Payday 3 im Test: Raubzug mit Ecken und Kanten
Im Koop-Shooter Payday 3 begibt sich das beliebte Gangster-Quartett erneut auf Beutezug. Ob sich die 10-jährige Wartezeit gelohnt hat, klärt unser Test der PC-Version.

Anno 2011 machten die schwedischen Entwickler von Overkill Software mit Payday: The Heist das Genre der kooperativen Heist-Shooter erst salonfähig und veröffentlichten nur zwei Jahre später einen Nachfolger, der bis heute als eines der beliebtesten Koop-Games gilt. Für Teil Drei mussten sich Fan...
Anno 2011 machten die schwedischen Entwickler von Overkill Software mit Payday: The Heist das Genre der kooperativen Heist-Shooter erst salonfähig und veröffentlichten nur zwei Jahre später einen Nachfolger, der bis heute als eines der beliebtesten Koop-Games gilt.
Für Teil Drei mussten sich Fans der Reihe nun deutlich länger in Geduld üben. Ob sich das Warten gelohnt hat und ob es das Quartett um Dallas, Chains, Hoxton und Wolf noch draufhat, klärt unser Payday 3 Test der PC-Version.
Payday 3 im Test: Die Story
Serientypisch ist auch die Handlung von Payday 3 recht schnell zusammengefasst. Nach den Ereignissen im mittlerweile zehn Jahre alten Vorgänger gingen die Mitglieder der Gang getrennte Wege, um ein Leben fernab der Kriminalität zu führen.
Die Gier lässt die Crew jedoch aus dem Ruhestand zurückkehren und so versammelt sich die bereits aus dem Erstling bekannte Originalbesetzung in New York City erneut, um den letzten großen Coup zu landen.
Zugegeben: Die Story des Spiels ist weder sonderlich komplex noch fesselnd. Doch das ist nicht weiter tragisch, denn die Stärken von Payday 3 liegen vor allem auf der spielerischen Seite.

Das ist allein schon dem technologischen Fortschritt geschuldet, sodass sich die alternden Gangster nun mit Smartphone-Hacks, Crypto-Geldbörsen und anderen neumodischen technischen Spielereien auseinandersetzen müssen.
Payday 3 im Test: Das Gameplay
Am grundlegenden Spielkonzept hat sich auch in Payday 3 erst einmal nicht viel verändert. Noch immer handelt es sich um einen rein auf kooperatives Zusammenspiel ausgelegten First-Person-Shooter, der gerade im Zusammenspiel mit drei Freunden sein volles Potenzial entfaltet.
Auf Wunsch lässt sich der Titel aber auch allein durchspielen, wobei hier die drei Koop-Partner von der KI gesteuert werden. Und diese agiert weder in unserem Team noch auf Seiten der Gesetzeshüter leider sonderlich klug.
Auch das kennen wir leider bereits aus dem direkten Vorgänger, wenngleich hier einige Detailverbesserungen spürbar werden. Noch immer kommt es jedoch deutlich zu oft zu KI-Aussetzern der Polizeikräfte, die mitunter unvermittelter Dinge in drohende Gefahren rennen oder lieber die Umgebung bestaunen, statt ihrer Arbeit nachzugehen.

Das sorgt für einen spürbaren Knacks in der ansonsten tadellosen Raubzug-Atmosphäre des Spiels, die im Vergleich zu Teil Zwei vielleicht sogar am deutlichsten zugelegt hat. Denn die Entwickler beweise mit Payday 3 eindrucksvoll, dass sie dieses Sub-Genre verstanden haben, wie kaum ein anderer.
In den abwechslungsreichen Beutezügen, von denen zur Veröffentlichung leider nur acht verschiedene zur Wahl stehen, fühlen wir uns nicht selten an Film-Klassiker der „Oceans“-Reihe oder an „Heat“ erinnert.
So bietet uns das Spiel stets unterschiedliche Vorgehensweisen für die Missionen an. Im ersten Heist gilt es beispielsweise, ganz klassisch, eine Bank auszurauben. Das können wir wahlweise mit der Brechstange durch die Vordertür versuchen oder wir sondieren zunächst die Lage, legen Alarmanlagen lahm und versuchen unentdeckt an geheime Informationen des Managers zu gelangen.
Payday 3 im Test: Die Probleme
Gerade der Stealth-Ansatz harmoniert hervorragend mit dem gelungenen Design der Karten und motiviert ungemein, denn im Verlauf einer Mission ergeben sich stets neue alternative Wege. Zudem wartet das Spiel mit einem Fortschrittssystem auf, dank dem wir konstant neue Verbesserungen freischalten.
Dazu zählen beispielsweise neue Aufsätze für unser Arsenal wie Schalldämpfer oder Griffe, aber auch neue oder verbesserte Fertigkeiten. Was in der Praxis allerdings deutlich zu lange dauert und nach den ersten schnellen Freischaltungen schnell in nervigen Grinden ausartet. Das klingt auf den ersten Blick nach einer ordentlichen Langzeitmotivation, doch der Schein trügt.
Die acht Beutezüge sind, zumindest in der Theorie, in maximal 3-4 Stunden abgearbeitet. Ein halbwegs eingespieltes Team braucht mitunter nur 10 bis 15 Minuten pro Mission – alternative Modi suchen wir leider vergebens. Zu wenig für einen Vollpreistitel.

Vorausgesetzt das Matchmaking funktioniert, worin das zweite große Problem von Payday 3 liegt. In mehreren Tagen mit dem Spiel kam es häufig zu Abbrüchen bei der Spielersuche oder Problemen, dank denen die Lobby nicht gefüllt werden konnte.
Während man nach mitunter 30 Minuten Wartezeit meist in die erste oder zweite Mission starten kann, sieht es für spätere Aufträge deutlich schlechter aus. Hinzu kommt der Onlinezwang, der es uns nicht erlaubt, allein zu spielen, wenn die Server wieder einmal nicht erreichbar sind.
Das ist besonders schade, da Payday 3 aus spielerischer Sicht stark zulegt und die allgemeine Steuerung, das Gunplay und die Stealth-Mechaniken spürbar ausgebaut hat. Zum aktuellen Zeitpunkt ist der Titel aber schlicht unspielbar.

Payday 3 im Test: Die Technik
Vor allem aus grafischer Sicht ist der Fortschritt im Vergleich zum im Jahr 2013 veröffentlichten Vorgänger sofort ersichtlich, was allerdings nicht bedeutet, dass Payday 3 ein sonderlich schönes Spiel wäre.
Von den hölzernen Animationen über die detailarmen Umgebungen bis hin zu den überschaubaren Effekten wirkt der Titel einfach nicht zeitgemäß. Ein technischer Totalausfall ist Payday 3 allerdings ebenfalls nicht und die zweckmäßige Grafik sorgt natürlich für vergleichsweise niedrige Systemanforderungen und ein meist flüssiges Spielerlebnis.

Deutlich besser steht es um die Vertonung. Sowohl die englische Sprachausgabe als auch der Soundtrack stehen dem Koop-Shooter gut zu Gesicht und untermalen, vor allem wenn es richtig zur Sache geht, die Atmosphäre des Titels.
Payday 3 im Test: Fazit
Payday 3 setzt auf ein gelungenes Grundgerüst aus motivierenden Missionsdesign, starkem Gunplay und vielen alternativen Lösungsmöglichkeiten, die das Potenzial des Koop-Titels immer wieder aufblitzen lassen.
Dank der Server-Probleme und dem zum Release katastrophale Matchmaking katapultiert sich der Titel aktuell allerdings selbst ins Aus. Auch der Umfang mit gerade einmal acht Missionen und das unnötig gestreckte Fortschrittssystem stoßen sauer auf.
Zweifelhaft wirkt zudem der Online-Only-Ansatz, dank dem der Titel noch nicht einmal allein gespielt werden kann, wenn die Server nicht laufen. So ist Payday 3 aktuell leider nicht viel mehr als eine Großbaustelle mit einem gelungenen Fundament, bei dem erst die Zeit zeigen muss, ob die Entwickler fertigstellen können.