CPU gefahrlos übertakten: So geht's Schritt für Schritt
Durch Übertakten holen Sie noch mehr Leistung aus Ihrem Prozessor. Wir zeigen Schritt für Schritt, wie Sie unter Windows gefahrlos und stabil "overclocken".

Als zentrale Steuereinheit hat die Central Processing Unit (CPU) einen großen Einfluss auf die Leistung und damit auch auf die Geschwindigkeit von PC-Systemen.Da klingt es doch fast zu schön, um wahr zu sein, dass Sie durch sogenanntes "Overclocking" (dt.: Übertakten) einfach so mehr Le...
Als zentrale Steuereinheit hat die Central Processing Unit (CPU) einen großen Einfluss auf die Leistung und damit auch auf die Geschwindigkeit von PC-Systemen.
Da klingt es doch fast zu schön, um wahr zu sein, dass Sie durch sogenanntes "Overclocking" (dt.: Übertakten) einfach so mehr Leistung aus Ihrem Prozessor herausholen können.
Doch tatsächlich: Im folgenden Artikel zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihre CPU übertakten, was das ganze bringt und was Sie vorher beachten sollten.
Wie funktioniert das CPU-Übertakten?
Wie der Name verrät, kommt das Leistungsplus beim Übertakten durch eine höhere Taktrate des Prozessors zustande.
Die Taktrate der CPU bestimmt, wie oft neue Daten in das System geladen werden. Eine höhere Taktrate bedeutet damit auch schnellere und damit mehr Daten.
Um beim Übertakten nicht durcheinander zu kommen, sind ein paar Begriffe wichtig, die wir im Vornherein klären wollen. Diese wären:
- Basistakt (GHz): Der Basistakt gibt die Grundfrequenz des Prozessors an.
- Kerntakt (GHz): Der Kerntakt gibt die Frequenz der einzelnen CPU-Kerne an.
- Kern-Multiplikator: Der Multiplikator gibt an, wie viel höher der Kerntakt gegenüber dem Basistakt ist (Basistakt x Multiplikator = Kerntakt).
- Kernspannung: Gibt die Spannung der einzelnen Kerne an. Bei einem höheren Kerntakt brauchen wir auch mehr Spannung, um das System stabil zu halten.
Ziel beim Übertakten ist es, den Kerntakt durch Erhöhen des Multiplikators nach oben zu treiben. Dafür müssen wir gegebenenfalls auch die Kernspannung erhöhen, um Abstürze des Rechners zu vermeiden.
Welche Hardware brauche ich zum Übertakten?
Der richtige Prozessor
Theoretisch kann jeder Prozessor übertaktet werden. In der Praxis müssen wir uns als Otto-Normal-Verbraucher*Innen aber auf bestimmte Modelle der Hersteller beschränken.
Bei Intel lassen sich üblicherweise alle Modelle übertakten, die auf ein "K" oder "X" enden. Beispiele sind der Core i9-12900K oder der Core i9-10900X.
Bei AMD sind alle Desktop-Modelle der jüngeren Vergangenheit übertaktbar - mit einer Ausnahme. Der im April 2022 erscheinende Ryzen 7 5800X3D lässt sich aufgrund seiner neuartigen Cache-Struktur nicht übertakten.
Das richtige Mainboard
Neben der CPU muss auch Ihr Mainboard das Übertakten zulassen. Sehen Sie dazu auf der Hersteller-Webseite Ihres Modells nach, ob Übertakten unterstützt wird.
Besonders aufs Übertakten ausgelegt sind Modelle der Reihen Z und X (z.B. Z690) für Intel und Mainboards der X-Serie (z.B. X570) für AMD.
Der richtige Kühler
Durch die beim Übertakten notwendige höhere Kernspannung generieren übertaktete Prozessoren mehr Wärme als üblich. Daher sollten Sie beim Übertakten darauf achten, einen angemessenen Kühler in Ihrem System verbaut zu haben.
Die Boxed-Kühler der Hersteller sind dabei für unsere Zwecke nur sehr bedingt hilfreich. Stattdessen sollten Sie lieber auf ein hochwertiges dediziertes Modell von Herstellern wie Be Quiet! oder Noctua setzen.
Wie kann ich meine CPU übertakten?
Um Ihre CPU zu übertakten, gehen Sie die folgenden Anleitungen Schritt für Schritt durch:
1. Monitor-Software installieren
Um Werte wie CPU-Temperatur, Auslastung und Taktzahl während des Übertaktens im Blick zu haben, sollten Sie vor Beginn eine Reihe von Werkzeugen installieren.
Wir empfehlen die beiden Programme CPU-Z und HWiNFO zum Überwachen der Hardware und Core Temp, um die Temperatur im Blick zu behalten.
2. Stresstest durchführen und Kerntemperatur bestimmen
Unterziehen Sie Ihr System einem mehrstündigen Stresstest, um sicherzustellen, dass es aktuell stabil läuft. So wissen Sie später sicher, dass auftretende Schwierigkeiten durch das Übertakten ausgelöst wurden.
Wir empfehlen dazu die Programme Prime95 oder IntelBurnTest (IBT).
Messen Sie während des Stresstests mithilfe von Core Temp oder einer anderen dafür geeigneten Software die Kerntemperatur Ihres Systems. So können Sie später feststellen, wie viel wärmer Ihr Rechner aufgrund des Übertaktens wird.
3. CPU benchmarken
Bevor es richtig losgehen kann, wollen wir nun noch wissen, wie viel Leistung der Rechner vor dem Übertakten bietet. Dazu lassen wir eine Benchmarking-Software laufen, die uns am Ende eine Punktzahl bietet. Die gilt es dann durch das Übertakten so weit wie möglich zu schlagen. Wir empfehlen zum Benchmarken für Endnutzer*Innen die beiden Softwares Cinebench (simuliert Render-Aufgaben) und 3DMark (simuliert Gaming).
4. Kerntakt erhöhen
Um den Prozessor zu übertakten, müssen wir auf das BIOS unserer Mainboards zugreifen. Das geht am leichtesten, indem wir beim Neustart die passende Taste (meist ENTF, F2 oder F10) drücken. Sind wir dann im BIOS, unterscheiden sich die Oberflächen je nach Hersteller. Grob können Sie aber folgendermaßen vorgehen:
- Begeben Sie sich in den Bereich "Erweiterte CPU-Einstellungen".
- Suchen Sie nach Begriffen wie "OC", "Overclocking" oder "Übertakten".
- Wählen Sie "manuelle Übertaktung".
- Erhöhen Sie den Multiplikator des Kerntakts um den kleinstmöglichen Schritt (meist 0,5 oder 1).
- Starten Sie Ihr System neu und prüfen Sie Frequenz, Spannung und Temperatur in den heruntergeladenen Monitor-Softwares. Führen Sie einen erneuten Stresstest durch.
- Ist das System stabil, erhöhen Sie den Multiplikator im BIOS erneut. Ist es instabil, senken Sie den Kerntakt entweder oder erhöhen Sie die Spannung (Punkt 5).
5. Spannung erhöhen
Lässt sich der Multiplikator nicht mehr ohne Instabilität anheben, können Sie zusätzlich die Spannung der CPU erhöhen und so noch ein paar höhere Werte herauskitzeln. Gehen Sie dabei jedoch langsam und sorgsam vor, da eine höhere Spannung auch eine höhere Temperatur mit sich bringt. Außerdem benötigen Sie hierfür eine ausreichend starke Kühlleistung.
- Begeben Sie sich im BIOS zur Spannungs-Einstellung (meist unter CPU VCCIN, CPU Vcore, CPU Voltage oder Dynamic Vcore zu finden).
- Setzen Sie diese auf "Manuell".
- Erhöhen Sie den Wert langsam um die kleinstmögliche Einheit, etwa 0,1 V.
- Gehen Sie zurück zu Schritt 4 und erhöhen Sie den Multiplikator erneut.
6. CPU erneut benchmarken
Lassen Sie die Benchmarking-Software, die Sie bereits zu Beginn des Vorgehens verwendet haben, erneut laufen. Nun können Sie direkt vergleichen, wie stark Ihr Endergebnis in der Software aufgrund des Übertaktens angestiegen ist.
7. Weitere Werte übertakten
Wer mag, kann nicht nur den Kerntakt, sondern auch weitere Parameter wie den CPU-Cache übertakten. Dabei gehen Sie ähnlich vor wie beim Kerntakt: Erhöhen Sie den CPU-Cache-Multiplikator in kleinen Schritten und prüfen Sie dann die Stabilität Ihres Systems.
CPU übertakten: Was kann schiefgehen?
Schwarzer Bildschirm
Wenn Ihr System nach dem Übertakten nich mehr startet, setzen Sie das BIOS auf seine Werkseinstellungen zurück. So wird auch die Übertaktung der CPU zurückgenommen.
Das Zurücksetzen funktioniert entweder über einen Schalter am Mainboard mit der Aufschrift "Reset CMOS" oder "Clear CMOS" oder durch Entfernen der CMOS-Batterie auf dem Mainboard. Eine Anleitung finden Sie beispielsweise bei Intel.
Überhitzen des Prozessors
In der Theorie kann die Temperatur der CPU durch das Übertakten so stark ansteigen, dass sie durchbrennt und nicht mehr oder nur eingeschränkt nutzbar ist.
In der Praxis fährt der Rechner jedoch herunter oder gibt einen Bluescreen an, bevor es soweit kommt. In diesem Fall sollten Sie ebenfalls mit einem Mainboard-Reset auf Werkseinstellungen zurückgehen und die CPU weniger stark übertakten.