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Vergleichstest: Lautsprecher

Lautsprecher sind Kisten, unattraktiv, hässlich, und sie verschandeln den Wohnraum. Weit gefehlt - Wir zeigen Ihnen die schönsten Kompaktboxen der Welt. Sie schmeicheln Auge und Ohr und müssen nicht einmal unerschwinglich sein.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Knut Isberner • 28.8.2007 • ca. 5:50 Min

Lautsprecher
Vergleichstest: Lautsprecher
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Inhalt
  1. Vergleichstest: Lautsprecher
  2. Teil 2: Vergleichstest: Lautsprecher

Dynaudio Contour S 1.4
Dynaudio Contour S 1.4, 775 Punkte, 2.670,-EUR
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Dynaudio Contour S 1.4

Großartiges muss nicht groß sein, wer könnte diesen Beweis besser führen als die Contour S 1.4 von Dynaudio? Dabei lässt ihre elegante Erscheinung höchstens vermuten, welche Ingredienzien in ihrem Inneren schlummern.

Zum Beispiel eine auf das hochwertigste bestückte Frequenzweiche - auch sie ist eine Augenweide -, welche den Chassis aus eigener Entwicklung sowie Herstellung die Arbeitsbereiche zuteilt. Dabei geht sie behutsam vor und trennt Mitten von Höhen mit geringer Flankensteilheit, wovon sich die Entwickler eine phasengenaue und damit präzise Wiedergabe versprechen.

Den trefflich verarbeiteten Contour-Korpus - es ist eine Freude, die Hand über diese Flächen gleiten zu lassen; man will diese Boxen anfassen (!) - stellt Dynaudio aus 20 Millimeter kräftigen MDF-(Mitteldichte Faser)-Platten her und beschwert diese mit Bitumenmatten. Letztlich entsteht so ein Sandwich, das sich äußerst resistent gegen klangbeeinflussende Eigenschwinungen zeigt. Denn Töner erzeugen neben Schall auch Bewegungsenergie, die bedämpft oder abgeleitet werden muss. Dynaudio entkoppelt die Treiber vom eigentlichen Boxenkabinett und verfrachtete Tiefmittel- und Hochtöner in eine schwere Metallplatte, die dem Gehäuse vorgelagert ist.

Boxen
Die klare Linienführung verleiht den Boxen eine gewisse Leichtigkeit. Die Reflexöffnung (links) kann verschlossen werden
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Die Metallfront selbst wird wiederum über eine dämpfende Kunststoffschicht vom Korpus getrennt. Ein Aufwand, der den Speakern zu einem unverkennbaren Gesicht, aber auch zu klanglichen Höhenflügen verhilft. Einzige Voraussetzung: Die S 1.4 sollten nicht in sehr bedämpften Räumen aufspielen - also Räume mit sehr vielen schweren Vorhängen, Polstermöbeln und Teppichen.

In den meisten Umgebungen jedoch werden die Contour S 1.4 ein wahres Feuerwerk an Klangfarben entfachen und das musikalische Geschehen greifbar und dreidimensional auf den Hörer hin abbilden. Nervosität ist den Boxen dabei selbst mit hohen Pegeln so fremd wie ungebührliche Gelassenheit. Mit ihrem samtenen, tendenziell dunklen Timbre verführen und entführen sie in fantastische Klangwelten. Und wer glaubt, Kompakte seien im Bass immer unterbelichtet, der schenke den Contour S 1,4 Gehör - kraftvoll, konturiert, auf den Punkt - großartig.

Wertung: Dynaudio Contour S 1.4
Die Bewertung der Dynaudio Boxen
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Epos M12.2
Epos M12.2, 608 Punkte, 870,-EUR
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Epos M 12.2

Briten gehen gern eigene Wege: Sie fahren links, mögen Fisch mit Chips und sind in Design-Fragen eher konservativ. Avantgardistische Formen und Farben überlässt man lieber einem Colani. So mag das Syling der Epos M 12.2 altbacken wirken, doch offenbart sich wahre Schönheit nicht immer auf den ersten Blick. Und man unterschätze nicht: Es gibt Menschen, für die eine Box auch aussehen muss wie eine Box.

Die Hölzer der M 12.2 sind wohl gewählt, der Körper ist herrlich verarbeitet, und die Kanten der Schallwand sind penibel sauber gerundet. Das ist hübsch und auch gut, denn es mindert Kantendiffraktion. An harten Kanten beugt sich der Schall - das kann den Klang negativ beeinflussen.

Epos M 12.2 Boxen
Die Epos M 12.2 glänzt mit abgerundeten Kanten und einem gut erreichbaren Terminal. Mit dem ungewöhnlichen Fuß klingt's pieksauber
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Im Inneren residiert modernste Technik. Der Basstreiber mit Alu-Membran ist belüftet und besitzt einen fest stehenden Phase Plug - das reduziert Kompressionserscheinungen. Dem Tweeter spendierte Epos rücklings ein kühlendes Skelett, und solide Stegleitungen sorgen für den Signaltransfer zu den Chassis.

Auch im Sound gaben sich die M 12.2 alles andere als bieder. Wenn die Speaker parallel aufgestellt nicht sehr weit auseinander (geringe Basisbreite) standen, begeisterten sie die Jury mit ihrem leichtfüßigen Naturell, welches sie mit Feinauflösung und sauberer Tiefenstaffelung garnierten. Stimmen kamen schon mal einen Tick zu rau, doch unterstrich das lediglich die straffe, konkrete Gangart der Epos. Schlank und schlakkenlos machten sie Tempo, ohne hektisch zu erscheinen, und wahrten stets die gesunde Balance zwischen Analyse und Musikalität.

Wertung: Epos M 12.2
Die Bewertung der Epos Boxen
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Focal Electra 1007 BE
Focal Electra 1007 BE, 768 Punkte, 3.300,-EUR
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Focal Electra 1007 BE

Was wäre ein Laufsteg ohne Naomi Campbell, Paris ohne Haute Couture? Wohl was die Boxenwelt ohne die Focal Electra 1007 Be wäre - recht fad. Diese Schallwandler machen mit ihrem asymmetrischen Körper, den geschwungenen Seiten und der Abdeckplatte aus Glas nicht nur eine formidable Figur - aus jedem Blickwinkel -, sie fahren auch technisch ziemlich alles auf, was der französische Lautsprecherspezialist an Finessen zu bieten hat.

So gibt ein Hochtöner mit ultrateurer Beryllium- Membran Signale bis weit über 40 Kilohertz recht linear wieder (hier endet unser Messequipment). Der Tieftöner vertraut in Sachen Membran auf ein Sandwich aus einem extrem harten Schaum sowie Glasfasermatten. Beides ergibt ein extrem steifes Gebilde und bleibt dabei sehr leicht. Ein großzügig bemessener Ferritmagnet bringt das System in Schwung. Gewindeschrauben verankern den Bass sicher in der mächtigen Schallwand; der Tweeter bewohnt gar ein eigenes Abteil mit Stahlfront. Die starke Wölbung der Electra- Front begünstigt ein homogenes Abstrahlverhalten. Auch der Rücken der Focal kann entzücken. Hier lugen dem stolzen Besitzer perfekt zugängliche Anschlüsse entgegen, die sowohl Kabelschuhe wie Bananenstecker sicher aufnehmen. Auf Bi-Wiring verzichtet Focalmit Absicht. Die Abstimmung der Speaker soll nicht durch Ansteuerung der beiden Frequenzbereiche mit unterschiedlichen Strippen beeinflusst werden.

Electra-Körper
Ob Front, Seite oder Rücken, der Electra-Körper ist harmonisch und elegant. Vorbildlich: das perfekt zugängliche Anschlussterminal
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Gut so - denn an der tonalen Ausrichtung der Electra 1007 Be gibt es nichts zu bekritteln. Famos, wie die Speaker komplexe Orchesterpassagen wie beispielsweise die "Sinfonischen Tänze" von Rachmaninoff (Decca) aufdröseln, kleinste Details wie mit der Lupe ans Licht befördern, ohne je den Gedanken an eine übertriebene, weil unmusikalische Analytik aufkeimen zu lassen.

Die Electras stellten stets die Verbindung zum musikalischen Kontext dar. Oder treffender: Sie ließen ihn bei aller Detailflut nie aus dem Auge. So projizierten sie die Top-Sopranistin Elly Ameling und "Solveigs Lied" ("Peer Gynt"/ Philips) nahezu maßstabgetreu vor die Jury; gaben der Sängerin Raum und Bewegungsfreiheit. Nur Sonne, kein Schatten? Eine Frequenzlage darunter schliffen sie Konturen in Stimmen einen Hauch zu glatt und gaben ihnen eine leicht pastellene Note mit auf den Weg - marginal. Diese Lautsprecher zählen fraglos zu den schönsten und zu den besten Schallwandlern des Globus.

Wertung: Focal Electra 1007 Be
Die Bewertung der Focal Boxen
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KEF XQ 1
KEF XQ 1, 630 Punkte, 1.260,-EUR
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KEF XQ 1

Gelungen geschwungen - die KEF XQ1 verzichtet auf parallele Seitenwände, aber auch Boden und Deckplatte verlaufen nicht parallel. Das verleiht den Boxen ein spannendes Äußeres. Sie zu verstecken, wäre eine Schande, so schick wirken sie in dem schimmernden Lackgewand und mit der soliden Alufront, in die ein aufwändiges Koax-Chassis bündig eingelassen ist.

Akustisch bringt dieser Aufbau von Gehäuse und Chassis Vorteile. Denn Töner strahlen Schall nicht nur nach vorn auf den Hörer zu ab, sondern auch in das Boxeninnere. Schallwellen schaukeln sich zwischen parallelen Boxenwänden konstruktiv gerne auf und vermiesen den Klang. Die Chancen stehen bei der XQ1 schlecht. Der koaxiale Aufbau des Treibers soll zudem für eine besonders scharfe Ortung bürgen. Ihm zur Seite stellt KEF einen Supertweeter, der Töne bis weit über unsere Hörgrenze hinaus wiedergeben soll. Er thront wie das Auge eines Seerohrs über der eigentlichen Box in einem eigenen Gehäuse aus Metall und verleiht der XQ1 ein eigenständiges Gesicht. Drei mitgelieferte fette Spikes unterstreichen den modernen Look.

Korpus der XQ1
Der Korpus der XQ1 verzichtet auf parallele Seitenwände. Über der eigentlichen Box thront ein Töner für allerhöchste Frequenzen
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Trotz Spikes sollten die Speaker möglichst nicht ins Regal verbannt werden. Ihren klanglichen Zenit erreichen sie auf den robusten KEF-Stands, frei aufgestellt und nach gebührender Einspielzeit. Frisch aus dem Karton gepellt, tönen die XQ1 noch etwas müde und tonal nicht ganz ausgewogen. So klangen Rosenstolz mit "Ich bin ich" ("Das große Leben"/ Universal) in der obligatorischen Aufwärmphase, wie mit Mehltau belegt. Später aber leuchtend, ausdrucksstark und enorm plastisch. Die klar definierte Wiedergabe gereichte den Boxen auch mit klassischen Einspielungen wie den Sinfonien von Schostakowitsch unter Maestro Mariss Jansons (EMI) zum Vorteil. Tadellos staffelten die KEF die unterschiedlichen Weltklasse-Orchester von den Berliner Philharmonikern über das Philadelphia Orchestra bis zum Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks in den Hörraum. Hier spielten die koaxial aufgebauten Töner ihre Trümpfe aus.

Für diese strukturierte Abbildung notierte die Jury sehr gute 70 Punkte. Danach präsentierten die XQ1 einen quicklebendigen "Solitary Man" (Warner). Johnny Cash in Bestform, mal rau kehlig, dann betont gefühlvoll, ja fast mächtig - nie aber beleibt. Unterschiedliche Aufnahmesituationen reproduzierten die Speaker dabei in aller Deutlichkeit, ohne hell oder analytisch zu wirken. Es ist die harmonische und zugleich plastische Art der KEF XQ1, die sie so besonders machen.

Wertung: Dynaudio Contour S 1.4
Die Bewertung der Dynaudio Boxen
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Audiophile Naturen beschweren die Sockel noch mit Quarzsand und tauschen die Metallbrücken an den Bi-Wiring-Terminals gegen kurze Stücke der genutzten Lautsprecherkabel. Die XQ1 danken es mit noch feinerer Durchzeichnung und mehr Ruhe im Klang.