Dual-Laser-HDR-Beamer

LG CineBeam AU810PW Forza im Test

18.3.2021 von Roland Seibt

Seit Jahren warten wir auf bezahlbare Hochleistungsbeamer für das Heimkino, die ordentliche HDR-Farben liefern. Dank Dual-Laser kann LGs Innovation „Forza“ voll punkten – und hat dabei weitere Überraschungen parat. Lesen Sie unseren Test zum CineBeam AU810PW Forza von LG.

ca. 4:25 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
LG CineBeam AU810PB Forza im Test:
LG CineBeam AU810PW Forza im Test
© L

Pro

  • Dual-Laser ohne Farbrad
  • tolle Smart-TVFunktionen
  • DCI-Farbraum
  • dynamische Lasersteuerung
  • Irisblende
  • Filmmaker Mode
  • Autokalibration
  • Aufstellung Heimkinooptimiert

Contra

  • kein 3D
  • kein Netflix
  • 24p im Pulldown

Fazit

video-Testurteil: sehr gut (83 %); video "Highlight"; video "Innovation"


83,0%

Jeder gute Fernseher bietet heutzutage eine Ultra-HD-Auflösung in megabrillantem HDR. So richtig profitieren von der höheren Auflösung allerdings eher Heimkinoprojektoren, denn sie bieten gewaltig große Bilddiagonalen. Bisher war ihre größte Herausforderung die Umsetzung von HDR, denn TV-Geräte konnten für die neuen Spitzlichter zehnmal heller werden, bei Beamern ist das nicht so einfach.

Die Lösung für spürbar mehr Brillanz und den gigantischen Farbraum von HDR (BT.2100) sind neue Leuchtmittel. Die klassische Metalldampflampe, die weißes Licht abstrahlt, wird durch LEDs in superreinen Grundfarben Rot, Grün und Blau ersetzt – oder besser noch drei besonders lichtstarke Laser.

LG CineBeam AU810PB Forza im Test: Anschlüsse
Neben den Anschlüssen befindet sich ein kleiner Joystick zur Not-Navigation. An der Geräteseite wird der großzügige Lensshift über zwei Räder eingestellt.
© LG

Erste 3-Chip-Laserbeamer besaßen nur eine blaue Lichtquelle und gingen wieder den ineffizienten Umweg über Weiß, und sie kosteten schon mal gern 20.000 bis 30.000 Euro – ohne einen Vorteil beim Farbvolumen vorweisen zu können.

Genauso verhielten sich DLP-Geräte mit blauem Laser: Über ein Farbrad gehen erstmal zwei Drittel der Lichtenergie verloren. Perfekt wäre ein Beamer, der drei Laser für die Grundfarben bietet. Sie bestrahlen denselben 4K-DLP-Chip, können sich aber millisekundengenau abwechseln. Dabei müssen deutlich weniger Fehlfarben in Wärme umgewandelt werden.

Gerade der Hersteller LG hat sich in den letzten Jahren zum Spezialisten auf diesem Gebiet gemausert, doch waren es leider immer pfiffige Lifestylegeräte, die schon aufgrund des Objektivkonzeptes nie richtig ins Heimkino passen wollten.

LG CineBeam AU810PB Forza im Test: Screenshot Brightness Optimizer
Der „Brightness Optimizer“ erlaubt das Zuschalten einer festen Irisblende und die dynamische Anpassung der Laserleistung je nach Filmszene, genannt „Adaptive Contrast“. Noch nicht alles ist ins Deutsche übersetzt worden.
© Samsung / Montage: video

Der Gamechanger von LG

Mit dem 3700 Euro teuren AU810PW und seinem nicht minder potenten, aber 500 Euro preiswerteren Bruder HU810PW positioniert sich LG nun bestens im Heimkinomarkt der Oberklasse und zieht das Laserschwert gegen die dort etablierten Marken Sony, JVC und Epson.

BenQ und Optoma dominieren zwar die preiswerten 4K-Beamer, doch LG beansprucht jetzt das große Segment zwischen 2000 und 5000 Euro für sich und hat dafür einiges zu bieten, das man nicht einmal deutlich teurer bekommt.

In den technischen Daten steht recht klein „Farbrad: nein“ und „Dual Laser“, doch so einfach kombiniert sich das nicht. Wir messen im Spektrum ultrareines Rot und Blau, das sich mit breitbandigem Grün 720 mal pro Sekunde, also ohne auffällige Regenbogenartefakte abwechselt (240 Hz).

LG CineBeam AU810PB Forza im Test: Messlabor HDR
Bildmessung HDR Ultra-HD BT.2020: Die Laserfarben Blau und Rot sind ultrarein, Grün wurde so gewählt, dass der DCI-P3 Farbraum annähernd passt. Inklusive dynamischem Tone-Mapping eine für Beamer spitzenmäßige Leistung.
© Weka Mediapublishing GmbH

Wir nutzen im Labor die Farbmesssoftware Calman Ultimate von Portrait Displays, siehe www.portrait.com

Wie Grün beleuchtet und präzise getaktet wird, darüber lässt uns LG im Unklaren, doch Fakt ist, dass es noch nie so klare, starke HDR-Farben in so einer überzeugenden Leuchtkraft von einem Beamer ähnlicher Preisklassen gegeben hat.

78% Abdeckung des HDR-Farbraums (88% DCI) haben wir zwar schon anderswo gesehen, doch mussten dafür Filter in den Lichtweg geschoben werden, die 30 bis 60% der Bildenergie fraßen. Nicht so beim AU810PW. Hier sind die allerbuntesten Farben nativ vorhanden.

Und das Beste dabei ist, dass LGs neue Beamer endlich für das Heimkino konzipiert wurden. Sie stehen oder hängen nämlich recht weit von der Leinwand entfernt und weisen einen Zoomfaktor und großzügige Lensshiftfunktionen auf, die man im DLP-Bereich lange nicht mehr so gesehen hat.

LG Forza AU810PB im Test: Echtes HDR
LG Forza AU810PB im Test: Echtes HDR
© LG

Zwar wird alles manuell eingestellt, doch ist das einmal präzise erledigt, passt es halt. Schon vor der Installation bemerkt man allerdings, wie ernst es LG jetzt meint. Das professionell schnörkellose Gerät ist recht schlank, aber etwas tiefer und wiegt mit elf Kilogramm erstaunlich viel.

Schaltet man den kleinen Boliden ein, bleibt es erfreulicherweise erst einmal schön leise im Heimkino. Das Lüftergeräusch ist selbst bei maximaler Laserstärke geringer als bei den meisten Konkurrenten im Eco-Modus. Die von LG angegebenen 2700 Lumen konnten wir dem Gerät tatsächlich entlocken, doch nur mit offener Irisblende im Bildmodus „Größte Helligkeit“.

Hier sind die Farben jedoch bedenklich unnatürlich und Schwarz sehr verwaschen. Dieser Modus sollte Präsentationen in hell beleuchteten Räumen vorbehalten bleiben, und ergibt dann Sinn bei einer Leinwand mit dem untersten Gainfaktor.

LG CineBeam AU810PB Forza im Test: Seitenansicht
An beiden Seiten befinden sich großzügige Lüftungsschlitze. Dabei wird Gerät deutlich weniger warm und ist etwas leiser als andere Beamer seiner Lichtstärke.
© LG

Schaltet man in den Film- oder Filmmaker-Modus ist die Farbabstimmung sofort exzellent. Mit ein paar Optimierungen bekommt man noch mehr Kontrast und präzisere Farben hin. Wer es professionell haben möchte, nutzt die AutoCal-Funktion, deren Freischaltung der größte Bonus gegenüber dem preiswerteren kleinen Bruder ist. Per Lookuptable greift die Kalibrationssoftware in die tiefsten Farbforme des Beamers ein und gleicht sie ab.

Im harten Labor- und Kinotest war der AU810PW dann doch nicht ganz ohne Makel. Für eine echte Studioperformance muss man an ein paar Reglern drehen, eine original 24p-Filmkadenz wollte sich ohne Pulldown auch mit Tricks nicht einstellen, in dunklen Partien scheint mehr Dithering zu passieren als bei hochrangigen Mitbewerbern, und fürs Gaming ist die Latenz etwas hoch. Und überhaupt: Es fehlt 3D, das im Beamersegment durchaus noch ein Thema ist.

[Testsiegel] video Magazin Testurteil sehr gut
video Magazin Testurteil: sehr gut
© video Magazin / WEKA Media Publishing GmbH

Diese Kleinigkeiten vergisst man schnell, wenn man den „Forza“ ins Kinosystem einbindet. Bedienung und smarte Ausstattung sind LGs OLED-TVs entliehen.

Und genauso toll sehen die Menüs aus, ist das Angebot an Smart-TV-Apps (bis auf Netflix!) und werden Filmserver im Heimnetz durchsucht. Ebenso reibungslos funktionieren Smartphone-Spiegelung, AirPlay 2 und die Fremdgerätesteuerung.

Lesetipp: Leinwand und Beamer kaufen: Darauf müssen Sie achten

Sogar mit Funklautsprechern nach WiSA-Standard kooperiert der AU810PW (wenn es davon nur genügend günstige Angebote gäbe). Per eARC werden alternativ AV-Receiver mit empfangenen Sounddaten bis hin zu Dolby-Atmos versorgt. Gerade im gehobenen Beamerbereich ist das alles eine weitere Innovation und ungeheure Komfortsteigerung.

Was aber hauptsächlich zählt, ist, dass so satte HDR-Farben in voller Pracht mit 1200 ehrlichen Lumen sonst nicht einmal für den doppelten Preis eingekauft werden konnten. Dazu wird eine Schärfe geboten, die bis in die Bildecken oberstes Niveau darstellt, trotz Pixelshift.

LG CineBeam AU810PB Forza im Test: Screenshot WebOS
LGs WebOS lässt sich sehr modern und bedienfreundlich über einen Mauszeiger steuern. Apps, Quellen und Einstellungen werden von diesem Startbildschirm aus aufgerufen. Sky, Disney und Prime glänzen, auf Netflix wird verzichtet.
© Samsung / Montage: video

Autokalibration

Eins der Sonderfeatures, das den AU810 stolze 500 Euro teurer macht als seinen fast baugleichen Bruder HU810, ist die Möglichkeit der vollautomatischen Kalibration durch die Software Calman.

Beim Test haben wir festgestellt, dass unsere Version 2020 den Beamer erkennt und neben Mehrpunkt-Gamma und Farbraum auch den Lookuptable kalibrieren möchte.

Das ist absolut einzigartig. Und besser noch: Wir fanden und nutzten sogar einen im Beamer integrierten Testbildgenerator. Hier spart sich der Kalibrationsprofi 1000 bis 3000 Euro.

Fazit

Bravo LG! Seit Jahren warten wir auf so ein Gerät im gehobenen Preissegment, dessen Farbgewalt auf gute HDR-Filme abgestimmt ist – und das ins Heimkino passt. Sahnehäubchen sind ein tolles Smart-TV-Paket sowie überhaupt das leise, stromsparende und langlebige Multi-Laserkonzept.

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