Brandgefährliche Netzteile
Dem PC-Netzteil schenken viele Anwender keine Beachtung. Zu Unrecht, denn von Billignetzteilen geht eine enorme Gefahr aus. Wie viel Geld man für einen guten und sicheren Stromgeber ausgeben muss, soll ein Vergleich von Netzteilen mit Preisen von 8 bis 175 Euro zeigen.

- Brandgefährliche Netzteile
- Wirkungsgrad und Fazit
Die Preisspannen bei PC-Netzteilen sind enorm. Während man Schnäppchen für weniger als 10 Euro bekommt, zahlt man für leistungsfähige Markenqualität schnell mehrere hundert Euro. Leistung im Überfluss versprechen indess alle Stromgeber. Grund genug, der Sache einma...
Die Preisspannen bei PC-Netzteilen sind enorm. Während man Schnäppchen für weniger als 10 Euro bekommt, zahlt man für leistungsfähige Markenqualität schnell mehrere hundert Euro. Leistung im Überfluss versprechen indess alle Stromgeber. Grund genug, der Sache einmal genauer nachzugehen. Neben neun günstigen Netzteilen haben wir neun Markengeräte mit "80 Gold Plus"-Siegel untersucht.
So haben wie getestet
Die technische Prüfung im PCgo-Testlabor beinhaltet die Messungen der Spannungsstabilität unter gleichmäßiger und wechselnder Belastung. Zudem ermitteln wir den exakten Wirkungsgrad der Netzteile. Die Geräuschmessung findet bei verschiedenen Lasten statt. Länge und Vielfältigkeit der Kabel sowie Zubehör geben weitere Punkte.
Dubiose Ware

Schon beim ersten Augenschein zeigen die meisten Billignetzteile Auffälligkeiten, die stutzig machen. Dafür genügt ein Blick auf die aufgedruckten technischen Daten. Ein ATX-PC-Netzteil liefert unter anderem drei wichtige Spannungen: Die 3,3 Volt- und die 5-Volt-Schiene dienen in erster Linie zur Versorgung von Komponenten wie dem Arbeitsspeicher und den Laufwerken.
Die 12-Volt-Schiene dagegen ist die entscheidende Spannung: Damit werden Prozessor, Chipsatz und höherwertige Grafikkarten versorgt. Die teilweise beachtliche Leistung der Billigheimer rührt meist von unglaublichen Leistungen auf den 3,3- und 5-Volt-Leitungen her: Spannungen die von halbwegs modernen Rechnern so aber nie abgerufen werden.
Ein Schwindel, der aus einem 300-Watt-Netzteil per neuem Aufkleber ein teureres 500-Watt-Netzteil macht - eine Methode, die Insider als "umlablen" bezeichnen. So liefert beispielsweise ein Netzteil, das mit "460 Watt" beziffert wird, gerade einmal schlappe 180 Watt auf der wichtigen 12-Volt-Versorgung, während für 3,3 Volt üppige 84 Watt und für 5 Volt 165 Watt versprochen werden. Seriöse Hersteller haben solche billigen Tricks nicht nötig.
Risikoabschätzung
Für den Käufer eines Billignetzteils besteht das Risiko, dass der Stromgeber schon bei etwas höheren Belastungen durchbrennt, wie sie etwa PC-Spiele verursachen. Eigentlich zählt eine Strombegrenzung, die für eine automatische Abschaltung sorgt, zur Standardausstattung jedes Netzteils. Bei fünf Preiskrachern fehlte dieser lebenswichtig Schutz: Sie verabschiedeten sich während des Tests mehr oder weniger lautstark in den Netzteilhimmel.

Alle taten dies deutlich vor Erreichen der aufgedruckten Maximalleistung. Immerhin kündigten zwei No-Name- Netzteile ihr baldiges Ableben vorher durch starke Geruchsentwicklung an. So könnten Käufer mit empfindlicher Nase noch rechtzeitig abschalten, bevor der plötzliche Netzteiltod andere Rechnerkomponenten mit ins Verderben reißt.
Bei den Totalausfällen handelte es sich um die Netzteile Rasbro BP-XII (etwa 27 Euro, www.olantec.de ), LCPower Max350, Colorsit 400U sowie die Netzteile ATX460H (etwa 15 Euro, www.digi-front.de ) und LCP-500W (etwa 13 Euro, www.csl-computer.com ), auf denen kein Hersteller angegeben war. Da hier eine sinnvolle Messung nicht möglich war, haben wir auf eine Wertung verzichtet.
Vom Kauf dieser "Chinakracher" raten wir dennoch dringend ab. Deutlich besser schnitten die beiden Billigangebote der Marken Chieftec und Sharkoon ab. Beide lieferten im Test zuverlässig das ab, was auf dem Typenschild versprochen wird. Die teuren Netzteile im Test haben dagegen keine Probleme, konstante Ausgangsspannung zur Verfügung zu stellen.
Unter konstanter Volllast als auch bei stark wechselnder Last hatten sie keine Schwierigkeiten, die Vorgaben einzuhalten. Auf hohem Niveau konnten sich hier die Netzteile von Corsair, Seasonic und FSP absetzen, während Antec und Enermax etwas schlechter abschnitten.