Testbericht

Canon EOS 450D: Erster Praxistest

6.5.2008 von Redaktion pcmagazin

Gestern Abend in Berlin war es soweit: Canon stellte die neue digitale Spiegelreflexkamera EOS 450D vor, um die sich schon seit Monaten Gerüchte ranken. Bloß ein Facelift oder eine echte Ablösung der DSLR-Königin 400D? magnus.de hat vor Ort einen ersten Praxistest vorgenommen.

ca. 4:45 Min
Testbericht
Canon EOS 450D - Livebild-Modus
Neu: der Livebild-Modus mit Vorschau im Display. Er kann wahlweise den echten Autofokus verwenden oder die Schärfe über den Sensor messen.
© Andreas Winterer

Die theoretischen Eckdaten hinterlassen erst mal einen zwiespältigen Eindruck: 12 Megapixel Auflösung bei der EOS 450D statt bisher 10 wie bei der 400D - braucht man die wirklich? Live-View, mehr Display - gab's denn wirklich nichts Wichtigeres zu verbessern?

Die Frage erledigt sich für jeden, der die neue EOS 450D zum ersten Mal in der Hand hält. Das neue Display mit 3 Zoll Bilddiagonale ist deutlich klarer abzulesen als das alte mit seinen 2,5 Zoll, auch wenn die Zahl der Pixel mit 230.000 gleich geblieben ist. Geknipste Bilder wirken auf der größeren Fläche ungleich schöner. Zugleich zeigen sich die Menüs übersichtlicher, weil sie größere Schriften und Symbole verwenden. Kein Wunder: Die Firmware wurde auf Basis der größeren EOS-Modelle wie der EOS 40D entwickelt und angepasst, nicht etwa auf Basis der Firmware der 400D. Das schlägt sich auch in einer zum Teil schnelleren Bedienung nieder. So lassen sich zum Beispiel die verschiedenen Modi von Weißabgleich, ISO, Serienbild/Selbstauslöser und anderen Einstellungen schneller verändern. Auch das Farbschema des Displays lässt sich anpassen, etwa von Schwarz auf Weiß (klassisch) auf Schwarz auf Dunkelblau, was im Dunkeln weniger blendet.

Alles Schnickschnack, werden einige Kritiker sagen, es gibt Wichtigeres. Zum Beispiel den optischen Sucher: Der sorgte bei den Modellen 350D und 400D stets für Kritik und wurde von Nikon-Besitzern völlig zu Recht mitleidig belächelt. Hier hat Canon endlich die Wünsche seiner Kunden erhört und der neuen EOS 450D einen deutlich größeren und helleren Sucher spendiert. Allein diese Verbesserung erwies sich beim Ausprobieren als möglicher Grund, die 400D aufs Altenteil zu schicken und upzugraden.

Live-View: Bildvorschau im Display

Eindeutig kein Grund für einen Wechsel zur 450D ist der sogenannte "Live-View", ein Feature, das einige andere digitale Spiegelreflexkameras bereits eingeführt haben. Die Idee ist so simpel wie schlecht: Beim Live-View soll der Benutzer das Bild wie bei einer Kompaktkamera auf dem Display sehen, nicht mehr durch den Sucher. Diese Funktion darf man getrost als überflüssig betrachten. Immerhin hat Canon sie recht vernünftig implementiert, in Form verschiedener Modi. Im "QuickMode" klappt die Kamera den Spiegel hoch und das Live-Bild erscheint, bis der Fotograf abdrückt; dann klappt der Spiegel wieder herunter, die Schärfe wird vom echten Autofokus gemessen und dann das Bild aufgenommen. Im "LiveMode" klappt die 450D den Spiegel hoch und misst die Schärfe nun kontinuierlich mit Hilfe der Kontraste im Bild, genau wie eine Kompaktkamera. Eigentlich überflüssig, denn das Auge sieht durch den Sucher einfach besser, als das Display es vermitteln kann. Es gibt aber eine Ausnahme: Im Live-Modus lässt sich nämlich eine Lupe mit fünf- oder zehnfacher Vergrößerung aktivieren. Dann zeigt das Display mehr, als man selbst sehen würde. Sinnvoll könnte dieses Feature zum Beispiel bei Aufnahmen mit Stativ und manueller Fokussierung sein. Der Live-Mode wird in der Praxis übrigens über die Taste "Set" aktiviert. Und: Er lässt sich im Setup deaktivieren.

Canon EOS 450D
Das 3-Zoll-Display zeigt deutlich mehr Bild und Menü.
© Archiv

Optischer Bildstabilisator im Kit

Anlass zur Kritik am Vorgängermodell 400D gab das mitgelieferte Kit-Objektiv, das als nicht besonders hochwertig gilt. Daran hat sich auf den ersten Blick nichts geändert, zum Beispiel ist das manuelle Fokussieren nach wie vor kein Vergnügen. Doch Canon hat seiner neuen DSLR ein EF-S 18-55 IS spendiert, also ein Objektiv mit optischem Bildstabilisator. Der holt je nach Fotosituation noch einmal ein bis drei Blendenstufen mehr heraus. Es wirkt auch weniger "wie Plastik" als das alte Kit-Objektiv. Es wird zwar trotzdem keinen Objektivkenner überzeugen, ein besseres Einsteigerpaket schnürt Canon damit aber auf jeden Fall.

Canon EOS 450D mit EF-S 18-55 IS
Neuheit des Kit-Objektivs EF-S 18-55 IS: der integrierte Bildstabilisator. Er lässt sich bei Bedarf abschalten.
© Andreas Winterer

Das größere Display hat leider einen Nachteil: Es erzwingt die Neuanordnung der Tasten. Bei der 400D hat der linke Daumen auf immerhin sechs Knöpfen auch was zu tun. Bei der 450D gibt es links nur noch zwei Knöpfe, "Menu" und "Disp", der Rest spielt sich rechts ab. Der ISO-Knopf ist sogar auf die Oberseite des Gehäuses gewandert, zwischen Wählrad und Auslöser. Drückt man ihn, blendet die Sucheranzeige alle Werte außer ISO aus und man kann wie üblich mit dem Wählrad den Wert verändern - jetzt allerdings auch dann, wenn man gerade durch den Sucher blickt.

Canon EOS 450D
ISO: Die Taste zum Ändern wanderte auf die Oberseite, zugleich hat der Wert nun endlich eine Anzeige im Sucher.
© Andreas Winterer

Viele Detailänderungen

Die neue EOS ist 128,8 x 97,5 x 61,9 Millimeter groß, also drei Millimeter höher und breiter als die 400D. Das wird so mancher Liebhaber der ebenfalls größeren, noch älteren 350D sehr schätzen, ohne zugleich Fans der kleinen Bauweise ernsthaft abzuschrecken. Auch schön: Handgriff und Daumenfläche sind rauer und griffiger als bisher. Zu den AF-Modi Selektiv, Mehrfeld und Mittenbetont gesellt sich nun die Spotmessung. Der Selbstauslöser klickt jetzt bei Bedarf auch schon nach 2 Sekunden oder startet wahlweise nach zwei Sekunden eine Serienaufnahme mit zwei bis zehn Bildern. Der Bildbrowser zeigt wie bisher neun Bilder in der Übersicht oder - neu - wahlweise vier größere - ein Mini-Feature, das man sich schon für die 400D mit ihrem kleineren Display gewünscht hätte.

Mehr Power

Trotz der erhöhten Zahl von Pixeln pro Aufnahme kommt die EOS im Serienbildmodus auf 3,5 Aufnahmen pro Sekunde (Vorgänger: 3 fps), laut Canon sind 53 JPGs oder 6 RAWs in Folge möglich. Da wird ganz schön was weggeschaufelt, und das geht nur, weil in der Kamera ein neuer Prozessor werkelt (Digic-III). Es ist sicher auch keine schlechte Idee von Canon, dem Format CompactFlash Lebewohl zu sagen und stattdessen ebenfalls auf SD/SDHC-Karten zu setzen. So mancher soll sich ja nur wegen des Speicherkartenformats für die Konkurrenz entschieden haben, auch weil viele Notebooks nur einen SD-Card-Einschub besitzen.

Canon EOS 450D - Livebild-Modus
Neu: der Livebild-Modus mit Vorschau im Display. Er kann wahlweise den echten Autofokus verwenden oder die Schärfe über den Sensor messen.
© Andreas Winterer

Fazit

Bleibt die Frage: Ist Canons EOS 450D die perfekte Ablösung für die erfolgreiche 400D? Jain. Canon selbst sieht die neue DSLR als "Schwestermodell" und will auch weiterhin die 400D verkaufen. Deren Preis wird nun gewiss weiter sinken, jetzt da die bessere 450D mit Kit für etwa 850 Euro (Body: 750 Euro) auf den Markt kommt. Einsteiger warten also auf den Preissturz bei der älteren 400D. Wer aber ohnehin auf Nikon, Pentax oder Olympus schwört, findet auch mit der 450D keinen Grund zum Systemwechsel. Einige der Verbesserungen waren eigentlich längst notwendig, mit ihnen schließt die EOS 400D nur zur Konkurrenz auf. Besitzer des "Vorgängermodells" der EOS könnten aber durchaus mit der 450D liebäugeln. Nicht wegen der zwei Megapixel mehr, sondern wegen des deutlich besseres Suchers und der allgemein besseren Bedienung der Kamera.

Canon EOS 450D mit 12 Megapixeln und 3-Zoll-Display
Das Kit-Objektiv kommt mal wieder ohne Gegenlichtblende.
© Archiv

Nachtrag: [int:article,61359]Test der Canon EOS 450D[/int] mit neuen Fotos, 3D-Ansicht und [int:article,61359]Testbilder der 450D[/int] aus der DSLR zum Downloaden.

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