Canon-SLRs im Test: EOS 5D vs. 1DX, 5DS und Co.
Mehr zum Thema: CanonWir haben acht SLR-Kameras von Canon ab 900 Euro im Test: Vom APS-C-Allrounder für Amateurfotografen bis zur leistungsstarken Vollformatkamera für Profis.

- Canon-SLRs im Test: EOS 5D vs. 1DX, 5DS und Co.
- Canon-SLRs im Test: Belichtung, Performance, Bedienung und mehr
- Canon EOS 1DX Mark II: Für Sport- und Reportagefotografen
- Canon EOS 5D Mark IV: Allrounder
- Canon EOS 5DS (R): 50 Megapixel
- Canon EOS 6D: Einstieg ins Vollformat
- Canon EOS 77D: Die Leichte
- Canon EOS 80D: APS-C-Kamera für Outdoor-Fotografen
- Canon EOS 7D Mark II: umfangreiche Ausstattung
- Canon-Kaufberatung: Welche SLR für wen?
Spiegelreflexkameras von Canon gehören seit vielen Jahren zu den festen Größen am Kameramarkt, ganz besonders in Deutschland. Neue Dinge wie Autofokus, digitale SLRs oder nun die spiegellosen Systemkameras geht Canon zwar oft erst zögerlich, dann aber umso gründlicher an. Mit dieser Gründlichk...
Spiegelreflexkameras von Canon gehören seit vielen Jahren zu den festen Größen am Kameramarkt, ganz besonders in Deutschland. Neue Dinge wie Autofokus, digitale SLRs oder nun die spiegellosen Systemkameras geht Canon zwar oft erst zögerlich, dann aber umso gründlicher an. Mit dieser Gründlichkeit hat der japanische Hersteller über Jahre hinweg ein SLR-System geschaffen, das Vielfalt, ein verlockend reiches, breitgefächertes Objektivsortiment und Kontinuität verbindet. Auf den folgenden Seiten vergleichen wir die gehobenen EOS-SLRs mit APS-C- und KB-Sensor. Natürlich wirft unsere Autorin auch einen Blick auf Canons spiegellose EOS-M-Baureihe, insbesondere den Neuzugang M6.
Ein System, zwei Varianten
Der Objektivanschluss gilt gemeinhin als ein, wenn nicht das entscheidende Charakteristikum, das ein Kamerasystem ausmacht. Bei Canon gibt es allerdings zwei Varianten: EF und EF-S. Bei EF-S handelt es sich um eine leicht abgewandelte, speziell an APS-C-Kameras angepasste Ausführung des EF-Bajonetts. Canon macht sich dabei zunutze, dass der Klappspiegel durch die gegenüber dem Vollformat kleinere APS-C-Sensorfläche weniger Platz benötigt. So kann die hintere Objektivlinse etwas weiter in Richtung Aufnahmeebene rutschen. Besonders bei Weitwinkelobjektiven erleichtert dies eine kompakte Konstruktion.
An einer Kamera mit EF-Bajonett würde deren Spiegel jedoch womöglich gegen die versetzte Linse eines solchen EF-S-Objektivs stoßen. Deshalb splittet sich Canons Objektivportfolio in zwei Kategorien: die EF-S-Modelle, die sich – gesichert durch einen Gummiring – nur an APS-C-Kameras mit EF-S-Anschluss anbringen lassen; und die klassischen EF-Modelle, die an alle aktuellen SLR-Gehäuse der EOS-Baureihe passen, also auch an Canons Vollformater.

Gehobene APS-C-Kameras
Die Typenbezeichnung gibt Aufschluss darüber, wo Canon das jeweilige Modell einordnet. Entscheidend dabei ist die Anzahl der Stellen, die dem „D“ vorausgehen: Je weniger Ziffern, desto höher platziert sich diese Kamera in der EOS-Hierarchie. Vier- und dreistellige Zahlen stehen für das Einsteigerniveau, zwei- und einstellige für die gehobene Mittel- und die Profiklasse. Die jüngste EOS-Spiegelreflexkamera rundet dieses Testportfolio nach unten ab: Für 900 Euro bietet die EOS 77D als einzige hier vertretene Kandidatin bereits einen Prozessor der neuesten Digic- 7-Generation in Kombination mit einem 24-Megapixel-APS-C-Sensor, der dank Dual-Pixel-Technik ein höheres LV-Autofokustempo erlaubt.
Die übergeordnete 80D kostet etwa 200 Euro mehr; ein Aufpreis, der sich vor allem für Outdoor-Fotografen auszahlen kann. Denn im Gegensatz zur 77D hat die 80D nicht nur den besseren Sucher, sondern auch ein spritzwassergeschütztes Gehäuse. Wie die 77D arbeitet die 80D mit 24 Megapixeln und Dual-Pixel-Technik, allerdings noch mit dem älteren Digic-6-Prozessor.
Das 1.350 Euro teure, bereits drei Jahre alte APS-C-Spitzenmodell 7D Mark II bietet im Vergleich zu den beiden zweistelligen Canons 4 Megapixel weniger, ansonsten jedoch eine deutlich aufgewertete Ausstattung, zum Beispiel einen dualen Digic-6-Prozessor, der schnellere und länger andauernde Serienaufnahmen ermöglicht (9,5 B/s), mehr AF-Felder, und ein integriertes GPS-Modul zum Verorten der Bilder.
Vollformatkameras ab 1.600 Euro
Obwohl sie die günstigste Vollformatkamera im EOS-System ist, bringt die 6D sowohl WLAN als auch eine GPS-Funktion mit. Abgesehen davon erinnert ihre Ausstattung aber in Teilen an deutlich günstigere Consumer-Kameras, insbesondere der mager bestückte Phasenautofokus. Außerdem muss die 6D als immerhin 5 Jahre altes EOS-Modell mit dem betagten Digic-5+- Prozessor und einem 20-MP-Sensor auskommen. Gerüchten zufolge soll noch in diesem Jahr der 6D-Nachfolger erscheinen. Gut möglich, dass sich das Warten in diesem Fall richtig lohnt.
Zwischen der 6D und dem preislich nächst höher angesiedelten Duo aus 5DS und 5DS(R) klafft eine ungewöhnlich große Lücke: Mit 3.300 (5DS) und 3.600 Euro (5DS R) kosten die beiden 5DS-Varianten mehr als das Doppelte; dafür stoßen sie mit ihrem 50-MP-Sensor in Auflösungsregionen vor, die alle anderen Canons in den Schatten stellen. Dabei liegt die 5DS R noch eine Spur vor der 5DS, weil sie die Wirkung des Tiefpassfilters mithilfe eines „Aufhebungsfilters“ neutralisiert und damit den von ihm verursachten Auflösungsverlust reduziert. Bei der 5DS ist der Tiefpassfilter dagegen stets aktiv, um Moiré-Effekte zu vermeiden – übrigens der einzige wesentliche Unterschied zwischen ihr und der 5DS R.
Im Vergleich zur 5DS (R) setzt die rund 4.000 Euro teure 5D Mark IV einerseits mit 30,4 MP auf eine moderatere Nennauflösung, andererseits auf einen erweiterten Empfindlichkeitsbereich bis ISO 102400 statt bis 12800 (5DS) und auf jede Menge Extras wie WLAN und GPS. Außerdem gilt die 5D Mark IV zu Recht als Videospezialistin: Sie beherrscht neben Full- HD- auch 4K-Aufnahmen in herausragender Qualität und zieht die Schärfe während des Filmens erfreulich zügig nach. Gleiches gilt für die 1DX Mark II, Canons 6.300-Euro-Kamera für Berufs-, insbesondere Sport- und Reportagefotografen. Passend zu deren hohen Anforderungen trumpft sie mit so manchem Superlativ auf: Sie ist beispielsweise mit fest verbautem Hochkanthandgriff die massivste EOS im Test, bietet das robusteste Gehäuse, die schnellste Serienfunktion (15 B/s), den größten Sucher, ein GPS-Modul und die höchsten ISO-Zahlen (bis 409600). Zugunsten ihrer High-ISO-Fähigkeiten begnügt sie sich mit 20 Megapixeln.

Robustes SLR-Gehäuse
Abgesehen von der 77D sind alle gehobenen Canon-SLRs spritzwassergeschützt. Bei der Qualität der Dichtungen gibt es allerdings Unterschiede: Sichtbar am besten und vertrauenerweckendsten erscheinen die der 1DX II, am einfachsten die von 6D und 80D. Die Profi-Vollformater und das APS-C-Spitzenmodell 7D II punkten zudem mit einem besonders edlen Vollmagnesiumgehäuse. Bei den kleineren und leichteren SLRs kombiniert Canon Kunststoff- mit Magnesium- (6D) bzw. Aluminiumbauteilen (77D, 80D).
In der Regel decken die Sucher gehobener Canon-SLRs das komplette Bildfeld ab. Ausnahmen bilden die 77D mit 95 % und die 6D mit 97 % Gesichtsfeld. Die 77D hat zudem als einzige der hier vertretenen Canons statt eines Dachkantprismas einen Pentaspiegelsucher, der zu einer vergleichsweise dunklen Anzeige neigt, und bleibt mit 0,49x Vergrößerung sichtlich hinter 80D (0,59x), 7D II (0,63x) und 6D (0,69x) zurück. Die drei 5D-Varianten genügen mit 0,71x durchaus schon sehr hohen Ansprüchen; und der Sucher der 1DX II gehört mit 0,76x zu den größten seiner Art.
Dazu verbaut Canon bis zur 6D einen 3-Zoll-Monitor mit 346.667 RGB-Pixeln, in der Oberklasse ein größeres 3,2-Zoll- Display mit 346 666 (5DS/R) bzw. mit mehr als 500.000 RGB-Pixeln (5D IV und 1DX II). An 77D und 80D lässt sich der Monitor ausklappen und um die eigene Achse drehen.
Alle Testkandidatinnen bringen ein Info-Display an der Gehäuseschulter mit, die 1DX II ein weiteres auf der Rückseite, das u. a. über die Belegung der Speicherkarten-Slots informiert.