Interview

Regisseur Jethro Ames über Vine

10.6.2014 von Tobias Gillen

In unserem Interview mit Jethro Ames, einem US-amerikanischen Regisseur für Mikrovideo-Kampagnen, erfahren Sie allerhand Interessantes über die Smartphone-App Vine, die sich in Deutschland bisher nocht nicht so recht etablieren konnte.

ca. 4:10 Min
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Jethro Ames
Jethro Ames: "Sechs Sekunden sind die perfekte Länge"
© Archiv

Jethro Ames ist Regisseur für Mikrovideo-Kampagnen für weltweite Marken. Er hat sich auf das Storytelling mit kurzen Videosequenzen spezialisiert, nachdem er 10 Jahre lang als Print- und Webdesigner gearbeitet hat. Vine hat er sich als kreativen Ausgleich gesucht, der nichts mit seiner Arbeit zu tun hatte.

Er wollte, so sagt er, "etwas Lustiges machen", die Kreativität, die er über die Jahre geschult hat, in verschiedenen Ausprägungen einsetzen und seine Geschichten erzählen. Im April 2013 hat er das 2002 von Robert De Niro und Produzentin Jane Rosenthal gegründete Tribeca Film Festival in der Kategorie >>Animiert<< gewonnen und seither ständig mit Vine zu tun.

"Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: Auf der einen Seite stand die Karriere, die ich mir aufgebaut habe. Auf der anderen Seite die, die ich nebenbei verfolgt habe. Ich entschied mich für Letztere." Bislang hat Ames es nicht bereut.

Internet Magazin: Herr Ames, Sie helfen Unternehmen, Vine-Kampagnen umzusetzen. Sollte denn jedes Unternehmen auf Vine vertreten sein?

Jethro Ames: Ich finde, jede Firma sollte Vine nutzen, wenn sie ihre Zielgruppe dort erreichen kann. Vine ist ein klasse Werkzeug, um multimediale Inhalte zu schaffen, ohne für die Nutzer zu aufdringlich zu sein. Du kannst sehr schnell Inhalte erstellen und mit der Community interagieren. Daher sollten sich alle Unternehmen die App zumindest einmal anschauen.

Sie sagen, Vine sei ein Werkzeug. Ist es kein soziales Netzwerk?

Jethro Ames: Wenn ein Unternehmen keine Aufmerksamkeit auf Vine hat, kann es seine Kurzvideos auf anderen Social Media teilen - etwa Facebook oder Twitter. Dann nutzt man Vine nur als Werkzeug, um die Clips zu erstellen, und seine bereits vorhandene Followerschaft auf den anderen Netzwerken. Glücklicherweise ist Vine ein so starkes Werkzeug, dass die Clips auch außerhalb der App gute Erfolge verzeichnen. Am effektivsten sind sie aber natürlich auf Vine selbst.

Schauen wir mal über den Tellerrand: Wie wird Vine in den USA genutzt? Ist es dort für die Unternehmenskommunikation sehr verbreitet?

Jethro Ames: Vine ist eines von sehr vielen Kommunikationstools, die US-Unternehmen nutzen. Ich habe aber das Gefühl, dass Unternehmen diese App immer mehr für Marketingkampagnen nutzen. Die Marken haben die Möglichkeit, mit den Kunden auf budgetschonende Weise zu interagieren - im Gegensatz zu >>High-Production-Projekten<< für Fernsehen, Radio oder Zeitung. Daher glaube ich auch, dass Unternehmen mehr und mehr auf Vine setzen sollten. Haben Sie eine Geschichte zu erzählen, ist Vine eine wichtige Adresse, um sie zu teilen.

Wenn Sie als Experte nach Deutschland schauen, wie bewerten Sie die Vine-Nutzung von Unternehmen hierzulande?

Jethro Ames: Neben Volkswagen habe ich noch nicht viele deutsche Unternehmen gesehen, die Vine nutzen. Und der letzte Post von Volkswagen ist auch schon Monate her ... Also dort ist nicht sonderlich viel los. Ich finde, deutsche Unternehmen könnten und sollten viel mehr durch Vine-Clips mit ihren Nutzern interagieren.

Warum tun sie es nicht? Haben Sie eine Erklärung?

Jethro Ames: Ich glaube, die"Beliebt"-Seite auf Vine, also der Ort, an dem Vines mit besonders viel Aufmerksamkeit hervorgehoben wird, hat viel damit zu tun, warum Vine in den USA so erfolgreich ist, in Deutschland aber nicht. Der Markt ist dominiert von amerikanischen Nutzern, Unternehmen und Marken und es ist schwer für deutsche Unternehmen oder Marken, dagegen anzukommen. Vine hat jüngst ein Update mit 19 neuen Sprachen veröffentlicht. Das wird helfen, die Clips besser nach einzelnen Ländern zu filtern - und damit auch die internationale Aufmerksamkeit pushen.

Warum genau sechs Sekunden? Warum nicht 10 oder 60?

Jethro Ames: Ich finde, sechs Sekunden ist die perfekte Länge für Marken, um ihre Geschichten zu erzählen. Es ist nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang. Die meisten Zuschauer schalten bei den traditionellen 30 bis 60 Sekunden ab, die wir im Fernsehen oder im Internet sehen. Selbst Instagrams 15 Sekunden sind für manche Menschen zu lang.

Video-Dienst Vine als gute Ergänzung

Also geht es darum, die Menschen nicht zu langweilen?

Jethro Ames: Ich denke, Vines größter Vorteil ist das Versprechen von sechs Sekunden. Die Menschen erwarten eben keinen langen Werbespot. Wenn sie einen Clip nicht gut finden, scrollen sie weiter und schauen den nächsten an. Aber wenn ein Vine richtig gut ist, schauen sie ihn durch die Loop-Funktion immer und immer wieder - und teilen ihn oder interagieren dazu.

Für sechs Sekunden braucht man viel Kreativität. Haben die Unternehmen die? Oder brauchen sie Experten wie Sie dafür?

Jethro Ames: Viele Unternehmen sind sehr kreativ, ich denke da nur an Target oder Oreo. Die haben wirklich gute Arbeit auf Vine geliefert, ohne einen Vine-Experten. Es hilft Marken natürlich, Vine-Nutzer wie mich einzukaufen, um Geschichten in sechs Sekunden zu erzählen. Ich kenne die App und ich verstehe die Einfachheit, mit der man denken muss, um eine effektive Kampagne zu erstellen.

Was ist der größte Fehler, den Unternehmen und Marken bei der Nutzung von Vine machen können?

Jethro Ames: Zu aufdringlich mit den eigenen Produkten zu sein. Die Menschen, die Vine nutzen, wollen unterhalten oder informiert werden. Sie wollen nicht, dass man ihnen etwas verkauft. Marken, die das schaffen, haben Vine verstanden.

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