Einfache Einrichtung auch für Laien
eero 6+ im Test: Wi-Fi-6-Router mit höheren Datenraten
Den eero 6+ gibt es einzeln oder als Mesh-System im Dreierpack. Dem Vorgänger eero 6 hat die Plus-Variante eine höhere WLAN-Kanalbandbreite voraus.

Seinen Wi-Fi-6-Router eero 6+ bietet Anbieter Amazon wahlweise als Einzelgerät (149 Euro) oder als Dreier-Mesh-Set (329 Euro) an. Bei den neuen Modellen handelt es sich um eine Weiterentwicklung des Vorgängers eero 6. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass das Plus-Modell neben 20, 40 und 80 MHz WLAN-Kanalbandbreite auch 160 MHz Kanalbandbreite unterstützt. Mit dem unterstützten 2x2 Multi-User-MIMO verdoppelt sich jeweils die maximale theoretische Datenrate:
- max. 600 Mbit/s auf 2,4 GHz
- max. 2400 Mbit/s auf 5 GHz
Um diese Bandbreiten in der Praxis nutzen zu können, müssen allerdings auch die verwendeten WLAN-Endgeräte das 160-MHz-Kanalraster unterstützen – zumindest die, die von maximaler WLAN-Kapazität profitieren können. Und es hilft sicherlich, wenn man nicht in WLAN-Ballungsgebieten wohnt, in denen Dutzende von Nachbarn auf denselben WLAN-Kanälen aktiv sind. In Stadt-Randlage und einem Einfamilienhaus erzielten wir in der Praxis Datenraten um 1 Gbit/s auf 5 GHz bei etwa zwei Metern Abstand vom eero 6+.
Anders als der gleichzeitig vorgestellte eero Pro 6E (hier unser Test) unterstützt der 6+ übrigens kein Wi-Fi 6E – kann das neue 6-GHz-WLAN-Frequenzband also nicht nutzen.
Mesh-Funktionalität per Funk oder LAN-Kabel
Das Gerät beziehungsweise jeder der Satelliten besitzt zusätzlich zwei Gigabit-Ethernet-Buchsen. Am „Router“ (eigentlich: Haupt-Satelliten) dient eine davon für die Verbindung zum vorhandenen Breitband-Router oder -Modem. Alle weiteren Buchsen können verkabelte Endgeräte unterstützen oder – sofern sich entsprechende Netzwerkkabel in Haus oder Wohnung verlegen lassen beziehungsweise dort schon vorhanden sind – auch als „Backbone“, der dann die einzelnen Mesh-Satelliten untereinander verbindet.
Ohne solchen LAN-Backbone regelt das Mesh-System die Kommunikation der Satelliten automatisch – was Amazon als „TrueMesh“ bezeichnet. Manuelle Eingriffe sind dabei auch gar nicht vorgesehen – schließlich tritt eero an, die WLAN-Versorgung zu verbessern, ohne den Nutzer mit technischen Details zu behelligen.
Wer das Einzelpaket kauft und nicht nachträglich erweitert, hat von dieser Mesh-Funktionalität natürlich nichts. Ein Grund, sich für diese Lösung zu entscheiden, könnte zum Beispiel sein, dass der vorhandene WLAN-Router noch nicht das neue, stabilere und schnellere Wi-Fi 6 unterstützt – oder Sie insgesamt mit dessen Funkleistungen nicht so ganz zufrieden sind.
Wie bei Mesh-Systemen aus US-Entwicklung üblich, sollte man die vom Hersteller angegebenen Raumabdeckungen allerdings mit Vorsicht betrachten. Die „bis zu 140 qm“ des Einzel-Modells dürften angesichts der massiveren Bauweise europäischer Häuser deutlich geringer ausfallen. Ähnliches gilt dann auch für die „bis zu 420 qm“ des Dreier-Sets. In der Praxis kann es schon bei größeren Wohnungen und erst recht bei mehrgeschossigen Häusern sinnvoll sein, weitere Satelliten in Betrieb zu nehmen.

Auch als Smart-Home-Hub nutzbar
Damit in engem Zusammenhang steht eine weitere Eigenschaft des eero 6+: Das Gerät dient auch als Hub für die Smart-Home-Funktechniken Zigbee und Thread und unterstützt für Smart-Home-Kommunikation auch Bluetooth Low Energy 5.0. Je nach Aufstellort des oder der Einzelgeräte können sie somit auch die Funkkommunikation von verstreuten Smart-Home-Komponenten mit unterstützen. Zudem sorgt die Amazon-Cloud dafür, dass sich kompatible Endgeräte dann auch über die Sprachassistentin Alexa ansteuern lassen.
Konfiguration und Inbetriebnahme laufen wie schon bei früheren eeros: Die für Android und iOS erhältliche „eero“-App führt alle erforderlichen Schritte aus, setzt dafür aber ein Benutzerkonto voraus. Amazon-Kunden können dafür ihren vorhandenen Login beim Online-Shop nutzen. Die Konfiguration erfolgt bei eero grundsätzlich über die Cloud – fällt die Internet-Verbindung aus, läuft das lokale Mesh-WLAN zwar weiter, die Einstellungen der Geräte lassen sich allerdings nicht mehr ändern.
Eine in der Praxis sehr nützliche Funktion ist jedoch die Möglichkeit, einzelne WLAN-Frequenzen vorübergehend zu deaktivieren – vorausgesetzt, der eero 6+ erreicht seine Cloud. Nützlich ist dies etwa beim Anmelden von IoT-Geräten oder IP-Kameras, die nur das 2,4 GHz-Band unterstützen und daher nicht auf eine eventuelle Aufforderung des eero-Mesh reagieren können, doch bitte auf 5 GHz zu wechseln.
Sicherheit und Kinderschutz nur im Abomodell
Zumindest diskussionswürdig ist die Praxis von Amazon, Sicherheits- und Schutzfunktionen inklusive Kinderschutz in das kostenpflichtige Abo „eero Secure“ auszulagern. Die kleinere Variante „eero Secure“ kostet 3,99 Euro/Monat beziehungsweise 39,99 Euro/Jahr und beinhaltet Netzwerkschutz, Werbe-Blocker und Kinderschutz mit Profilen und Inhaltsfiltern.
Im größeren Paket „eero Secure+“, das bereits mit 10,99 Euro/Monat beziehungsweise 109,99 Euro zu Buche schlägt, sind dann noch der auf den Endgeräten zu installierende Virenschutz Malwarebytes, der Passwort-Manager 1Passwort, der VPN-Dienst Encrypt.me und Remote-Zugriff auf das heimische Netzwerk via DynDNS enthalten. Letzteres lohnt sich wohl nur, wenn ohnehin Interesse an mindestens zwei der enthaltenen Dienste besteht. Beide Abo-Varianten lassen sich 30 Tage gratis ausprobieren. Dabei darf man aber nicht vergessen, das Abo bei Nichtgefallen vor Ablauf dieser Frist zu kündigen!
Fazit: Lohnt sich nicht für jeden
Gegenüber dem günstigeren Vorgänger eero 6 (119 Euro fürs Einzelgerät, 199 Euro fürs Zweier-Pack, 259 Euro fürs Dreier-Pack) lohnt sich der eero 6+ nur bei besonders hohem Bedarf an die WLAN-Kapazität – und WLAN-Endgeräten, die auch wirklich von der maximalen Kanalbandbreite 160 MHz profitieren können. Ein Stück weit kann diese Mehrausgabe natürlich auch eine Investition in die Zukunft sein – um für noch anzuschaffende schnellere Wi-Fi-6-Geräte gerüstet zu sein.