Pro-Ject Stereo Box DS3 im Test
Eine Zigarrenschachtel. Man möchte sie streicheln. Doch darin lebt ein Raubtier. Die Stereo Box DS3 ist ein Killer: zuerst natürlich im Preis-Leistungs-Gefüge – aber sie bringt auch kritische Boxen erstaunlich musikalisch auf Touren.

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- Messlabor Pro-Ject Stereo Box DS3
Groß können alle. Die aktuelle High-End-Messe in München hat es gezeigt: Gewaltige Lautsprecher, ebenso hohe Preise und eine Elektronik, für die es starke Arme braucht. Hier das Gegenteil: Die neueste Stereo Box von Pro-Ject könnte man auf einem Finger balancieren. Schnell wollen wir die zwei w...
Groß können alle. Die aktuelle High-End-Messe in München hat es gezeigt: Gewaltige Lautsprecher, ebenso hohe Preise und eine Elektronik, für die es starke Arme braucht. Hier das Gegenteil: Die neueste Stereo Box von Pro-Ject könnte man auf einem Finger balancieren. Schnell wollen wir die zwei wichtigsten Zahlen nennen: Das sind 1800 Gramm für 900 Euro. Das hört sich zutiefst praxistauglich an – dafür muss man sich weder verschulden noch betteln. Dennoch schleicht sich wieder ein dummes Vorurteil an. Was so günstig, was so klein ist, das kann doch nicht klingen?
Wir waren im Sturm hinweggefegt. Das ist der Klangtipp für das kleine Ensemble, den kompakten Raum, eine mächtige Faszination.
Nun die dritte Zahl: Pro-Ject verspricht doppelte 150 Watt bei vier Ohm. Für Röhren unvorstellbar. Für Transistoren möglich, aber nicht in dieser kompakten Bauform. Also muss es ein Digitalverstärker sein. Richtig – aber wir beobachten und belauschen diese Technologie seit Minimum zehn Jahren. Die ersten Digital-Amps waren teuer und harsch. Dann wurde es günstiger, blieb aber noch immer unerotisch.
Nun wissen die kleinen Kisten, richtig Musik zu machen. Der DS3 ist das Musterbeispiel. Alles gebaut in Europa, vornehmlich in der Slowakei. Schon das Vorgängermodell verkaufte sich rasant. Der Nachfolger ist komplett neu gedacht und entworfen worden. Ein anderes Konzept auf der zentralen Platine. Zudem alles im doppelten Mono-Design – schon wieder schnappen wir nach Luft, dieser Begriff war bislang nur der Röhren- und Transistorfraktion vorbehalten.

Auch viele weitere Details zeigen audiophile Ambition. So gibt es für einen Hersteller, der das meiste Geld mit seinen Plattenspielern verdient, natürlich einen Phono-MM-Eingang. Aber auch MC wird gepusht – in dieser Bau- wie Preisklasse wieder eine Überraschung. Ich will am Abend meine Nachbarn nicht peinigen, also setze ich den Kopfhörer auf – auch diese Nutzform bedient Pro-Ject auf hohem Niveau. Wir haben im direkten Ohrkontakt gelauscht und sagen: Diesen Baustein könnten die Österreicher als reinen Kopfhörer-Amp vermarkten, so gut ist die Klangqualität.

Aber was kommt bei den Lautsprechern an? Natürlich wären große Standboxen dumm, geht aber, untergräbt doch die Ur-Idee. Besser ein paar Zweiwegler. Wie zum Beispiel die Klipsch RP-500M II, die ideal auch in Tempo und Wirkungsgrad passt. Da knallen die Korken.
Details
Vollbild an/ausPro-Ject Stereo Box DS3 |
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Listenpreis |
Garantiezeit |
Maße |
Gewicht |
ANSCHLÜSSE |
Phono MM/MC |
Hochpegel Cinch/XLR |
Digital In (opt. // Coax // USB) |
Tape Out |
Pre Out Cinch/XLR |
Kopfhörer |
FUNKTIONEN |
Fernbedienung |
Klangregler/abschaltbar |
Loudness |
Besonderheiten |
Fazit
Diese tiefe Lust an unmittelbarer, ungefilterter Klangkraft – das haben wir nur an Endstufen erlebt, die uns beim Aufbau die Wirbelsäule verdreht haben. Da muss ein Trick dahinter sein, ein psychoakustischer Dreh. Das stimmt aber nicht, unsere Messergebnisse sind eindeutig. Das bringt unsere Hörerfahrung durcheinander. Bluetooth gibt es noch hinzu und edle Seitenwangen aus Holz zum Aufpreis. Selten zuvor haben wir unsere Hand so sicher für einen Preistipp ins Feuer gelegt.