Netflix vs. Amazon Instant Video
UHD-Streaming: Angebote im Check
Netflix und Amazon Instant Video bieten über UHD-Streaming hochauflösende Filme und Serien an. Doch wie gut ist die Bildqualität? Und welche Voraussetzungen muss das Heimkino erfüllen? Wir haben die beiden Angebote im Vergleich gegenübergestellt.

UHD-Streaming ist da: Endlich gibt es Filme und Serien in UHD-Auflösung, für jeden, der ein entsprechend ausgestattetes Smart-TV besitzt, ein Abonnement bei Netflix oder Amazon Prime Instant Video hat und der einen schnellen Internetanschluss nutzt. Zugegeben, das sind eine ganze Reihe Wenns. Aber ohne solchen Einsatz war es noch nie möglich, das eigene Heimkino an die Spitze aktueller Entwicklungen zu setzen.
Nichts weniger ist das Live-Streaming von Filmen oder Serien in UHD-Auflösung von Netflix und Amazon Instant Video derzeit. Denn Otto-Normalgucker sind derzeit eher mit der Frage beschäftigt, ob Onlinevideotheken tatsächlich ein um so viel schlechteres Angebot liefern als die Videothek um die Ecke. Das hat die Stiftung Warentest im Test ermittelt. Die Stiftungs-Tester übersahen dabei zwar, dass man die Geschäftsmodelle kaum vergleichen kann: Haben Sie schonmal Alpha House oder Orange Is The New Black in der Videothek um die Ecke gefunden? Oder kennen Sie eine Videothek, die für wenige Euro pro Monat freie Auswahl auf das gesamte Archiv bietet? Eben. Wir beschäftigen uns hier aber nicht mit Onlinevideotheken im Allgemeinen, sondern mit der Qualität ihres UHD-Streamings.
UHD-Nischenstreams
Nur wenige Filme und Serien sind derzeit in UHD zu haben und noch weniger Menschen dürften sie angesichts der hohen Empfangshürden sehen. Netflix etwa verlangt für UHD-Streams Aufpreis: Nur im teuersten Paket für monatlich 11,99 Euro ist es dabei - neben vier parallelen Streams. Bei Amazon sind die UHD-Streams in der Prime-Flatrate für alle Nutzer dabei, doch Einzelabrufe sind ebenfalls teuer. Auch hier ist die Zielgruppe überschaubar: Die Titel sind nur in der Originalfassung zu sehen - ohne Untertitel. Und ein paar wenige Smart-TV-Modelle unterstützten Amazon-UHD-Streams. 2014er Panasonic-TVs etwa können Netflix in UHD, nicht aber Amazon.

Der Daten-Vergleich
Schließlich grenzt auch die Internet-Datenrate die Verfügbarkeit von UHD-Streams ein. Diese Frage klärte der erste Teil des Tests, für den ein UHD-TV vom Typ UE55HU8590 von Samsung zum Einsatz kam. Er zeigt Netflix wie auch Amazon Instant Video in UHD.
Der TV wurde an drei Internetanschlüssen mit 6, 16 und 50 Mbit/s genutzt. Erste Frage: Welche Datenrate ist notwendig, damit UHD-Streams überhaupt laufen? Zwei Antworten sind trivial: 6 Mbit/s reichen nicht aus. Netflix und Amazon liefen hier maximal in HD-Auflösung, meist war die Auflösung 720p, Netflix schaffte es nach längerer Zeit auch bis auf 1080p, offenbarte aber immer mal wieder großzügige Unschärfen.
Am 50 Mbit/s-Anschluss zeigten beide Anbieter ihre Filme und Serien in UHD-Auflösung. Bei Netflix dauerte es ab dem Start nur wenige Sekunden, bis die Info-Anzeige 2160p als Bildauflösung anzeigte, die Schärfe statischer und langsam bewegter Szenen wurde dann so knackig, dass man sie aus knapp einem Meter Abstand in voller Pracht genießen konnte.
Amazon Prime ließ sich mehr Zeit, bis Full-HD- zu UHD-Qualität wurde. In zwei Anläufen mussten die Tester den Stream der Serie Mozart in The Jungle sogar neu starten, bevor der TV die volle UHD-Pracht zeigte.

Spannend wurde es am mittelschnellen Anschluss mit 16 Mbit/s. Hier spielte nur Netflix seine UHD-Inhalte in voller Auflösung ab - es dauerte aber deutlich länger als am High-Speed-Anschluss, bis der UHD-Stream startete. Doch dann stand er in der selben Qualität. Amazon Instant Video bliebt hier dauerhaft bei Full-HD. Im zugehörigen DSL-Router ließ sich die DSL-Datenrate abfragen. Sie betrug im Durchschnitt knapp 14 Mbit/s.
Linktipp: Speedtest: So messen Sie Ihre Internet-Geschwindigkeit richtig
Per Datendurchsatz-Protokoll verfolgten die Tester, wie sich die Datenrate über die Zeit verteilte. Netflix etwa übertrug in den ersten Minuten so viele Daten, wie die Leitung durchließ. Nach etwa einer Minute zeigte der Smart-TV UHD-Qualität, nach fünf Minuten ließ der Datendurchsatz erkennbar nach (siehe oben). Das passt zu den technischen Angaben: UHD-Streams haben laut Netflix eine Datenrate von zirka 16 Mbit/s, der Anbieter puffert aber größere Datenmengen auf dem Gerät und bremst das Streaming dann im laufenden Film ab.
Amazon nutzte für den Full-HD-Stream ebenfalls fast die ganze DSL-Bandbreite. Die Bilder waren dabei scharf und fast frei von Artekfakten - nur eben nicht in UHD-Auflösung. Laut Amazon beträgt die Datenrate der UHD-Streams ebenfalls um 15 Mbit/s. Die Bandbreite des Anschlusses reichte aber dennoch nicht aus.
Und die Bildqualität?
Doch Daten sind nur Schall und Rauch, wenn es um die sichtbare Qualität geht. Die verglichen die Tester logischerweise am schnellen VDSL-Anschluss - was dennoch ein Vergleich von Äpfeln gegen Birnen und Pflaumen war. Denn es gibt kaum UHD-Inhalte, die auf mehreren Medien verfügbar sind. Neben den Streamingdiensten sind knackscharfe Satellitenausstrahlungen im Astra-Testkanal verfügbar, ebenso wie Festplatteninhalte von Samsung oder Sony. Und eben die UHD-Streams. Direkt vergleichbare Inhalte sind rar - allenfalls einige ältere, UHD-remasterte Filme wie Forrest Gump bei Amazon und auf Festplatte.
Der Vergleich bezieht sich daher auf allgemeine Eigenschaften wie Detailauflösung, Farbquantisierung, Artefakte und die Bewegungsdarstellung. Erste Erkenntnis: Die UHD-Streams, allesamt im HEVC/H.265 Codec, sehen tatsächlich eindrucksvoll aus. Satellitenausstrahlungen im selben Codec, aber mit mehr als doppelter Datenrate, öffnen aber noch weitere Perspektiven. Wenn etwa Netflix in Marco Polo Landschaftspanoramen mit jedem feinen Kieselstein zeigt, dann sind das meist statische Bilder. Sobald Bewegung ins Spiel kommt, lösen sich Details schnell auf. In Satellitenübertragungen bleibt die Schärfe dann dagegen länger stehen.
Auf der Habenseite hat Netflix eine tolle Farbauflösung: Feine Blauverläufe, etwa in Himmelsaufnahmen, waren stets stufenlos, während vergleichbare UHD-Videos von Amazon teils Höhenlinien zeigten. Netflix quantisiert Farben nach eigener Aussage mit zehn statt der bislang üblichen acht Bit. Bei Amazon scheint dies nicht der Fall zu sein - ein offizielles Statement dazu gab es aber bislang nicht.
Gegenüber den Filmen auf Festplatte von Samsung oder Sony erschienen die entsprechenden Streams von Amazon ebenfalls einen Tick weniger knackig. Die älteren Filme sind dennoch dankbare Quellen für UHD-Streams - sie wurden nicht in UHD produziert, sondern für die neue Auflösung umgerechnet. Bei neuen UHD-Inhalten schien Netflix in Sachen Bildqualität indes stets einen Tick geschickter zu hantieren. Hier waren kaum Artefakte zu sehen, sondern eher geschickt verpackte Unschärfen.
Fazit
UHD-Streams mit 16 Mbit/s Datenrate - vor wenigen Jahren hätte ich jeden für verrückt erklärt, der das ankündigt. Klar, die UHD-Filme von Amazon und Netflix gehen qualitative Kompromisse ein. Bisweilen sieht eine gut gemachte Blu-ray Disc besser aus als der UHD-Stream aus dem Netz. Die Schwächen sind aber vor allem bei Netflix geschickt verpackt. So macht die neue Streamingtechnik allemal Spass!