- Apple TV 4 (2015) im Test: Warum Tim Cook schon ein wenig Recht hat
- AppStore und Nutzerfreundlichkeit und -oberfläche
AppStore, Apps & GamesDer AppStore ist das neue Herzstück des Apple TV 4 - und damit der eigentliche Kern der Aussage von Tim Cook. Denn Apple will beim Fernsehen der Zukunft in erster Linie Mittler und Verkäufer des Contents sein. Das Programm soll sich der Nutzer aber gefälligst...
AppStore, Apps & Games
Der AppStore ist das neue Herzstück des Apple TV 4 - und damit der eigentliche Kern der Aussage von Tim Cook. Denn Apple will beim Fernsehen der Zukunft in erster Linie Mittler und Verkäufer des Contents sein. Das Programm soll sich der Nutzer aber gefälligst selbst zusammenstellen.
So ist Apple stolz, dass zum Verkaufsstart der Box immerhin schon namhafte Partner wie Netflix und ZDF an Bord sind. Ansonsten wirkt der AppStore wie eine für die Box optimierte Lightversion, die sich auf Video- und andere optische Inhalte konzentriert. Andere namhafte TV-Angebote wie die ARD Mediathek, 7TV oder RTL Now fehlen noch. Denn dafür, das betont Apple, sind die Anbieter selbst verantwortlich. Sie müssen ihre App für die Apple-TV-Nutzung neu programmieren - und natürlich bei Apple eine entsprechende Gebühr entrichten.
Bei genauerem Durchforsten des AppStores hat sich jedoch schon einiges getan: Der Livestream-Anbieter Zattoo ist etwa vertreten, auch die Newsangebote n-tv und BR24. Sogar Twitters App für private Livestreams, Periscope, ist bereits erhältlich. Auch YouTube ist dabei. Wer nicht auf die ARD-Mediathek warten will, kann für vier Euro die App "Medienthekensuche" erwerben. Die ist zwar recht einfach gestrickt, durchforstet aber alle öffentlich-rechtlichen Mediatheken und startet mit einem Klick die jeweilige Sendung.
Apropos Bezahlung: Während für alle Gratis-Apps der schnelle Download mit einem Klick klappt, verlangt Apple bei Kostenpflichtigen jeweils die Passworteingabe. Das ist lästig, zumal via Fernbedienung nicht annährend so komfortabel, wie auf einem Smartphone.
Für Apple sind vor allem Games ein neues wichtiges Geschäftsfeld. Auch hier wächst das Angebot im AppStore. Und für die Fernbedienung gibt es bereits ein erstes Zubehörprodukt, das Apple TV Remote Loop. Das Armbändchen, wird in den Lightning-Anschluss gesteckt, über den Arm geschoben und verhindert so, dass die Fernbedienung aus der Hand gleitet, wenn Games im Stil von Nintendos Wii-Konsole gespielt werden. Wer professioneller daddeln will, kann sich einen SteelSeries Nimbus Wireless Controller dazu kaufen.
Das neue Apple TV - offizielles Video
Nutzeroberfläche und Nutzerfreundlichkeit
Usability wird groß geschrieben beim neuen Apple TV. Und vor allem hier holt sich die schwarze Box die meisten Pluspunkte gegenüber anderen Mitbewerbern.
Einige Beispiele: Nebst der komfortablen Fernbedienung und Steuerung lassen sich neuerdings etwa die Apps auf dem Homescreen frei und nach persönlichem belieben anordnen. Die Apps in der Favoritenzeile erhalten darüber einer Vorschau ihrer Inhalte. Das funktioniert erfreulicherweise nicht nur bei Apple-eigenen Angeboten. Beim Druck aufs Touchpad werden Filmcovers mit einem speziellen 3D-Effekt angezeigt. Etwas Spielerei, macht aber Laune. Während eines Films lassen sich mit einer Wischbewegung von oben nach unten Zusatzinfos zum Film einblenden, wie man sie etwa bei Amazon über die X-Ray -Funktion kennt.
Zur auffällig erfreulichen Nutzerfreundlichkeit trägt eine optische klare und aufgeräumte Grafik bei, die bei nahezu allen Inhalten zum Tragen kommt. Eine schöne Idee auch: Die in Apple Music gestartete Songs laufen als Hintergrundmusik weiter, auch wenn man die App verlässt. So lassen sich beispielsweise über die Foto-App (die den Zugriff auf die iCloud-Bibliothek ermöglicht) Diashows starten und mit beliebigem Sound untermalen.
Fazit
Apple-Fans werden das Apple TV 4 ohne jeden Zweifel lieben. Alle anderen werden sich - nebst Preisfrage - wohl nach bestimmten Vorlieben dafür oder dagegen entscheiden. Wer etwa schon jetzt 4K-Streams auf seinen UHD-Fernseher beamen will, ist bei Apple an der falschen Adresse. Wer dagegen gerne iTunes und Netflix nutzt, ist hier schon jetzt gut aufgehoben. Dafür ist wiederum die Chance, dass auch Amazons Video-Service auf dieser Box auftauchen wird, verschwindend gering. Genauso ist es natürlich umgekehrt auf Fire TV. Und ob Spotify & Co. nebst Apple Music auf der Box zu haben sein werden, steht ebenfalls in den Sternen.
Alles in allem öffnet der AppStore jedoch das Tor zu unendlichen Möglichkeiten der TV-basierten Unterhaltung. So werden zum Beispiel auch Shop-Anbieter schnell auf den Geschmack kommen und Verkaufs-Apps auf den großen Fernseher bringen. Insofern darf man Tim Cook schon ein wenig Recht geben.
Klar wird aber einmal mehr, dass immer öfter unfertige Produkte auf den Markt kommen. Doch die Erwartungen der Nutzer steigen eben zügig. So darf auf Apple TV nicht nur schnell die Zahl der verfügbaren Apps wachsen. Auch Siri darf in ihrem Wissens- und Funktionsumfang gerne weiter zulegen, obwohl sie der Konkurrenz wohlbemerkt schon heute spürbar voraus ist.
Vor allem wird aber die übergreifende Suche über alle vorhandenen Angebote ein Schlüssel zum Erfolg sein. Angesichts des neuen tvOS, der neuen Fernbedienung und der Leistungsfähigkeit der Box ist vieles möglich. Gut möglich auch, dass Apple mit seiner neuen schwarzen Box klammheimlich schon einen Hub für sein Smart-Home-System HomeKit in die Wohnzimmer befördert, das gerade langsam in die Gänge kommt. Für Spannung ist jedenfalls gesorgt.