Betriebssystem
Windows 12: Was können wir erwarten?
Als „das beste Windows aller Zeiten“ hat Microsoft bisher jede neue Windows-Version beworben. Dank KI-Unterstützung und vieler innovativer Funktionen könnte Windows 12, das für Anfang 2024 erwartet wird, dieses Werbeversprechen diesmal tatsächlich einlösen.
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- Windows 12: Überblick, Hardwarevorraussetzungen & Infos

Microsoft selbst äußert sich noch nicht offiziell zum Windows-11-Nachfolger, der bereits 2024, unter welchem Namen auch immer, veröffentlicht werden könnte. Allerdings sprach Windows-Chefentwickler Panos Panay bereits davon, die nächste Windows-Generation werde KI-gesteuerte und cloud-basierte Features mit sich bringen und damit Windows revolutionieren.
Das intern mit dem Codenamen „Next Valley“ bezeichnete, nächste große Windows-Update könnte sich technisch dem mittlerweile weiter (als Windows) verbreiteten Android oder dessen Desktop-Variante Chrome OS annähern, das ebenfalls zu großen Teilen auf Cloud-Komponenten basiert und immer mehr KI-Funktionen einbindet.
Core OS macht Windows schlanker
Verschiedene Datenlecks (Leaks) zeigen, dass das Kernbetriebssystem in Zukunft kleiner wird und viele Funktionen in externe Programme ausgelagert werden, wie es schon jetzt zunehmend bei Windows 11 und 10 zu sehen ist. Windows nutzt dabei verstärkt den Microsoft Store, um Apps zu aktualisieren, die früher Systemkomponenten waren.
Das ermöglicht es aber auch, nicht benötigte Komponenten zu deinstallieren. Dieser modulare Aufbau soll mit dem kommenden Windows noch ausgeweitet werden. Dadurch wird Windows für verschiedene Nutzergruppen anpassbarer und leichter zu warten – niemand braucht schließlich jede Windows-Funktion.
Entwicklerberichten zufolge könnte Windows 12 das fortsetzen, was mit Windows 10 angefangen, aber bis jetzt nicht vollendet wurde: ein kompletter Neuanfang in der Betriebssystementwicklung, ohne auf Altlasten Rücksicht zu nehmen. Lediglich die Oberfläche soll vertraut bleiben. Man will nicht wieder den gleichen Fehler, wie bei Windows 8 machen.
Dieser Neustart erklärt auch neue Hardwarevoraussetzungen. Die Behauptung, es würden zwei TPM-Module benötigt, scheint eine Ente gewesen zu sein. Auch eine permanente Internetverbindung als Voraussetzung klingt unwahrscheinlich. Selbst Chromebooks lassen sich gut offline nutzen. Es ist eher anzunehmen, dass Windows 12, wie heute schon OneDrive, Cloud-Inhalte weitestmöglich auf der lokalen Festplatte spiegelt, damit Laptops auch unterwegs verwendbar sind. Um die persönlichen Cloud-Inhalte im Betriebssystem nahtlos verwenden zu können, scheint der Zwang zur Anmeldung mit einem Microsoft-Konto wahrscheinlich, was in Kreisen kritischer Anwender wieder einmal zu der Frage führt: Wird der PC vom Personal Computer zum Public Computer?

Höhere Hardwarevoraussetzungen
Das nächste Windows wird allen Nutzern von Windows 11 als kostenloses Update angeboten, aber längst nicht alle werden es tatsächlich installieren können. Besonders die neuen KI-Funktionen werden die Hardwarevoraussetzungen in die Höhe schrauben. Weitere Informationen dazu lesen Sie auf der nächsten Seite „Kompatibilität und Hardwarevoraussetzungen“.
In internen Dokumenten zu Intels angekündigter Prozessorfamilie mit dem Codenamen „Meteor Lake“ tauchte der Name Windows 12 bereits auf. Diese Prozessoren integrieren KI-Funktionen im Chip, was zumindest auf einen Zusammenhang, möglicherweise auch auf einen Starttermin für Windows 12 hindeutet.
Lange wurden die neuen Intel-Prozessoren bereits für Ende 2023 erwartet. Es gibt aber bereits Meldungen, unter anderem in den üblicherweise sehr gut informierten Onlinemagazinen Neowin und Benchlife, Intel habe die geplante Prozessorserie Meteor Lake-S abgesagt und werde sie durch eine Chipreihe namens Arrow Lake-S ersetzen. Grund sei, dass der Hersteller tiefgreifende Änderungen an der Roadmap für neue Desktopcomputer plant.
Das wiederum könnte auf Änderungen an den Systemvoraussetzungen der kommenden Windows-Version beruhen. XenoPanther, ein bekannter Windows-Leaker, entdeckte Hinweise auf eine neue Version 3.2 des Windows Display Driver Model (WDDM) in Windows 11. Der Chiphersteller Qualcomm sucht in Indien bereits Softwareentwickler speziell zu dieser WDDM-Version.

Das deuten Insider so, dass es in Windows 12 tiefgreifende Änderungen geben wird, die auf grundsätzlich neue Betriebssystemfunktionen hindeuten. Dies könnte aber auch heißen, dass nicht mehr jede Grafikkarte von Windows 12 unterstützt wird. Ähnliches gab es bereits vor vielen Jahren bei Windows Vista, als die Grafikkarte auf vielen PCs das Update verhinderte.
Fehlende Hardwarevoraussetzungen müssen nicht unbedingt ein Ausschlusskriterium für ein Windows-Update sein. Microsoft erkannte offensichtlich selbst, dass der aktuelle TPM-Zwang so manchen Update-Willigen den Umstieg auf Windows 11 untersagt. Daher veröffentlichte das Unternehmen selbst einen Registry-Hack, der das Update ohne TPM 2.0 zulässt.
Dazu legt man lediglich einen neuen Dword-Wert AllowUpgradesWithUnsupportedTPMOrCPU im Schlüssel HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\Setup\MoSetup an, setzt ihn auf 1 und startet den PC neu. Sollten sich die Hardwarevoraussetzungen für Windows 12 beim offiziellen Produktstart tatsächlich als zu hoch herausstellen, wird sicherlich bald ein ähnlicher Trick im Netz auftauchen.

Edge-Browser: zentrale Komponente in Windows 12
Der Edge-Browser, der in seiner Anfangszeit von vielen Anwendern nur ein einziges Mal genutzt wurde, nämlich um einen anderen Browser herunterzuladen, ist mit der Zeit erwachsen und zur interessanten Alternative zu den weit verbreiteten Browsern Chrome und Firefox geworden.
Derzeit sieht es aus, als ob Microsoft seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI nutzt, um den Edge-Browser als zentrale Oberfläche für allerlei Funktionen im Betriebssystem fest zu etablieren, ähnlich wie es Google mit dem Chrome-Browser in Chrome OS zeigt.
Auf diese Weise ergibt sich ein aus Nutzersicht nahtloser Übergang zwischen Systemfunktionen und Onlinediensten. Ganz nebenbei würde Microsoft mit Edge den bisherigen Platzhirsch Chrome vom PC fegen, ähnlich wie man seinerzeit mit dem Internet Explorer den damaligen Marktführer Netscape in die Belanglosigkeit verdrängte.
Als Beispiel erwähnte Yusuf Mehdi, Microsofts Direktor für Verbrauchermarketing, den neuen Bing-Image-Ersteller, ein auf der Bildbearbeitungs-KI DALL-E basiertes Werkzeug, mit dem Benutzer professionell anmutende „Fotos“ anhand vorgegebener Informationen einfach innerhalb des Edge-Browsers erstellen können.

Verknüpfung PC und Smartphone
Google, Samsung und auch Huawei machen mit eigenen Tools vor, wie eine Verknüpfung von Smartphone und PC aussehen kann. Das Windows-Programm Smartphone Link bringt bereits jetzt zusammen mit der passenden App Benachrichtigungen, SMS und Anrufe vom Smartphone auf den PC.
Die Bedienung des Smartphones und seiner Apps durch Bildschirmspiegelung ist nur mit wenigen Samsung-Modellen möglich. Hier sind externe Tools oder proprietäre Systeme der Gerätehersteller technisch deutlich weiter. Smartphone Link ermöglicht zusätzlich auch die Übertragung von Fotos der Handykamera, allerdings auf einem umständlichen Weg. Die einfache Einbindung des Smartphones als USB-Laufwerk im Explorer oder die Synchronisation mit der OneDrive-App bieten mehr Komfort.
Wenn Windows 12 persönliche Daten vorzugsweise auf OneDrive speichert, sollte die zugehörige App auf Smartphones noch besser ins System integriert werden. Google macht es mit Google Drive bereits seit vielen Android-Versionen vor. Seit einiger Zeit bietet Microsoft seinen Edge-Browser, der im Hintergrund auf Chrome basiert, auch als Smartphone-App an und ermöglicht damit die nahtlose Synchronisation von Browserverlauf, Lesezeichen und Passwörtern zwischen Smartphone und PC über das Microsoft-Konto.
Das Vorbild Google zeigt es seit Jahren in Chrome und geht sogar einen Schritt weiter. Hier können Inhalte aus der Zwischenablage des Smartphones direkt in die Zwischenablage des PCs übernommen werden. Windows bietet mit der erweiterten Zwischenablage [Win]+[V] eine ähnliche Lösung mit Synchronisation über das Microsoft-Konto an, die bis jetzt nur zwischen verschiedenen PCs funktioniert, aber voraussichtlich auf Smartphones erweitert wird.
Ein weiteres Werkzeug für die einfachere Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Geräten kann jetzt schon im Edge-Browser getestet werden. Das Papierflieger-Symbol „Drop“ öffnet ein kleines Chatfenster im Browser, in dem Sie Notizen in Form von Nachrichten an sich selbst schreiben oder in das Sie Dateien und Webinhalte ziehen können. Diese stehen dann auf allen Geräten zur Verfügung. Edge nutzt dazu im Hintergrund einen eigenen Ordner Microsoft Edge Drop Files auf OneDrive.

Erfolgt 2024 die Veröffentlichung?
Noch ist es zu früh, von Fakten über ein nächstes Windows zu sprechen, dessen Name nicht einmal bekannt ist. Alles bisher Geschriebene basiert auf unbestätigten Leaks, Vermutungen aus allgemein gut informierten Kreisen sowie auf Tools, die bereits veröffentlicht wurden und möglicherweise später zu Systemfunktionen werden.
Vieles deutet momentan darauf hin, dass Microsoft von seiner ursprünglichen Idee abkommt, Windows 10 sei die letzte große Windows-Version, und wieder zu einem Dreijahres-Intervall für neue Versionen übergeht, wie es damals bei Windows 7 und Windows 8 der Fall war. Demnach müsste Windows 12 im Jahr 2024 erscheinen – dann wird Windows 11 drei Jahre alt.