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Interview

Lufthansa-Vorstand Dr. Gunter Küchler über den Trend zur Hybrid Cloud

Lufthansa-Vorstand Dr. Gunter Küchler im Interview: Wir befragen ihn zum Thema Hybrid-Cloud. Küchler bringt 25 Jahre Erfahrung mit.

Autor: Business & IT • 13.6.2013 • ca. 4:45 Min

Trend zur Hybrid Cloud
Wir haben Gunter Küchler zum Thema Cloud interessiert.
© everything possible - shutterstock.de

Dr. Gunter Ku?chler (56) ist seit 2002 Vorstandsmitglied der Lufthansa Systems AG. Er verantwortet den Bereich Airline Solutions mit der Entwicklung und Vermarktung innovativer IT-Lösungen zur Optimierung der Geschäftsprozesse von Fluggesellschaften sowie den Bereich Infrastrukturbetrieb.D...

Dr. Gunter Ku?chler (56) ist seit 2002 Vorstandsmitglied der Lufthansa Systems AG. Er verantwortet den Bereich Airline Solutions mit der Entwicklung und Vermarktung innovativer IT-Lösungen zur Optimierung der Geschäftsprozesse von Fluggesellschaften sowie den Bereich Infrastrukturbetrieb.

Dr. Ku?chler verfu?gt u?ber mehr als 25 Jahre Erfahrung in der IT-Branche. Zu Lufthansa Systems kam er im September 2000, zunächst als Geschäftsfu?hrer des Tochterunternehmens Lufthansa Systems Infratec GmbH. Zuvor arbeitete er von 1987 bis 2000 bei EDS, wo er 1995 zum Mitglied der Geschäftsfu?hrung berufen wurde.

Business&IT: Cloud Computing ist nach wie vor eines der zentralen Themen fu?r die Unternehmens-IT. Wie sieht der Status aus Ihrer Sicht eines Dienstleisters aus?

 

Dr. Gunter Küchler - Lufthansa Systems AG
Dr. Gunter Küchler - Lufthansa Systems AG
© Archiv

Dr. Gunter Ku?chler: Cloud Computing ist im Markt angekommen, sowohl bei den Kunden, als auch bei uns als IT-Dienstleister. Unsere Kunden adressieren sehr klar die Anforderung, ihre Anwendungen in der Cloud zu betreiben. Aber noch nicht alle unserer Kunden haben ihre Applikationen auch entsprechend vorbereitet. Wir können sie bei der Migration unterstu?tzen und haben dafu?r mit unserem Produkt EasyMain eine hervorragende Methodik und Tools, die unseren Kunden auf dem Weg in die Cloud helfen.

Generell sehen wir einen sehr deutlichen Trend weg vom klassischen IT-Outsourcing zur Nutzung von Cloud-Technologien. Dabei werden Unternehmen in der Nutzung ku?nftig die Cloud-Services weniger großer Technologiepartner verknu?pfen. Lufthansa Systems ist fu?r diese Entwicklung sehr gut positioniert, denn der Virtualisierungsgrad in unserem Rechenzentrum liegt derzeit bei 85 Prozent und unsere eigenen Applikationen sind Cloud-ready.

Business&IT: Wann erreichen Sie 100 Prozent Virtualisierung?

Dr. Gunter Ku?chler: Aus unserer heutigen Sicht sind 100 Prozent nicht möglich, und wir streben sie auch nicht an. Als Full-Service Provider betreiben wir fu?r unsere Kunden Anwendungen in der Cloud und werden auch weiterhin bestimmte Applikationen, die aufgrund besonderer Anforderungen an Hardware und Betriebssysteme derzeit nicht virtualisierbar sind, im klassischen Rechenzentrumsumfeld betreiben. Damit unterscheiden wir uns von Anbietern, die sich ausschließlich auf Cloud Computing konzentrieren. Wir möchten unseren Kunden ein fu?r ihren Bedarf optimales Paket aus beidem bieten und dies wird auch honoriert.

Business&IT: Welche Cloud Services bieten Sie derzeit an?

Dr. Gunter Ku?chler: Wir haben hier ein umfassendes Portfolio. Dazu gehören Beratungsleistungen, die Migration von Kundenapplikationen in die Cloud mithilfe des von uns entwickelten Dienstleistungspaketes EasyMain und schließlich der Betrieb der Anwendungen. So können wir den Kunden eine individuell auf ihre Bedu?rfnisse zugeschnittene Cloud-Lösung liefern, die je nach Branche wie Luftfahrt, Transport und Logistik, Industrie, Medien und Verlage, Energie, Health Care oder Touristik immer ein bisschen anders aussieht.

Business&IT: Welche Applikationen betreiben Sie in der Cloud?

Dr. Gunter Ku?chler: Das sind unter anderem die Anwendungen, die wir selbst entwickelt haben. Dazu gehören beispielsweise Flugwegplanungssysteme und Navigationskarten fu?r einen kosteneffizienten und sicheren Flugbetrieb. Oder ein Arbeitsplatzmodell, mit dem Anwendungen und Daten virtuell aus den Rechenzentren bereitgestellt werden. So können Mitarbeiter von u?berall her mit jedem beliebigen Endgerät auf ihren Arbeitsplatz zugreifen. Außerdem können die Arbeitsplätze genau auf die spezifischen Aufgaben der Mitarbeiter zugeschnitten werden, was ebenfalls Kosten spart. Auch das SAP-Hosting erfolgt inzwischen auf Basis von Cloud Computing als On-Demand-Modell, bei dem nach der tatsächlichen Nutzung der Ressourcen abgerechnet wird.

Business&IT: Welche Anforderungen stellen die Kunden beim Cloud Computing an ihren Dienstleister?

Dr. Gunter Ku?chler: Zum einen erwarten die Kunden ein Höchstmaß an Verfu?gbarkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit der Systeme. Zum anderen haben sie das Ziel, die Kosten zu senken. Um diese Anforderungen abbilden zu können, ist es aus unserer Sicht wichtig, die Relevanz im Sinne der Geschäftskritikalität bestimmter Daten und Anwendungen sowie ihren Schutzbedarf zu klären. Daru?ber hinaus ist fu?r viele Kunden inzwischen aufgrund von Sicherheits- und Compliance-Anforderungen auch der Standort des Rechenzentrums von entscheidender Bedeutung. Immer mehr Unternehmen weltweit legen Wert darauf, dass die Daten im Land verbleiben. Mit unserem Rechenzentrumsverbund mit Standorten in Kelsterbach, London, Dallas und Singapur können wir diese Anforderungen erfu?llen.

Business&IT: Wie geht es weiter mit dem Cloud Computing?

Dr. Gunter Ku?chler: Der Trend geht zur Hybrid Cloud. Bislang standen sich mit der Private und der Public Cloud zwei Ansätze gegenu?ber, die nicht recht miteinander vereinbar erschienen. Derzeit sehen wir allerdings, dass der Preis fu?r Speicherplatz und Rechenleistung bei den Anbietern großer Public Clouds immer weiter sinkt. Das ist eine Entwicklung, der der Unternehmensbereich auch durch den Austausch von Hardware nur sehr schwer folgen kann. Wir suchen daher nach Lösungen, wie wir Public-Cloud-Komponenten in unsere Private-Cloud- Angebote integrieren können, um weiterhin die nötige Sicherheit der Daten zu gewährleisten und den Kunden dennoch Preisvorteile bieten zu können. Das Ergebnis ist dann die Hybrid Cloud.

Cloud-Service-Brokerage

Wir beobachten in der Entwicklung des Themas noch etwas anderes: Durch die Vielzahl an Begriffen und Ansätzen gibt es unter Anbietern und Anwendern kein einheitliches Verständnis von Cloud Computing. Einig sind sich alle nur in der Mindestanforderung an die Sicherheit. Wir wu?rden es daher sehr begru?ssen, wenn eine Klassifizierung von Cloud-Leistungen entwickelt wu?rde, die auch durch ein Zertifikat oder Ähnliches bestätigt wu?rde. Lufthansa Systems ist bereit, an einer solchen Entwicklung mitzuarbeiten.

Business&IT: Fu?r welche Anwendungsfälle kommt eine Hybrid Cloud infrage?

Dr. Gunter Ku?chler: Das hängt vom konkreten Szenario des Kunden ab. An dieser Stelle kommt es auf die Beratung an. Es gilt, die Daten und Anwendungen zu identifizieren, die ein hohes Maß an Sicherheit und Verfu?gbarkeit erfordern. Das sind zum Beispiel alle personenbezogenen Daten oder auch Kreditkartendaten. Die sind in einer Private Cloud am besten aufgehoben. Weniger sensible Services dagegen, etwa der E-Mail-Verkehr, können unter Beru?cksichtigung von Compliance-Anforderungen u?ber eine Public Cloud gu?nstiger bereitgestellt werden. Fu?r diese Analyse sind IT-Know-how, Branchenkenntnisse, Prozesswissen und Projekterfahrung notwendig.