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Aqua Sense

Multimedia im Badezimmer

Der amerikanische Armaturenhersteller GRAFF strebt die Revolution im Badezimmer an: In der neuen Serie AQUA SENSE vernetzt er die gute alte Brause mit Touchscreen, RGB-Licht, Media-Server und USB-Anschluss.

Autor: Stefan Schickedanz • 13.12.2011 • ca. 6:00 Min

graff, AQUA SENSE, sanitär, grohe
graff, AQUA SENSE, sanitär, grohe
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Der Tag war stressig. Die endlosen Meetings mit der firmeneigenen Internet-Unit haben Sie richtig mitgenommen. Ihr Wagen hat immerhin eine Klimaanlage und Automatikgetriebe. Trotzdem gibt es keine Entspannung: Die Verkehrsbetriebe streiken und die Hauptverkehrsader soll ausgerechnet an diesem verh...

Der Tag war stressig. Die endlosen Meetings mit der firmeneigenen Internet-Unit haben Sie richtig mitgenommen. Ihr Wagen hat immerhin eine Klimaanlage und Automatikgetriebe.

Trotzdem gibt es keine Entspannung: Die Verkehrsbetriebe streiken und die Hauptverkehrsader soll ausgerechnet an diesem verhexten Tag eine neue Fahrbahndecke bekommen. Im zähen Stop-and-go-Betrieb sehnen Sie Ihr Zuhause herbei.

Noch lieber würden Sie allerdings in die Tropen entfliehen und im wärmenden Rot der Abendsonne unter einem Wasserfall baden oder nackt durch den lauwarmen Gewitterregen laufen. Und dazu am besten die Songs von Ihrer Lieblings-Playlist genießen. Aber keine Chance: Am nächsten Tag geht alles wieder von vorne los - denn Sie haben Ihr Urlaubskontingent bereits aufgezehrt.

Stealth-Mission erfüllt

Doch moderne Technik kann inzwischen selbst dieses Problem lösen. Dafür musste der Armaturenhersteller GRAFF aus Milwaukee, Wisconsin, eine der allerletzten Barrieren der Heimvernetzung überwinden: Die Amerikaner, deren Designer sich bei der Gestaltung von Wasserhähnen und Duschköpfen schon mal ungeniert an US-Tarnkappenbombern orientieren - das Ergebnis namens "Stealth" sieht besser aus, als man denkt -, kreuzten einfach Mischbatterie und Brause mit iPod und Touchscreen.

Und fertig war das tropische Paradies im eigenen Badezimmer. Die Dusche lässt sich in einem Wasserfall verwandeln oder ahmt ein zünftiges Regenschauer nach.

graff, AQUA SENSE, sanitär, grohe
Brausenknüller: Der amerikanische Hersteller GRAFF kreuzte die Dusche mit variabler LED-Beleuchtung, Lautsprechern, Netzwerk und Touchscreen.
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Diese Wasserspiele der besonderen Art kann der Benutzer nach seinen eigenen Vorstellungen illuminieren. Das programmierbare RGB-Farbsystem erlaubt das Einstellen bestimmter Farben sowie automatische Farbwechsel. An der Rückwand sitzen schwenkbare Düsen, die sich zuschalten lassen für das vielleicht spektakulärste Duscherlebnis aller Zeiten.

Damit nicht genug: Weil sich viele der Generation iPod zu einem solchen "Shower-Märchen" noch die richtige Musik wünschen, verfügt das AQUA SENSE getaufte Dusch-Netzwerk über einen USB-Anschluss, über den sich Musik auf den eingebauten Flash-Speicher übertragen lässt. Sogar Videos laufen auf dem revolutionären System.

Das Herzstück des ganzen Zaubers ist ein wasserdichter Farb-Touchscreen, dessen Größe irgendwo zwischen iPod und iPad liegt und der so gut geschützt ist, dass eine Montage direkt unter der Dusche möglich ist. Damit ersetzt ein Stück High-Tech die konventionelle Mischbatterie.

Auf der Sanitärmesse Cersaie in Bologna präsentierte GRAFF seine Entwicklung der Öffentlichkeit. Die Resonanz war groß. Emanuela Tavolini, die Verkaufsleiterin der Europa-Zentrale von GRAFF in der Modestadt Florenz, strahlt, wenn sie vom bevorstehenden Verkaufsstart Anfang des nächsten Jahres spricht. Die italienische Dependance war federführend bei der Entwicklung, deren Dauer Frau Tavolini mit knapp über einem Jahr angibt.

Logischerweise holten sich die Sanitär-Experten Beistand von Elektronik-Experten, denn die mechanische Seite verursachte die geringsten Komplikationen. Außenstehende können nur ansatzweise ahnen, welche Klimmzüge nötig waren, um die gute alte Mischbatterie durch einen Touchscreen zu ersetzen, der wasserdicht ist sowie mit nassen Händen bequem bedienbar.

graff, AQUA SENSE, sanitär, grohe
Mit AQUA SENSE lassen sich Wasser- und Lichtspiele auf dem Touchpad programmieren. Die Mischbatterie fällt der Vernetzung zum Opfer.
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Hier läuft alles zusammen: Musik, Video, Spezialeffekte mit Wasser und Licht, Temperatur und Farbsteuerung. Der Lautstärkeregler wurde als quadratischer Knopf ausgeführt, um auch mit geschlossenen Augen jederzeit erreichbar zu sein. Doch wer will schon die Augen schließen in diesem Wellness-Wunder des 21. Jahrhunderts?

Was Philips mit Ambilight zur Illumination der TV-Peripherie hervorbrachte, hat GRAFF in den Duschkopf gepackt, der - fest eingebaut in die Decke - Regenschauer und Wasserfälle simulieren kann. Die Steuerung ist intuitiv mit eindeutigen Icons ausgelegt, die Kontrolle des technischen Badewunders kein Hexenwerk.

Über virtuelle Schieberegler lassen sich die Farben mischen. Wer seine Lieblingsfarbe eingestellt hat, kann die LEDs die ganze Zeit im gleichen Ton leuchten lassen. Wer Abwechslung mag, schaltet auf Automatik: Dann läuft das Licht sanft durch das ganze RGB-Spektrum und vermittelt ein meditatives Gefühl.

Bodyspray und Regenschauer

Ebenso selbsterklärend steuert der Touchscreen die Wasserströme. Die kommen aus dem bereits erwähnten rechteckigen Grill in der Decke, aus Handbrause, seitlichen Bodysprayern und einer schwenkbaren Fußbrause. Die Temperatur ist permanent über eine Digitalanzeige ablesbar.

Wassermusik

Allein die Vernetzung von Licht und Wassersteuerung mit Touchscreen wäre schon eine Leistung. Bisherige Erlebnisduschen von GROHE mussten noch mit Drucktasten auskommen und können somit nicht den Coolness-Faktor von iPhone und Co. auffahren.

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Das wasserfeste Touchpad lässt sich mit nassen Händen bedienen. Hier laufen Wasser, Musik und Lichtanimationen zusammen.
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Doch GRAFF geht noch weiter: Über einen USB-Eingang kann der Benutzer seine Musik von USB-Sticks, iPods oder Festplatten ins System laden. Dort steht je nach Wunsch Festspeicher zwischen einem und acht Gigabyte bereit, um sogar Videos über den systemeigenen Touchscreen abzuspielen. Die Kapazität der angeschlossenen USB-Medien ist dabei auf 32 Gigabyte begrenzt. Ein analoger AUX-Eingang steht ebenfalls zur Verfügung.

Im Moment arbeitet AQUA SENSE noch autark. Eine DLNA-zertifizierte Schnittstelle zum Vernetzen mit dem restlichen Hauselektronik-Netzwerk strebe man nicht an, so Emanuela Tavolini, da die damit verbundenen Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen stünden.

Sie räumt aber ein: "Zukünftig könnte es eventuell eine Version geben, die das Betriebssystem Android verwendet. Bei einer solchen Version wird es folglich möglich sein, eine Vernetzung des Haus-Multimedia-Systems über Bluetooth oder WLAN zu erhalten. Die Standards, die verwendet werden können, sind folglich all diejenigen, die auf dem Android-Betriebssystem laufen." Freiheit herrscht natürlich bei den Boxen.

Emanuela Tavolini erläutert in fließendem Deutsch: "Bei Einzelanbindung der Boxen eines Haus-Stereosystems können diese an das Duschsystem angeschlossen werden statt der Boxen, die im Lieferumfang von AQUA SENSE enthalten sind. Im Augenblick ist keine weitere Einbindung in das Home-Automation-System möglich."

Die Revolution beginnt 2012

Zu den Einbau-Lautsprechern des Systems war bisher aus Hi-Fi-Sicht nicht viel zu erfahren. Aber es tritt hervor, dass es sich dabei um eine pragmatische Lösung handelt, die auf engste Tuchfühlung mit dem nassforschen Multimedia-System geht.

Die Aktivboxen arbeiten mit 12-Volt-Niedrigstrom, um 240 Volt von der Nasszelle fernzuhalten und die Installation zu vereinfachen. Jedes der im Bass entzerrten Breitband-Systeme sitzt in einer Plastikbox, die es vor Spritzwasser schützt. Der chrombeschichtete ABS-Kunststoff der Abdeckung wirkt antibakteriell und rostet nicht.

Die Revolution beginnt Anfang 2012. Die Preise stehen noch nicht fest und werden beim Verkaufsstart des vielseitigen Systems festgelegt.

Damit kommt auf Sanitär-Installateure einiges zu: Sie dürfen dazulernen und sich mit Computertechnik auseinandersetzen wie viele andere Branchen vor ihnen. Auf den Benutzer wartet eine schöne neue Welt, deren Badefreuden den Geschichten aus Tausendundeine Nacht entsprungen sein könnten.

Für ihn zählt neben der Raffinesse des feuchten Vergnügens ein ganz wichtiger Faktor: Dank der sehr einfachen Installation soll sich laut Hersteller das System sowohl in Neubauten als auch in bestehenden Bädern integrieren lassen.

Die Einbaukörper können in jede Dusche, welche die erforderlichen Mindestmaße einhält, montiert werden, verspricht Emanuela Tavolini. Wir konnten das System leider noch nicht ausprobieren, aber wenn es nur halb so cool ist wie erwartet, dürfte es Warmduscher in Wasserratten verwandeln.

Alles Gute kommt von Oben

GRAFF konzipierte AQUA SENSE konsequenterweise als geschlossenes System und bietet auch eigene Lautsprecher an, die speziell auf den "materialmordenden" Einsatz direkt in der Dusche optimiert wurden. Sie arbeiten mit eigenen Niedrigspannungs-Verstärkern, die mit 12 statt 240 Volt auskommen, und sind antibakteriell verkleidet.

Wer klanglich die Möglichkeiten seines intelligenten Badezimmers bis zum Letzten ausreizen möchte, kann das System auch mit konventionellen Einbaulautsprechern kreuzen.

Derzeit entwickelt sich ein riesiger Markt im Einbausegment. Fast alle namhaften Hersteller von B&W über Canton bis Focal mischen mit. Zwar sind die meisten dieser Systeme nicht als feuchtigkeitsresistent deklariert. Doch wenn der Besitzer beim Einbau den gebotenen Abstand zum Nassbereich des Badezimmers einhält, sollte alles funktionieren.

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Wer einen Fernseher der Feuchtigkeit im Bad aussetzt, sollte einiges beachten.
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Canton-Chefentwickler Frank Göbl sieht keine Probleme beim Langzeiteinsatz, sofern die InCeiling-Lautsprecher nicht mit Spritzwasser in Berührung kommen. Nutzer haben ja im Bad auch Radio-Portables.

Spiegel-TV im Bad

Wer einen Fernseher der Feuchtigkeit im Bad aussetzt, sollte einiges beachten. Im Gegensatz zu Deckenlautsprechern muss der Fernseher direkt bei der Badewanne eingebaut werden, um im Blickfeld zu liegen.

Da er gelegentlich Spritzwasser abbekommt, muss er entsprechend geschützt sein. Deshalb gibt es inzwischen eine ganze Reihe spezieller TV-Monitore für den Sanitärbereich. In der Regel unterscheiden sie sich von ihren gewöhnlichen LCD-Kollegen auch noch durch einen halbdurchlässigen Spiegel vor dem Pendel.

So können Serien-Fans und Nachrichten-Interessierte zwischen ihrem eigenen Spiegelbild und einem Programm ihrer Wahl umschalten. Für jene, die sich während des Fernsehprogramms rasieren möchten, gibt es auch Kompromisslösungen aus Spiegeln, in denen nur ein kleiner Bereich als Monitor genutzt wird.

Im Internet existiert inzwischen ein riesiges Angebot an Einkaufsplattformen, die sich diesem Thema verschrieben haben. Dazu zählen zum Beispiel: