BD-Live, 3D-Blu-ray und mehr: Die Blu-ray-Technik im Check
Vielen Unkenrufen zum Trotz begeistert die Blu-ray Disc inzwischen immer mehr Filmfans. Dennoch ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Die Web-Applikation BD-Live ist umstritten und der erste Schwung an 3D-Titeln lässt auf sich warten.

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Erinnern Sie sich noch? Es ist mittlerweile zwei Jahre her, seit der langjährige, unrühmliche Formatstreit um die nächste DVD-Generation sein Ende fand. Die Blu-ray-Front, bestehend aus vielen Markenherstellern und angeführt von Sony, hatte sich gegen die Unterstützergruppe der HD DVD durchgese...
Erinnern Sie sich noch? Es ist mittlerweile zwei Jahre her, seit der langjährige, unrühmliche Formatstreit um die nächste DVD-Generation sein Ende fand. Die Blu-ray-Front, bestehend aus vielen Markenherstellern und angeführt von Sony, hatte sich gegen die Unterstützergruppe der HD DVD durchgesetzt.
Doch wie steht die damals siegreiche Blu-ray Disc heute da? Wie haben sich Technik und Angebote entwickelt? Wie sieht die Akzeptanz unter den Film- und Heimkino-Fans aus? Hat sich der Kampf um das Standardformat der High-Definition-Ära, der die Protagonisten Milliarden kostete, am Ende rentiert? Und welche Rolle wird die Blu-ray beim neuen Trendthema 3D spielen?
Um der Lage und den Befindlichkeiten in der neuen blauen Welt auf den Grund zu gehen, lohnt sich eingangs ein Blick auf Daten und Fakten.
Apokalpyse verschoben
Beispielsweise spiegelt sich in den offiziell gemeldeten Absatzzahlen der Marktforscher immer stärker wider, was man als Kunde in den entsprechenden Abteilungen der Fachmärkte und Discounter schon lange beobachten kann: Der Blu-ray-Verkauf kommt nicht zuletzt dank Megasellern wie "Avatar" ordentlich in Schwung.
6,2 Millionen Blu-ray-Scheiben gingen 2009 bereits über die deutschen Ladentische. Das ist ein Rekord, auch wenn sie gerade einmal für neun Prozent Marktanteil standen. Schon im laufenden Jahr soll das blaue Stück auf ein Viertel vom großen DVD-Kuchen anwachsen, sagt der Branchenverband BVV.
Eine Entwicklung, die für Zufriedenheit bei den Filmstudios sorgt, vor allem bei 20th Century Fox: "Bei ,Avatar' liegen die Blu-ray-Verkäufe durchweg über 30 Prozent. Selbst in Lebensmittelmärkten liegt die Blu-ray bei über zehn Prozent Anteil. Das zeigt, dass sich die Blu-ray im Massenmarkt etabliert hat", freut sich Marketing- Managerin Anne Leonhardi.
Apropos: Auch beim Verkauf von Abspielgeräten haben die Hersteller die Rekordjagd eröffnet. 2010 wollen sie innerhalb von zwölf Monaten erstmals mehr als eine Million Blu-ray- Player verkaufen - Spielkonsolen und PCs noch gar nicht mitgerechnet.
Es sieht so aus, als könnte der Bluray doch noch der Erfolg gelingen, den ihr viele Fachleute nach dem langwierigen Formatkrieg nicht mehr zugetraut hatten. Die Skeptiker gaben lange den Ton an, auch weil parallel das Thema Spielfilm-Downloads an Bedeutung zulegte. Und Microsoft-Gottvater Bill Gates hatte für die Zeit nach der Blu-ray bereits die Apokalypse der Disc-Formate ausgerufen.
Letztere wurde nun augenscheinlich auf einen späteren Termin verschoben - und das zu Recht, denn das Angebot stimmt: Weit mehr als 2.000 Blu-ray-Kauftitel stehen mittlerweile zur Auswahl, und das zu Preisen, die sich immer mehr den sehr günstigen DVD-Preislagen annähern.
Manche der blauen Silberscheiben gibt es heute schon für zehn Euro. Einsteiger können indes aus weit über 100 Blu-ray-Playern, -Heimkino-Surround-Sets und -PC-Laufwerken wählen. Einige davon sind schon 3D-tauglich. Und das Beste: Die Technik ist mittlerweile ausgereift. Kinderkrankheiten sind weitestgehend überwunden.
Dennoch ist in der Welt des blauen Lasers längst nicht alles Gold, was glänzt. Denn die erzielte, technische Reife bedeutet keineswegs automatisch, dass alle Produkte die gleiche Qualität aufweisen. Auf der einen Seite stehen Filme wie "Avatar" für absolutes Top-Niveau. Hier wurde eigens auf jegliches Bonusmaterial verzichtet, um auf der Blu-ray den kompletten Speicherplatz für die höchstmögliche Datenrate einsetzen zu können.
Auf der anderen Seite stehen Klassiker aus früheren Jahrzehnten, deren häufig minderwertiges Ausgangsmaterial in teils sehr aufwendigen Verfahren auf High-Definition-Qualität hochgerechnet werden muss. Das gelingt nicht immer, oder es rentiert sich nicht, da die vorhandenen Budgets nicht in Relation zum späteren Ertrag stehen.
Als weiterer Pferdefuß haben sich die unterschiedlichen Tonformate entpuppt - ein Aspekt, auf den wahre Heimkino-Fans großen Wert legen. Neben den schon bei DVDs üblichen Audio-Co-decs stehen für Blu-ray vor allem die speziell entwickelten Formate Dolby TrueHD und DTS-HD zur Wahl. Doch nur sehr selten kommen beide auf einer Disc zum Einsatz. DTS-HD dominiert den Großteil des Filmangebots.
Oft hängt der Einsatz des einen oder anderen Codes auch vom jeweiligen Filmstudio ab. Das größte Manko: Bei den meisten der nicht deutschsprachigen Filmen ist auf der Blu-ray zwar der englische Originalton in DTS-HD oder in Dolby TrueHD enthalten. Die deutsche Tonspur wird jedoch oft in herkömmlichem Dolby Digital 5.1 mitgeliefert, in Einzelfällen sogar nur in Stereo oder Mono.
Das heißt, insbesondere für Surround-Fans: Beim Kauf der Scheiben sollte man immer auch auf das Kleingedruckte achten, wenn man am heimischen 5.1- oder 7.1-Setup keine böse Überraschung erleben will.
Nachhaltig als Dauerbaustelle entpuppen sich mehr und mehr auch die Zusatzfunktionen der Blu-ray Disc. Vor allem die Applikation BD-Live, die via Internet Hintergrund-Infos zum Film sowie weitere Extras liefern soll, ist stark umstritten.