Vergleichstest: Projektoren
Im Full-HD-Beamer-Special der letzten Ausgabe wurden LCD-Projektoren im 4.000-Euro-Bereich getestet. Mit BenQ, JVC und Optoma schicken nun drei Firmen ihre Full-HD-Debütanten zu Preisen ab 6.500 Euro ins Rennen. Doch bringt die Mehr-Investition wirklich mehr Bildqualität?

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Als Mitsubishi und Panasonic ihre Full-HD-LCD-Projektoren auf den Markt brachten, dürfte den Vertretern anderer Technologielager der Atem gestockt haben. Solch eine beeindruckende Bildqualität bereits ab 4.000 Euro hatte niemand erwartet. Da mussten die Ingenieure wohl noch etwas tunen und feil...
Als Mitsubishi und Panasonic ihre Full-HD-LCD-Projektoren auf den Markt brachten, dürfte den Vertretern anderer Technologielager der Atem gestockt haben. Solch eine beeindruckende Bildqualität bereits ab 4.000 Euro hatte niemand erwartet. Da mussten die Ingenieure wohl noch etwas tunen und feilen, weshalb sich einige Produktstarts verzögerten. Jetzt sind sie da: Brandneu kam BenQs W10000 aus Taiwan zum Test. Mit 8.000 Euro einer der günstigsten DLP-Projektoren, wird dessen Preis von Optomas HD81 sogar noch einmal um 1.000 Euro unterboten. Beide können sich für diesen Preis allerdings nur einen bildgebenden Chip leisten Farbe bringt ein rotierendes Rad ins Bild. Der JVC DLA-HD1, ebenfalls neu am Markt, prahlt sogar mit drei Chips und untertrifftmit 6.500 Euro die Konkurrenz dabei noch. Außerdem rühmt sich der Projektor, die Vorteile von DLP und LCD in einem Gerät zu vereinen. Bühne frei für einen spannenden Kampf in der HD-Aufsteigerklasse.
Konsequent: die Lösung mit dem externen Scaler
Als günstigster DLP-Projektor tanzt der Optoma HD81 auf Ausstattungsseite aus der Reihe: Dem 4,5 Kilogramm leichten und kompakten Projektor steht ein waschechter Videoprozessor zur Seite. Er trägt nicht nur alle Anschlüsse auf seiner Rückseite, sondern bereitet dem Projektor alle zugespielten Signale in mundgerechte 1080p-Happen auf. Durch eine HDMI-Strippe verbunden, bedürfen die beiden Partner noch eines RS-232-Kabels. Steuersignale werden darüber ausgetauscht, denn erfreulicherweise kommen die zwei Partner mit einer Oberfläche und Fernbedienung aus. Auf der Rückseite des Scalers finden ohne Zweifel die meisten Anschlüsse Platz: drei HDMI-Eingänge, zwei Cinch-Trios für YUV-Signale und zwei BNC-Quintetts, welche jeweils YUV- oder RGB-Signale entgegennehmen können. Jeweils drei Y/C- und Composite-Buchsen und ein VGAEingang komplettieren das Feld.

Doppelt so groß wie der Optoma HD81, bringen die Modelle von BenQ und JVC nicht einmal halb so viele Eingänge. Praxisgerecht setzt der JVC auf zwei HDMI-Eingänge dafür gibt es nur einen Eingang für hochwertige Analogsignale, den sich RGBund YUV-Zuspieler teilen müssen. Der BenQ öffnet mit BNC- und Cinch-Anschlüssen immerhin zwei hochwertigen Analogzuspielern mit YUV- und RGB-Signalen die Pforten dafür muss sich der Besitzer mit einem HDMI-Eingang begnügen. Erfreulich ist, dass dieser wie alle anderen HDMI-Buchsen des Testfeldes auch 1080p24-Signale entgegennimmt, die zukünftig ruckelfreie HD-Signale von Blu-ray- oder HD-DVD-Playern übertragen.

Das kompakte Gehäuse des Optoma macht sich gleich beim Einschalten bemerkbar. Um Luft für die Kühlung durch das enge Gehäuse zu pressen, müssen die Lüfter geräuschvoll rotieren. Die ausladenden Gehäuse des BenQ und des JVC erleichtern ihren Kühlern diese Arbeit, weshalb beide, besonders der Ventilator des W10000, angenehm leise schnurren.
Gedanken zur Platzwahl sollte man sich vor dem Kauf machen
Der Optoma HD81 gehört an eine Deckenhalterung. Dafür spricht auch seine Geräuschentwicklung, vor allem aber die starre Projektionsoptik. Denn mit ihrem großen "Offset" wirft sie das Bild auf einer stark nach oben gerichteten Projektionsachse auf die Leinwand. Eine Lensshift-Funktion könnte das ausgleichen: Auf sie verzichtet Optoma indes leider. Auch der kurze Zoomfaktor (1,2-fach) gewährt kaum Flexibilität. BenQs W10000 unterschreitet diesen sogar (1,15-fach), bietet dafür aber einen großzügigen Lensshiftmit 100 Prozent auf der Vertikalachse.

In die Fußstapfen der deutlich flexibleren LCD-Konkurrenz tritt indes der JVC DLA-HD1. Linsenverschiebung auf Höhen- und Breitenachse und ein 2-fach-Zoom gewähren maximale Flexibilität bei der Installation.

Große Unterschiede tun sich in den Bedienmenüs auf. Der angeschlossene Videoprozessor erlaubt dem Optoma HD81 die detailliertesten Bildeinstellungen. Schade, dass die Voreinstellungen ab Werk so weit neben dem Optimum liegen und dass das Handbuch nur Englisch spricht. Das lässt ihn auf der anderen Seite zur Spielwiese für professionelle Kalibrierer avancieren. Das isf-Menü (siehe Kasten "Wissen") unterstreicht diesen Anspruch. Allein das Sättigungsverhalten der Primärfarben lässt sich auf 180 Positionen optimieren ohne Messgerät und das nötige Quäntchen Zeit ganz und gar unmöglich.

Ganz so detailliert geht es am BenQ nicht zu, obwohl auch er mit dem isf-Menü gerüstet ist. Minuspunkte sammelte der W10000 auch durch seine miserablen Voreinstellungen. Einzige Ausnahme war hier die Farbtemperatur- Voreinstellung "warm". Schmerzlich vermissten die Tester eine Möglichkeit zur Gamma- Einstellung, die in dieser Preisklasse ein Muss ist. Erfreulich jedoch: Das 3D-Colormanagement trimmt den Farbraum auf Videonorm. Praktisch ist die "Bild-im-Bild"- beziehungsweise "Bild-neben-Bild"-Funktion, die man in Projektoren sonst nicht unbedingt findet. Einziger Haken: Lediglich Composite- oder SVideo- Signale lassen sich mit hochwertigen Videosignalen kombinieren. Trotzdem praktisch, da sich beispielsweise das On-Screen- Display (OSD) des AV-Receivers in die Testsequenzen vom DVD-Player einblenden lässt.

Das neu gestaltete Menü des JVC erfreut mit verständlichen Übersetzungen und aufgeräumten Untermenüs. Einsteiger profitieren von der hervorragenden "Kino"-Voreinstellung Enthusiasten hätten sich noch eine Farbraum-Anpassung gewünscht.
Im Labor lässt besonders einer die Muskeln spielen
Wie vom JVC-Marketing prophezeit, beeindruckte der DLA-HD1 tatsächlich mit dem höchsten gemessenen Kontrastverhältnis in der HomeVision-Laborgeschichte: Sagenhafte 13200:1 (Lampenmodus "High") landeten auf der Leinwand. Einige technische Neuerungen in der Chiparchitektur, über die wir in HomeVision 3/2007 (Seite 73, Kasten "Wissen") bereits berichtet haben, sind bahnbrechend. Der Ausritt der "Space Cowboys" zeigt das besonders eindrucksvoll: Im Hintergrund scheinen die pechschwarzen Weiten des Alls unendlich. Im Vordergrund leuchten die Sterne und der Erdball in einer Strahlkraft, die wahrlich Ehrfurcht gebietet.

Besonders erfreulich: Die schwarzen Balken ober- und unterhalb von Cinemascope-Filmen sind nicht mehr von der unbeleuchteten Leinwandfläche zu unterscheiden.

Auch wenn die beiden DLP-Vertreter da nicht mithalten, überraschte zumindest der BenQ mit einer hervorragenden Leistung. Wie auch beim Optoma unterstützt ihn dabei eine regelbare Blende, welche das kontrastmindernde Streulicht eliminiert. Beim W10000 ist diese über 20 Stufen steuerbar, wobei die Optimaleinstellung in unserem Testraum bei 1/3 geschlossen lag. Dadurch erreichte der W10000 satte Schwarzwerte, ohne seine hohe Leuchtkraft zu verlieren, die für alle drei Probanden charakteristisch ist. Allerdings leuchtet der BenQ die unteren Helligkeitsanteile nicht genügend aus Detailswie Schatten "saufen" ab.
Die Blende des HD81 verfügt über 16 fixe Stufen und eine zusätzliche Automatik. Wegen der stark verzögerten Reaktion auf sich verändernde Bildinhalte und der hohen Geräuschentwicklung rät HomeVision allerdings von der Automatik ab. In der Mittelstellung lieferte sie die besten Kontrast- und Schwarzwerte, wobei der Optoma hier hinten ansteht.

Eines stieß bei beiden DLP-Vertretern sauer auf: Deren Ausleuchtung ist kaum mehr als homogen zu bezeichnen. Dem BenQ attestieren die Messwerte einen sichtbaren Helligkeitsabfall vom rechten zum linken Bildrand und dem Optoma von unten nach oben.
In der Farbreproduktion punktet der HD81: Kräftig, aber stets real projizierte er selbst die in sattem Wüstenlicht getünchten Szenen der Blu-ray "Der Flug des Phönix" auf die Leinwand. Hauttöne wirkten natürlicher als bei der Testkonkurrenz.
BenQs W10000 leidet an einer Grünschwäche. In der Voreinstellung leuchtet Grün grell und synthetisch. Reduziertman den Grünwert unter "Farbverbesserung", nähert sich Grün dem Optimum, behält jedoch einen sehr viel zu gelblichen Eindruck, was die Messung des Farbraumes bestätigt. Selbst nach langwierigen Kalibrationsversuchen wurden die Tester dieses Missstands nicht Herr eine Schwäche, an der BenQ arbeiten muss. Das ist in dieser Klasse nicht standesgemäß.

Der JVC trägt Farben dicker auf. Ein Farbraum, der die Norm weit übertrifft, bringt alle Töne sehr kräftig auf die Leinwand. Erstaunlich ist dabei, dass es dem JVC gelingt, Gesichtsfarben und Naturtöne stets glaubwürdig darzustellen und nie ins Synthetische abzugleiten. Die hervorragende Abstimmung der Farbtemperatur auf 6500 Kelvin in der Einstellung "Mittel" trägt zum stimmigen Bildeindruck bei. Der Jury gefiel die gelungene Gratwanderung zwischen realer Darstellung und kräftigen Farben echte Puristen könnten sich daran stören.

Die Signalverarbeitung des Trios ist voll auf Full-HD-Signale ausgelegt. Trotzdem darf man bei Preisen ab 6.500 Euro ebenfalls eine hervorragende Verarbeitung von PAL-Signalen erwarten. Die beiden günstigeren Modelle von JVC und Optoma haben hierfür eine namhafte Elektronik an Bord , den Gennum- VX-Chipsatz.

Jedoch entscheidet die Programmierung letztlich über das Ergebnis, und die ist beim Optoma etwas besser gelungen. Der HD81 skalierte die Testszenen der DVD "Gladiator" in beeindruckender Schärfe auf die Leinwand. Derf JVC gefiel indes mit einem extern skalierten und in 1080p zugespielten PALBild besser. Zudem störte der feste Bildbeschnitt (Overscan), der sich nicht abstellen ließ. So auch beim BenQ, der dem Zuschauer sogar fünf Prozent des Bildes vorenthält. Dessen Elektronik leistet sich zwar kaum Schwächen, muss im Vergleich zu den anderen Probanden dennoch hinten anstehen Details in vertikal bewegten Objekten ruckeln unsanft, und feine Helligkeitsübergänge überschärft die Elektronik. Der Deinterlacer zum Zusammensetzen von Halbbildern arbeitet zuverlässig, benötigt jedoch immer wieder störende Sekunden, bis er einrastet.
Mit Full-HD-Material begann das erwartete Spektakel. Noch schärfer und noch präziser als die Bilder des Testtrios geht es kaum. In der letzten Ausgabe monierten wir Konvergenzmängel durch die nicht ganz perfekte Abstimmung der 3-Chip-Architektur in den LCD-Projektoren.

JVC setzt diesem Problem im DLA-HD1 eine Einstellung entgegen, die es restlos beseitigt. Im Lieferzustand hatte unser Testgerät einen Blauversatz von einem Pixel. Mit "Pixel Adjust" hat man das Konvergenzproblem in wenigen Sekunden behoben.
Mit den Modellen von BenQ und Optoma sind Konvergenzprobleme ohnehin ausgeschlossen, da sie nur einen DLP-Chip besitzen. Da solche Projektoren zur Farbproduktion allerdings auf Farbräder setzen müssen, ergaben sich bislang oft andere Probleme: der berüchtigte Regenbogeneffekt oder farbige Falschkonturen an bewegten Objekten. Der BenQ sowie der Optoma haben diese Schwächen hervorragend in den Griff bekommen. Farbartefakte gibt es nur noch dann zu sehen, wenn der Kameramann zum Reißschwenk ansetzt. Und den Regenbogeneffekt nahmen selbst die empfindlichen Testeraugen nur noch in speziellen Testbildern wahr.
So überzeugten die drei zumindest bei der Schärfe mit einer filmreifen Vorstellung. Vor allem die Intarsien der Maske des Königs von Jerusalem oder die Heeresaufmärsche der Blu-ray "Königreich der Himmel" begeistern immer wieder für die schöne neue HD-Welt.

Fazit
Mehr Dollars, mehr Bildqualität? Im Vergleich zu den LCD-Projektoren des Full-HD-Specials der letzten Ausgabe, macht sich der Aufpreis in einem geringen, dennoch sichtbaren Schärfeplus bemerkbar. Zusammen mit der höheren Gesamthelligkeit für größere Leinwände, den besseren Kontrastwerten, besonders von JVCs DLA-HD1, bringen die Edelprojektoren ein viel plastischeres Bild auf die Leinwand und rechtfertigen damit den Aufpreis.

Im Verbund mit der flexiblen Projektionsoptikund der guten Bedienung hievt die Bildqualität den DLA-HD1 auf ein Testergebnis, das bisher nur Geräte im fünfstelligen Preisbereich erreichen konnten. Bis auf wenige Schwächen beim Bild und die schwierige Installation machte auch der Optoma HD81 großen Spaß. BenQs W10000 beeindruckt zwar mit sagenhaften Kontrasten, seine Schwächen in der Farbdarstellung und im Gamma verweisen ihn als teuerstesModell im Testfeld indes auf den dritten Platz.