Ultrakurzdistanzprojektor

XGIMI Aura im Test: Kann der Laser-TV überzeugen?

11.5.2022 von Roland Seibt

Sie werden angetrieben durch einen Laser und wollen den TV ersetzen, indem sie ultrakurz von einer Leinwand entfernt stehen: Die neue Generation von Ultrakurzdistanzprojektoren überzeugt durch viele Qualitäten. Wir haben den XGIMI Aura im Test.

ca. 4:40 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
xgimi-aura-teaser
Der Aura ist mit der größte Ultrakurzdistanzprojektor, den wir bisher getestet haben. Für seinen verhältnismäßig moderaten Preis ist er exzellent designt.
© XGIMI

Pro

  • Ultra-HD Laserbramer
  • hochwertige Verarbeitung
  • toller Klang
  • Android-TV 10 mit vielen Apps
  • wenig Regenbogenartefakte

Contra

  • 24p mit Rucklern
  • mäßige Farbabstimmung
  • Netflix funktioniert nicht

Fazit

Video-Testurteil: gut (445 von 650 Punkten)


68,0%

Preiswerter und praktischer kommt man kaum an ein brillantes Riesenbild als mit Ultrakurzdistanzbeamern – neuerdings bezeichnet als Laser-TV. Wo bei einem Preis von 2.500 Euro die Bildgewalt von Fernsehgeräten größentechnisch aufhört, nämlich bei 80 Zoll, fangen diese Geräte erst an zu arbeiten. Stellt man sie einige Zentimeter weiter von der Wand weg, vergrößert sich die Bilddiagonale schnell bis auf 150 Zoll. Und 3,8 Meter: das ist waschechtes Heimkino.

Vergessen sollte man jedoch nicht, dass Laser-TVs ein wichtiges Detail mit klassischen Beamern gemein haben. So richtig gut wird es nämlich erst, wenn die passende Leinwand angestrahlt wird. Einer banalen weißen Wand oder gar Leinwand wird zum Verhängnis, dass optisch leider immer noch der Eingangswinkel eher auf den Ausgangswinkel reflektiert wird als anderswo hin.

Sprich: Das Bild eines Laser-TVs, der äußerst spitzwinklig unter der Projektionsfläche steht, wirkt am brillantesten von der Zimmerdecke aus gesehen.

Wahre Wunder bewirken hier spezielle Bildwände, die exakt für diesen Einsatz konzipiert wurden. Sie leiten über Mikrooptiken nicht nur das Bild, das von unten kommt, in Richtung Betrachter, sondern dämpfen dazu auch noch Raumlicht, das aus anderen Richtungen auf sie trifft. So ein UST (Ultra Short Throw) Kontrastscreen erscheint grau statt weiß, und um genau diesen Faktor wird der Schwarzeindruck des TV-Bildes erhöht – ganz besonders im hellen Wohnzimmer.

Perfekte Brillanzen kann man dennoch auch von einem Laser- TV nachmittags nicht erwarten, und so ein Hochkontrastscreen (ab circa 1000 Euro) befindet sich beim besonders günstigen XGIMI Aura auch nicht im Lieferumfang. Gerade deshalb hat er seine absolute Berechtigung als preisgünstiger Einstieg in riesige Bilderwelten. Mit 2500 Euro liegt er deutlich unter dem, was vergleichbare Geräte von Samsung, LG, Optoma, Epson und BenQ kosten, die wir bereits getestet hatten. Allein ein Xiaomi Laser-TV war noch viel billiger, doch da war unser Importgerät absolut auf chinesische Verhältnisse abgestimmt.

xgimi-aura
Der XGIMI Aura klingt wirklich dynamisch, voluminös und rund.
© XGIMI

Der XGIMI Aura spielt schon beim Auspacken in der oberen Liga mit. Das Gerät ist nicht nur lautsprecherseitig mit Stoff bespannt und besitzt eine Fernbedienung im Metallkleid, selbst das Design der Kunststoffteile wirkt ansprechend. Wie üblich wird die Bildmaschine des Aura durch einen blauen Hochleistungslaser angetrieben, der über Leuchtmittel zusätzlich rotes und grünes Licht erzeugt, wobei die drei Grundfarben sich zeitlich abwechseln. Dies geschieht hier mit besonders hohen 240 Hertz. 720 mal pro Sekunde wird also eine andere Grundfarbe produziert – schnell genug, um die gefürchteten Regenbogenartefakte wirkungsvoll zu minimieren.

So bestrahlen die Grundfarben dann den 0,47 Zoll großen DLP-Chip, der mit ultraschnell kippenden Minispiegeln Pixel auf die Leinwand wirft oder sie davon wegleitet. Durch Abertausende Kippvorgänge pro Sekunde entsteht ein Filmbild mit unterschiedlichen Lichtintensitäten. Die „Fake“ Ultra-HD-Chips nutzen ihre hohe Geschwindigkeit noch auf eine andere Weise. Sie weisen nämlich nativ nur eine Full-HD-Struktur auf, beleuchten aber durch eine Shiftmechanik vier unterschiedliche Positionen auf der Leinwand hintereinander, wodurch theoretisch die 4K-Auflösung entsteht.

Wären die Spiegelpixel nur halb so groß, würde das durch die Trägheit des Auges perfekt funktionieren. So überlappen sich die Bildpunkte etwas, auf diese Weise wird jedoch ein Fliegengittereffekt ausgeschlossen, und die reale Auflösung reicht so nah an echtes 4K heran wie ein nativer UHD-Beamer mit einem etwas zu unscharfen Objektiv. Es gibt hier keine Konvergenzfehler, wie sie bei Dreichipgeräten auftreten.

Durch die krasse Optik der Ultrakurzdistanz fällt es schwer, den gesamten Schirm gleich scharf und gleich hell zu halten. Der XGIMI Aura schlägt sich hier aber wacker und fällt nicht stärker ab als doppelt so teure Mitbewerber. Besonders lobenswert ist, dass die Techniker sowohl die Lichtstärke als auch die Farbvolumina konservativ gemessen haben und sie ehrlich bescheiden kommunizieren.

xgimi-aura-fb
Auch die metallene smarte Fernbedienung unterstützt das hochwertige Auftreten des Aura.
© XGIMI

Die beworbenen 2400 Lumen wurden tatsächlich über die Mittelung des ISO-Verfahrens ermittelt, im Hotspot kamen wir im Labor auf weit über 3000. Bei den Kontrastwerten kann sich der Aura gegen viel teurere Konkurrenten behaupten, die Schärfe überzeugt voll. Allein die Komposition der Farben lässt das Gespür für Neutralität vermissen.

Mischfarben gehen grob in die korrekte Richtung, wir hätten allerdings gern einige Parameter weiter kalibriert. Und genau das ist beim XGIMI leider nicht möglich. Den Weißabgleich bekommt man perfekt hin, aber schon die Gammakurve ist nicht wirklich kinogerecht. Inhalte mit mittlerer Helligkeit werden stark überakzentuiert, das Bild hat zu wenig Tiefe.

Damit wirkt TV-Kost umso strahlungsaktiver, für Filmmaterial ist das eher unpassend. Eine sinnvolle Möglichkeit, die Dynamik durch automatische Lasersteuerung in dunklen Szenen zu optimieren, haben wir auch nicht gefunden. Dafür besitzt der Aura sogar eine Bewegungskompensation, die auch nötig ist, um 24p-Filmmaterial das Pulldown- Ruckeln abzugewöhnen, das nativ vorhanden ist.

Die Glättung geht jedoch schon in schwacher Einstellung beherzt und nicht immer artefaktfrei ans Werk. Auf solche Details reagieren Heimcineasten teils stark allergisch, viele TV-Zuschauer, die einfach ein umwerfend großes, brillantes Bild wollen, wird das aber kaum stören. HDTV wirkt insgesamt hell, für HDR hätten Rot und Grün etwas reiner sein dürfen.

xgimi-aura-screen
Android-10 als Betriebssystem kann auf großzügige 32GB Rom zugreifen und gibt den Zugriff auf Tausende Apps frei. Nur für Netflix schien unser Gerät auch nach einem Softwareupdate nicht optimiert zu sein.
© XGIMI

TV-Funktionen

Laser-TVs sind Hybride aus Beamertechnik und Fernsehambitionen. So kommt es, dass Mitbewerber wie BenQ und Optoma mit ihrer Erfahrung die bessere Bildabstimmung liefern, Geräte von Samsung und LG jedoch das fernsehgerechtere Betriebssystem.

Mit Android TV als Basis positioniert sich XGIMI hier bestens. Hunderte sinnvoller Apps, unter denen sich auch die wichtigen Video-on-Demand-Anbieter und für den „klassischen“ IPTV-Empfang auch Zatoo, Waipu.tv und Pluto befinden, reicht die Funktionalität bis zum Google Assistant und ChromeCast. Allein Netflix wollte nicht mit unserem Account zusammenarbeiten. Hier stehen offensichtlich noch Lizenzverhandlungen aus.

Bei einem weiteren Punkt des TV-Feelings konnte der Aura im Test fast alle normalen TV-Geräte locker überflügeln: dem Klang. Das auf dem Gerät zu lesende Logo „sound by harman/kardon“ ist mehr als eine Werbebotschaft, denn der XGIMI klingt supersatt und hoch dynamisch, dabei durchaus harmonisch und frei von dem Plärren und Klappern, das man von vielen TVGeräten her kennt.

Alle Laser-TVs legen hohen Wert auf guten Sound, doch dieser günstige XGIMI ist dabei top. Wer die Varianten „Film“ und „Musik“ ausprobiert und dabei noch den DTS Studio Sound aktiviert, wird von etwas zu harscher Räumlichkeit und Dynamikerweiterung überrascht, worunter Dialoge und Musikalität leiden. Das muss man aber nicht tun.

[Testsiegel] video Magazin Testurteil gut
Der Heimprojektor von XGIMI erhält in unserem Test das Siegel "gut".
© video Magazin / Weka Media Publishing GmbH

Fazit

Der XGIMI Aura ist ein Laser-TV mit ausgezeichneten Leistungen für seine Preisklasse. Das ansprechende Design und der supersatte Sound überzeugen, das App- und Medienangebot ist großartig. Allein einige Details bei der professionellen Bildverarbeitung könnten optimiert werden.

Mehr lesen

Chronologische Liste und Netflix-Links

Marvel-Filme- und -Serien: Das ist die richtige Reihenfolge

Neuerscheinungen in der Übersicht

Netflix: Neue Filme und Serien

Vorschau auf Film- und Serien-Highlights

Amazon Prime Video: Neuheiten

Weiter zur Startseite  

Mehr zum Thema

Sony KD 65X9005C - shutterstock 149392607

65-Zoll-Fernseher

Sony KD-65X9005C im Test

89,0%

Eine Neun hinter dem X steht bei Sony immer für ein außerordentliches TV-Erlebnis. Diesmal geht es um den Weltrekord im ultraflachen Design. Wie…

Sony KD65XE9305

UHD-Fernseher

Sony KD65XE9305 im Test: Eleganz in Brillanz

87,0%

Sony gelingt mit dem KD65XE9305 ein eleganter, erstaunlich schlanker 65-Zoll-Fernseher, der mit exzellenter Brillanz punktet. Hier unser Test.

Fernseher

UHD-TV-Bestenliste

Die besten 4K-Fernseher bis 1.000 Euro von 49 bis 65 Zoll

Welche UHD-TVs haben in Tests besonders gut abgeschnitten und sind günstig? Wir zeigen die besten 4K-Fernseher bis 1.000 Euro in Größen von 49 bis 65…

Der Panasonic LZW984 auf einem Lowboard

OLED- und LCD-TVs 2022

Panasonic geht dieses Jahr in die Vollen

Der japanische Hersteller Panasonic hat sein TV-Lineup für 2022 bekannt gegeben. Ganze sieben Serien will man im Lauf des Jahres an den Start bringen.

BenQ W2710i mit vorinstalliertem Netflix

DLP-Beamer

Benq W2710i und TK860i: Smarte 4K-Beamer

Benq erweitert sein umfangreiches Projektorportfolio um die zwei Smart-Beamer W2710i und TK860i. Beide Modelle wollen mit Android-TV, großer…