Roberts Radio Stylus Luxe im Test
Ein Plattenspieler mit Direktantrieb, Phonoverstärker und Analog-Digital-Wandler samt USB-Anschluss an Bord – was will man heute mehr? Auf jeden Fall solide Qualität und einen bezahlbaren Preis. Wir hätten da was: den Roberts Radio Stylus Luxe.

- Roberts Radio Stylus Luxe im Test
- Details Roberts Radio Stylus Luxe
Roberts Radio Stylus Luxe : Das gute Stück kostet tatsächlich nur 579 Euro. Das darf als sensationell gelten darf, denn der Preis versteht sich inklusive Magnet-Tonabnehmer Audio Technica AT-95E, einem Entzerrer-Vorverstärker für Line-Ausgangspegel, einem Analog-Digital-Wandler mit USB-Ausgang u...
Roberts Radio Stylus Luxe : Das gute Stück kostet tatsächlich nur 579 Euro. Das darf als sensationell gelten darf, denn der Preis versteht sich inklusive Magnet-Tonabnehmer Audio Technica AT-95E, einem Entzerrer-Vorverstärker für Line-Ausgangspegel, einem Analog-Digital-Wandler mit USB-Ausgang und nicht zuletzt dem in dieser Preisklasse ziemlich solitären Direktantrieb. Roberts Radio aus dem Vereinigten Königreich bietet tatsächlich noch einen günstigeren Spieler an. Der Stylus mit Riemen- statt Direktantrieb kostet mit AT-3600L und ansonsten gleicher Ausstattung fast schon taschengeldtaugliche 379 Euro.
Wir orderten den Stylus Luxe, der den RT 200 ablöst. Durch die Bank liefert der Neue ordentliche Auspack- und Anfassqualität: Die Zarge in heller Walnussholz-Anmutung mit silbriger, gebürsteter Aluminium- Front sieht hübsch aus, eine Abdeckhaube ist im Preis inbegriffen.

Weder geschüttelt noch gerührt
Für den sehr leichten Teller gibt es eine gut dämpfende, griffige Gummimatte, auf der die Platte, von keinerlei Trittschall erschüttert, rotiert. Der Arm mit perfekt vormontiertem Pickup am SME-Bajonett zieht ungerührt von Welligkeiten oder Exzentrizitäten der Vinyle seine Bahn, auf Wunsch schaltet der Dreher seine 33 oder 45 Umdrehungen am Platten-Ende aus.
Die Halbautomatik lässt sich ebenso wie der um 36 Dezibel liftende Phonoverstärker und Ein/Aus nur auf der Rückseite aktivieren. Wer also öfter schalten und walten will, sollte den Spieler entsprechend aufstellen.
Vielleicht will man nach einigen Betriebstagen das wirklich unterirdische Beipack-Cinchkabel austauschen (wie vom Autor bald gemacht) oder mal ausprobieren, wie denn der Spieler alleine, mit einem exzellenten externen MM-Vorverstärker so klingt. Auch das machte der Autor – mit erfreulichem Ergebnis.
Oder man will via USB-B-Buchse checken, wie sich der interne 16-Bit-/48 kHz-AD-Wandler so beim Digitalisieren macht. Auch das wurde geprüft und – zumindest bei normal geschnittenen (und nicht zu lauten) Platten – für gut befunden. Entsprechende Kabel und sogar ein Adapter von 2 x Cinch auf 3,5-mm-Klinke liegen bei. Angesichts der Gesamtqualität fragt man sich schon, wer die denn liefert.
Roberts Radio wurde 1932 gegründet. Damals baute Harry Roberts in London zusammen mit einem Kompagnon tatsächlich Radios, eines davon in den 1940er Jahren sogar für die spätere Königin Elisabeth II. Wie viele Traditionsunternehmen der Unterhaltungselektronik geriet man ab den 1970er Jahren durch starke Konkurrenz aus Fernost unter Druck.
Doch ein Martini-Werbespot, in dem ein Roberts Radio zu sehen war, brachte die Company ab 1989 wieder auf die Erfolgsspur. Seit 1994 hat die irische Glen Dimplex Group das Sagen.
So hielt die Globalisierung Einzug: Noch immer wird in England entwickelt und designt – das Headquarter mit Managing Director Diane Fuller residiert in Chertsey, Grafschaft Surrey – aber die Fertigung übernehmen natürlich längst Firmen in Fernost, vornehmlich in China. Von dort kommt wohl – das lässt Roberts Radio tatsächlich nicht raus – der Motor, das technologische Schmuckstück des Spielers. Beim Direktantrieb fungiert die Motorachse gleichzeitig als Lagerachse des Plattentellers.

Weder eiernd noch brummend
Das tönt theoretisch top, birgt aber einige Risiken. Da ist das Polruckeln des über mehrere Induktions-Segmente angetriebenen Rotors zu nennen oder dass sich Motorbrumm direkt (dito) auf die Schallplatte überträgt. Im Labor erwies sich der Stylus Luxe mit mediokren, durchaus akzeptablen Werten zwar nicht als Gleichlaufwunder, aber er glänzte mit für diese Preisklasse sehr guten Rumpelabständen. Es steht also nicht zu befürchten, dass er die Schallplattenwiedergabe mit Eiern oder Brummen stört.
Und in der Tat gab es in dieser Hinsicht nichts zu meckern. Hat man den RR Stylus Luxe erst einmal waagerecht auf seine vier gut entkoppelnden Füße gestellt, das 24-Volt-DC-Steckernetzteil angestöpselt und mit Einschwenken des Tonarms auch den Teller in Rotation versetzt, hört selbst der ausgewiesene Vinylfan mit Wohlgefallen zu.
Zuerst bogen wir mit Sob & The Czyks auf die „Route 66“ ein. Und da ließ uns der Stylus Luxe doch schon mal richtig flott swingend cruisen. Das hatte Drive, Dynamik und Druck, das gute alte Arbeitspferd AT-95E konnte richtig was aus der Rille holen. Spaßeshalber wechselten wir auf die Überholspur mit dem Goldring 1042, einem etwa 420 Euro teuren MM-Pickup der Topklasse.
Unter Umgehung des eingebauten Phono-Pre an den superben Clearaudio Balance Reference Phono angeschlossen, erwies sich: Erstens ist der Roberts Radio Stylus Luxe ein guter Plattenspieler mit viel Potenzial. Zweitens lohnt es sich deshalb, später mit einem höherwertigen Tonabnehmer aufzurüsten und drittens verbleibt der eingebaute Vorvorverstärker auf ordentlichem, aber sicher nicht überragenden Niveau. Da zeigten komplexe Klassik-Werke wie John Williams Cellokonzert oder saftige Rock-Nummern wie Pristines „Actions, Deeds And Suffering“ doch Grenzen auf.
Weder billig noch Perspektivlos
Doch bevor wir jetzt auf hohem Highender-Ross herumreiten: Der Stylus Luxe machte seine Sache auch in der Standardausrüstung wirklich gut. Jeden Billigheimer vom Discounter machte er mit erstaunlicher Kraft nass. Ein drall abgemischtes Drumset ballerte markerschütternd, und selbst höhere Pegel drifteten nie ins Lärmige ab. Zusammengefasst: Der englische Plattenspieler ist bestimmt nicht billig.
Seinen Preis ist der Roberts Radio Stylus Luxe mehr als wert. Er bietet dem Einsteiger ein manierliches Rundum-Sorglos-Paket inklusive Digital-Optionen. Darüber hinaus reichlich Perspektiven zur Klangwert-Steigerung. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sensationell.

Fazit
Viele meiner Jugend-Freunde haben frisch gekaufte Schallplatten sofort auf Kassette überspielt, um die wertvollen Scheiben nicht abzunutzen und trotzdem ständig und nahezu überall hören zu können. Die zeitgemäße Alternative heißt Roberts Radio Stylus Luxe. Scheibe auflegen, für irgendwelche Devices digitalisieren und gut ist. Nun, das können auch andere. Aber der Direkttriebler kann auch „rein“ analog überzeugen. Und mit einem besseren Pickup kommt man locker über die Einstiegsklasse hinaus. Für kleines Geld direkt ins große Glück.