Focal Sib Evo Atmos im Test
- Dolby-Atmos-Lautsprecher im Test: Canton Chrono vs. Focal Sib Evo
- Canton Chrono im Test
- Focal Sib Evo Atmos im Test

Schon am Rahmen der Präsentation konnte man sehen, welche Bedeutung Focal der Sib-Evo-Serie beimisst. Die Franzosen aus St. Etienne und ihr deutscher Vertrieb Music Line aus Hamburg schickten Delegationen nach München, um ihr neues Atmos-Set in der Höhle der Löwen zu präsentieren: Die Premiere fand in den Räumen von Dolby in München statt.
Das unterstreicht gleichzeitig, welche Bedeutung die Väter des Atmos-Verfahrens den kleinen, günstigen Lautsprechern beimessen. Zwar gibt es Atmos inzwischen sogar in Soundbars. Doch mit ihren aufwendigen Hochleistungschassis spielen die kleinen Franzosen noch mal in einer anderen Liga. Der Anspruch hinter der Sib-Serie ist, audiophilen Klang kleinzukriegen und gleichzeitig die Flexibilität zu vergrößern.
Dazu schnürten die Franzosen verschiedene Pakete, um unterschiedlichen Anforderungen in Preis, Performance und Platzbedarf gerecht zu werden. Der Kunde hat nicht nur die Wahl zwischen dem 5.1-Set für 900 Euro und der Atmos-Variante (5.1.2) für 1.200 Euro. Darüber hinaus gibt es nämlich noch kleinere Gebinde.
Den Anfang mach das 2.0 Set für sehr moderate 250 Euro, das Ganze in 2.0.2 mit Dolby Atmos für 500 Euro sowie den Subwoofer Cub Evo für 400 Euro. Mit diesen Sib-Evo-Sets kann sich jeder seine maßgeschneiderte Lösung zusammenstellen – gegebenenfalls durch sukzessiven System-Ausbau.
Die technische Basis der Satelliten ist ein 2-Wege-Bassreflex-System mit sehr hochwertig ausgeführtem, edel erscheinenden Kunststoff-Gehäuse. Der Standfuß lässt sich nach dem Lösen einer Schraube verstellen oder ganz abnehmen, falls die für 200 Euro angebotenen Bodenstative Verwendung finden.
Um den Center besser unter dem Bildschirm unterzubringen, lässt sich der serienmäßige Standfuß auch wie eine Schale verwenden, auf die man den Center nach dem Ankleben eines Dämpfers quer legen kann. In dem Fall lässt sich sogar das Logo drehen. Doch Focal hat einen Ruf zu verlieren und konzentrierte sich daher nicht allein auf solche netten Äußerlichkeiten.
Im Innern teilen sich eine 2,5-cm-Weichkalotte und ein 12,7-cm-Polyflex-Konus die Arbeit. Um die kompakten Satelliten auch im 2.0-Set ohne Subwoofer nicht untergehen zu lassen, spendierten ihnen die Entwickler eine Bassreflex-Unterstützung. Deren Port sitzt auf der Rückseite und wurde aerodynamisch optimiert. Das soll im Zusammenspiel störende Strömungsgeräusche mindern.
Damit die Boxen bei der Installation weniger Mühe machen, vertraut Focal auf Federklemmen für die Lautsprecheranschlüsse, die über einen smarten Button am Boden der Boxen betätigt werden. Bei der Atmos-Variante gibt es zwei davon, was sehr praktisch ist und darüber hinwegtröstet, dass durch die Klemmen Einschränkungen bei der Dicke der Kabel herrschen. Durch die Integration eines schräg nach oben strahlenden 10-cm-Breitbänders für den über die Decke reflektierten Atmos-Kanal wurde ein größeres Gehäuse als bei der seit 2002 angebotenen Basis-Ausführung der Sib nötig.

Durch das zusätzliche Volumen können die Franzosen auf die Bassreflex- Unterstützung verzichten. Wir konzentrierten uns bei unserem Test auf das 5.1.2-Set, das mit dem quaderförmigen 200-Watt-Subwoofer Cub Evo die unteren Oktaven lässig im Griff hatte. Die erwachsene Performance erinnerte einen weder durch mangelnden Druck noch durch einen Mangel an Präzision an den äußerst günstigen Systempreis.
Vor allem der nahtlose Übergang zwischen Satelliten und Subwoofer überzeugte. Doch noch weiter vom Rest in seiner Preisklasse hob sich die dreidimensionale Räumlichkeit ab. Atmos dehnte den virtuellen Raum nicht nur in die Höhe aus, gerade auch der Zusammenhalt des gesamten Klangbild profitierte vom 3D-Sound.
Weiteres Lob gab es für die tolle Sprachverständlichkeit, auch wenn Musik aufdeckte, dass es in den Mitten nicht ganz unverfärbt zuging. Ebenfalls nicht selbstverständlich in dieser Klasse: Die Focals überzeugten durch filigrane Detailauflösung, große Transparenz und Feindynamik.

Funktionelles Design
Die Sib Evo Atmos wirken mit ihren hochglänzenden, soliden Kunststoffgehäusen sehr hochwertig. Doch ihre Form folgt der Funktion – bis ins kleinste Detail. So gibt es auf der Unterseite für die verdeckt eingebauten Kabelklemmen zwei Drücker, um jeweils beide Klemmen der beiden Kanäle zu öffnen. Von hinten sieht man auch den Atmos-Lautsprecher. Der 10-cm-Breitbänder, der an die Decke strahlt, wurde zwar nach vorne angeschrägt eingebaut. Er sitzt allerdings unter einem Metallgitter in einer Vertiefung, die ihn von vorne weitgehend unsichtbar macht. Der Standfuß lässt sich gegen die optionalen Stative tauschen. Durch Lösen einer Verstellschraube lässt sich der Neigungswinkel der Sib Evo Atmos verändern.
Fazit
Selten gab es so räumlichen, präzisen, ausgewogenen Klang für knapp über 1000 Euro. Vive la France!
Standpunkt
von Stefan Schickedanz, Surround-Experte
Natürlich gibt es bei den preislichen und konzeptionellen Unterschieden keinen offiziellen Testsieger. Doch genau genommen gibt es zwei Gewinner. Einfach deshalb, weil beide Systeme für ihre Preisklasse eine außergewöhnlich gute Performance bieten und gemessen am Klang als wohnraumfreundlich zu bezeichnen sind.
Dabei gilt all das für das Focal Sib Evo Atmos 5.1.2 nicht nur relativ, sondern auch absolut. Was dieses kompakte Sub-Sat-System leistet, würde manchem doppelt so teuren Holzkisten-Stapel zur Ehre gereichen. Und wem selbst dieses Set zu teuer ist oder zu viel Platz beansprucht, der kann mit den kleineren Paketen ab 250 Euro wenigstens satten Fernsehton mit exzellenter Stimmwiedergabe genießen. Wer nicht mit dem Pfennig rechnen muss, der kann mit Cantons Chronos ein paar Klassen höher ebenfalls ein Schnäppchen machen.