New Horizon 129 im Test
Gut soll er klingen, unkompliziert zu bedienen soll er sein und wenn die Optik des Plattenspielers ein wenig aus dem Rahmen fällt – warum nicht? All diese Wünsche erfüllt der New Horizon 129, den es auch schlicht in Schwarz gibt.

- New Horizon 129 im Test
- Details New Horizon 129
Von den acht Plattenspielern des Herstellers New Horizon, ist der 129 das drittkleinste Modell.Wie alle New-Horizons-Plattenspieler wird auch der 129 nahezu komplett im italienischen Werk gefertigt. Der Motor kommt ebenfalls aus Europa, das ist schon ungewöhnlich in dieser Preisklasse. Und nachdem ...
Von den acht Plattenspielern des Herstellers New Horizon, ist der 129 das drittkleinste Modell.
Wie alle New-Horizons-Plattenspieler wird auch der 129 nahezu komplett im italienischen Werk gefertigt. Der Motor kommt ebenfalls aus Europa, das ist schon ungewöhnlich in dieser Preisklasse. Und nachdem man die Tonarme lange zugekauft hat, gibt es nun erstmals einen Arm aus eigener Entwicklung und Fertigung, den NH91.
Der Arm entsteht zum Teil im 3D-Drucker und setzt auf eine Sandwichkonstruktion: Äußerlich sieht und fühlt man eine spezielle, hochfeste Nylonfaser, innen wird das Nylon, ein extrem stabiles Polymer, das beim 3D-Druck ein häufig eingesetztes Material ist, durch ein Aluminiumröhrchen verstärkt. Diese in neun Zoll ausgeführte Kombination ist gut für die Stabilität und die Resonanzarmut.
Die Lagerung erfolgt kardanisch mit Kugellagern, die beim Testmodell absolut spielfrei waren. Das Nylonmaterial fühlt sich an wie leicht gummiert, was ich bei der Handhabung ausgesprochen angenehm finde. Alles in allem ein sehr gelungener Einstieg in eigens gefertigte Arme.

Invertiert
Das Tellerlager des 129 ist von invertierter Natur, sprich: Die Metallachse ist Teil des Lagers. Eine Art winziger Subteller umgibt die Achse, und auf diesem kommt der Acryl-Teller zum Liegen, der „ab Werk“ ohne Auflage betrieben wird.
Getragen werden Arm und Tellerlager von einer Zarge aus recyceltem Holzzellstoff und Kunstharzen. Man neigt ja gerne dazu, Vollholz herbeizusehnen, aber unter dem Aspekt der Resonanzarmut ist ein solches, vermeintlich weniger hochwertiges Material klar im Vorteil. Und es neigt auch weniger dazu, im Laufe der Jahre die Form zu verändern.
Auf der Unterseite dieser Zarge sind vier höhenverstellbare und dämpfende Füße angebracht. Die erfüllen diese Aufgabe aber nur bedingt. Wie immer bei Plattenspielern gilt auch hier: Eine stabile, am besten waagerechte Stellfläche ist Pflicht. Die Gerätefüße sollte man immer nur dann zur Ausrichtung nutzen, wenn es nicht anders geht.
Fehlt noch der Teller. Der ist aus Acrylglas, transparent und sauber verarbeitet. Das ist immer eine Frage des Geschmacks, aber ich mag Acrylteller ohne Tellerauflage optisch nicht. Mir gefällt der 129 mit jeder beliebigen Matte besser, etwa mit der weißen Ledermatte von bfly Audio (Leder/2, 85 €). Im Hörtest dazu mehr.
An dieser Stelle bietet es sich an, schnell noch über Upgrade-Möglichkeiten zu sprechen, die der Hersteller selbst anbietet. Dazu gehört etwa ein Doppelriemen-Antrieb. Man muss dafür ein neues Pulley einsetzen, die Kosten liegen bei 80 Euro.

Der Vertrieb bietet den 129 mit unterschiedlichen Tonabnehmern an. Unser Testgerät setzt auf ein robustes, einfaches Audio Technica AT 91R. Das kostet separat um die 30 Euro und ist für das Geld unschlagbar. Aber es ist auch das klangliche Nadelöhr dieses Gerätes. Für 100 Euro Aufpreis, und das würde ich auch empfehlen, bekommt man den 129 mit einem deutlich besseren AT-VM520EB. Für 230 Euro mehr gibt es dann ein AT-VM540ML, das ist dann schon ein richtig tolles System.
Zu guter Letzt: Das externe Netzteil ALE für 400 Euro erübrigt das Umlegen des Riemens am Pulley beim Abspielen von 45ern. Gleichzeitig ist das ALE DSP-gesteuert und quarzgeregelt, was durch verbesserten und ruhigeren Gleichlauf den Klang steigern soll. Wir haben das Ding mitbestellt und ihm unser Ohr geliehen. Auch dazu später mehr.
Erhältlich ist der New Horizon 129 in drei Ausführungen: Schwarz, Esche weiß gekalkt (Testgerät) und Nussbaum.

Labor
Bei den Messwerten sieht nicht alles ideal aus. Rumpelwerte mit Platte und Messkoppler sind nur mittelmäßig, sprich: Das Lager arbeitet nicht ganz reibungsfrei. Das könnte durchaus eine Besonderheit des Testgerätes sein, das schon mehrfach ein- und ausgepackt und versendet wurde. Lager sind halt empfindlich. Bisher sind uns die italienischen Plattenspieler diesbezüglich nicht negativ aufgefallen (und die Werte sind ja auch nicht schlimm, nur halt nicht top). Der Gleichlauf ist ebenfalls nicht ideal. Ob sich dieser aber klanglich auswirkt, und nur das zählt ja am Ende, lässt sich schnell herausfinden.
Let Me Take You To The Max
Dazu legten wir Dirk Maassens Album „Echoes“ auf. Die Töne klangen allesamt sauber aus, nie stellte sich das Gefühl ein, dass hier was nicht passt. Mit dem kleinen AT91R klingt das Ganze zudem schon ziemlich ordentlich und groß. „Beat It“ von der MoFi One-Step-Pressung von „Thriller“ sprühte vor Details, klang höchstens ein klein wenig zu schlank und weniger räumlich, als das mit Laufwerken mit besserem Tonabnehmer der Fall ist.
Mit dem ALE-Netzteil legte der 129 dann erwartungsgemäß zu. Die Wiedergabe wurde lebendiger, bekam mehr Drive und, wie das oft ist bei höherwertigen Motorsteuerungen, die räumliche Abbildung wurde besser. Die Staffelung in „P.Y.T.“ (ebenfalls von „Thriller“) wurde so noch imposanter. Ich persönlich würde, wenn das Budget diese zusätzlichen 400 Euro hergibt, aber eher in ein größeres Plattenspielermodell investieren, da bietet der italienische Hersteller ja genug.
Als Nächstes wanderte ein Album der englischen Death-Metaller Bolt Thrower auf den Teller, „Honour Valour Pride“, wir spielten „Contact – Wait – Out“. Die Bassdrum schob ordentlich, das Timing ließ nichts zu wünschen übrig. Kleiner Tuning-Tipp: Mit der Tellerauflage von Origin Live (um 60 Euro) klang die Musik etwas sauberer und strukturierter, mehr noch mit der „Yellow Mat“ von Hexmat (um 150 Euro). Aber auch die hübsche und farblich gut passende bereits erwähnte bfly-Ledermatte brachte das Laufwerk ein wenig nach vorne. Ob einem diese Nuancen aber 85 Euro wert sind, erfährt man nur durch Ausprobieren.
Zum Abschluss gab es Alice Coopers „Hey Stoopid“, nun wieder mit blankem Teller und ohne ALE-Unterstützung. Dank eines tighten Basses und einer timingsicheren Wiedergabe machte Coopers 91er-Album auch richtig laut viel Spaß.

Fazit
Es ist sehr einfach, den unscheinbaren New Horizon 129 zu unterschätzen. Man merkt ihm aber an, dass er mit Hingabe entwickelt wurde: Der neue Arm ist toll, die Zarge sauber gemacht und der Klang hochwertig und dem Preis angemessen.