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Heißes Eisen

Heißes Eisen

Der KAV-400xi ist nur der kleinste Spross der Verstärkerfamilie von Krell. Doch schon gegen den heißblütigen David wirkt manch Verstärker-Goliath anderer Hersteller wie lauwarmer Aufguss.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Knut Isberner • 16.6.2007 • ca. 3:00 Min

KAV-400xi im Feuer
Heißes Eisen
© Archiv

Für einen Stereo-Verstärker 3.600 Euro zu fordern, dasmag manchen erschüttern; Kenner der Marke werden es aber geradezu als Schnäppchen ansehen. Denn der KAV-400xi ist mit seinen 3.600 Euro die günstigste Offerte des Hauses Krell. Bis hinauf in sechstellige Regionen reicht das Portfolio der ...

Für einen Stereo-Verstärker 3.600 Euro zu fordern, dasmag manchen erschüttern; Kenner der Marke werden es aber geradezu als Schnäppchen ansehen. Denn der KAV-400xi ist mit seinen 3.600 Euro die günstigste Offerte des Hauses Krell. Bis hinauf in sechstellige Regionen reicht das Portfolio der Amerikaner – Preis auf Anfrage lautet es zurückhaltend für das Top-Modell, den riesigen MRA, den "Master Reference Amplifier", der nur mit Drehstrom betrieben werden kann (Wir fragten: Um 250.000 Dollar kosten diese Immobilien).

Der KAV-400xi ist dagegen kompakt und bemerkenswert schlicht – mit diesem Amp dürfen Sie ungestraft nach Hause kommen, und den kann auch Ihre Frau bedienen. Anschalten, Eingangswahl treffen, Pegel bestimmen und zurücklehnen – wären HiFi-Komponenten nur immer so zu handhaben. Der Purismus endet beim Blick unter die Motorhaube – hier zeigen sich ur-Krellsche Tugenden.

800-VA-Transformator im Maßstab 1:2
Kein Geklecker: Den klotzigen 800-VA-Transformator sehen Sie hier nur in etwa im Maßstab 1:2. Er sorgt für stabile Spannungsverhältnisse in allen Situationen.
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Denn schon im "kleinsten" Verstärker thront ein gewaltiger Ringkerntransformator, über Gummipuffer vom stabilen Stahlkörper entkoppelt. Für das Netzteil gilt für die Amerikaner schon immer die Devise: klotzen statt kleckern.

Die Masse alleine macht allerdings noch keinen High-End-Verstärker aus - der kluge Aufbau des Kraftbriketts beweist elementar audiophile Tugenden. Sitzt der Trafo in Amps oder Receivern meistens knapp hinter der Netzanschlussbuchse, so pflanzt Krell ihn in den Bug, also nach vorne. Dadurch können die Platinen im Heck nah an die Anschlussbuchsen rücken, was die Signalwege kurz hält. Gekapselte Relais schalten die fünf Hochpegeleingänge (Abbildung oben). Wer einen Plattenspieler sein Eigen nennt, der hat das Nachsehen - mit einem Phono-Eingang kann der KAV-400xi nicht dienen; externe Phono-Preamps wie der preiswerte NAD PP 2 oder der feine Clearaudio Basic lösen dieses Problem indes elegant.

Als Entschädigung bietet der Verstärker einen symmetrischen Eingang. Sinnvoll, denn im Inneren des 400er geht es streng symmetrisch zu. Dort päppelt eine ganze Armada an Leistungstransistoren die Signale auf, so nachhaltig, dass der Krell sie selbst impedanzkritischen oder wirkungsgradschwachen Lautsprechern mundgerecht serviert. Wegen ihres eher mittleren Wirkungsgrades mögen die Audiodata Petite - die HomeVision-Referenzen unter den Kompaktboxen - tüchtiges Verstärkerfeuer. Sie präsentieren Schwächen ansteuernder Elektronik in diesen Disziplinen auf dem Silbertablett, besonders dann, wenn dieser etwas mehr Leistung abverlangt wird. Der Krell aber bildete mit den kleinen Audiodata ein Dreamteam. Rotierten die "Gregorianischen Gesänge" der Wiener Hofburgkapelle (Philips) im Meridian G08, lugte er penibel in die Ecken des Aufnahmeortes, ohne dabei den Facettenreichtum der nahezu schwebenden Gesänge zu vernachlässigen. Das erinnerte an einen genussvollen Spaziergang durch eine Waldlichtung in der aufgehenden Frühlingssonne. Frisch und anregend.

Detailansicht - Platinen
Keinerlei Kompromisse: Die Platinen führt Krell bis dicht an die Anschlusselemente. Zwischen den Eingängen schalten gekapselte Relais (weiß).
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Ebenso beeindruckend war die Liason zwischen den würzig klingenden Dynaudio Focus 220 und dem KAV-400xi. Diese Schallwandler und Arbeitsgeräte der Redaktion spreizen Unterschiede zwischen Verstärkern wie keine Zweiten ihrer Klasse und legen dadurch schnell den Klangcharakter der Zuspielelektronik offen. Jetzt glitt die Jury durch prächtig duftende Klangwelt voller Farbkraft wie in einem Cabrio durch den Sommer ("Best of"/Beautiful South/Universal).

Heißes Eisen
Daten und Messwerte
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Galt es dann, die neuen HomeVision-Referenzen, die Audio Physic Avanti, anzusteuern, zündete der Turbo. Jetzt trafen Rennstrecke und hochgezüchteter Sportmotor aufeinander. Mit einer so gewaltigen Anziehungskraft, dass der musikalische Asphalt glühte. Ob mit Manowar ("Triumph of Steel"/Warner) oder mit den unter Mariss Jansons eingespielten Sinfonien von Schostakowitsch (EMI), die Kombi schoss rasant durch die komplexen Klanggebilde, zelebrierte die ultimative Spannbreite der dynamischen Stufen, das Bremsen und Beschleunigen, wie nur ein Ferrari es kann. Dabei verlor der Krell auch nicht Jansons eigene Art, Stücke von Schostakowitsch zu dirigieren, aus dem Blickfeld. Wie der Meister sein Orchester, hielt der KAV-400xi Boxen an der kurzen Leine, packend und doch strukturiert. Schon mit geringen Lautstärken wird dabei die Autorität des Krell spürbar.

Fazit, Messwerte und Daten

Der kleine Krell klingt groß und artig – je nach Software und je nach Griff zum Lautstärkesteller. Die hohe dynamische Spannweite auf der einen, die enorme Transparenz auf der anderen Seite entfachen begeisternde Klangfeuer – an jedem Lautsprecher. Ein fürwahr heißes Eisen.

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Elemente der Testanlage

Verstärker: T+A PA 1530, Naim NAC 122x/NAP 150x/Flatcap 2x Kabel: Fadel Art Coherence One Lautsprecher: Audiodata Petite, Audio Physic Avanti, Focal Electra 1027 Be, Dynaudio Focus 220 CD-Player: Meridian G08, Yamaha CDR-HD 1500 DSC

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