Produktlebenszyklen immer kürzer
Die Ergebnisse von Forschung, die aus Steuermitteln finanziert wurde, sollen nach dem Willen der EU-Kommission künftig allen zur Verfügung stehen. Vor allem mittelständische Unternehmen kommen so schneller zu marktreifen Innovationen.

Der globale Wettbewerb macht Produktlebenszyklen immer ku?rzer, die Innovationsgeschwindigkeit steigt. Forschungsergebnisse mu?ssen deshalb schneller in unternehmerische Verfahren und Produkte einfließen. Vielen mittelständischen Unternehmen fällt es schwer, bei diesem Tempo mitzuhal...
Der globale Wettbewerb macht Produktlebenszyklen immer ku?rzer, die Innovationsgeschwindigkeit steigt. Forschungsergebnisse mu?ssen deshalb schneller in unternehmerische Verfahren und Produkte einfließen. Vielen mittelständischen Unternehmen fällt es schwer, bei diesem Tempo mitzuhalten. Zudem ist es fu?r sie teuer, auf dem Laufenden zu bleiben: Jahresabonnements einschlägiger Fachmagazine u?ber Forschungsergebnisse können mehr als 20.000 US-Dollar kosten.
Verschiedene Studien zeigen, dass kleine und mittlere Unternehmen ohne raschen Zugang zu aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen bis zu zwei Jahre länger brauchen, um innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Und aus einer von der EU finanzierten Studie geht hervor, dass derzeit nur 25 Prozent der Forscher kostenlosen Zugang zu ihren Daten gewähren.
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"Unzählige innovative Produkte und Ideen stammen aus den Federn und Köpfen unserer Mittelständler, der Zugang zu Forschungsergebnissen sollte vor diesem Hintergrund weiter erleichtert werden, denn nur so kann eine bessere und schnellere Umsetzung von der Forschung hin zum Produkt erfolgen", fordert die CSU-Europa-Abgeordnete Dr. Angelika Niebler, Mitglied des Forschungsausschusses im EU-Parlament.
Open-Access-Strategie
Um den Zugang zu in Europa gewonnenen wissenschaftlichen Informationen zu verbessern und die jährlichen Forschungsinvestitionen in Höhe von 87 Milliarden Euro fu?r Europa rentabler zu machen, setzt die EU-Kommission jetzt auf die von vielen Wissenschaftlern propagierte Open-Access-Strategie. Im Juli 2012 legte sie einen entsprechenden Maßnahmenkatalog vor.

"Die Steuerzahler sollten nicht zweimal fu?r Forschungsergebnisse zahlen mu?ssen, und sie mu?ssen problemlos auf Rohdaten zugreifen können", meint Neelie Kroes, die fu?r die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der EU-Kommission. "Wir wollen bei der Verbreitung und Nutzung von Forschungsergebnissen die nächste Stufe erreichen. Daten sind das neue Erdöl."
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Ab 2014 mu?ssen alle Artikel zugänglich sein, die mithilfe des EU-Forschungsrahmenprogramms Horizont 2020 zustande gekommen sind:
- Sie werden entweder von den Veröffentlichern unmittelbar online zur Verfu?gung gestellt ("goldener" freier Zugang bzw. Open Access Publishing), wobei die Veröffentlichungskosten von der Europäischen Kommission erstattet werden können.
- Oder die Forscher stellen ihre Artikel spätestens sechs Monate nach der Veröffentlichung (zwölf Monate im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften) u?ber ein frei zugängliches Archiv zur Verfu?gung ("gru?ner" freier Zugang).
Den Mitgliedstaaten empfiehlt die EU-Kommission, bei den nationalen Forschungsprogrammen ähnlich vorzugehen. So sollen bis 2016 von den veröffentlichten Ergebnissen der in Europa öffentlich geförderten Forschung 60 Prozent frei zugänglich sein.
Unterstu?tzung aus der Forschung
Die EU-Kommission wird außerdem mit dem freien Zugang zu Daten experimentieren, die im Rahmen öffentlich finanzierter Forschungsarbeiten gewonnen wurden, zum Beispiel den numerischen Ergebnissen von Versuchen.
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Europäische Forschungseinrichtungen stehen hinter der Strategie. "Wir wollen den Wandel zu einem nachhaltigen und innovativen System der Wissenschaftskommunikation vorantreiben. Open Access, der freie Zugang zu wissenschaftlichen Informationen, ist die Publikationsstrategie der Zukunft", erklärt etwa Dr. Rolf Zettl, Geschäftsfu?hrer der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.
Durch den freien Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln und Daten werden Forscher und Unternehmen in Europa wichtige Durchbru?che schneller erreichen."