Heimvernetzung: So einfach ist der Einstieg
Film, Bild und Ton im ganzen Haus oder in der Wohnung: Dank der Netzwerk-Fähigkeiten moderner Unterhaltungselektronik ist das kein Traum mehr. Mit ein paar Handgriffen kann sich jeder sein zentral gesteuertes Heim aufbauen. Wer es vollautomatisch möchte, kommt jedoch am Profi nicht vorbei.

Aus Amerika kommen nicht nur die Kinotrends, auch in Sachen Heimkino blicken viele Deutsche neugierig über den großen Teich. Die US-Bürger sind wesentlich weiter, wenn es um die Vernetzung ihrer Häuser und Wohnungen geht. Dort ist es nicht außergewöhnlich, wenn Leinwände wie von Geisterhand...
Aus Amerika kommen nicht nur die Kinotrends, auch in Sachen Heimkino blicken viele Deutsche neugierig über den großen Teich. Die US-Bürger sind wesentlich weiter, wenn es um die Vernetzung ihrer Häuser und Wohnungen geht.
Dort ist es nicht außergewöhnlich, wenn Leinwände wie von Geisterhand aus der Decke fahren oder Bilder sich nach oben bewegen, um einen Flatscreen freizugeben, während sich das AV-System anschaltet und die Lichter gedimmt werden.
Das hat mehrere Gründe. Die Amerikaner sind Neuem gegenüber nicht nur besonders aufgeschlossen, dort wohnen auch besonders viele Menschen in Einfamilienhäusern. Deren typische Bauweise in den Vorstädten und auf dem Land mit viel Holz leistet einen wichtigen Beitrag zum Vormarsch der vernetzten Wohnwelt.

Für den nachträglichen Einbau von Touch-Panel-Controllern zum Ersatz konventioneller Lichtschalter, Lautsprecher und anderer Komponenten genügt es dort in der Regel, ein paar Planken herauszunehmen.
Wenn Sie ohnehin den Bau eines Eigenheims planen oder ein bestehendes Haus oder eine Wohnung umfangreich renovieren lassen, haben Sie es inzwischen aber auch in Deutschland relativ einfach, zum Heimnetzwerk zu kommen. Experten gibt es in wachsender Zahl. Voraussetzung ist allerdings eine gewisse Investition in die Installation der Netz-Infrastruktur und Integration der Elektronik-Komponenten.
Während Bildschirme und netzwerkfähige AV-Receiver immer billiger werden, erfordert eine perfekte Integration immer noch sehr viel Handarbeit von Facharbeitern, und die hat ihren Preis. Aufgrund strenger deutscher Gesetze dürfen Hi-Fi-Händler selbst nicht in die Hauselektronik eingreifen oder einen Bildschirm in der Wand verschwinden lassen.
Deshalb bilden sich immer mehr freie Kooperationen zwischen Audio-Video-Fachgeschäften, Installationsbetrieben, Schreinern und Innenarchitekten, die gemeinsam komplexe Projekte perfekt umsetzen können und dem Kunden trotzdem einen zentralen Ansprechpartner bereitstellen.
Auch auf der Herstellerseite rücken einige Spezialisten dicht zusammen, um den Anforderungen eines vernetzten Zeitalters gewachsen zu sein. Besonders eng verzahnt sind der Home-Entertainment-Spezialist Revox aus der Schweiz und der Gebäudesteuerungs- Experte Gira aus Radevormwald, die mittlerweile in Deutschland und Österreich einige gemeinsame Studios eröffnet haben. Dort erteilen die beiden Unternehmen Anschauungsunterricht in Sachen "schöner wohnen mit Vernetzung". Statt undurchsichtiger Schaltpläne werden das Erlebnis und die Lebensart in den Vordergrund gerückt.

Ähnliche Wege beschreitet seit geraumer Zeit auch Bang & Olufsen. Die designbewussten Dänen gehören wie Revox zu den frühen Unterstützern der Netzwerk-Bewegung im Audio-Video-Bereich und bieten in zahlreichen Großstädten eigene Läden mit perfekt umgesetzten Heimkinos.
Bei B&O in München ist das Licht gedimmt, der Beamer und die Leinwand kommen aus der Decke und der riesige Flachbild-Fernseher schaltet sich ab, wenn die programmierte Heimkino-Szenerie abgerufen wird.
Diesem Lifestyle-Trend können sich mittlerweile nicht einmal mehr ausgesprochene High-End-Audio-Hersteller wie Naim Audio aus Salisbury in England verschließen. Um das gemeinsam mit NetStreams entwickelte System Kunden, Medien und Händlern nahezubringen, hat der deutsche Vertrieb ein Musterhaus bei Hamburg geschaffen und bietet auch die Peripherieprodukte für Steuerung und Beleuchtung aus einer Hand.
Deutschland im Wandel
Dahinter steht die Erkenntnis, dass im klassischen Hi-Fi-Handel hierzulande noch viel Aufbauarbeit zu leisten ist. Zwar gab es beim großen Händlerreport der Zeitschrift Video bereits 2005 einige leuchtende Beispiele für durch projektbezogenen Zusammenschluss mit Spezialisten aus anderen Bereichen teilweise weit über die Landesgrenzen hinaus umgesetzte Prestige-Projekte.
Doch sind "konvertierte" Hi-Fi-Geschäfte wie "HiFi im Hinterhof" aus Berlin, Klangstudio Pohl ("Linnhaus") aus Mainz oder Dräger Electronic & Audio aus Stuttgart eher die Ausnahme als die Regel. Entsprechend warnt ein Insider, der nicht genannt werden möchte, seine Branche vor dem Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit.
Dem Kunden könnte es letztlich egal sein, wer ihm sein Heimnetzwerk installiert, doch reine Installationsbetriebe legen meist zu wenig Augenmerk auf den Klang. Schließlich bieten auch die meisten Anbieter für Heimautomation Einbau-Lautsprecher und -Verstärker an, was in Räumen mit geringer Audio-Priorität ausreichen kann.
Wer in seinem Zimmer allerdings richtig Musik hören oder Heimkino mit zünftigem Bild und Ton erleben will, der profitiert vom besonderen Know-how und Klanganspruch der Entertainment-Experten aus dem Hi-Fi- und Video-Bereich - sowohl auf der Hersteller- als auch auf der Händlerseite.
So bieten zahlreiche erfolgreiche Lautsprecher-Spezialisten wie KEF, Bose oder B&W recht hochwertige Einbau-Lautsprecher für Wände und Decken an, die schon mal eine Hi-Fi-Anlage mit sperrigen Boxen ersetzen können.
Dennoch gilt: Wer kompromisslose Klangqualität der High-End-Klasse erwartet, der kommt um konventionelle Boxen und separate Audio-Video-Komponenten kaum herum. Umgekehrt müssen Besitzer vieler moderner Hi-Fi- und Heimkino-Systeme nicht unbedingt alle Wände aufreißen und "Strippen-Orgien" veranstalten, um ihren bestehenden Anlagen einige "Zaubertricks" durch Vernetzung beizubringen.
WLAN
Die einfachste und nutzerfreundlichste Form, Musik in mehreren Räumen zu genießen, Web-Radio mit Tausenden von Stationen auf der Anlage zu hören und Audio-Dateien vom Computer ins Wohnzimmer zu streamen, heißt WLAN.
Geeignete WLAN-Router zur drahtlosen Vernetzung von Computern und Audio-Geräten wie AV-Receiver oder iPod-Docking-Stations und zur Herstellung des Internet-Zugangs für die Netzwerk-Komponenten sind in den meisten Haushalten vorhanden. Damit ist schon ein Grundstein gelegt, Musik von zentralen Servern in mehrere Räume zu verteilen, denn der WLAN-Router ist der Knotenpunkt eines einfachen drahtlosen Heimnetzwerkes.
Einige Oberklasse-Komponenten von Herstellern wie T+A, Arcam und Denon sind schon mit WLAN-Modulen ausgerüstet oder lassen sich nachrüsten. Denon bietet für seine AV-Receiver die iPod-Docking-Station ASD-51W an, die gleichzeitig den Receiver via WLAN an ein Funknetzwerk anbindet. Für einen Aufpreis von 330 Euro kommt mit der ASD-51W Internet-Radio ins Wohnzimmer und Audio-Daten lassen sich vom PC aus dem Arbeitszimmer auf die Heimkino-Anlage streamen.
Er hat überhaupt nicht gebohrt!
Weitere Lösungen für den leichten Einstieg sind drahtlose Multi-Room-Systeme wie die Streamium-Serie von Philips oder die SoundLink-Produkte von Bose. Mit diesen Lösungen lässt sich das Thema für einige 100 Euro lässig abhaken.
Eine preisgünstige Zwischenlösung stellen Sets aus WLAN-Sender und -Empfänger mit eingebauten hochintegrierten Audio-Verstärkern dar: etwa die Teufel RearStation 4 oder das Universal Wireless von KEF. Man schließt einfach den Sender an den Audio-Ausgang des Verstärkers und die Lautsprecher an den Empfänger an, und schon lässt sich gegebenenfalls im Nebenraum mit einer Blackbox und zwei Lautsprechern Musik genießen.
Etwas mehr Aufwand erfordert die Einbindung von Audio- und Video-Komponenten mit LAN-Anschluss. Hier muss zumindest eine Ethernet-Verbindung von jedem einzelnen Gerät zum Router gelegt werden, was Nutzer mit etwas handwerklichem Geschick in der Regel relativ einfach selbst erledigen können.
Damit geben Receiver mit Ethernet-Anschluss, die inzwischen von Pioneer schon ab 400 Euro (etwa der VSX-920) erhältlich sind, Internet-Radio sowie Audio-Streams wieder, und DVD-Player können auf die Zusatzfunktionen von BD-Live im Internet zugreifen und etwa Trailer und Dokumentationen zum eingelegten Film aus dem Netz ziehen.
Pioneer und Denon bieten für diesen Nutzerkreis inzwischen sogar Apps für iPhone und iPod touch an, die sich kostenlos im iTunes App Store herunterladen lassen. Damit mutiert das iPhone zur äußerst praktischen Fernbedienung.
Viele könnten mitmachen
Vom Aufwand her fällt die Nutzung der serienmäßig in die meisten AV-Receiver integrierten Multi-Roomund Fernsteuer-Funktionen in eine ähnliche Kategorie wie der Aufbau von Ethernet-Netzwerken. Wenn man sich entschließt, die Kabel über Putz zu verlegen, etwa mit den Kabelkanälen des Raumkonzepts AmbienTech (von in-akustik), reichen die Kenntnisse versierter Heimkino-Fans aus, um einen Schritt weiterzugehen.
Mehr Infos im WEB
Über die Mehrzonen-Vorverstärker-Ausgänge zahlreicher AV-Receiver lassen sich mit Stereo-Audio-Cinch-Kabeln und analogen Video-Verbindungen Nebenräume unabhängig vom Hauptraum mit Bild und Ton versorgen. Dort sind dann zumindest lokale Stereo-Verstärker, Lautsprecherboxen und ein Bildschirm nötig.
Die inzwischen fast flächendeckenden Fernsteuerbuchsen nehmen die Kabel externer Infrarot-Augen auf und ermöglichen sogar die Bedienung aus dem Nebenraum. Oft lassen sich auch die Verstärkerkanäle für die beiden in den meisten Fällen nicht benutzten Surround-Back-Boxen in den Tiefen der Konfigurationsmenüs einer zweiten Hörzone zuordnen. Dann entfällt der Verstärker im Nebenraum.
Allerdings sind diese analogen Multi-Room-Funktionen nicht nur mit einem erheblichen Kabelaufwand verbunden. Gerade die zuletzt beschriebene Möglichkeit setzt klanglich gewisse Grenzen. Lange Lautsprecherleitungen sind die zuverlässigste Möglichkeit, das Audio-Signal negativ zu beeinträchtigen und dem Verstärker die Kontrolle der angeschlossenen Membranen zu erschweren.
Der Kabelsalat lässt sich immerhin durch smarte Lösungen wie die AmbienTech-Serie von in-akustik eingrenzen. Deren Kabelkanäle und zum Übertapezieren geeignete AmbienTone-Lautsprecher sind eine sinnvolle Lösung für Heimwerker mit hohem ästhetischem Anspruch. Im Fachhandel gibt es zudem eine ganze Reihe flacher Lautsprecherkabel, die sich ebenfalls unter der Tapete verstecken lassen.
Mit den fast flächendeckend an AV-Receivern und Vor-Endstufen-Kombinationen vorhandenen 12-Volt-Trigger-Ausgängen lassen sich bestimmte Abläufe automatisieren. So genügt beispielsweise das Schaltsignal, um mit dem Einschalten des Receivers oder der Vorstufe gleichzeitig versteckt eingebaute Endstufen anzuschalten und die Motorleinwand auszufahren.
Spezialfirmen wie die Image Vertriebs GmbH (www.kinozuhause.de) bieten für solche Zwecke ab ca. 2.000 Euro sogar Halterungen mit Bildern an, die sich beim Einschalten des Flach-TVs per Motorkraft nach oben bewegen.
Die Grenze ist erreicht
Mehr Selbsthilfe geht aber nicht. Wer richtige Heimautomatisierung mit Lichtsteuerung, ferngesteuerten Motorrollläden, Kontrolle der Video-Überwachung und Anwahl von Songs aus dem Radio oder vom zentralen Musik-Server über Touchpanels in jedem Raum wünscht, der kommt um die Konsultation eines Installationsspezialisten nicht herum und sollte auch das nötige Kleingeld für die immensen Materialien und Facharbeiten mitbringen.
Immerhin kann man sich in den Gira Revox Studios oder in den neuen Linnhaus Showrooms in Wiesbaden nicht nur Stress mit vielen Ansprechpartnern oder Frustration über mangelhafte Planung und bescheidene Bild- und Ton-Ergebnisse sparen. Diesen Service bieten schließlich auch bisherige Kooperationen von Audio-Video-Fachgeschäften mit Innenarchitekten und Handwerksbetrieben.
Der neue Ansatz gibt dem Kunden endlich auch die Chance, sich vorher schon einen praxisnahen Eindruck vom komplexen Thema Heimautomation zu verschaffen, statt sich mit nüchternen und für den Laien schwer verständlichen Plänen zufriedenzugeben und blind auf ein gutes Ergebnis zu vertrauen.

Zudem ist intelligente Gebäudevernetzung anders als Hi-Fi oder Video ein faszinierendes Thema für die ganze Familie. Es wird sich zeigen, wie viele Deutsche in den kommenden Jahre mit ihren Wohnungen und Häusern total ins Netz gehen werden.
Smart ohne Draht
Immer mehr Hersteller bieten kleine Sender zum Anschluss an die Audio-Ausgänge von Surround-Verstärkern, um die hinteren Lautsprecher drahtlos über einen kleinen Empfänger mit eingebautem Zweikanal-Verstärker zu betreiben.

Damit schafft beispielsweise das KEF Wireless die Voraussetzung, Nebenräume drahtlos zu beschallen. Alles, was man neben dem Wireless Kit und einem Zone-2-Ausgang am Receiver im Hauptraum braucht, ist ein Paar Lautsprecher für den Nebenraum samt Kabeln.
Einer für alle
Ob Inhalte von Internet-Seiten, PC-Dateien, Fotos, Videos oder Musik - alles läuft im privaten Heimnetzwerk über einen zentralen Knotenpunkt: den Router. Er empfängt Daten und Inhalte von einem Gerät, einem Server oder aus dem Internet und leitet sie an Empfangsgeräte weiter. Der Weg über den WLAN-Router ist die gängigste und auch die nutzerfreundlichste Form, sich schnell und ohne zu viele Kniffe in den eigenen vier Wänden zu vernetzen.