Temu, Wish, Aliexpress und Co: Wie sicher sind Online-Shops?
Moderne Online-Shops wie Temu, Wish, Aliexpress oder Shein locken mit besonders günstigen Angeboten. Doch wie sicher sind ist man als Verbraucher?

Moderne Zeiten verlangen nach modernen Lösungen. Wer heutzutage online shoppen will, der geht längst nicht mehr nur auf Amazon, Otto und Co, sondern findet auf Seiten wie Wish, Temu oder Aliexpress tausende Produkte zu günstigen Preisen.Der persönliche Sparkurs sowie der Wunsch nach guten Deals ...
Moderne Zeiten verlangen nach modernen Lösungen. Wer heutzutage online shoppen will, der geht längst nicht mehr nur auf Amazon, Otto und Co, sondern findet auf Seiten wie Wish, Temu oder Aliexpress tausende Produkte zu günstigen Preisen.
Der persönliche Sparkurs sowie der Wunsch nach guten Deals wird hier auf die Probe gestellt. Denn günstige Angebote verleiten uns dazu, mehr zu kaufen, als wir vielleicht wollen. Zudem stellt sich die Frage, wie sicher diese Seiten überhaupt sind und ob am Ende das ankommt, was man bestellt hat.
Wir haben uns auf die Suche nach Antworten auf die Fragen begeben, wie vertrauenswürdig Online-Shops wie Temu oder Wish sind, welche Gefahren hinter der scheinbar einfachen Shopping-Erfahrung stecken und wie die Seiten mit ihren Nutzerdaten umgehen.
Woran erkennt man, ob ein Online-Shop zuverlässig ist?
Jeder von uns hat sich beim Besuch auf einer neuen Shop-Seite sicherlich schon die Frage gestellt, ob man dieser auch vertrauen kann. Schließlich ist das Internet der denkbar beste Ort, um übers Ohr gehauen zu werden, da man mit nur einem Klick seine persönlichen Daten und Geld abschicken kann - ohne genau zu wissen, was damit angestellt wird.
Ein erster Anhaltspunkt für die Vertrauenswürdigkeit eines Online-Shops liegt im Aufbau und der Optik. Wenn man bereits auf der Startseite mit geradezu lächerlichen Angeboten ("90% Rabatt auf alles!"), Flash-Sales ("nur noch 1 Stunde, dann ist es weg!") oder aufpoppenden Gutscheinen und Gewinnrädern zugeschüttet wird, spricht das bereits für eine verdächtige Seite.
Auch ein Blick ins Impressum, meist ganz am Ende der Seite versteckt, kann helfen. Dort müssen Informationen wie der Firmensitz und Kontaktmöglichkeiten hinterlegt sein. Ist dieser Bereich bewusst vage gehalten oder beinhaltet Informationen, die nicht zum restlichen Bild passen (z.B. wenn eigentlich aus dem Ausland versendet wird, obwohl mit regionalen Produkten geworben wird), ist das verdächtig.

Ein anderes Indiz sind die Preise und Produkte selbst. Wirbt der Shop mit Produkten, die nach einem kurzen Vergleich als billige Duplikate von echten Marken erkennbar sind, weckt das wenig Vertrauen. Zudem weisen heftige Preisnachlässe darauf hin, dass Produkte von vornherein nicht so viel wert waren wie angegeben.
Zudem kann man auf Plattformen wie Trustpilot Bewertungen anderer Nutzerinnen und Nutzer einsehen, die beim jeweiligen Shop bereits bestellt haben. Aus der Summe aller Reviews ergibt sich ein Trust Score, der grob Auskunft darüber gibt, ob man dem Unternehmen vertrauen kann.
In den einzelnen Bewertungen kann man nachlesen, ob Bestellungen tatsächlich ankommen, wie der Kundendienst auf Probleme reagiert, wie Rücksendungen gehandhabt werden und so weiter. Doch Vorsicht, wie bei vielen anderen Plattformen können auch hier unehrliche oder gekaufte Bewertungen dabei sein. Diese erkennt man meist an Superlativen oder Floskeln ("bester Shop", "nachhaltig und ethisch produziert", "würde jederzeit wieder bestellen").

Wie funktionieren Temu, Wish, Aliexpress und Co?
Das Prinzip von Online-Shops wie Wish oder Aliexpress ist an sich nicht neu. Die günstigen Preise ergeben sich in der Regel daraus, dass auf Zwischenhändler verzichtet wird. Das bedeutet, dass Firmen ihre Produkte direkt an den Käufer liefern können, der dann den Fertigungspreis plus einen kleinen Aufschlag für die Webseite zahlt.
Dadurch ergeben sich Angebote, die die Konkurrenz weit hinter sich lassen. Durch sogenanntes Dropshipping benutzen einige das System sogar, um billig auf Temu oder Wish zu bestellen und dann deutlich teurer auf Amazon und Co. weiterzuverkaufen. Daher ist es absolut verständlich, dass man lieber selbst das gleiche Produkt zu einem günstigeren Preis bestellen würde.
Allerdings sollte man sich im Klaren sein, dass durch dieses Prinzip viele Kontrollen dazwischen wegfallen. Die Qualität der Produkte wird kaum bis gar nicht geprüft, wodurch sowohl defekte als auch irreführende Angebote ihren Weg in den eigenen Warenkorb finden können. Seiten wie Temu übernehmen zudem keine Verantwortung, ob das bestellte Produkt überhaupt ankommt (siehe Nutzungsbedingungen).
Teilweise werden auch Produkte angeboten, die in Deutschland nicht frei verkäuflich sind oder denen wichtige Zertifizierungen wie das CE-Siegel fehlen, die Auskunft darüber geben, ob das Produkt sicher ist. Andernfalls könnte es sowohl umwelt- als auch gesundheitsschädigend sein. Wer solche Produkte über Shops wie Temu oder Wish einführt, haftet selbst für Schäden, die dadurch entstehen.

Was sind die Gefahren dieser Online-Shops?
Eine große Gefahr von Temu und Co. sind der Überkonsum. Durch Werbeslogans wie "Shop like a Billionare!" wird man dazu verleitet, Dinge zu kaufen, die man sonst nicht benötigt hätte, um sich gut zu fühlen. Die angebliche Preisersparnis spornt uns weiter an, denn nicht nur Kaufen macht glücklich, sondern auch Sparen.
Ein Nebeneffekt dieses Umstands, insbesondere bei Fast Fashion Shops wie Shein, ist der inflationäre Umgang mit Produkten. Wenn jedem Trend nachgegangen wird, sind die Produkte, die man vor wenigen Monaten gekauft hat, beim nächsten Besuch auf der Webseite bereits out. Vieles wandert in den Müll, wenn Nachschub bestellt wird, anstatt auf langlebige Produkte zu setzen, die man immer wieder tragen oder benutzen kann.
Zusätzlich kommt der Nachhaltigkeits-Aspekt ins Spiel. Insbesondere bei Shops, die aus Asien operieren, legen die Produkte lange Transportwege zurück. Um zu gewährleisten, dass alles möglichst schnell ankommt, wird meist auf Luftfracht gesetzt, was die Umwelt mehr belastet als beispielsweise der Weg über Frachtschiffe. Der Rückversand geht dann wieder auf Kosten der Umweltbilanz.
Zudem sind die Produkte meist aus billigen Materialen wie Plastik oder Polyester gefertigt. Nachhaltiger wäre es, bei Kleidung auf Baumwolle zu setzen. Die Haltbarkeit solcher Produkte liegt ebenfalls auf der Hand, was wiederum den Neukauf von mehr Billigprodukten befeuert.

Wie gehen Online-Shops wie Temu mit Nutzerdaten um?
Ein zusätzliches Problem, weshalb vor allem der Verbraucherschutz vor Webseiten wie Temu warnt, ist der Datenschutz. Beim Besuchen der Seite sowie beim Erstellen eines Accounts werden personenbezogene Daten gespeichert, die auch für kommerzielle Zwecke genutzt werden. Das bedeutet, die Daten werden weiterverkauft.
In einigen Extremfällen berichteten Nutzerinnen und Nutzer von Temu sogar, dass sie nach dem Kauf gehacked wurden und weiterhin Geld von ihren Konten abgebucht wurde. Es wird davon abgeraten, direkt mit der eigenen Kreditkarte zu bezahlen, und stattdessen Drittseiten wie Klarna oder Paypal zu nutzen. Doch das kann ja keine Lösung sein.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es theoretisch jederzeit möglich wäre, dass die chinesische Regierung die Nutzerdaten von Temu, Wish, Aliexpress oder anderen Shops/Apps einsehen will. Jedes Unternehmen ist dazu verpflichtet, dem nachzukommen, weshalb auch Social-Media-Apps wie TikTok oder Smartphone Hersteller wie Huawei häufig in der Kritik stehen.
Selbst wenn es nie dazu kommen sollte, dass Daten eingesehen werden, oder es einem persönlich nichts ausmacht, wenn Daten über das eigene Kaufverhalten weitergegeben werden, ist das doch eine große Sorge für den Datenschutz und sollte so nicht möglich sein.


Fazit: Sollte man bei Temu, Wish oder Aliexpress bestellen?
Ob man bei den hier beschriebenen Online-Shops bestellen möchte, bleibt letztendlich eine persönliche Entscheidung. Wer unbedingt Temu, Wish und Co. austesten möchte, der sollte sich allerdings auf einige Schwierigkeiten einstellen.
Neben langen Lieferzeiten, zusätzlich anfallenden Zollgebühren für Bestellungen aus dem Ausland, defekten Waren oder potenziell gesundheitsschädlichen Produkten, auf die man sich einstellen kann, ist besonders der Umgang mit den Nutzerdaten bedenklich. Da nicht absehbar ist, was mit den Daten geschieht, sollte man hier besonders vorsichtig bleiben.
Zudem sollte man stets auf das eigene Gewissen hören, ob ein nachhaltigeres Produkt mit einem kürzeren Transportweg nicht die bessere Wahl ist. Auf lange Sicht lohnt es sich immer, genau zu überlegen, ob man ein bestimmtes Produkt braucht und wie viel einem dessen Qualität wert ist.
Sinnloses Bestellen hilft niemandem, und die vermeintliche Ersparnis wird einem nur durch die Webseite suggeriert, die mit Angeboten lockt oder mit pentranten Werbeeinblendung immer wieder dafür sorgt, dass man zurückkehrt in den vermeintlichen Shopping-Himmel.