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PS4-Exclusive

The Last of Us 2 im Test: Das erwartete Meisterwerk

Mit The Last of Us 2 setzen Sony und Naughty Dog das 2013 begonnene Abenteuer der – mittlerweile gar nicht mehr so kleinen – Ellie fort. Und was wir hier erleben, gleicht einem Meisterwerk der guten Unterhaltung. Der Test für das PS4-Exclusive.

Autor: The-Khoa Nguyen • 22.6.2020 • ca. 6:35 Min

The Last of Us 2 im Test
In The Last of Us 2 sind Sie u. a. zu Fuß oder auf dem Pferd unterwegs.
© Sony

Unglaublich, dass es nun schon sieben Jahre her ist, dass wir mit Joel und Ellie in The Last of Us ums Überleben kämpften, um am Ende Joels Bruder Tommy wiederzusehen und ein sicheres Lager in Jacksonville fanden. The Last of Us 2 setzt dort an. Joel und Ellie haben es sich gemütlich gemacht in J...

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Pro

  • Grandioses Storytelling
  • Fantastisch beklemmende Spielwelt
  • Hervorragendes Drehbuch
  • Mitreißende Geschichte
  • Glaubhafte Charaktere und -Entwicklungen
  • Gesichtsanimationen
  • Tolle Grafik

Contra

Fazit

Wer The Last of Us 2 nicht spielt, der verpasst eines der besten Survival-Action-Spiele aller Zeiten.

  Hervorragend

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Unglaublich, dass es nun schon sieben Jahre her ist, dass wir mit Joel und Ellie in The Last of Us ums Überleben kämpften, um am Ende Joels Bruder Tommy wiederzusehen und ein sicheres Lager in Jacksonville fanden. The Last of Us 2 setzt dort an. Joel und Ellie haben es sich gemütlich gemacht in Jacksonville, haben Anschluss gefunden, Freunde, neue Aufgaben.

Doch die Welt um sie herum ist eine gefährliche geblieben. Noch immer streifen Infizierte durch die Gegend, wollen uns und anderen Menschen ans Leder bzw. an die Chucks. Um also Jacksonville zu sichern, werden regelmäßig Patrouillen losgeschickt. Sie sollen die nähere Umgebung sichern und im Zweifel herumstreunende Infizierte töten. Als eines Tages eine der Streifen nicht wieder zurückkehrt, beginnt sie: unsere Geschichte.

Eine Geschichte voller Trauer und Schock, voller Wut und Hass. Aber eben auch eine voller Gefühle, voller Liebe, Freude und glücklicher Momente. The Last of Us 2 ist eine Reise, die mitreißt, die mitfühlen lässt, die mitleiden lässt. Nun könnte man sagen: Gut, das haben andere Spiele auch schon geboten. Und das wäre korrekt.

Indes, kein Spiel schaffte es bislang auf eine so intensive, so fesselnde Art und Weise. Sämtliche Haupt- und wichtigeren Nebencharaktere bieten eine enorme Tiefe, ihnen wird die Zeit gewidmet, die notwendig ist, um Bindungen aufzubauen und Empathie zu entwickeln. Dazu trägt bei, dass Naughty Dog mit Regisseur und Autor Neil Druckmann jemanden an Bord hat, der sein Handwerk versteht.

Besonders die fließenden Übergänge zwischen Cutscene und Gameplay haben uns imponiert, aber auch kleinere Einstellungen oder Zooms auf spezifische Charaktere haben es in sich. Unser Szenen-Highlight? Ellie spielt auf einer Gitarre ein wunderschönes Cover des A-ha Songs „Take on me“ – unglaublich berührend. Die Gitarrensaiten zupfen wir übrigens selbst mit dem Controller.

The Last of Us 2 Ellie Gitarre
Ellie mit Gitarre in The Last of Us 2.​
© Sony

Doch die gute Regie- und Textarbeit wäre nichts, wenn nicht die Grafik mitspielte. Besonders im Bereich der Gesichtsanimationen haben wir uns ein ums andere Mal die Augen gerieben. Wie Ellie, Joel und Co. ihre Gefühle vermitteln – das beeindruckt. Selbst ohne Worte sieht man, was gerade in ihren Köpfen vorgehen könnte. Und das nicht nur in Schlüsselmomenten oder in Zwischensequenzen, sondern fast immer!

Wenn wir uns mit Ellie eines Schurken entledigen, erkennen wir Wut in ihrem Ausdruck. Wenn Ellie etwas für überflüssig hält, verdreht sie ihre Augen. Andere Charaktere beißen sich auf die Lippen oder erstarren vor Angst, wenn wir sie bedrohen. Fiese Animations-Entgleisungen haben wir übrigens nicht mitbekommen – Chapeau. Auch Gegner verzerren das Gesicht vor Schmerz oder lassen ein Resignieren erkennen, wenn sich Ellie anschleicht, um sich derer lautlos zu entledigen.

The Last of Us 2 im Test: Ein optischer Leckerbissen

Auch sonst ist The Last of Us 2 ein optischer Leckerbissen. Zwar mag die HDR-beleuchtete Welt in Shadow of the Tomb Raider (Test) oder die Flora und Fauna in Red Dead Redemption 2 (Test) noch etwas belebter sein und somit besser aussehen, doch TLoU2 reizt vor allem durch die perfekt in Szene gesetzte, zerstörte - und verlassene - Spielwelt.

Seattle, einer der Hotspots von The Last of Us 2, sieht apokalyptisch aus. Wir begegnen dicht bewachsenen, zerstörten Autobahnen. Sehen Brückenteile, die wie Landschaften wirken, LKW und PKW, die von der Natur überwuchert wurden. Wir sehen bildschön beleuchtete und ausgestattete Innenräume, wir besuchen Musikläden, alte Krankenhäuser und Banken. Wir durchforsten beschauliche Vororte, riesige Hochhäuser und abgelegene Wohnwagen. Hinterlassene Briefe deuten an, wer dort jeweils hauste oder schuf.

All die Schönheit erleben wir stets mit aufgestellten Nackenhaaren. Denn die Gefahr für Ellie und ihre wechselnden Begleiter scheint allgegenwärtig. Auf offener Straße haben wir meist die Oberhand, können uns gut gegen anstürmende Gegner, gerade die eher dümmlich agierenden Infizierten, zur Wehr setzen, weil wir genügend Platz zur Flucht haben. In engen, dunklen Innenräumen wird es jedoch schwieriger. Ohne das gute Gehör von Ellie, das uns auch durch Wände hindurch den Standort eines Gegners verrät, wären wir wahrscheinlich aufgeschmissen.

Richtig fies wird es, wenn uns unterschiedliche Gegnertypen erwarten. Die schnellen Runner sind ein Leichtes, treten sie aber in Kombination mit Stalkern und Clickern auf, werden sie zur Gefahr. Ganz neu in The Last of Us 2 ist übrigens der Shambler, eine Weiterentwicklung des Bloaters. Der Shambler kann durch Wände rennen, uns rammen und packen oder lässt kleine Pilze explodieren. Fiese Nummer.

The Last of Us 2 im Test
Natürlich gehört das packende Stealth-Gameplay weiterhin zu The Last of Us.
© Sony

In The Last of Us 2 kämpfen wir, wie schon in The Last of Us Teil Eins, auch mit menschlichen Gegnern. Die agieren deutlich cleverer auf dem Schlachtfeld, nehmen uns geschickt in die Zange oder stürmen im richtigen Moment mit mehreren auf uns zu. Verstecken ist zwar eine gute Idee, aber kein Allheilmittel. So können wir uns zwar unter Autos verstecken oder in Ecken kauern, doch auch hier werden wir oft genug gefunden.

Gut sind unsere wechselnden KI-Kollegen - meistens. Je nachdem, mit wem wir unterwegs sind, fühlen wir uns mal beschützt und unterstützt und mal selbst als Beschützer. Die KI-Kollegen schleichen eigentlich fix und geschickt von Deckung zu Deckung, sinnloses Hin-und-Her-Gerenne suchen wir vergebens. Ist Ellie in Teil 1 gerne noch durch Gegnerhorden gerannt (ohne entdeckt zu werden) agieren die Begleiter nun deutlich cleverer, glaubwürdiger. Die Schussgenauigkeit der Begleiter schwankt übrigens, je nachdem mit wem wir unterwegs sind.

PS4 Pro oder Xbox One X

Etwas unglaubwürdig bzw. unfreiwillig komisch wird es höchstens in einigen Stealth-Momenten, in denen die KI-Begleiter quasi unsichtbar für Gegner sind, während sie sich positionieren - gerne auch mal direkt vorm Bösewicht. Die Begleiter laufen in belebten Gegenden mit (intimen) Dialogen gerne auch mal Dutzende Meter vor, während wir beispielsweise das langsame Erkunden jedes Flecks vorzogen. Hin und wieder störten uns Begleiter, die den Weg unnötig lange versperren. Das ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau.

The Last of Us 2 im Test: Faire Kämpfe und einfaches Gameplay

Sehr fair sind die Speicherpunkte. Denn selbst nach kleineren Gegnerwellen speichert das Spiel stets, sodass wir nie in frustrierende Situationen kamen oder an Punkte, an denen uns die Lust und Luft ausging. Kämpfe sind bereits auf mittlerem Schwierigkeitsgrad eine angenehme Herausforderung. Dieser entledigen Sie sich im Idealfall Schritt für Schritt mit Schleichangriffen. Ist das nicht möglich, stehen verschiedene, sich abnutzende Schlaginstrumente und Schießeisen mit stets knapper Munition bereit, die sich genau wie Ellie in ihrer Durchschlagskraft oder den Fähigkeiten verbessern lassen.

Waffen- oder Ausrüstungs-Upgrades lassen sich wie im Vorgänger durch das Einsammeln von Zutaten verschiedener "Rezepte" craften, die Sie freischalten - etwa durch den Fund von Lehrbüchern. Auch Schlagstöcke, Baseballschläger und mehr sind wieder von der Partie, deren Haltbarkeit sie durch Craften erhöhen können - was Sie angesichts der knappen Munition auch regelmäßig tun sollten.

Ihre Fähigkeiten im Spiel verbessern Sie durch das Einsammeln und Verteilen von Supplements, vergleichbar mit einem Erfahrungspunktesystem, womit Sie Ellie in verschiedenen Disziplinen wie etwa Zielgenauigkeit, Gesundheitspunkte und mehr weiter entwickeln. Jedes Upgrade wird sich lange verdient und ist im Gameplay fast immer deutlich spürbar. Motivierend!

Die Rätsel dürften für jedermann machbar sein. Mal müssen wir beispielsweise Kisten oder Container verschieben, um höhere Punkte zu erreichen oder mit herumliegenden Kabeln Stromkreise schließen, um etwa Türen zu öffnen. Wer mal nicht weiter weiß oder sich in der Detailpracht verläuft, für den gibt es Lösungshinweise für den aktuellen Abschnitt. Lassen Sie Tipps aber nicht zu häufig einblenden, gerade wenn Sie gerne auf Erkundungstour gehen - oft auch gezwungenermaßen, um Gegenstände zum Craften zu finden. Ein toller Mix!

The Last of Us 2 im Test
Das Story-getriebene The Last of Us 2 lebt u.a. von Emotionen und dazu fast stets passenden Gesichtsanimationen.
© Sony

The Last of Us 2 ist ein Spiel für Erwachsene. Die Brutalität teils überbordend. Wir schlagen entwaffnete Personen mit Eisenstangen nieder, Blut spritzt fontänengleich durch die Gegend, Attacken – egal ob mit Messer oder Schusswaffe – wirken immer wuchtig, immer brachial. Spielstunde um Spielstunde scheint die Gewalt mehr zu werden. Bis wir an einen Punkt kommen, an dem wir unser eigenes Handeln hinterfragen. Die dargestellte Brutalität ist teils schockierend, aber niemals nur Mittel zum Zweck. Sie wird geschickt in die Erzählung und die Charakterentwicklung eingebunden. So sehr, dass wir Ellies Handlungen stets nachvollziehen, aber nicht unbedingt verstehen, bzw. gutheißen. Mit zunehmender Spielzeit hinterfragen wir die Brutalität, sind ihr aber erlegen – weil es das Spiel so will.

The Last of Us 2 im Test: Fazit

Es gibt Spiele, da bleibt selbst erfahrensten Zockern einfach die Spucke weg. The Last of Us 2 reiht sich in eine solche Riege ein. Denn das, was Naughty Dog hier geschaffen hat, ist nicht weniger als ein Meisterwerk. Inszenierung, Story, Storytelling, Regie, Drehbuch – The Last of Us 2 ist durchweg ein Singleplayer-Fest. Grafisch glänzt TLoU2 vor allem bei weitläufigen Außenarealen und in intimen, nahen Szenen. Aber auch besondere Schauplätze, wie ein beeindruckender Museumsausflug, bleiben Spielern im Kopf. Die Sound-Untermalung lässt uns stets angespannt zurück, wuchtige Aktionen lassen das Wohnzimmer beben – wir empfehlen hierfür eine gute Surround-Anlage mit hoch eingestelltem Dynamikbereich und tolerante Nachbarn. Aber auch mit vernünftigen Kopfhörern lässt sich viel Spaß haben.

The Last of Us 2 Trailer

Quelle: Sony
Hauptfigur Ellie jadt ihre Feinde durch Stadtruinen.
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