Datenzentrale
Vergleichstest: NAS unter 100 Euro
Schluss mit dem Datenchaos: Legen Sie alle Ihre Fotos, MP3-Dateien, Dokumente, Filme und Datensicherungen zentral und jederzeit verfügbar auf einer Netzwerkfestplatte ab. Eine Handvoll besonders günstiger Multimedia-Speicher wurden auf die Teststrecke geschickt.

Die meisten Haushalte sind mit mehr als nur einem PC oder einem Notebook ausgestattet, die in der Regel alle mit dem Router verbunden sind. Dabei stößt man bereits in einem kleinen Heimnetz bei der Dateiverwaltung über kurz oder lang auf Schwierigkeiten. Angenommen Sie speichern Ihre Fotosammlung auf dem PC Ihres Arbeitszimmers.
Dann stehen Ihnen diese Fotos immer nur dann zur Verfügung, wenn Sie entweder direkt vor diesem PC sitzen oder wenn Sie das Verzeichnis mit den Bildern im Netzwerk freigeben - und den PC eingeschaltet lassen. Wer möchte seinen Rechner 24 Stunden am Tag laufen lassen, nur um jederzeit auf seine digitalen Fotos zugreifen zu können? Das verbietet allein der erhebliche Energieverbrauch.
Speichern Sie Ihre Daten immer auf dem Rechner, an dem Sie arbeiten, sind alle Ihre Dateien auf mehreren Geräten verteilt. Richtig ärgerlich wird es dann, wenn Sie über einen längeren Zeitraum an bestimmten Dokumenten arbeiten. Später stellen Sie fest, dass Sie versehentlich auf verschiedenen Rechnern an jeweils verschiedenen Versionen gearbeitet haben.
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Selbst wenn Sie Ihre Bilder und Dokumente auf verschiedenen externen Datenträgern wie USB-Sticks oder externen Festplatten speichern, muss der entsprechende Datenträger immer am gerade benutzten Rechner zur Hand sein. Zusätzlich müssen Sie ihn noch an den Rechner anschließen. Ein entspanntes Arbeiten mit Notebook auf dem Sofa ist dann oft nicht mehr möglich. Wer seine Daten hingegen zentral auf einer Netzwerkfestplatte speichert, erspart sich die eben genannten Probleme.
Zentral auf dem Netzwerkspeicher
Selbst Netzwerkfestplatten für den Privatgebrauch werden inzwischen immer häufiger als "NAS" bezeichnet. Die Abkürzung steht für den englischen Begriff Network Attached Storage, was sich sinngemäß mit "ans Netzwerk angeschlossener Speicher" übersetzen lässt.
Im Gegensatz zu einer herkömmlichen externen Festplatte wird ein NAS nicht per USB-Kabel direkt mit einem PC oder Notebook, sondern per Netzwerkkabel mit einem freien LAN-Port des Routers verbunden.
Zugriff auf den Netzspeicher
Dabei verhält sich ein NAS im Heimnetz ähnlich wie ein PC mit eingerichteter Netzwerk- oder Ordnerfreigabe. Ebenso wie ein PC oder Notebook ist die Netzwerkfestplatte ein völlig eigenständiges und unabhängiges Gerät im Netzwerk - jedoch mit einem deutlich geringeren Energieverbrauch.
Jeder PC im Heimnetz kann auf die Freigaben oder Netzlaufwerke eines NAS zugreifen. Netzlaufwerke oder Freigaben bezeichnen viele Gerätehersteller auch mit dem englischen Ausdruck "Shares".
Freigaben lassen sich schützen oder ohne Einschränkung definieren. Auf nicht geschützte Freigaben hat jeder Anwender und jedes Gerät im Heimnetz ohne Einschränkung Zugriff. Die Nutzung eingeschränkter Freigaben erfordert Benutzernamen und Passwort.
Die Freigaben (oder Shares) eines Netzwerkspeichers erscheinen im Windows Explorer in der Spalte links unter "Netzwerke". Dort listet Windows alle Geräte auf, die Freigaben im Heimnetz bereitstellen. Viele Hersteller haben für die Netzspeicher ein kleines Tool, mit dem sich die Freigaben des NAS direkt anzeigen oder als herkömmliches Laufwerk einbinden lassen.
Anschluss an den Heimnetz-Router
Vor der Nutzung des NAS im Heimnetz , müssen Sie das Gerät mit Ihrem Router verbinden. Auf der Rückseite der Netzwerkfestplatten befindet sich dafür ein LAN-Port. Diesen verbindet man per Netzwerkkabel mit einem freien LAN-Port am Switch des Routers. Da nur in den wenigsten Haushalten Netzwerkkabel verlegt sind, bleibt einem in der Regel nichts anderes übrig, als das NAS möglichst in der Nähe des Routers aufzustellen.
Die Einrichtung des NAS erfolgt dann über einen beliebigen Rechner, der ebenfalls mit dem Heimnetz verbunden ist. Für den Vergleichstest wurden Netzwerkfestplatten mit Multimediafunktionen ausgesucht, die zum Testzeitpunkt (Ende August 2011) für weniger als 100 Euro im Handel erhältlich waren.
Fünf Geräte dieser Preisklasse haben schließlich den Weg in unsere Redaktion gefunden. Im folgenden Abschnitt geht es um die wichtigsten Testergebnisse bei den verschiedenen Geräten. Eine zusammenfassende Übersicht über die Funktionen und Testergebnisse aller geprüften Netzwerkfestplatten finden Sie in der Vergleichstabelle am Ende des Artikels.
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Drei NAS-Geräte aus unserem Testfeld waren bereits mit einer internen 1-TByte-Festplatte ausgerüstet. Das Stora von Netgear und das ShareCenter Pulse von D-Link hingegen werden unter 100 Euro nur als Gehäuse und damit ohne internen Speicher verkauft.
Für eine 1-TByte-Platte müssen somit rund 40 Euro Mehrkosten eingeplant werden. Dafür nehmen beide Geräte gleich bis zu zwei interne Festplatten auf und bieten dann mindestens doppelt so viel Speicherplatz wie ihre drei Konkurrenten.
Alternativ lassen sich die Daten auf einem solchen, sogenannten 2-Bay-NAS mittels Datenspiegelung besonders einfach und komfortabel sichern. Der Einbau der internen Festplatten gelingt sowohl bei Netgears Stora als auch bei D-Links ShareCenter problemlos.
Das Einbinden aller Platten im Test erfolgt durch die mitgelieferten Netzwerkkabel. Bitte beachten Sie: Um die bestmögliche Übertragungsrate eines NAS-Gerätes im Heimnetz auch wirklich nutzen zu können, müssen alle Geräte im Netz (Rechner, Router, Kabel) nach dem Gigabit-Standard ausgerüstet sein.
Einrichtung und Bedienung
Nach dem Verbinden mit dem Heimnetz und Start des NAS erfolgt die Ersteinrichtung. Dies erfolgt in der Regel von einem beliebigen Rechner, der ebenfalls mit dem LAN verbunden ist. Jedes NAS im Testfeld bietet auf CD einen deutschsprachigen Setup-Assistenten.
Darüber nimmt der Anwender die ersten wichtigen Einstellungen vor. Nur D-Link hat bislang auf die deutsche Übersetzung seiner englischsprachigen Setup-Hilfe verzichtet. Erfreulich: Alle NAS-Geräte im Test mit Ausnahme von Buffalo machen den Anwender darauf aufmerksam, ein Administrator-Passwort für den Zugang zur Weboberfläche im NAS zu vergeben.
Die Weboberfläche überrascht den Anwender mit vielen verwirrenden Einstellungsmöglichkeiten. Bei diesem Problem hilft eine ausführliche Online-Hilfe. Eine vorbildliche Lösung bietet unser Testsieger My Book Live von Western Digital. Sprechblase mit Erklärungen erscheinen, sobald man mit der Maus über das runde, blaue i-Symbol fährt.
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Ebenfalls ausführliche Erklärungen in Deutsch lieferte D-Link im ShareCenter. Das funktioniert nur, falls man sich zuvor die deutsche Sprachdatei von der Herstellerwebseite heruntergeladen und installiert hat. Leider lässt sich die Online-Hilfe in der Randspalte nicht scrollen, sondern wird am unteren Ende einfach abgeschnitten.
Auch Buffalo bietet eine recht ausführliche Online-Hilfe, jedoch nur in der englischsprachigen Benutzeroberfläche. Schaltet man auf die deutsche Oberfläche um, ist die Online-Hilfe plötzlich verschwunden. Im Network Space 2 von LaCie ist gar keine Online-Hilfe eingebaut und auch bei Stora finden sich nur bei den wenigsten Einstellungen spärliche Hilfestellungen.
Die Handbücher aller Geräte im Test sind sehr ausführlich und gelungen. Bei einigen Herstellern findet man die deutsche Version nicht auf der mitgelieferten CD, sondern nur auf der Herstellerseite im Supportbereich.
Übertragungsgeschwindigkeit und Datensicherung
Bei den Übertragungsraten hat My Book Live von WD klar die Nase vorn. Mit 90 MByte/s lassen sich Daten von der Platte auf den Rechner kopieren, mit 48 MByte/s auf die Platte schreiben. Zum Vergleich: Als langsamste Platte im Testfeld erwies sich beim Lesezugriff Buffalos Link Station Live mit nicht einmal 34 MByte/s.
Beim Beschreiben nahm sich D-Links DNS-320 die meiste Zeit: Mit gerade einmal 15 MByte/s tröpfelten die Daten von unserem Testrechner auf das 2-Bay-NAS. Beim Lesezugriff hingegen zeigte dasselbe Gerät mit knapp 50 MByte/s eine mehr als dreimal so schnelle Transferrate.
Über mitgelieferte Software oder das Windows-eigene Tool "Sichern und Wiederherstellen" lassen sich von allen PCs oder Notebooks im Netzwerk automatisierte Daten- oder Systembackups auf dem NAS sichern. Doch auch für die Sicherheit der Medien und Dokumente auf dem NAS muss gesorgt werden.
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Die interne Festplatte eines NAS kann sich ebenso unvermittelt verabschieden wie die eines PCs oder Notebooks. Geräte mit zwei internen Festplattenlaufwerken wie Netgears Stora oder D-Links Share-Center erlauben die Datenspiegelung über RAID 1. Dabei dient die zweite eingebaute Festplatte allein zur Datensicherung.
Alle NAS mit nur einer internen Festplatte benötigen eine andere Sicherungsmöglichkeit. Buffalos Link Station Live, das Network Space 2 von LaCie und zusätzlich auch DLinks ShareCenter erlauben automatisierte Backups auf einen ans NAS angeschlossenen USB-Speicher.
WDs My Book Live besitzt keinen USB-Anschluss, kann dafür aber den eigenen Inhalt auf eine beliebige weitere Freigabe im Heimnetz speichern. Wiederherstellen lassen sich diese Daten dann jedoch nur auf einem baugleichen NAS von Western Digital.
Energieverbrauch
Der Energieverbrauch eines Gerätes wie die Datensicherheit spielt eine wichtige Rolle. Ist eine Netzwerkfestplatte rund um die Uhr eingeschaltet, verbraucht sie so lange auch Strom. Deshalb ist ein Energiesparmodus besonders wichtig, bei dem sich die Festplatten des NAS in den Strom sparenden Sleep-Modus schalten, sobald in einem bestimmten Zeitraum nicht mehr darauf zugegriffen wird.
Bis auf Buffalo zeigten sich hier alle Testkandidaten als schlaue Stromsparer im Heimnetzwerk, die sich nach wenigen Minuten ohne Zugriff auf Leistungsaufnahmen von unter 6 Watt herunterschalteten. Buffalo verwendet für seinen Energiesparmodus ein nicht mehr zeitgemäßes System.
Es funktioniert zum Beispiel beim Zugriff von Webradios, netzwerkfähige Fernseher oder Media Playern auf die Netzwerkfestplatte nicht. Allerdings will Buffalo das Problem mit der Energiesparfunktion in der nachfolgenden Gerätegeneration beheben.