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Entscheidung im HD-Krieg

Auf einem Blick:

Autor: Redaktion pcmagazin • 3.4.2008 • ca. 8:30 Min

Die zehn wichtigsten Fragen zum Formatstreit 1. Welche Vorteile bringen die beiden DVD-Nachfolgeformate?...

Die zehn wichtigsten Fragen zum Formatstreit

1. Welche Vorteile bringen die beiden DVD-Nachfolgeformate?

Pioneer Blu-ray-Player
Pioneer stellt unter anderem Stand-alone-Geräte für Blu-ray her.
© Archiv

Eine neue Dimension in Bild und Klang. Mit der fünffachen Bildauflösung und damit deutlich mehr Schärfe und Detailreichtum als die DVD sind HD DVDs und Blu-rays die optimalen Spielpartner für moderne Flachbildschirme und Projektoren. Die Full-HD-Panels moderner LCD- und Plasmageräte werden von der Full-HD-Auflösung des Filmes auf der Scheibe optimal angesteuert.

Zudem lassen sich Filme endlich in ihrer richtigen Geschwindigkeit und ihrer originalen Bildwiederholrate von 24 Bildern pro Sekunde genießen, sofern das Display diesen Modus unterstützt. Aufseiten des Tons sorgen die vier neuen Tonformate Dolby Digital+, Dolby TrueHD, DTS High Resolution und DTS-Master Audio ebenfalls für erheblich mehr Auflösung. Bis zu neun verschiedene Audiokanäle lassen sich auf der Disc hinterlegen, aufgrund der hohen Speicherkapazität sogar auch ohne Kompression (PCM).

2. Kommt von jeder HD-Disc perfekte Qualität?

Leider sind die HD-Nachfolgeformate kein Garant für perfekte Qualität. Vor allem unter den ersten Blu-ray-Discs gab es immer wieder Ausreißer, die auf veraltete Codecs setzten und lediglich ein unbefriedigendes Maß an Schärfe zeigten. Auch heute haben wir es immer wieder mit negativen Ausnahmen zu tun. Bereits beim Abtasten können Fehler die Bildqualität verschlechtern.

Doch können neue Abtasttechniken auch alte Filme in unbekannter Bildbrillanz erstrahlen lassen, wie die HD DVD von "Casablanca" beweist. Beim Ton rissen vor allem die deutschen Synchronspuren qualitativ immer wieder nach unten aus. Da die Qualität von Film zu Film variiert, halten Sie die HomeVision Softwaretests, die sich nur noch auf HD-Medien konzentrieren, in jeder Ausgabe auf dem Laufenden. Die Tester legen ihren Fokus klar auf Bild- und Tonqualität.

3. Können HD-Player auch DVDs abspielen?

HD-Krieg
Verkaufszahlen der Top-50-Titel auf Blu-ray (blau) und HD DVD (rot) bei Amazon.com in den USA. Allerdings verwässert ein Angebot "Zwei Blu-rays zum Preis von einer" die Zahlen der ersten Januarwoche.
© Archiv

Ja, ohne Einschränkung. Über den obligatorischen HDMI-Ausgang aller HD-Player geben sie DVDs sogar in besserer Qualität aus, als die meisten herkömmlichen DVD-Player. Zusätzlich verfügen all diese Geräte über eine Upscaling-Funktion, die PAL-Bilder einer DVD zu einem Full-HD-Bild mit 1920 x 1080 Bildpunkten interpoliert.

Dieses aufwändige Hinzurechnen von Bildpunkten gelingt je nach verbauten Chips und deren Programmierung mehr oder weniger gut. Gerade Toshiba versucht durch die günstigen Preise, ihre HD-DVD-Player als Alternative zu höherwertigen DVD-Playern zu vermarkten.

4. Wo liegen die Unterschiede zwischen Blu-ray und HD-DVD?

Der größte Unterschied liegt in der Speicherdichte. Die Blu-ray speichert pro Schicht 25 GByte Daten im Vergleich zu den 4,3 GByte einer DVD. Auf eine HD-DVD-Schicht passen 15 GByte. Allerdings können beide Discs bereits mit zwei Schichten umgehen, was 30 GByte für eine HD DVD und 50 GByte für eine Blu-ray ergibt. Auch die maximalen Bitraten der beiden Discs unterscheiden sich. Blu-rays schicken maximal 40 Megabit Video und insgesamt 54 Megabit über den Äther.

HD DVDs begnügen sich mit 29,4 Megabit Videodaten und insgesamt 36,55 Megabit. Reserven bei Datenrate und Speicherplatz sind nie schlecht. Allerdings nehmen das noch immer einige Studios als Einladung, ihre Blurays noch mit MPEG2-kodiertem Filmmaterial zu beschreiben. Zudem werden nicht alle Filme auf eine zweilagige Blu-ray gepresst. Die HD-DVDGruppe hat von Anfang an auf Microsofts effizienten VC-1-Codec gesetzt, um bei der Bildqualität keine Kompromisse machen zu müssen.

5. Wie zukunftssicher sind die aktuellen HD-Player?

Ein neues HD-Disc-Format ist, wenn überhaupt, so schnell nicht zu erwarten. Die jetzigen HD-Formate werden für die nächsten Jahre die einzigen sein. Allerdings unterscheiden sich die Formate in ihrer Standardisierung. Während HD DVD von Anfang an als final standardisiertes Format vermarktet wurde, unterscheidet man bei Blu-ray nach Profilen. Momentan sprechen Fachleute von drei Profilen: BD 1.0, BD 1.1 und BD 2.0.

Das erweiterte Profil 1.1, das seit 1. November 2007 für alle neu erscheinenden Player verpflichtend ist, unterstützt beispielsweise Bild-in-Bild- Darstellung für Live-Kommentare. Der Standard 2.0 sorgt in Zukunft für eine Internetanbindung, über den Zusatzcontent aus dem Netz geladen werden kann. Ein weiteres, noch unbekanntes Profil soll die Audiofunktionen erweitern.

Um Anforderungen von Software und Voraussetzungen der Hardware zukünftig zu kennzeichnen, sollen das Logo "BonusView" für Profil 1.1, das Logo "BD Live" für 2.0 zur Verwendung kommen. Ältere Player werden sich meist nicht nachrüsten lassen, da ihnen technische Voraussetzungen wie ein zweiter Dekoder oder eine Internetanbindung fehlen - einzige Ausnahme bildet hier Sonys Playstation 3. Der Film selbst soll auch zukünftig auf allen Profilen laufen, lediglich Bonusfeatures werden Käufer dann nur eingeschränkt oder gar nicht nutzen können.

6. Wie ist es um die Interaktivität der Formate bestellt?

Das Blu-ray-Format führt gerade neue Profile für erweiterte Bonusfunktionen ein (siehe Frage 5). In Deutschland kommt mit "Neues vom Wixxer" aktuell die erste Disc mit BD-1.1-Features auf den Markt. Da die Studios, die HD DVD unterstützen, sich von Anfang an eines Internetanschlusses in jedem Player sicher sein konnten, steckten sie mehr Arbeit in dessen Funktionalität.

Der Download von Zusatzmaterial und der Austausch von Bookmarks sind auf einem Großteil der HD DVDs enthalten. Neu sind beispielsweise Onlineshopping- Möglichkeiten auf "Alan Almighty", das Streaming von Zusatzmaterial auf dem "Bourne Ultimatum" und sogar eine Chat-Möglichkeit auf den "Harry Potter"-Discs, über die man sich während des gemeinsamen Filme- Abends über eine gemeinsame Kommandozeile unterhält. Ein echter Knaller erwartet die HD-DVD-Gemeinde mit Kinowelts "Terminator 2".

Er fußt auf Imagions "DynamicHD"-Technologie, die es Studios auf einfache Weise erlaubt, ihren Webcontent zu verwalten und auf den neuesten Stand zu bringen. DynamicHD ist nicht an die HD DVD gebunden, wird allerdings aufgrund der fehlenden Internetanschlüsse an Blu-ray-Playern bisher nicht verwendet.

Auf der CES konnte magnus.de bereits einige Appetithäppchen auf die interaktive Zukunft der Blu-ray aufschnappen: Auf dem Sony-Stand war zu sehen, wie man über die Blu-ray "Godzilla" die von dem Monster geäußerten Geräusche als Klingelton auf sein Handy laden kann. Interessanter dürfte allerdings die Möglichkeit sein, eine speziell für Sonys Playstation Portable enkodierte Version auf die Playstation 3 zu laden.

Ob dafür ein zusätzlicher Obulus fällig wird, ist allerdings nicht klar. Am Blu-ray-Stand ließ Fox mit einem BD-Live-Spiel auf der Disc "Alien vs. Predator" die Muskeln spielen. Einem 3DShooter gleich geht der Zuschauer in den Filmszenen auf Monsterhatz - auf Wunsch auch zu zweit via Internet. Im Gegensatz zu den aktuellen, nicht Onlinefähigen Java-Spielen auf Disneys neuen Blu-rays "Cars" und "Ratatouille" wirkte das Actionsspiel jedoch wenig kreativ und etwas unbeholfen.

7. Wie teuer sind die HD-Scheiben in der Herstellung?

Brenn, Scheibe brenn
© Archiv

Für eine HD-Disc müssen Konsumenten derzeit 25 bis 30 Euro berappen, während Neuerscheinungen bei den DVDs mit durchschnittlich 20 Euro zu Buche schlagen. Das liegt an den gestiegenen Produktionskosten, die auch einen erheblich höheren Authoringaufwand für die interaktiven Bonusfeatures mit einschließt. Beim HD-DVD-Format kommen auf das Studio zusätzlich noch Kosten für den Unterhalt der Server für Onlinefeatures hinzu und deren stete Aktualisierung.

Dass die Filmkosten nach einer Entscheidung im Formatstreit günstiger werden, ist allein schon deshalb nicht anzunehmen. Sollte ein Format darniederliegen, werden die Händler natürlich ihre Regale leeren, wodurch es Filme zu Schnäppchenpreisen geben dürfte. Das Preisniveau des Siegerformates bleibt indes stabil.

Für die Presswerke stellt sich Kostensituation wie folgt dar: HD DVDs können kostengünstig auf neueren DVD-Produktionsmaschinen verwendet werden - lediglich die Stempel und Recorder müssen hier umgerüstet werden, was zugleich Zeit- und Kosteneffizient ist. Auch das Messequipment für die Qualitätssicherung kann weiter verwendet werden. Blu-ray bedeutet für die Presswerke von Anfang bis Ende eine Neuinvestition.

Für kleine Produktionen resultiert der finanzielle Mehraufwand einer Bluray- Produktion auch aus dem verpflichtenden Kopierschutz AACS. Der Vertrag kostet 3000 Dollar, je Titel werden 1500 Dollar und je Disc noch einmal vier Cent fällig. Ein ordentlicher Betrag für kleine Independent-Labels.

8. Welchen Einfluss hat die Spiele-Industrie auf den Formatkrieg?

Tatsächlich kämpft die Spiele-Industrie erstmals in einem Formatkrieg der Unterhaltungselektronik mit. Das liegt zum einen am enorm gestiegenen Speicherbedarf neuer Spiele. Zum anderen jedoch daran, dass mit Microsoft und Sony auf zwei Hersteller von "Next-Generation"-Konsolen auch jeweils Schlüsselrollen im Krieg Blu-ray gegen HD DVD entfallen.

Microsoft hat mit der Xbox 360 eine HD-fähige Konsole am Markt, die mit eingebautem DVDLaufwerk über ein externes HD-DVD-Laufwerk zum Player aufgerüstet werden kann. Microsoft selbst lieferte neben dem VC-1-Codec und der Interaktivitätsplattform HDi viel Entwicklungshilfe für die HD DVD, auch im Bezug als PC-Nachfolger für die DVD. Sony ist mit seinem Studio "Sony Pictures" und der Unterhaltungselektroniksparte Schwergewicht und Förderer des Bluray- Formates.

Zudem stattet Sony Computer seine "Vaio"-Notebooks mit Blu-ray-Laufwerken aus und ist die wirtschaftliche Mutter der Playstation 3. Die Playstation 3 spielt Blu-rays, egal, ob Spiel oder Film. Für nur 400 Euro galt sie lange als der günstigste Player im blauen Lager, der über seine satte Hardware-Basis stets auf dem aktuellsten Stand gehalten werden kann (siehe Frage 5). Mit geplanten 12 Millionen installierten Einheiten, die Sony bis Ende März erreicht haben will, ein nicht zu übertreffendes Schwergewicht im HD-Player-Markt.

Microsofts optionales HD-DVD-Laufwerk verkaufte sich dagegen "nur" einige Hunderttausend Mal, das immer wieder auftauchende Gerücht eine zweite Generation der Xbox 360 erscheine mit integriertem HDDVD- Laufwerk bewahrheitete sich nie.Wohl auch deshalb, weil Microsoft wusste, dass lange nicht jede HD-Konsole an einem hochauflösenden Flachbildfernseher und für Filme verwendet wird, wie das Blu-ray-Lager es gerne glauben machte.

Trotzdem: Mit Marktstart der PS3 kippten die Disc-Verkäufe weltweit zugunsten des Blu-ray-Formats. Damit kommt dieser Konsole unbestritten und wie von Sony beabsichtigt eine große, vielleicht mit entscheidende Rolle in diesem Formatkrieg zu.

9. Tobt das Format-Wirrwar auch in der PC-Branche?

Ja, auch hier teilen sich die Lager in HD DVD und Blu-ray. Allerdings verläuft der Siegeszug der DVD-Nachfolger mehr als schleppend - die Verunsicherung der Konsumenten bei der Laufwerkswahl ist groß. Brennlaufwerke sind noch teuer und im Falle der HD DVD nur im SlimLine-Format erhältlich. Die HD DVD beansprucht hier fast zwei Drittel der Marktanteile. Toshiba, Hewlett Packard, Acer, Fujitsu Siemens, Gateway und Asus stehen hier Unternehmen wie Apple, Dell und Sony gegenüber. Schwergewichte auf beiden Seiten.

Die Anwender sind zwiegespalten: Auf der einen Seite genießen gerade sie den Platzvorteil einer Blu-ray. Auf der anderen Seite ist ihnen im Umgang die vertraute Struktur der HD DVD lieber. Zudem schaffen es die Software-Programmierer seit Monaten nicht, Authoringtools zu programmieren, die HD-Videos formatgemäß auf eine Blu-ray brennen. HD DVDs lassen sich schon seit Monaten mastern - hier fehlt wiederum die Auswahl an Brennlaufwerken. Über gute Absatzzahlen freut sich bisher einzig LG, die zwei Kombilaufwerke anbieten, von denen eines sogar Blu-rays brennt.

10. Gibt es Kombigeräte oder Kombidiscs, die mir eine Entscheidung abnehmen?

Schon voriges Jahr brachte LG seinen Multiformat-Player BH 100 auf den Markt. Da dieser jedoch weder über einen Netzwerkanschluss noch über die Interaktivitätsplattform HDi verfügte, durfte er kein offizielles HD-DVD-Logo tragen. In diesen Tagen schicken sie den BH 200 für 1000 Euro hinterher, der dieses Mal auch das HD-DVD-Logo tragen darf. Das Online-Interaktivitätsfeature "BD Live" unterstützt er jedoch nicht. Auch Samsung kündigte mit dem Duo HD BD-UP 5000 vor fast einem Jahr einen Player für beide Formate an.

Nach mehreren Terminverschiebungen zum Marktstart wurde nun auf der CES dessen Nachfolger, der HD BD-UP 5500 angekündigt, der in der zweiten Jahreshälfte 2008 für 600 Dollar erhältlich sein soll. Auch ein Kombiformat war einst angedacht, erwies sich am Ende jedoch als Totgeburt. Auf der letztjährigen CES kündigte Warner Brothers noch an, beide Formate auf einer Disc zu vereinen. Der Start verschob sich daraufhin immer wieder.

Sicher spielten dabei auch preisliche Überlegungen eine Rolle, denn die von Universal produzierten Kombidiscs, bei denen sich die DVD-Version auf dem Rücken der HD DVD befindet, verkauft sich in den USA durch den Aufpreis von fünf Dollar nicht besonders gut.