zwischen Horn-typischer Direktheit und unaufdringlicher Entspanntheit geradezu vorbildlich traf. Wenn es etwas zu bemerken, aber nicht zu kritisieren gab, dann höchstens, dass um Stimmen und Instrumente etwas weniger Luft war, als bei konventionellen Boxen.
Und der Phonoeingang? Den würde ich für 300-Euro-Plattenspieler als adäquat bezeichnen. Er spielte brummfrei und tonal sauber, aber dynamisch gebremst.
Bei einer satten Basisbreite von knapp 4 Metern zauberte die 1.600-Euro-Anlage von Klipsch übrigens ein beeindruckend großes und detailreiches Klangbild in den stereoplay-Hörraum, das ich den kompakten Schallwandlern so nie zugetraut hätte. Den breiten Abstand hatte ich, nebenbei bemerkt, gewählt, damit die direkter abstrahlende Hornkonstruktion mehr Energie von den Seitenwänden abbekommt. Für eine ausgeglichene Balance, gab ich den Höhen zudem 2 dB dazu.
Eindrucksvoll war auch die Tiefton-Performance von „The Sevens“. Bei Daft Punks „The Son of Flynn“ (TRON: Legacy) ging der Synthie-Bass erstaunlich tief in den Keller. Naturgemäß konnte der 18er-Tiefmitteltöner der Klipsch aber keine großen Luftmengen bewegen, wodurch der Klang der Aktiv-Box zwar tiefreichend und kontrolliert, aber nicht so körperhaft wie bei voluminöseren Lautsprechern war.
Fazit
Für 1.600 Euro wäre „The Sevens“ bereits ein guter Lautsprecher. Als Komplettanlage dürfte sie für dieses Geld aktuell kaum zu schlagen sein. Ein Aufbruch in die Moderne. Mit Bravour.