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Kopierschutz: DRM in der Cloud

PC-Anwender bevormunden

Autor: Wolf Hosbach • 3.8.2010 • ca. 3:25 Min

Nur der Boykott hilft Immer mehr Hersteller versuchen, den PC-Anwender dreist zu bevormunden und ihm die freizügige Verwendung seiner eigenen Geräte zu verwehren: aggressive Auto-Updater wie der Google Updater, die jeden Weg suchen, um mit dem Hersteller Kontakt aufzunehmen, unnötige Dienste, w...

Nur der Boykott hilft

Immer mehr Hersteller versuchen, den PC-Anwender dreist zu bevormunden und ihm die freizügige Verwendung seiner eigenen Geräte zu verwehren: aggressive Auto-Updater wie der Google Updater, die jeden Weg suchen, um mit dem Hersteller Kontakt aufzunehmen, unnötige Dienste, wie die von TrueImage, die den Arbeitsspeicher vollstopfen, geschlossene Systeme wie das von Apple, die den freien Willen des Besitzers aussperren, und Kopierschutzmechanismen, die den ehrlichen Anwender einer totalen Dauerüberwachung unterwerfen, sei es die neue Windows-7-Aktivierung oder die Online-Pflicht bei Spielen. Je enger Desktop und Internet-Dienste zusammenwachsen, desto mehr Möglichkeiten bieten sich für die Anbieter, ihre Nutzer unter die Lupe zu nehmen, zu gängeln oder einfach nur zu beobachten. Anwender, die sich das nicht gefallen lassen und die Software wechseln, setzen die Firmen unter Zugzwang. In dieser Hinsicht erscheint es sinnvoll, eine Versionsnummer des Spiels auszulassen, in der Hoffnung, dass die nächste Version wieder ohne DRM-Hammer kommt. Einen Crack zu installieren ist nur eine notdürftige Lösung, denn zum einen illegal zum andern spürt der Hersteller das nur indirekt, denn verkauft hat er das Spiel trotzdem, seine zweifelhafte Methode lohnt sich, wirft Gewinn ab. Auch Händler Kimmlingen aus Trier wiedersetzt sich und verkauft keine Spiele mehr mit Online-Pflicht. Seine Kunden haben Verständnis dafür: "Sie reagieren zu 99 Prozent positiv und sagen, ach dann überlegen wir uns das nochmal. Permanent zwangsweise online zu sein, ist auch den Leuten ein Dorn im Auge. Ubisoft tut sich da im Moment keinen Gefallen." Finanzielle Einbußen hatte er noch keine durch seine Entscheidung.

Die nervigsten Gängelungen im Überblick

  • DRM und Kopierschutz (Ubisoft, WGA-Nachfolger in Windows 7, viele weitere) 
  • Resistente Dienste und Update-Tools, die immer laufen, auch wenn kein Mensch sie benötigt, und die sich regelmäßig beim Hersteller melden (Google, Adobe, Java, Acronis, usw.)
  • Automatische Installation fremder Programme (Ask-Toolbar, Quicktime, Safari) 
  • Ungefragte Übergriffe in andere Bereiche (Anbindung von Datei-Endungen) 
  • Mangelhafte Deinstallation

Totalitarismus im Apple-System

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Geschlossenes System: Auf das iPad kommt nur das, was Steve Jobs und Apple gefällt. Flash fand keine Gnade.
© PC Magazin

Komplett abgeschottet ist die Handlungsfreiheit des Anwenders in geschlossenen Systemen. Das ausgeklügelste Beispiel bietet Apple im Viereck iTunes, iPhone, AppStore, iAd. Apple hat hier in einer perfekten Online-Offline-Verzahnung sämtliche Medien, PC - Mobil - Internet - Werbung, in der Hand und lässt keine anderen Beteiligten hinzu, außer denen, die sich dem Apple-Dominat gebeugt haben. Software gibt es nur im AppStore, über dessen Zugang Apple eifersüchtig wacht, jedwede Synchronisation mit dem iPhone erfolgt nur über iTunes, und auch die Werbung in den Apps kann nur von iAds kommen. Für diese neuen iAds behält sich die Firma in den ersten Monaten sogar die Gestaltung vor, sodass Apple als Werbeagentur auftritt. Ausbrechen können aus dieser Festung wieder nur die Anwender, die sich für unsaubere Methoden entscheiden und das iPhone cracken, jailbreaken, wie es die Szene zutreffend nennt. Für die gewonnene Freiheit riskiert der Besitzer aber seine Garantie. Das hyperkontrollierte System funktioniert nur, weil die Fangemeinde jeden Preis - nicht nur finanzieller Natur - bereit ist zu bezahlen, um in Besitz eines Apple-Produkts zu sein. Bedenken dagegen zählen nicht, sie sind uncool. Ähnliche Wege geht Apple beim iPad, das als erweitertes iPhone im gleichen System gefangen ist. Ganz offensichtlich wird dies anhand der Tatsache, dass sich im iPad-Browser kein Flash findet. Wer also YouTube-Videos gucken will, muss einen extra YouTube-Player anwerfen, Flash- Spiele aus dem Web gehen hingegen gar nicht.

Flash muss draußen bleiben

Princeps Steve Jobs selbst nimmt Stellung zu dem Problem im Apple-Blog (Thoughts on Flash, www.apple.com/hotnews/ thoughts-on-flash). Als Hauptargument, "the most important reason", für die Verbannung von Flash nennt er die Gefahr, die Flash als Middelware bildet. "Wir wissen aus schmerzlicher Erfahrung, wenn man zwischen der Plattform und den Entwicklern die Software-Ebene einer dritten Partei zulässt, resultieren daraus letztendlich Apps unter dem Standard, und es behindert die Verbesserung und den Fortschritt der Plattform." Flash böte eine unerwünschte Öffnung im System, die Apple nicht akzeptiert, ob es dem Anwender gefällt oder nicht. Der ist nicht Herr über sein Gerät, indem er die Wahl hat, welche Komponenten er installieren und verwenden möchte. Den iPad- Nutzer hält Jobs dazu an, andere Video- Sites zu besuchen und innerhalb der Apps nach Spielen zu suchen. Der Streit zwischen den Firmen ist schon etwas älter, denn Adobe hatte in der neuen Creative Suite 5 einen Cross-Compiler für das iPhone vorgesehen, der es Flash-Entwicklern erlaubt hätte, iPhone-Apps zu erzeugen. Apple änderte eigens die Lizenzbedingungen für das iPhones-Betriebssystem und erlaubt nur noch C, C++, Objective-C und JavaScript als Programmiersprachen. Cross-Compiler sind verklausuliert verboten. Adobe kündigte daraufhin an, sich auf Android als mobile Plattform zu konzentrieren.