Online-Videorekorder im Vergleichstest: OTR vs. Save.tv XL vs. YouTV Pro
Online-Videorekorder können mehr als die meisten herkömmlichen TV-Aufnahmehelfer im Wohnzimmer. Aber machen sie ihren Job denn auch besser als der gute alte Festplatten-Videorekorder? video bat die drei bekanntesten Dienste zum Test.

- Online-Videorekorder im Vergleichstest: OTR vs. Save.tv XL vs. YouTV Pro
- OnlineTVRecorder Premium (OTR) im Test
- Save.tv XL im Test
- YouTV Pro im Test
Der Plan ist ebenso einfach wie verlockend: Warum nicht einfach alles aufnehmen, was im deutschen Fernsehen läuft, und später entscheiden, was man tatsächlich anschauen möchte? Das Problem: Es bedarf eines ziemlich großen Speichers, um sieben Tage die Woche jeweils 24 Stund...
Der Plan ist ebenso einfach wie verlockend: Warum nicht einfach alles aufnehmen, was im deutschen Fernsehen läuft, und später entscheiden, was man tatsächlich anschauen möchte? Das Problem: Es bedarf eines ziemlich großen Speichers, um sieben Tage die Woche jeweils 24 Stunden Progamm von über 40 relevanten Free-TV-Sendern mitzuschneiden. Und selbst, wenn man zu Hause eine Serverfarm mit entsprechender Kapazität hätte, dann fehlte noch immer eine Logik, mit der sich aus den rund 7000 TV-Stunden pro Woche die Sendungen herausfinden lassen, die einen wirklich interessieren.
Eben diesen Service bieten aktuelle Online-Videorekorder. Die drei Anbieter OnlineTVRecorder (Kurzform: OTR), Save.tv und YouTV nehmen tatsächlich alles auf, was im frei empfangbaren Fernsehen ausgestrahlt wird, und bieten es den Kunden nach Abschluss der jeweiligen Sendung zum Streaming oder Download an.
Verschiedene Angebote
Gestartet waren solche Rekorderdienste vor einigen Jahren als Online-Abbild normaler Videorekorder: Man konnte Sendungen in einem Online-EPG zur Aufnahme programmieren, daraufhin legte der Anbieter die jeweilige Sendung auf dem zentralen Server ins eigene Aufnahmearchiv, wo man sie später per Stream oder Download anschauen konnte. Dieses Prinzip bietet vor allem Save.tv noch heute an. Die Webseite listet Highlights aus den Bereichen Spielfilm, Serie, Sport, Dokumentationen sowie TV-Shows und bietet einen umfassenden Progammguide der nächsten Wochen, jede Sendung lässt sich als Einzel- oder Serienaufnahme programmieren - klassischer Videorekorder- Alltag also.
Sowohl Save.tv als auch die beiden anderen Cloud-Rekorder gehen mitlerweile aber noch einen Schritt weiter: Sie zeichnen auf Wunsch gleich das komplette Programm aller Free TV-Sender auf, so als würde man im Timer für jeden Kanal eine tägliche Aufnahme von 0 bis 24 Uhr programmieren. Bei Save.tv lässt sich das im XXL-Abo (monatlich 16,50 Euro) kanalweise oder pauschal einrichten, die beiden anderen Dienste tun es gar automatisch. Laut Anbieter landen bei Save.tv und YouTV all diese Sendungen für jeden Kunden in dessen eigenem Speicher. So definiert das deutsche Medienrecht Privatkopien aus dem laufenden TV-Programm.

Die beiden Anbieter vermieten also Rekorder-Speicherplatz und die zugehörige Aufnahmetechnik gegen Gebühr, so wie Humax oder Kathrein Digital-Receiver mit Festplatten verkaufen. YouTV bietet seinen Dienst in einer Basis-Version sogar kostenlos an, hält Sendungen dann aber nur 24 Stunden lang zum Streaming vor und erlaubt keine Downloads. Für längere Speicherzeiten, Downloads und Archivfunktionen werden monatliche Gebühren ab 5,99 Euro fällig - die Konkurrenz macht's ähnlich.
Rechtliche Grauzonen
Bereits seit es sie gibt, stehen Online- Videorekorder in der Kritik. Vorwurf: Ihr Service widerspreche dem Medienrecht. Save.tv etwa befindet sich seit Jahren in langwierigen Verfahren mit verschiedenen Privatsendern. Ein Streitpunkt: Save.tv schneidet in seinem XL- und XXL-Pakte auf Wunsch die Werbung wie auch Vor- und Nachlauf aus seinen Aufnahmen heraus. Dieser automatische Werbekiller ist den Privatsendern ein Dorn im Auge, während Save.tv argumentiert, dass ja auch so mancher Videorekorder dies automatisch könne - und der Zuschauer es im Zweifesfall manuell macht. Praktische Folge: Das RTL-Hauptprogramm ist bei Save.tv nicht verfügbar. YouTV bietet keinen Werbekiller. Laut RTL-Sprecher Konstantin von Stechow führt die Mediengruppe RTL aber derzeit auch gegen diesen Anbieter ein Verfahren.
Der dritte Anbieter geht mit dem Medienrecht noch flexibler um: OTR speichert seine Mitschnitte zentral und nicht in persönlichen Speichern der Abonnenten. Ältere Aufnahmen werden obendrein nicht mehr von OTR selbst bereitgestellt, sondern von sogenannen Mirror-Servern anderer Betreiber. Diese Art der Speicherung und Verbreitung von TV-Mitschnitten ist in Deutschland nicht legal. Dem Anbieter ist das aber offensichtlich egal, zumal sich seine Server wie auch der Sitz der Gesellschaft im Ausland befinden - laut Impressum auf den Seychellen.
Unabhängig von diesen juristischen Fragen gehen Kunden der Online-Videorekorder aber kein Risiko ein, wenn sie OTR, Save.tv oder YouTV nutzen - abgesehen von der Möglichkeit, dass sich die Angebote durch neue Verfahren, Urteile oder einstweilige Verfügungen ändern könnten. Für den Kunden gilt: Nur die Nutzung "offensichtlich illegaler Dienste" ist rechtlich bedenklich. Dies ist nach Aussage von Juristen aber bei Online-Videorekordern nicht der Fall.
Aufnehmen und finden
Vor allem bei YouTV sieht der Online-Videorekorder erst gar nicht nach einem reinrassigen Aufnahmeservice aus. Die Homepage und die zugehörigen Apps präsentieren sich eher als universelle Mediatheken. Sie listen keine einzelnen Aufnahmen, sondern vielmehr einen Überblick über die TV-Highlights der letzten Woche - eben die Inhalte, die automatisch im Aufnahmespeicher des Kunden lagern. Die Sendungen lassen sich hier direkt abspielen, herunterladen oder auch in einem längerfristigen Onlinespeicher archivieren. Erst im zweiten Menüpunkt bietet YouTV auch einen Programmguide, der rückwärts und in die Zukunft blickt. Hier können Kunden schon vorab Sendungen zur Archivierung programmieren.

Auf der Save.tv-Webseite muss man einen solchen Rückwärts-EPG lange suchen. Aufnahmen findet man hier eher über speziell angelegte Channels oder, eher beschwerlich, über verschiedene Suchhilfen im Aufnahmearchiv. Die Tablet- und TV-App bietet immerhin einen tabellarischen Programmguide mit Rückwärts-Suche. Nur am TV bietet Save.tv einen Überblick über vergangene und aufgezeichnete Film- und TV-Highlights.
Wiedergabe-Geräte
Alle drei Angebote haben eine mehr oder weniger übersichtliche Webseite, über die sich Sendungen anschauen und herunterladen lassen. Optimal ist aber natürlich ein Einsatz im Wohnzimmer am großen Fernseher. Mit Smart-TV-Apps gehen die Anbieter allerdings recht sparsam um. YouTV etwa ist auf aktuellen Samsung-TVs mit Tizen-Betriebssystem sowie auf Android-Geräten von Philips zu haben, eine App für LG-TVs ist laut Anbieter in Arbeit. Auch Save.tv-Apps gibt es bei Philips und Samsung. Sehr gute TV-Umsetzungen beider Angebote sind indes für die Streamingboxen Apple TV und Amazon Fire TV zu haben - die Bedienung läuft flüssig, die TV- und Film-Verzeichnisse erlauben in beiden Angeboten eine flotte Suche nach Sendern, Zeiten und inhaltlichen Kriterien. Auch per Smartphone und Google Chromecast lassen sich Filme von Save.tv und YouTV flugs auf den TV-Schirm übertragen.
OTR dagegen hat keine App für Smart-TVs oder Streamingboxen. Stattdessen lässt sich die Webseite als Leanback-Variante inklusive fernbedienungsfreundlicher Menüsteuerung und großen Schaltflächen öffnen. Die TV-Menüs sind deutlich reduziert und somit viel übersichtlicher als die normale Webseite mit ihren vielen Bannern, Popup-Fenstern und kleinteiligen Menüs. Besonders komfortabel ist aber auch diese Bedienoberfläche nicht.

Auf Android- und Apple-Mobilgeräten schließlich sind alle drei Online-Rekorder über eigene Apps erreichbar. Bei Save.tv und OTR erlauben die neben der mehr oder weniger übersichtlichen Suche nach aufgenommenen Sendungen und deren Wiedergabe per Streaming auch einen Download der Aufnahmen innerhalb der App. So lassen sich Mitschnitte unterwegs auch ohne Internetverbindung auf dem Tablet anschauen. YouTV bietet diesen Service bislang nicht.
Fazit
Ein Blick auf YouTV erinnert eher an Netflix oder Maxdome als an den guten alten Videorekorder. Der kostenpflichtige Dienst spielt damit seine Vorteile gegenüber klassischen TV-Archivaren gekonnt aus und offenbart sich so eben auch als Alterntative zu den Abo-Videotheken. Denn viele Inhalte, die Netflix & Co. zeigen, laufen auch im Free-TV - nur eben innerhalb eines fixen Programmrasters. Die drei Dienste lösen dieses Zeit-Dilemma auf. Am besten macht das YouTV.