Zocken ohne High-End-Grafikkarte
Cloud-Gaming: So könnte die Spiele-Zukunft aussehen
Cloud-Gaming-Dienste wollen eine Alternative zum PC-Aufrüsten mit Grafikkarten darstellen. Wir zeigen, wie die Spiele-Zukunft aussehen könnte.

Mit Cloud-Gaming könnten Szenarien wie diese schon bald der Vergangenheit angehören: Ohne die besten Grafikkarten ruckeln topaktuelle Spiele über den Monitor oder verrichten ihren Dienst nur noch in reduzierter Auflösung. Früher boten Grafikkarten, die zwei oder drei Jahre auf dem Markt waren das günstigere Preis-Leistungs-Verhältnis als neue Modelle.
Doch wer in den vergangenen Wochen nach einer solchen Grafikkarte Ausschau hielt, rieb sich zunächst einmal verwundert die Augen. Gerade Grafikkarten der Mittel- oder Oberklasse wurden nicht etwa von Jahr zu Jahr billiger, sondern stiegen sogar im Preis. Horrende Aufschläge um den Jahreswechsel waren keine Seltenheit. Leistungsstarke Grafikkarten wurden vermehrt dafür verwendet, virtuelle Währungen zu schürfen. Das lässt erst langsam nach, die Grafikkartenpreise sinken im Sommer 2018 wieder merklich. Ob ein Mining-Boom zurückkehren wird, bleibt abzuwarten.
Dieser Hype verursachte zudem einen weltweiten, nahezu unvorstellbaren Stromverbrauch von 30 Terawatt. Als erstes Land überhaupt hat China versuchsweise damit begonnen, den Stromverbrauch für Mining-Farmen zu regulieren. Ob sich die Bitcoin-Jünger davon sonderlich beeindrucken lassen oder einfach in ein anderes Land weiterziehen, wird sich zeigen.

Cloud-Gaming als Alternative zu teuren Grafikkarten
Die Idee an sich ist eigentlich nichts Neues: Far Cry 5 und andere aktuelle Spiele laufen nicht mehr lokal auf dem heimischen PC, sondern auf leistungsstarken Cloud-Rechnern im Internet. Damit sparen sich Gamer, die online spielen – zumindest theoretisch – eine teure Aufrüstung ihrer Hardwarekomponenten. Gegen Bezahlung natürlich.
Auf diesen Cloud-Rechnern werden auch immer aktuelle Betriebssystem-Updates und die neuesten Treiber vorgehalten – besonders wichtig für topaktuelle Grafikkarten, um neue Features oder Performance-Verbesserungen nutzen zu können. In der Regel wird auf dem PC zu Hause ein Klient-Programm installiert, das die Verbindung zur Cloud herstellt.
Lesetipp: PC Spiele 2018 - Release-Liste mit den wichtigsten Games des Jahres
Während ein Spiel läuft, werden Steuerbefehle an den virtuellen Rechner übertragen, also über Tastatur oder beispielsweise ein Gamepad. Der eigene Rechner wird dadurch zum einfachen Monitor degradiert und empfängt nur noch einen Videostream aus dem Internet. Entsprechend gering fallen auch die Systemvoraussetzungen aus. Liquidsky setzt einen Windows-8-Rechner mit 2 GByte RAM, 250 MByte Speicherplatz und zumindest einem verbauten Grafikchip Intel HD 4000 + voraus. Anforderungen, die auch ein in die Jahre gekommener Rechner immer noch problemlos erfüllen sollte.
Der Anbieter stellt einen virtuellen Windows-10-Desktop mit vorinstalliertem Steam zur Verfügung. Alternative Plattformen wie MacOS, iOS und Android sind angekündigt. Damit der Spielspaß auch wirklich funktioniert, müssen natürlich die Interaktionen im Spiel verzögerungsfrei übermittelt werden.

Für eine Full-HD-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde empfiehlt Liquidsky daher eine Internetanbindung mit mindestens 20 Mbit/s. Mit 5 Mbit/s sollen immerhin noch etwa 30 Bilder pro Sekunde möglich sein. Geforce Now ermöglicht mit dem Ultra-Streaming-Modus von Nvidia sogar noch deutlich höhere Werte, unter bestimmten Voraussetzungen sogar über 120 Bilder pro Sekunde. Dafür sollte dann schon eine sehr schnelle Internetverbindung mit mindestens 50 Mbit/s vorhanden sein.
Lesetipp: PC selbst zusammenbauen - So geht's + Konfigurationstipps
Idealerweise ist der PC über Ethernet-Kabel mit dem Internet-Router (bpsw. eine FritzBox) verbunden. Für den optimalen WLAN-Betrieb sollte ein modernes 5-GHz-Netzwerk (WLAN-ac) vorhanden sein.

Geforce Now ist auf die Spiele beschränkt, die der Hersteller auf nvidia.de gelistet hat. Zudem sit der Dienst in der Testphase, die noch kostenlos genutzt werden kann. Spätere Preise sind noch unklar. Bei Liquidsky können neben Computerspielen auch Windows-Anwendungen wie Office in der Cloud installiert werden. Zudem gibt es eine Android-App, die den Zugriff von unterwegs erlaubt. Eine iOS-App soll demnächst folgen. Die Liquidsky-Cloud selbst ist mit einer Hochgeschwindigkeitsleitung mit dem Internet verbunden. Downloads sind dabei mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde, Uploads mit 100 Megabit möglich. Als Nebenprodukt erhält man also noch einen schnellen (virtuellen) Internetzugang, der den Download umfangreicher Spiele oder Patches in Sekundenschnelle erledigt.
Lesetipp: PC-Hardware auf Fehler prüfen - So testen Sie RAM, CPU und mehr
Liquidsky bietet momentan zwei Preismodelle an: ein One-Time-Ticket für 9,99 US-Dollar mit 25 Stunden Spielzeit und ein Monatsabo mit 80 Stunden für 19,99 US-Dollar. Der französische Anbieter Blade stellt mit Shadow ebenfalls einen voll funktionsfähigen Windows-10-Rechner zur Verfügung und berechnet nach Vertragsdauer: 44,95 Euro (ohne Mindestlaufzeit), 34,95 Euro (3 Monate) und 29,95 Euro (12 Monate). Eine eigene Shadow-Box ist in Vorbereitung. Dann kann virtuelles Gaming auch ohne PC und störende Hintergrundgeräusche im heimischen Wohnzimmer genutzt werden.
Fazit:
Für Gamer eine Option: Cloud-Gaming dürfte vor allem für Spieler interessant sein, die ihre Grafikkarten sehr oft tauschen, um topaktuelle Titel auszureizen. Andere Benutzer müssen für sich entscheiden, ob dieser virtuelle Rechner auf Dauer wirklich günstiger kommt als eine Hardwareaufrüstung. Die Cloud-Dienste würden auf jeden Fall durch im Abo enthaltene Spiele an Attraktivität gewinnen. Ohne schnellen Internet-Anschluss aber bleibt der Spaß am virtuellen Zocken leider auf der Strecke.