Jamo S7-27F im Test
Der dänische Traditionshersteller Jamo feiert sein Comeback: Mit der neuen Lautsprecher-Serie Studio 7 greifen die Dänen richtig an.

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- Details Jamo S7-27F
Dänen gelten ja gemeinhin als glückliches, gemütliches Volk, das auch gern Spaß hat und feiert. Die Südskandinavier haben ein schönes Wort in ihrer Sprache, das sie in diesem Zusammenhang oft gebrauchen: „hygge“ beziehungsweise das passende Adjektiv „hyggelig“. Die Vokabel ist zu ein...
Dänen gelten ja gemeinhin als glückliches, gemütliches Volk, das auch gern Spaß hat und feiert. Die Südskandinavier haben ein schönes Wort in ihrer Sprache, das sie in diesem Zusammenhang oft gebrauchen: „hygge“ beziehungsweise das passende Adjektiv „hyggelig“. Die Vokabel ist zu einem universellen Platzhalter geworden und kann wie das neudeutsche „cool“ oder das altdeutsche „geil“ so ziemlich alles bedeuten, was irgendwie positiv besetzt ist. So jedenfalls erklärte es dem Autor einer, der es wissen muss.
Jener waschechte Däne hätte wohl auch das Comeback von Jamo richtig hyggelig gefunden, schließlich zählte das Unternehmen einst zu den Aushängeschildern der dänischen HiFi. Jamo setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der Gründer-Nachnamen Preben Jacobsen und Julius Mortensen und stand für modernes Design plus guter Klang plus kühl kalkulierte Preise. Inzwischen gehört die 1968 aus der Taufe gehobene Company wie Klipsch zur US-amerikanischen Investoren-Gruppe Voxx International. Nach einem Sinkflug unter den Radar in Deutschland soll es jetzt wieder steil nach oben gehen. Zum Beispiel mit der neuen Serie Studio 7, deren größter Vertreter 27F zum Test antrat.

Geneigte Front
Den Seriennamen verdanken die Studio-7-Modelle ihrer um sieben Grad nach hinten geneigten Front der beiden Kompaktboxen 15B und 17B (B wie Bookshelf) und der beiden Standlautsprecher 25F und 27F (F wie Floorstanding). Zudem liefert Jamo schicke, ungeneigte Center Speaker als Surround-Ergänzungen. Alle Studio 7 gibt es in den „nordischen“ Farben blau und grau (Meer und Himmel, je nach Wetterlage). Das Vinyl-Outfit der 27F mag manch einem nicht gerade wie der letzte Design-Schrei vorkommen, doch das Ausrufezeichen setzt sowieso der aufgerufene Preis. Die immerhin fast 86 Zentimeter aufragenden und satte 18 Kilogramm schweren Schräglinge kosten gerade mal 900 Euro. Das Paar.
Und das macht schon neugierig auf die Zweiwege-Bassreflexbox. Zwei parallel laufende 18-Zentimeter-Tiefmitteltöner übernehmen das Frequenzspektrum bis etwa 1,6 Kilohertz, ab da übernimmt eine 2,54-Zentimeter-Textilkalotte. Charakteristisch ist die Prägung der Papp-Membranen der 7-Zoll-Tiefmitteltöner-Konen: acht kreisförmig angeordnete Ausprägungen in T-Form. Die im Firmenjargon als „Thor‘s Hammer“ titulierten Signaturen sollen dafür sorgen, dass Partialschwingungen hin zur Sicke und im Kreis keine Chance haben.
Ebenso charakteristisch ist der ovale Vorbau der 1-Zoll-Kalotte. Dieser sogenannte Waveguide sorgt bei abgenommener Stoffbespannung für „Augen“-Blicke, akustisch kräftigt er den Wirkungsgrad und sorgt für eine recht ordentliche Bündelung vor allem in der Vertikalen, was das Messlabor bestätigte. Generell stimmten die Dänen die 27F wohl eher für modern, also eher karg eingerichtete Räume ab, und da tun vertikale Bündelung und gute Richtwirkung gut. Ähnlich wie bei klassischen Hornlautsprechern, wie sie Konzernschwester Klipsch ja sehr erfolgreich anbietet.

Geneigte Hörer
Unser Hörraum ist nun mit seiner recht strammen Bedämpfung nicht gerade ein Musterbeispiel für zeitgemäße Wohnraummöblierung. Doch hier muss sich jeder getestete Lautsprecher – schon allein aus Vergleichbarkeitsgründen – behaupten. Wir experimentierten ein wenig mit der Aufstellung, denn Hörabstand und Ausrichtung können bei solchen Lautsprecher-Konstruktionen schon viel ausmachen. Nach nicht allzu langer Experimentierphase stellten wir die Jamo S7-27F mit ihren Backfire-Bassreflexrohren etwa 80 Zentimeter von der Rückwand in etwa 3,50 Meter Distanz voneinander auf, winkelten sie exakt auf den Sitzplatz ein und wahrten circa 3 Meter Hör-Abstand.
Und höre da, die geneigten Dänen sorgten auf Anhieb für geneigte Hörer. Versorgt von T+As um ein Vielfaches teureren Referenzkomponenten, dem MusicPlayer MP-3100 HV und dem Vollverstärker PA 3100 HV, sorgten sie schon in den einleitenden „Leisetreter“-Durchgängen des Hörtests für wohlwollende Kommentare. Die bärenstarke Singer/Songwriter-CD „Hibernation“ der Norwegerin Inger Nordvik – so viel skandinavischer Brückenschlag musste sein – konnte schon richtig Laune machen. Die Mittenabbildung der glockenhellen, glasklaren Stimme gelang der Jamo ganz ausgezeichnet, die detaillierte Darstellung der mehr oder weniger zahlreichen Begleitinstrumente desgleichen.

Da wollten wir doch gleich mal mit zarten Kammermusik-Klängen prüfen, was in Sachen Feinfühligkeit geboten war. Mit der Erfolgs-CD „Femmes“ der deutschen Cellistin Raphaela Gromes schlug sich die Jamo überraschend nuanciert. Eine minimale Neigung zum Nasalen in gewissen Obertonregionen machte sich bei den meisten Juroren da eher am Rande bemerkbar – der Verfärbung im schwereren Sinne machte sich die Wikingerin jedenfalls nicht schuldig.
Also mal einen Gang zulegen und die Eagles per SACD in Richtung „Hotel California“ fliegen lassen. OK, spätestens hier kamen wir der S7-27F schon auf die Schliche. Ein wenig von ihrer imposanten Bassfülle verdankt sie natürlich der im Labor bestätigten Anhebung des Oberbasses. Doch das haben die Tester insbesondere bei preiswerten Lautsprechern längst zu tolerieren gelernt, wenn dabei die Impulse nicht im Matsch versumpfen. Und das taten sie bei der Jamo definitiv nicht. Selbst als bei „Life In The Fast Lane“ auch mal knackiger die Bass-Saiten gezupft und die Bassdrum gekickt wurden.
Spaß bis zur Neige
Das rief dann zu schwereren Kalibern. Die Schwestern Lovell haben mit ihrer Band Larkin Poe schon mehrfach gezeigt, dass sie richtig rocken – und auf der aktuellen CD „Blood Harmony“ tun sie das mit besonders bluesiger und souliger Hingabe. Wir riefen zusammen mit ihnen auf zu „Kick The Blues“, und die Ladys ließen es so richtig krachen. Denn die Jamos konnten Pegel, die ihnen niemand zugetraut hätte. Und das, ohne verzerrend zu lärmen oder nervtötend zu kreischen. Aus Neugierde stöpselten wir um auf den wattschwächeren, aber exzellenten Vollverstärker Moon 250i V2 (Seite 42) – und auch damit genossen wir den hyggeligen Spaß bis zu Neige.
Fazit
Sie macht Spaß, sie kann laut, sie nervt nicht und sie kann auch mit klassischer Musik begeistern: Die Jamo S7-27F ist so ein richtiger Preis-Leistungs-Hit. Wer also ein eher halliges Hörzimmer hat und dort gern mal Party macht, ist mit diesem dänischen Schrägling bestens bedient. Und zartbesaitete Zeitgenossen dürfen sich über einen Lautsprecher freuen, der auch mit Röhren-Amps funktioniert. Echt hyggelig, das Ding.