LG 55LJ615V im Test

Ob oder wann sich Ultra-HD durchsetzt, ist die entscheidende Frage beim TV-Kauf. Und sie lässt sich kaum beantworten, weil jeder unter "Durchsetzen" etwas anderes versteht. Die einen genießen jetzt schon viele Netflixinhalte in 4K und kaufen sich jede Ultra-HD Blu-ray-Disc.
Die anderen wollen warten, bis ARD und ZDF ihren Sendebetrieb umstellen und 720p endlich aufgeben. Der Zeitpunkt des Durchsetzens von Ultra-HD liegt also variabel zwischen jetzt und grob geschätzt in fünfzehn Jahren.
Die neue Schärfe von Ultra-HD ist also immer noch etwas für Early Adopter, die ehrlich gesagt auf einem 55-Zoll-TV den Unterschied zu Full-HD gar nicht wahrnehmen können. Zum Glück für diese Investoren kommt richtiges UHD ja auch mit HDR und erweitertem Farbraum und bietet so einen großen Zugewinn auch auf den kleinsten Schirmen.
Das alles hat der LG 55LJ615V nicht. Er besitzt ein Full-HD-Panel, Single Vierwegetuner und gerade so viele Anschlüsse wie nötig. Kräftig Pluspunkte sammelt er jedoch beim Smart-TV. Er bildet das gesamte Portfolio von LGs Betriebssystem WebOS 3.5 ab, greift also auf jede Menge Dienste zu und öffnet dazu noch moderne Wirelessverbindungen.
Das smarte Angebot ist quantitativ vergleichbar mit LGs Topmodellen in OLED-Display und damit Spitzenklasse in diesem Vergleich. Offensichtlich ist der Prozessor jedoch deutlich langsamer, das Navigieren durch Menüs damit erheblich zäher. Und man hat auch nicht die bewegungssensitive Magic-Remote mit ihrer Sprachsuche zur Verfügung, sondern nur einen Abklatsch von Handsender.
Wir gehen übrigens einmal davon aus, das unser Testgerät mit einer falschen Fernbedienung geliefert wurde. Im Handbuch wird ein vergleichbar aussehendes Modell gezeigt, dessen Drücker eher TV-relevante Funktionen wie Programmzappen, Videotext oder Aufnahme besitzen.

Ein klasse Fernseher
Beim Test zeigte sich, dass Ultra-HD beim Empfang von HDTV, SDTV oder Wiedergabe einer Blu-ray nicht unbedingt ein Vorteil ist. Alle diese Quellen basieren auf den alten Normen, was Brillanz und Farben betrifft, die auch dieser TV erstklassig abbilden kann. Hätte LG hier ein IPS-Panel aus eigener Fertigung eingesetzt, hätte die Bildqualität beim TV-Empfang wohl das Testfeld angeführt.
Die Bildverarbeitung ist nämlich neutraler und natürlicher als beim Grundig, der so ein Display besitzt. Nun ist der Blickwinkel eher oberer Durchschnitt, dafür der Kontrastumfang top. Leider trüben langsame Reaktionszeit und Clouding das Bild etwas. Insgesamt ist aber für jemanden, der die kommenden fünf Jahre nur HDTV und Blu-rays schauen will, das Gerät überaus interessant – oder besser ein größerer Bruder mit LG-Panel.
Fazit
Im Direktvergleich schwinden bei klassischem HDTV die 4K-Vorteile. Viel Smart-TV gibt es hier für wenig Geld.