DxO PureRaw 4.0 und Lightroom Denoise im Vergleich
DxO veröffentlicht eine überarbeitete Version des RAW-Konverters PureRAW. Wie schneidet er in unserem Praxistest ab?

Die Version 4.0 kostet 120 Euro bei Neuanschaffung oder 80 Euro als Upgrade. Die Anwendung lässt sich als eigenständiges Programm oder als Plug-in für Adobe Lightroom Classic nutzen. Die Kernaufgaben des RAW-Konverters sind die Rauschunterdrückung mithilfe der KI-Rauschminderungstechnologie Deep...
Die Version 4.0 kostet 120 Euro bei Neuanschaffung oder 80 Euro als Upgrade. Die Anwendung lässt sich als eigenständiges Programm oder als Plug-in für Adobe Lightroom Classic nutzen. Die Kernaufgaben des RAW-Konverters sind die Rauschunterdrückung mithilfe der KI-Rauschminderungstechnologie DeepPrime und die Korrektur objektivbedingter Abbildungsfehler.
Mit der Version 4.0 stellt DxO die nächste Generation von DeepPrime vor. DeepPrime XD2 bietet optimierte Algorithmen für Rauschminderung und Demosaicing und soll noch bessere Ergebnisse als DeepPrime und DeepPrime XD liefern: Die KI soll mit Hilfe von Milliarden von Bildern trainiert worden sein, um das Rauschen effizienter erkennen und bei dessen Entfernen zugleich die Details besser erhalten zu können.
Die neue Version bietet eine Echtzeit-Korrektur-Vorschau, um die Wirkung von Reglern unmittelbar sichtbar zu machen. Neu sind dabei die Regler für Luminanz und Details. DeepPrimeXD2 gibt es noch nicht für Fujifilm X-Trans-Sensoren – das entsprechende Update wird später erscheinen.
Darüber hinaus hat DxO auch die Korrektur der Objektivunschärfe überarbeitet und die Möglichkeiten der Stapelverarbeitung erweitert. Mithilfe eines neuen Widgets kann Version 4.0 Speicherkarten und externe Laufwerke automatisch erkennen und startet dann die DxO-Anwendung, um Bilddaten schneller einzulesen.
DxO PureRAW 4.0 (Beta): Einstellungen
Dieser Vergleich zeigt die Auswirkungen von unterschiedlichen Regler-Einstellungen auf das Ergebnis: Es geht dabei um die Regler „Luminanz“ und „Details erzwingen“.

Das Original (Bild 1, unbehandelt) gibt die Dead-Leaves- Strukturen mit schwachen Kontrasten stark verrauscht wieder. Es ist beachtlich, was DxO an Details noch herausholen kann. Besonders gut gefällt uns die Version mit Luminanzwert 25 und Detailwert 5 (Bild 2): bei starkem Hineinzoomen erkennt man ein gewisses Rauschen, doch die Strukturen werden gut herausgearbeitet und wirken natürlich. Die Standard-Einstellung von DxO präferiert Rauscharmut (Bild 3, Luminanz 40, Details 0). Die feinen, unregelmäßigen Strukturen werden nun verwischter abgebildet, doch dafür sieht man kaum noch Grießeln. Noch sauberer wirken die Ergebnisse mit dem Luminanz-Wert 60. Hier haben wir den Details-Regler auf 10 eingestellt (Bild 4): Wo die Software Kanten erkennt, schärft sie jetzt intensiver nach. Der Bildeindruck wird JPEG-artiger. Dennoch kann auch diese Einstellung sinnvoll sein.

Praxistest
So viel zu den Neuerungen. Doch wie gut schlägt sich DxO DeepPrime XD2 im Vergleich mit dem Lightroom-Denoise-Tool. Letzteres empfiehlt sich ebenfalls als KI-gestützter Rauschunterdrücker und kann die Feinzeichnung besser erhalten als Standard-Rauschfilter von Lightroom. PureRAW lag in einer Beta-Version vor – die fertige Marktversion kann leichte Abweichungen zeigen.
Die Berechnungen kosten Zeit, viel Zeit: Das gilt für Lightroom wie für DxO gleichermaßen. Je nach Rechner und Anzahl der Bilder hat man nicht nur Zeit für einen Kaffee, sondern sogar für ein gemütliches Mittagessen inklusive Vorbereitung.
DxO hat die bessere Vorschaufunktion. Das Vorschaufenster ist größer als bei Lightroom und auf Wunsch auch als Vollbild nutzbar. Man kann stufenweise in das Bild zoomen, um die Auswirkungen im Detail zu bewerten. Ein vertikaler Regler trennt Original- und Vorschau-Fensterteile und lässt sich nach links oder rechts flexibel verschieben.
Die Vorschau von Lightroom ist limitierter. Sie zeigt ein kleineres Fenster, hat lediglich eine zweistufige Lupenfunktion und kann zwischen Original und Vorschau nur hin und her schalten. Die DxO-Vorschau zeigt die Bildkorrekturen in Echtzeit an. Das ist sehr praktisch, doch leider nicht immer genau: Die Auswirkungen im Vorschaufenster wirkten teilweise drastischer als letztendlich in den Bildern. Sollte die XD2-Version die RAWs einer bestimmten Kamera nicht unterstützen, so warnt die Anwendung entsprechend und verwendet die vorherige DeepPrime-XD-Version.
Mit den Reglern „Luminanz“ und „Details erzwingen“ stellt man die Balance zwischen Details und Bildrauschen ein. Die Standard-Einstellungen sind 40 für die Luminanz und 0 für die Details. Je nach Motiv, dem Grad des Rauschens und dem persönlichem Geschmack ist eine Feinjustage denkbar oder gar nötig.
Wir empfehlen den behutsamen Umgang mit den Reglern. Vor allem der „Details“-Regler lässt bei größeren Veränderungen an den Standardeinstellung die Strukturen in den Aufnahmen künstlich und verfremdet wirken.
Für den Vergleich haben wir RAWs aus mehreren Kameras mit beiden Anwendungen und Standardeinstellungen konvertiert. Insgesamt sind die Ergebnisse ähnlich: Je nach Struktur und Einstellungen liegt mal Lightroom, mal DxO knapp vorne. Generell tendiert DxO-Software dazu, die Aufnahmen in der Standardeinstellung stärker als Lightroom zu entrauschen, liefert sattere Farben, aber weniger Details.
Will man ein ähnliches oder besseres Detailniveau mit DxO erreichen, sollte man den Luminanz-Regler auf einen kleineren Wert als 30 stellen. Die Auswirkungen sind je nach Kamera mal kräftiger, mal schwächer ausgeprägt. Mit etwas Ausprobieren findet man dann die passenden Einstellungen.
DxO PureRAW 4.0 (Beta) und Lightroom DenoiseExpertRAW im Vergleich

Beide Anwendungen liefern hervorragende und durchaus ähnliche Ergebnisse, die deutlich besser sind als die unbehandelten RAWs (Bilder 1 und 5). Durch das Verstellen der „Entrauschen“-Regler in Lightroom sowie „Luminanz“- und „Details“-Regler in DxO kann man die Intensität der Filter anpassen. Mit den Standardeinstellungen entrauscht DxO kräftiger (Bilder 4 und 8) als Lightroom (Bilder 2 und 6).


Allerdings sind diese Bilder etwas detailärmer als die Lightroom-Versionen, die Unterschiede sind jedoch nicht groß. Stellt man den Luminanz-Regler auf einen niedrigeren Wert (Bilder 3 und 5 mit Wert 20), verbessert sich die Feinzeichnung auf Kosten eines dann stärkeren Bildrauschens. Die „richtige“ Einstellung gibt es nicht: Je nach Motiv und persönlichem Geschmack muss diese individuell gefunden werden.

Fazit
Ein deutlicher qualitativer Vorsprung von DeepPrime XD2 vor Lightroom Denoise war für uns nicht erkennbar. Es geht um Nuancen. Zudem bleibt die Balance zwischen Rauschen und Details immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Womit DxO zweifellos auftrumpfen kann, ist die Vorschau-Funktion. Mit deren Hilfe lassen sich die Ergebnisse bereits vor dem Konvertieren gut sichtbar machen und somit besser beurteilen. Davon kann Lightroom sich ruhig was abgucken.
www.dxo.com