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Kamera-Handys im Test

Kamerahandys

Wie gut sind die integrierten Kameras im Handy? Können Sie eine Digitalkamera ersetzen? PCgo testet sechs ausgesprochene Kamera-Handys.

Autor: Redaktion pcmagazin • 8.4.2008 • ca. 7:25 Min

Handy-Aufmacher
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Inhalt
  1. Kamerahandys
  2. Teil 2: Kamerahandys

Wie gut sind die integrierten Kameras im Handy? Können Sie eine Digitalkamera ersetzen? Wir haben den Test mit sechs ausgesprochenen Kamera-Handys gemacht....

Wie gut sind die integrierten Kameras im Handy? Können Sie eine Digitalkamera ersetzen? Wir haben den Test mit sechs ausgesprochenen Kamera-Handys gemacht.

Kamerahandys
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Die Fotobranche steht erneut vor einem Umbruch. Nachdem analoge Kameras von der digitalen Fotografie abgelöst wurden, sollen nun Foto-Handys die Digitalkameras ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie, die der Optik-Spezialist Schneider Kreuznach in Auftrag gegeben hat. Rund 1.000 Personen wurden dafür in Deutschland, China, Indien und den USA befragt. Demnach will durchschnittlich jeder Vierte in Zukunft nur noch mit dem Handy fotografieren. Vor allem in China und Indien können sich das acht von zehn Befragten vorstellen. Allerdings sollte die Qualität der Handy-Kameras dann einer Digitalkamera der gehobenen Mittelklasse mit rund 6 Megapixel entsprechen.

Hier liegt jedoch der wunde Punkt. Die Studie verschweigt nicht, dass die befragten Handy-Nutzer in allen vier Ländern mit der Bildqualität der Kamera-Handys unzufrieden sind. Diese Meinung führt vor allem in Deutschland dazu, dass nur 12 Prozent der Befragten mehrmals pro Woche mit dem Handy fotografieren. 59 Prozent nutzen die Kamera gar nicht.

Doch mittlerweile sind die ersten Handys mit 5-Megapixel-Kameras auf dem Markt und entzünden die Diskussion neu, ob ein Kamera-Handy die Digitalkamera ersetzen könne. Wir haben zwei der neuen Auflösungsriesen getestet und mit vier anderen Geräten verglichen, die zwar eine geringere Auflösung besitzen aber als Kamera- oder Multimedia-Handys ausgewiesen sind.

Was bringen 5 Megapixel?

Um es kurz zu machen: Eine möglichst hohe Auflösung garantiert auch bei Handy-Kameras nicht unbedingt eine bessere Bildqualität. Und selbst der Testsieger, das Nokia N95, kann in diesem Punkt eine Digitalkamera aus der mittleren Preisklasse nicht ersetzen. Das beste Beispiel dafür ist das erste Handy, das mit 5-Megapixel-Kamera auf den deutschen Markt kam: das KG920 von LG. Es besitzt zudem einen CCD-Sensor - im Gegensatz zu anderen Kamera-Handys, die mit CMOS-Sensoren arbeiten. CCDSensoren sollen empfindlicher und die bessere Bildqualität liefern, CMOS-Sensoren ermöglichen bei einer guten Bildqualität die kompaktere Bauform. Doch mit unseren Testbedingungen, die auf eine möglichst einfache Handhabung ausgerichtet sind, kam das KG920 nicht zurecht.

Kamerahandys
Das nächste Kamera-Handy mit 5-Megapixel steht in den Startlöchern: das K850i von SonyEricsson.
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Es wurden Aufnahmen mit Tageslichtlampen und ohne Blitz gemacht. Die Einstellungen bei Weißabgleich und Motiv standen auf "automatisch" und - wenn vorhanden - wurde der Autofokus eingesetzt. Die Motive waren ungefähr 20 bis 50 Zentimeter entfernt. Das Resultat beim LG KG920 waren trotz der fünf Megapixel erschreckend unscharfe Fotos, da die Kamera in den Standardeinstellungen nicht mit Motiventfernungen unter 50 Zentimetern umgehen kann. Erst nachdem das Motivprogramm "Nahaufnahme" aktiviert war, ließen sich etwas schärfere Fotos von unserem Testaufbau machen. Auf der anderen Seite erzielte das LG KG920 aber in den Standardeinstellungen die besten Testergebnisse bei der Farbtreue. Hier machten sich die Qualitäten des CCD-Sensors bemerkbar.

Beim Nokia N95 lieferte die 5-Megapixel- Kamera mit einem Carl-Zeiss-Objektiv ein ausgewogeneres Bild. Sie macht von Motiven, die mehr als zehn Zentimeter entfernt sind, ein deutliches Bild, wenn auch die Schärfe noch zu wünschen übrig lässt. Die Farbwiedergabe kommt der Realität sehr nah, ist jedoch nicht ganz so brillant wie beim LG-Handy. Die größeren Probleme liegen bei Nokias Handy-Kameras eher bei den Verzögerungszeiten. Bis die Kamera einsatzbereit ist, vergehen ungefähr fünf Sekunden.

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Andere Kamera-Handys schafften das im Test nach rund drei Sekunden. Die Verzögerungszeit zwischen Auslöser und Aufnahme bei Verwendung des Autofokus betrug mehr als 0,3 Sekunden. Zum Vergleich: Das LG-Handy benötigte 0,19 Sekunden, am schnellsten war das Motorola- Handy mit knapp 0,16 Sekunden. Und auch beim Speichern eines Bildes lässt sich das Nokia N95 mit rund 5,3 Sekunden viel Zeit. Bei Motorola dauert der Vorgang nur 2,5 Sekunden. Dabei müssen aufgrund der geringen Auflösung von 2 Megapixel allerdings weniger Daten gespeichert werden.

Die Messung von Sekunden und Sekundenbruchteilen mag auf den ersten Blick übertrieben sein. Doch sie gibt spürbare Verzögerungen wieder, die den Anwender daran hindern, das Handy für Schnappschüsse einzusetzen. Kamera-Handys wären dafür jedoch besonders geeignet, da das Handy eher bei der Hand ist als eine Digitalkamera. Dauert es dagegen zu lang, bis die Kamera einsatzbereit ist, bis sie auslöst oder das nächste Foto machen kann, sind keine spontanen Aufnahmen möglich.

Viel Ausstattung

Während die Handy-Kameras in puncto Bildqualität nicht bei den Digitalkameras mithalten können, bieten sie durchaus vergleichbare Kamerafunktionen. So lässt sich neben der Auflösung in Megapixel auch die Bildqualität, meist in drei Stufen wie "normal", "fein" und "extrafein" einstellen. Sie entscheidet durch den Komprimierungsgrad über die Qualität von Ausdrucken und Bildvergrößerungen.

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Motorola MotoRazr maxx V6
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Einen optischen Zoom besitzen auch die 5-Megapixel-Kameras nicht, der digitale Zoom reicht von 4- bis 20-fach. Für den Weißabgleich stehen fast immer die Optionen "automatisch", "Kunstlicht", "sonnig" und "wolkig" zur Verfügung. Manche Hersteller unterscheiden zudem Glühlampen, die ein eher gelbes Licht, und Leuchtstoffröhren, die ein grelles Weiß erzeugen. Umfangreich ist meist auch die Ausstattung mit so genannten Motivprogrammen. Sie enthalten eine Reihe von Einstellungen, mit denen sich schwierige Motive oder Lichtverhältnisse bewältigen lassen.

So gibt es neben dem Programm "automatisch" meist auch die Optionen "Nahaufnahme", "Porträt", "Landschaft", "Sport" und "Nacht". Bei Porträts stellt die Kamera zum Beispiel eine geringe Tiefenschärfe ein, um Personen möglichst scharf vor leicht unscharfem Hintergrund abzubilden. Bei Landschaftsaufnahmen soll dagegen eine möglichst große Tiefenschärfe erzielt werden. Bei Aufnahmen von Sportlern sind kurze Belichtungszeiten gefragt um schnelle Bewegung ohne Verwischen aufnehmen zu können. In der Nacht ist dagegen eine längere Belichtungszeit notwendig, um das Licht vom Sonnenuntergang oder von Laternen zu erfassen.

Wie wichtig solche Motivprogramme unter Umständen sind, hat das Beispiel mit dem LG KG920 bereits gezeigt. Wer mit diesem Kamera-Handy scharfe Fotos von nahen Motiven aufnehmen möchte, muss zuvor die Option "Nahaufnahme" einstellen. Ein anderes Beispiel ist das Samsung SGH-D900i, das mit seiner 3,2-Megapixel- Kamera und in der Standardeinstellung gestochen scharfe Fotos von nahen wie auch von entfernten Motiven aufnimmt.

Die Einstellung "automatisch" beim Weißabgleich führte im Test mit den Tageslichtlampen dagegen zu einem stark bläulichen Bild. In diesem Fall muss im Menü "Weißabgleich" unbedingt die Option "Leuchtstoffröhre" gewählt werden, um ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen. Das gleiche Problem, wenn auch nicht so deutlich, hatte das Nokia N73. Beim MotorRazr maxx V6 bekam das Bild dagegen einen rötlichen Stich.

Mit Filtern lassen sich Farb- und andere Effekte absichtlich erzeugen. Alle Handys im Testfeld stellen Filter wie "sepia", "schwarz/ weiß" und "negativ" zur Verfügung. Motorola bietet außerdem die Farbtöne "bläulich", "rötlich", "grünlich" an. Bei Nokia lassen sich die Farben mit der Option "kräftig" verstärken und bei Samsung gibt es fantasievolle Spielereien wie "Prägung", "Skizze", "Antik" und "Nebel". Alle Kamera-Handys besitzen außerdem einen Selbstauslöser.

Bei einigen Geräten, wie dem LG KG920, dem MotoRazr maxx V6 und dem Samsung SGH-D900i lässt sich die Auslöseverzögerung mit drei, fünf oder zehn Sekunden einstellen. Beinahe obligatorisch (obwohl Nokia beim N95 und N73 darauf verzichtet) ist der kleine konvexe Spiegel neben dem Objektiv, mit dem sich Selbstporträts kadrieren lassen. Sehr nützlich ist außerdem die Option "Fotoserie". Hier punktet vor allem Sony Ericsson mit 9 Bildern pro Sekunde. Angesichts der größeren Verzögerungszeiten bei den Kamera- Handys bietet die Funktion "BestPic" eine gute Möglichkeit, aus neun Fotos das beste herauszusuchen.

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Sony Ericsson K810i
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Auch beim Blitz, mit dem jedes Kamera- Handy ausgestattet sein sollte, unterscheiden sich die Gerät. Manche Handys besitzen einen lichtstarken Xenon-Blitz, wie die Geräte von LG und Sony Ericsson, andere arbeiten mit LED-Leuchten, wie das Motorola- Handy. Mit der Option "Rote Augen" wird zum Beispiel beim Nokia N73 ein Vorblitz eingeschaltet. Über die Optionen "Blitz ein" oder "permanent" wie beim Samsung-Handy wird das Kameralicht dauerhaft eingeschaltet. So lässt es sich auch zur Aufhellung bei Videoaufnahmen nutzen.

Die Kameras aller Handys bieten die Möglichkeit, Videoclips aufzunehmen. In der Regel haben diese Clips nur eine geringe Auflösung von 352x288 Pixel (CIF) oder 320 x 240 Pixel (QVGA). Das Nokia N95 macht hier eine Ausnahme und nimmt Videoclips mit 640x480 Pixel (VGA) auf. Die maximale Länge wird meist von dem zur Verfügung stehenden Speicherplatz bestimmt. Das Format für Videos in maximaler Auflösung ist MPEG4, während Clips für MMS-Nachrichten im Format 3GPP mit einer Auflösung von nur 176x144 Pixel (QCIF) aufgenommen werden.

Schließlich sollen die Funktionen zur Bildbearbeitung erwähnt werden. Mit ihnen lassen sich bereits gespeicherte Fotos nachträglich verbessern oder verändern. Nokia bietet hier mit ungefähr 12 Funktionen die meisten Möglichkeiten. Die Bilder lassen sich drehen, zuschneiden, in Helligkeit, Schärfe und Kontrast optimieren, mit Farbeffekten, Rahmen, Text oder Cliparts versehen. Nützlich ist auch eine Funktion, um Rote Augen zu korrigieren. Sony Ericsson setzt weniger auf die typischen Optimierungsfunktionen, als auf zusätzliche Foto- Tools, mit denen sich beispielsweise MMS erstellen lassen ("Photo DJ"), Gesichter verzerren ("Face Warp") oder Fotos online im Weblog veröffentlichen lassen.

Das Speicherproblem

Neben den vielfältigen Kamerafunktionen zeichnen sich Kamera-Handys durch weitere Eigenschaften aus. Meist besitzen sie eine eigene Taste für den Auslöser. Startet man die Kamerafunktion, wird das Display in die Horizontale gedreht und dient als Sucher. Die Linse ist idealerweise durch eine Abdeckung geschützt, die beim Öffnen automatisch die Kamerafunktion startet.

Um ca. 80 Fotos im Format JPG mit einer Auflösung von 3 Megapixeln und in der besten Qualitätsstufe aufnehmen zu können, benötigt man einen 128-MByte-Speicher. Bei den 5-Megapixel-Kameras passen nur 60 Fotos auf den Speicher. In diesem Punkt sind Kamera-Handys meist schlecht ausgestattet.

Sie besitzen häufig nur einen internen Speicher von 64 MByte, der auch noch für weitere Anwendungen wie den Media- Player oder zusätzliche Anwendungen zur Verfügung steht. Schnittstellen für Speicherkarten mit den Formaten microSD, miniSD oder Memory Stick sind grundsätzlich vorhanden, zum Lieferumfang gehören aber - wenn überhaupt - nur kleine Karten mit 128 oder 256 MByte. Das Nokia N95 macht hier mit 512 MByte eine Ausnahme.

Auch in dieser Hinsicht sollte man also ein Handy mit Kamera nicht als vollwertigen Ersatz für eine Digitalkamera ansehen. Doch es macht zusehends Spaß, bei den entsprechenden Gelegenheiten ein paar Aufnahmen mit dem Handy zu machen. Und der Trend zu mehr Leistung und Qualität bei den Handy-Kameras wird anhalten.

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