Tablet-Trio im Vergleich
iPad Air 2, Galaxy Tab 10.5 und Lenovo Thinkpad 10 im Test
Noch vor einem Jahr wäre dieser Dreikampf nur ein Duell zwischen iPad (iOS) und Galaxy Tab (Android) gewesen. Nun gibt es mit dem Lenovo Thinkpad 10 (Windows 8) eine interessante Alternative zu iPad Air 2 und Galaxy Tab 10.5. Wir machen den Vergleichs-Test.

iPad Air 2, Samsung Galaxy Tab 10.5 und das Lenovo Thinkpad 10 im Vergleichstest: Lange Zeit hatte man bei hochklassigen und leichten 10-Zoll-Tablets mit hochauflösendem Display vor allem die Wahl zwischen einem iPad von Apple und einem Gerät mit Android als Betriebssystem. Hier war und ist Samsung mit den Galaxy Tabs der klare Marktführer. Mit Windows als Betriebssystem gab es in diesem Formfaktor nur das Surface 2 mit dem arg eingeschränkten Windows RT oder das deutlich schwerere Surface 2 Pro, beide von Microsoft. Mit dem Bay-Trail-T-Prozessor von Intel hat sich das geändert.
Denn dieser Quad-Core-Prozessor segelt zwar noch unter der Bezeichnung Atom, hat aber bei Leistung und Akkulaufzeit wenig mit den anämischen Prozessoren der Netbook-Ära zu tun. Allerdings hat auch die ARM-Fraktion in den letzten Monaten nicht geschlafen: Apple schickt das superflache iPad Air 2 mit dem brandneuen A8X-Triple-Core-Prozessor an den Start. Der Samsung-Exynos-Prozessor im Galaxy Tab 10.5 mit seinem brillanten AMOLED-Display verfügt dafür gleich über nicht weniger als acht Kerne.
Apple iPad Air 2: Rasanter Dreizylinder

Das erste Tablet aus unserem infernalischem Trio ist die Neuauflage des flachen MOBILE COMPUTING. Das iPad Air 2 ist mit 6,1 Millimetern noch einen Tick dünner als sein Vorläufer und mit 444 Gramm zudem ein echtes Leichtgewicht.
Trotzdem ist das Apple-Tablet mit seinem Metallgehäuse stabil und verwindungssteif. Das IPS-Display mit 9,7 Zoll Diagonale stellt wie beim Vorgänger 2048 x 1536 Bildpunkte dar, liefert also das für den Porträt-Modus angenehme 4:3-Seitenverhältnis. Ein Pluspunkt ist gegenüber den Tablets von Lenovo und Samsung der weitgehend entspiegelte Screen. Der runde Home-Button dient jetzt auch mit als Fingerprint-Reader, das hat das iPad mit dem Samsung Galaxy S gemein. Beim Lenovo sitzt ein separater Reader an der rechten Hinterkante des Gehäuses.

Hier ziehen also alle drei Tablets gleich. Das Glanzstück beim neuen iPad sitzt aber im Inneren des Alu-Gehäuses: der neue A8X-Prozessor. Der von Apple selbst entwickelte und nun bei TSMC hergestellte 64-Bit-ARM-SoC (System on a Chip) verfügt über drei Kerne, die mit einer Taktrate von 1,5 GHz arbeiten. Den Arbeitsspeicher hat Apple auf zwei GByte verdoppelt. Bei der Prozessorleistung übertrifft der Apple-Prozessor die Konkurrenz von Intel und vor allem von Samsung deutlich. So messen wir im Geekbench 3 für den A8X 3828 Punkte beim Multicore-Lauf gegenüber 3305 Zählern beim Lenovo und nur 2711 Punkten beim Samsung. Noch deutlicher hat der A8X beim Single-Core-Test die Nase vorn.
Hier ist er gleich 60 Prozent schneller. Sehr gut ist auch die Akkulaufzeit mit mehr als 10 Stunden im Peacekeeper-Webbenchmark. Dort führt das iPad auch bei der Leistungsmessung. Beim 3D-Benchmark 3DMark Ice Storm Unlimited wiederholt sich das Muster: Apples iPad liegt mit Abstand in Führung. Dafür verantwortlich ist die PowerVRGX6650-GPU mit sechs Kernen. Mit dem Apple M8 ist sogar noch ein Coprozessor eingebaut, der den A8X bei der Auswertung der internen Sensoren unterstützt. Mit 128 GByte Flash-Speicher und LTE ist unser Testgerät das Spitzenmodell der Modellfamilie, es kostet aber auch mehr als 800 Euro.

Bei den Schnittstellen ist wie bisher Schmalhans Küchenmeister. Es gibt einen Lightning-Port und einen Nano-SIMEinschub - sonst nichts. Als Betriebssystem ist iOS 8.1 vorinstalliert. Mit zum Lieferumfang gehören auch die Office-Apps Pages, Numbers und Keynote sowie iMovie für die Videobearbeitung. Apples Betriebssystem lässt sich flüssig bedienen, sobald man die wesentlichen Gesten intus hat.
Es ist optisch ansprechend, vor allem durch seine raffinierten Übergangsanimationen, und es verfügt über einen prall gefüllten Appstore. Was allerdings fehlt, ist ein Multi-Window- Mode für ein Multitasking von Apps. Bleibt die hohe Leistung des Prozessors immer nur auf eine App und einige Hintergrundprozesse beschränkt.
Lenovo ThinkPad 10: Business-Tablet

Mit einem Gewicht von knapp 600 Gramm ist das ThinkPad 10 das Schwergewicht in unserem Tablet-Trio. Dafür lässt das etwas dickere Metallgehäuse hinter einer Klappe auf der linken Seite des Geräts Raum für eine vollwertige USB-Buchse. Auf der rechten Seite verdeckt eine weitere Klappe den MicroSD-Einschub und den Platz für die SIM-Karte. Unser 830-Euro-Testgerät ist mit LTE und einem 128 GByte großen Massenspeicher ausgestattet.
Der 10-Zoll-IPS-Touchscreen liefert 1920 x 1200 Pixel, die niedrigste Auflösung im Testfeld. In der Praxis reicht das aber vollkommen aus. Das Display ist zwar nicht so gut wie die des Apple- oder des Samsung-Tablets, bei maximaler Helligkeitseinstellung aber auch unter freiem Himmel brauchbar. Der Arbeitsspeicher ist mit vier GByte für ein Atom-Tablet groß dimensioniert, üblich sind zwei GByte. Als Betriebssystem dient die 64-Bit-Version von Windows 8.1 Professional.

Damit lässt sich das Tablet ohne Einschränkungen in ein Firmenumfeld mit Active Directory einbinden. Zudem kann der Massenspeicher mit Bitlocker verschlüsselt werden. Ein TPM (Trusted Platform Module) als Schlüsselspeicher ist an Bord. Mit zur Grundaustattung des 830 Euro-Tablets gehört ein Wacom-Digitizer nebst passendem Stift. Der ist nicht nur drucksensitsiv, sondern auch noch mit einem digitalen Radiergummi an seinem Ende ausgerüstet.
Bei den Benchmarks liegt das Lenovo-Tablet mit seinem Atom-Prozessor zwar hinter dem iPad, aber dafür noch vor dem Samsung-Tablet. Nur bei der Akkulaufzeit muss sich das ThinkPad geschlagen geben. Mit 6 Stunden und 20 Minuten unter voller Last hält es aber in der Praxis leicht einen ganzen Arbeitstag durch. Als Zubehör bietet Lenovo ein Desktop-Dock und eine Ultrabook-Tastatur für jeweils etwa 100 Euro an.

Die Tastatur haben wir uns für den Test angesehen. Sie verfügt über kein bewegliches Scharnier, sondern kann das Tablet nur in zwei Positionen aufnehmen: Einmal flach über dem Keyboard für den Transport und einmal schräg aufgestellt. Das Tablet wird in beiden Positionen magnetisch fixiert, das Keyboard durch das Tablet mit Strom versorgt.
Samsung Galaxy Tab S 10.5: Farbenprächtig mit Super-AMOLED
Der Dritte im Bunde ist das Samsung Galaxy Tab S 10.5. Es steigt als Vertreter der Android-Tablets in den Ring. Mit einer Dicke von 6,6 Millimetern und einem Gewicht von 467 Gramm erreicht es fast die Modelmaße des iPad Air 2 von Apple. Das Gehäuse besteht beim Galaxy komplett aus Kunststoff, ist aber stabil und liegt gut in der Hand.

Mit einer Diagonale von 10,5 Zoll verfügt das Samsung-Tablet über das größte Display des Trios, und es stellt mit 2560 x 1600 Pixeln auch die höchste Auflösung dar. Vor allem aber liefert es mit seinem Super-AMOLED-Panel leuchtende Farben und einen maximalen Kontrast, da es bei dieser Paneltechnik keine Hintergrundbeleuchtung gibt, sondern die Pixel selbst leuchten.
Samsung setzt beim Galaxy Tab S keinen Qualcomm-Snapdragon-Prozessor ein, sondern einen Exynos-Octa-Prozessor aus eigener Fertigung. Der Acht-Kern-SoC besteht eigentlich aus zwei Quad-Core-CPUs und einer Mali-Grafikeinheit. Eine CPU mit vier Cortex-A15-Kernen und 1,9 GHz Taktfrequenz ist für rechenintensive Aufgaben zuständig, die zweite mit vier sparsamen Cortex-A7-Kernen für Routineaufgaben mit niedriger Prozessorlast. Trotz des Aufwands sortiert sich das Samsung-Tablet aber bei Rechen- und 3D-Leistung hinter dem Apple- und dem Lenovo-Tablet ein.

Nur bei der Akkulaufzeit kann es mit mehr als acht Stunden ohne Steckdose den zweiten Rang hinter dem iPad ergattern. Der Arbeitsspeicher ist mit drei GByte größer als bei Android-Tablets üblich. Er soll wohl beim Multitasking Reserven bieten, denn Samsung hat das Betriebssystem um eine Splitscreen-Funktion für das gleichzeitige Nutzen zweier ausgewählter Apps erweitert. Der Massenspeicher ist mit 16 GByte deutlich kleiner bemessen als bei Apple und Lenovo. Aber das Galaxy kostet dafür auch nur 600 Euro und kann zudem mittels MicroSD erweitert werden.

Fazit: Höllisch schnell ist das iPad
Apple hat mit dem iPad Air 2 eine tolle Arbeit abgeliefert. Es ist schlank, leicht, schnell und ausdauernd. Mit dem iPad muss man sich voll auf das Apple-Ökosystem einlassen, was nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Außerdem ist es in der getesteten Konfiguration mit 800 Euro recht teuer. Bei Samsung bekommen Sie für 600 Euro ein ebenfalls leichtes Tablet mit Android-System, tollem Super-Amoled-Display und üppigen Software-Angeboten. Lenovos ThinkPad 10 ist die beste Synthese aus Unterhaltungs- und Arbeitsgerät. Allerdings ist es mit 830 Euro ohne Keyboard noch teurer als das iPad.