Günstiger UHD-TV
Hisense LTDN58XT880 im Test
Ultra HD besitzt einen exklusiven Preis- und Qualitätsbonus als neues High-End-Medium. Doch die Fassade beginnt bereits zu bröckeln, und die Preisempfehlungen der ersten TV-Generationen werden konsumentenfreundlich nach unten korrigiert. Wie schlägt sich der günstige UHD-TV Hisense LTDN58XT880 im Testlabor?

Schon vor der IFA machte das Gerät, das wir hier getestet haben, Furore. Während alle anderen TV-Hersteller noble 65-Zöller in Ultra HD (der vierfachen Auflösung von Full HD) ankündigten, deren Preise zwischen 5.000 und 7.000 Euro avisiert wurden, stellte der chinesische Hersteller Hisense 4K-TVs ab 2.000 Euro vor, die dann mit 50 Zoll allerdings auch etwas kleiner waren. War also alles nicht so schlimm.
Im letzten Herbst fand dann eine erste Austarierung des Marktes statt, in der Samsung und Sony bereits offiziell ihre Preise leicht senkten, während die anderen Anbieter dies dem Geschick des Händlers überließen. Damit wurden tatsächlich die Preisregionen, die Hisense vorgesehen hatte, erreicht: 3.000 Euro für einen 58- und 5.000 Euro für einen 65-Zöller.
Wer jetzt ins Internet geht und nach den Geräten von Hisense sucht, wird abermals einen Sparschock erleiden. So findet man im Preissuchportal guenstiger.de den hier getesteten LTDN58XT880 bereits für 1.500 Euro, seinen 65-Zoll-Bruder für weniger als 3.000 Euro und den 84-Zoll-Riesen 84XT880 für 10.000 Euro.

Was soll der Geiz?
Kritiker aus der Branche liefen schnell Sturm mit der Aussage, Hisense mache mit diesen aggressiven Preisen den lohnenden Ultra-HD-Markt kaputt, noch bevor er überhaupt angelaufen sei. Seit wir das Gerät hier im Labortest haben und nicht nur technische Daten vergleichen, sehen wir, dass selbst der Niedrigpreis völlig gerechtfertigt ist - angesichts der adäquaten Qualität.
Der Hisense Ultra HDTV muss sich im direkten Vergleich auf dem Markt dem Modell 58M9363DG von Toshiba stellen, das auf dem gleichen LCD-Panel basiert und in unserem großen Vergleichstest in Ausgabe 12/13 einen Kauftipp-Stempel absahnen konnte. Und da der offizielle Verkaufspreis des Japaners identisch mit dem zuerst von Hisense vorgesehenen war, musste man entweder mit besserer Qualität kontern oder die Preisempfehlung korrigieren. Dass Letzteres derart massiv ausfallen musste, sagt einiges aus.

Ausstattung
Dabei ist die technische Ausstattung des Hisense vielversprechend. Ein bewährtes, leicht entspiegeltes Ultra-HD-Panel mit schlankem Rahmen sitzt im hübsch designten und hochglänzend verchromten Gehäuse, das mehr Anschlüsse bietet als einige deutlich teurere Mitbewerber. Ein Vier-Wege-Tuner darf dabei genauso wenig fehlen wie USB-Recording, Netzwerk-Mediaplayer-Funktionen oder Smart TV mit HbbTV. WLAN wurde mit Dualband integriert, und eine App zur TV-Steuerung über smarte Devices findet sich auch. Natürlich wird 3D unterstützt. Sogar an wichtige Details wie die LCN-Programmsuche der ASTRA-Satelliten, die eine Senderliste gut vorsortiert, haben die Entwickler gedacht. Auch die Fernbedienung und die Bildschirmmenüs sind gut gegliedert und befinden sich auf hohem Niveau.
Kaufberatung: Sechs Ultra-HD-Fernseher im Test
Beschäftigt man sich etwas länger mit dem Gerät, fallen nur kleine Dämpfer auf, beispielsweise dass USB-Aufnahmen nur am PC wieder gelöscht werden können. Dort lassen sie sich nicht bearbeiten, weil sie wie üblich verschlüsselt gespeichert werden. Auch von der Tablet-App sollte der Kunde nicht zu viel erwarten: Sie steuert den TV zwar fern, doch Streaming oder die Übernahme des Programmführers gibt es noch nicht.
Als erste wirkliche Enttäuschung im Test erwies sich der Mediaplayer. Listet das Datenblatt noch alle erdenklichen Medien-Container, Codecs und Audioformate auf, merkt man schnell, dass sich dies nur auf die USB-Wiedergabe bezieht, nicht jedoch auf die DLNA-Netzwerkfunktion. Sehr unschön für einen Ultra-HD-Fernseher ist, dass der Medienplayer nur in Full HD arbeitet, sprich Fotos und Videos nicht die volle Auflösung des Panels nutzen können. Und das Hochskalieren auf die volle Panel-Auflösung wird ohne jegliche Intelligenz durchgeführt - mit entsprechend klotzigen Ergebnissen. Zumindest bei Fotos, die ja jetzt jedermann in ultrahoher Auflösung zu Hause hat, können alle anderen aktuellen 4K-Fernseher brillieren, einige sogar schon mit Filmen.

Bildqualität: Ultra HD hui, Full HD pfui
Ein ganz anderes Bild zeigt sich, wenn man an den ersten HDMI-Eingang eine Quelle anschließt, die echtes Ultra HD einspielen kann. Unser Labor-PC sowie ein spezieller Stand-alone-4K-Player lieferten so im Test phänomenale Bilder von Filmfrequenzen mit 30 Frames pro Sekunde. Nachdem Farben und Kontrast so gut abgeglichen waren, wie es mit den wenigen Einstellungsoptionen möglich war, begeistert die Ultra-HD-Wiedergabe durch ihre phänomenale Schärfe und Natürlichkeit. Und man muss schon deutlich näher als einen Meter an das Display herantreten, um Pixelstrukturen erkennen zu können. Schaut man sich dann aber einen Film mit den üblichen 23,976 Kinobildern pro Sekunde an, ruckelt er deutlich. Das ist sehr schade.
Die Zuspielung einer Blu-ray über 1080p24 klappt schon besser, stellt ja auch Standard-Technologie dar. Genauso wie in 720p50/60 ruckelt hier nichts. Die Skalierung auf das 4K-Panel rundet gar feine Ecken und diagonale Kanten ab und versucht so, eine harmonische Schärfe ins Spiel zu bringen. Selbst bei voll heruntergedrehtem Schärferegler bleibt eine sichtbare Manipulation des Bildes, die leichte Artefakte hinterlässt, nicht aus. Aus genügend großem Betrachtungsabstand fällt das dann nicht mehr auf.
Ultra HD - Die neue Generation des Fernsehens
Wirklich unakzeptabel ist die Bildqualität der eingebauten TV-Tuner. Selbst HD-Programme über Satellit, die die beste zur Zeit erhältliche Sendequalität darstellen, wirken grobklötzig und dazu noch artefaktbehaftet. Da helfen auch die Bordmittel der Rauschreduktion, Schärferegelung und Bewegungskompensation nicht weiter. Deutlich schlimmer ist es sogar noch bei SD-Material, das ja interlaced, also in Halbbildern, gesendet wird. Hier klappt das Herausrechnen der Kammeffekte bei Bewegungen nicht. Das resultiert in einer wirklich schlechten TV-Qualität. Hier ist eine externe Set-Top-Box, die anständig deinterlacen kann, also 1080p50 ausgibt, wirklich erforderlich.
Unser Laborrechner, auf dem zwei DVB-Sender und -Empfänger integriert sind, lieferte beispielsweise über HDMI eine Fernsehqualität ab, die dem Hisense-TV die doppelte Punktzahl in unserer Wertung eingebracht hätte. Darauf, dass die Klangqualität des 58XT880 nur mittelmäßig ist, wollen wir hier nicht herumreiten, reiht er sich damit doch ohne weitere Auffälligkeiten in die Klasse der auf schlank getrimmten TVs ein.

Fazit
Auflösung ist nicht alles. Allein das modernste Panel mit zukunftsweisender, dreimal schärferer 4K-Technologie macht noch keinen High-End-Fernseher. Hier spielt die Intelligenz des TV-Empfangs und der Bildaufbereitung eine entscheidende Rolle. Hisense hat hier für die zweite Generation einiges aufzuholen. Doch wenn man sieht, wie sich die Chinesen in den letzten beiden Jahren TV-technologisch (smart, ergonomisch und schön) entwickelt haben, könnte das wirklich bald schon was werden.