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IT-Trends: 8 Prognosen für 2015
Das Jahr 2015 wird spannend: Neben innovativen PC-Konzepten und Wearables aller Art wird es uns den Beginn des Internets der Dinge bescheren. Wir präsentieren 8 IT-Prognosen.

Das Jahr 2014 hat sich nun feierlich verabschiedet. Ein Grund für uns, die Redaktionsglaskugel auszupacken, um zu sehen, welche spannenden IT-Trends das Jahr 2015 für uns bereithält. Dabei geht es natürlich nicht nur um den klassischen PC und seine Zukunft, sondern auch um Themen wie 2-in-1-Tablets, Wearables, 3D-Drucker, autonome Automobile und natürlich das Internet der Dinge und dessen Auswirkung auf unsere Gesellschaft.
1. Die Gattung der x86-Rechner: Noch lange nicht vom Aussterben bedroht
Einige Branchenauguren haben vorhergesagt, dass nicht nur der klassische Desktop-PC, sondern auch Mobilrechner mit Intel-Architektur vom Aussterben bedroht sind. Die Zukunft gehöre den Tablets, Smartphones und Cloud-Rechnern wie beispielsweise dem Chromebook. Auch der schwächelnde PC-Markt und die wenig begeisterte Aufnahme von Windows 8 bei der PC-Klientel schienen für diese These zu sprechen.
Aber ausgerechnet die Probleme von Windows 8 und die mageren Verkäufe von Windows-RT-Geräten belegen, dass der Desktop-PC oder das klassische Notebook noch lang nicht am Ende sind. Der Grund: Die Anwender zeigten wenig Neigung, auf dem klassischen Desktop mit seinen vielfältigen Möglichkeiten auf leistungsfähige Programme zu verzichten und sich auf Fullscreen-Apps zu beschränken.
Das hat auch Microsoft erkannt und eilends die Version 8.1 von Windows nachgeschoben, welche die Bedienung mit Maus und Tastatur wieder angenehmer machte. Mit Windows 10 will Microsoft die grummelnden Desktop-User endgültig besänftigen, gleichzeitig aber einen problemlosen Übergang zur Nutzung von Apps schaffen.
Die Verkaufszahlen von PCs und Notebooks haben sich im vergangenen Jahr stabilisiert. Der Tablet-Markt wächst zwar immer noch stärker, aber nicht mehr so rasant, wie zu den Anfangstagen des Tablets.
Auch Apple verdient inzwischen mit den klassischen MacBooks und den Desktop-Macs wieder mehr Geld als mit dem iPad. Diese Beispiele zeigen deutlich, dass der PC und das klassische Notebook nicht tot sind.
2. Convertible statt Tablet: Produktivität und Unterhaltung
Viele potenzielle Tablet-Käufer und vor allem viele Zweitkäufer, davon ist Intel fest überzeugt, denken eher über ein 2-in-1-Gerät, als über ein reines Tablet nach. Davon profitieren vor allem Intel und Microsoft, da Windows 8.1 derzeit die beste Kombination aus Touch- und Desktop-Bedienung bietet. Wie vielseitig einsetzbar Convertibles sein können, zeigt etwa der Acer Aspire R13.

Bereits zu Beginn dieses Jahres wird zudem eine ganze Reihe von 2-in-1-Geräten mit Intels brandneuem Core-M-Prozessor auf den Markt kommen. Die niedrige Leistungsaufnahme dieses weltweit ersten 14-Nanometer-Prozessors macht sehr flache und zudem lüfterlose Geräte mit hoher Leistung möglich. Die meisten dieser Rechner werden Tablets mit Andocktastatur sein, aber es wird auch Convertibles mit dem neuen Prozessor geben. Den Anfang macht hier der Lenovo Yoga 3 Pro (Test).
Die nächste Stufe wird Intel dann mit Skylake zünden. Diese CPU wird wie der Core M 14-Nanometer haben, aber zusätzlich den schnellen DDR4-Speicher und eine schnellere Direct-X12-Grafikeinheit implementieren. Bei einigen Mobile-Varianten wird wohl auch der Chipsatz mit auf dem Prozessor-Kern eingebaut werden. Das spart nochmals Platz und ermöglicht noch flachere Geräte.
3. Große Tablets mit ARM-Prozessor
Tablets mit Android und iOS sind doppelt unter Druck. Von der einen Seite durch die Phablets, also Smartphones mit großen 6-Zoll-Displays, von der anderen durch die 2-in-1-Geräte mit Windows. Darauf werden die Tablet-Hersteller im kommenden Jahr mit neuen Geräten reagieren: Samsung hat bereits Galaxy-Tablets mit 12,2-Zoll-Displays und Multi-Window-Interface für ein besseres Multitasking im Programm und arbeitet angeblich sogar an einem 13-Zoll-Tablet.

Apple soll nach Branchengerüchten im ersten Halbjahr 2015 ein iPad Pro an den Start bringen, das mit einem 12,9-Zoll-Display ausgestattet ist. Man munkelt dabei sogar von einer 4K-Auflösung und einer Multi-Window-Unterstützung. Der bereits im neuen iPad Air 2 (Test) eingesetzte Apple-A8X-SoC mit drei Prozessorkernen und schneller Grafik sollte nach unserer Einschätzung mit 2D-Anwendungen bei 4K-Auflösung keine Probleme haben.
4.Touch statt Taste: Der PC der Zukunft hat kein Keyboard mehr
Auch wenn sich Microsoft mit Windows 10 ein Stück vom Touch-Fokus verabschiedet, bei einer neuen Klasse von Desktop-PCs soll Touch als Bedienkonzept eine zentrale Rolle spielen. Ein erster Vertreter ist der All-in-One-PC HP Sprout, der im kommenden Jahr auf den Markt kommen wird. Er ist nicht nur mit einem 23 Zoll großen Touchscreen ausgestattet, sondern auch mit einer 20-Zoll-Touchmatte, die Keyboard und Maus ersetzt. Sie erkennt 20 simultane Eingaben und dient gleichzeitig als zweiter Screen.
In einem Ausleger über dem vertikalen Touchscreen ist ein Projektor untergebracht, der eine an die demomentane Anwendung angepasste Bedienoberfläche auf die Matte projiziert. Zusätzlich sitzen dort noch ein Kamerasystem mit 3D-Erfassung und Beleuchtung. Damit ist der Sprout gleichzeitig ein 3D-Scanner. HP sieht in dem PC auch keineswegs eine normale Büromaschine, sondern eher ein Werkzeug für Designer oder als Familien-PC für kreative Anwendungen oder auch Spiele. Für die Entwicklung von Sprout-spezifischen Anwendungen, stellt HP auch ein Software-Development-Kit bereit.
Dell schlägt mit dem Smart-Desk-Konzept eine ähnliche Richtung ein. Auch hier werden Maus und Keyboard durch einen sekundären Touchscreen ersetzt. Dell nutzt dafür allerdings ein im Tisch eingelassenes Touch-Display. Es unterstützt nicht nur die Bedienung mit den Fingern, sondern auch einen Stift und andere Objekte wie etwa einen Ring, der als virtueller Drehregler dient. Derzeit ist der Dell Smart Desk aber nur eine Studie.

5. 3D-Drucker: Endlich raus aus den Kinderschuhen
Die Geräte für den 3D-Druck stecken derzeit noch in einer Entwicklungsphase, die man mit den Anfängen der Drucker für Computer vergleichen kann: Auf der einen Seite gab es die für Privatanwender unerschwinglichen Laserdrucker und auf der anderen Seite gab es die lauten und langsamen Nadeldrucker, die immer noch teuer aber bezahlbar waren. Schwung in die Druckerwelt brachten damals die Tintenstrahler von HP, die fast Laserqualität für den Preis eines Nadeldruckers lieferten.

Nun will HP mit der Multi-Jet-Fusion-Technologie den Markt der 3D-Drucker revolutionieren und bedient sich dabei der eigenen Tintenstrahltechnik. Nur bringt hier der Druckkopf mit 10.000 Düsen keine Tinte auf Papier, sondern verschiedene Flüssigkeiten auf ein Kunststoffpulver. Diese Flüssigkeiten dienen dazu, das Pulver zu verfestigen, zu separieren und einzufärben.

Das Fixieren erfolgt dann durch Erwärmen. HP verspricht bei diesem Verfahren eine um den Faktor 10 höhere Geschwindigkeit, eine bessere Qualität und niedrigere Druckkosten als bei den heute üblichen Verfahren. Zunächst soll die revolutionäre Technologie ab 2016 in professionellen 3D-Druckern eingesetzt werden. Später sollen Multi-Jet-Fusion-Drucker aber auch für Privatleute auf den Markt kommen.
6. Wearables: Computer zum Anziehen
Bei den Wearables machen derzeit vor allem Fitness-Armbänder und Smartwatches Furore. Und dieser Trend wird im kommenden Jahr noch zunehmen. So ist die Apple Watch gerade in die Massenproduktion gegangen, laut DigiTimes sollen 30 bis 40 Millionen Exemplare beim Marktstart im Januar bereitstehen. Die Apple Watch ist ein eigenständiger Rechner mit eigenen Apps und Fitness-Armband-Funktion. Aber sie ist auch ein Zusatzgerät für das iPhone.

Das Gros der kommenden Smartphones wird aber auf Googles Android Wear basieren. Sie sind allerdings primär als Erweiterung für ein Android-Smartphone gedacht und bieten weniger eigenständige Funktionen als die Apple Watch. Samsung setzt bei den Gear-Smartwatches mittlerweile auf Tizen als Betriebssystem. Sie sind für die Zusammenarbeit mit den hauseigenen Galaxy-Smartphones ausgelegt.
Microsoft hat sich beim Fitness-Armband Band, das auch rudimentäre Smartwatch-Funktionen mitbringt, nicht auf ein mobiles Betriebssystem festgelegt. Es funktioniert mit Windows Phone, iOS und Android.

Neben Uhren gibt es auch andere Geräte, die als Ergänzung zum Smartphone Nachrichten oder Erinnerungen anzeigen. Ein Beispiel dafür sind die MICA-Armreifen, die Intel in Kooperation mit der Bekleidungsfirma Opening Ceremony entwickelt hat.
Da Intel mit dem Edison einen eigenen winzigen x86-Prozessor für Wearables und andere Internet-of-Things-Geräte entwickelt hat, engagiert sich der Prozessorhersteller gerade sehr stark in diesem Bereich. Denn der wird bisher vor allen durch ARM- und MIPS-Prozessoren dominiert. Daher wirbt Intel massiv um die sogenannte Maker-Szene. Hier sind viele Studentinnen und Studenten aktiv, die immer wieder mit innovativen Ideen aufwarten.

7. Eher kein Trend mehr: Die Google-Glass Brille
Um die Google-Brille Glass ist es eher still geworden. Die Android-Erfinder wollen zwar die smarte Brille in diesem Jahr für die breite Öffentlichkeit auf den Markt bringen, bisher gab es nur Entwicklerversionen für ausgewählte Kunden und natürlich auch die amerikanische Tech-Presse.
Allerdings ist das Interesse der Entwickler an Glass ziemlich abgeflaut, das jedenfalls hat die Presseagentur herausgefunden. Die Probleme für die Google-Brille sind nicht zuletzt eine Folge der Diskussionen um das Recht auf Privatheit, das viele durch die Kamera in der Brille beeinträchtigt sehen. Daher liegt die Zukunft der Google-Brille vielleicht eher im industriellen Bereich oder im Gesundheitswesen als im Massenmarkt.
8. Das Internet der Dinge und die Industrie 4.0
Wearables sind nur der kleine sichtbare Teil des Internets der Dinge. Der größere Teil dieses Digitalisierungsschubs spielt sich gerade in der Industrie und der öffentlichen Infrastruktur ab. In der Industrie 4.0 werden immer öfter Maschinen direkt miteinander und mit Cloud-Servern kommunizieren, um Produktionsprozesse automatisch zu optimieren und Fehler frühzeitig zu lokalisieren.

Das wird gerade in der Verwaltung und der Wartung Jobs kosten. Eine öffentliche Infrastruktur mit einer Fülle neuer Sensoren und Kameras ist beispielsweise die Voraussetzung für den Betrieb autonomer Autos. Sie öffnet aber gleichzeitig einer umfassenden Überwachung Tür und Tor.