Es muss nicht immer Exchange sein
Beim Thema Mailserver denkt man zuerst an die Großen. Viele alternative Produkte verwalten aber Mails für weniger Geld und bieten oft Groupware-Funktionalität.

- Es muss nicht immer Exchange sein
- Weitere Mailserver: Ken 4, Kerio und Co.
Sobald eine Bürogemeinschaft oder eine kleine Firma eine Webpräsenz mit eigener Domain betreibt, ist auch ein eigener Mailserver empfehlenswert. Damit lassen sich die Mailadressen mit eigenem Suffix problemlos verwalten und der interne Mailverkehr muss nicht über das Internet geroutet werden. ...
Sobald eine Bürogemeinschaft oder eine kleine Firma eine Webpräsenz mit eigener Domain betreibt, ist auch ein eigener Mailserver empfehlenswert. Damit lassen sich die Mailadressen mit eigenem Suffix problemlos verwalten und der interne Mailverkehr muss nicht über das Internet geroutet werden. Noch wichtiger wird der eigene Mailserver, wenn neben Mails auch eine Groupware-Funktionalität mit gemeinsamer Verwaltung von Adressen und Terminen gewünscht ist. Allerdings beherrscht dies nicht jedes der vorgestellten Produkte.
So sind der Emailarchitect Mailserver 2008 sowie der IA Mailserver 6.1 nicht Groupware- fähig und beim Merak Mailserver 9.2.1 ist die Groupware-Funktionalität zusätzlich zu erwerben. Ob nun Groupware-Funktionen benötigt werden oder nicht, ist letztendlich eine der wichtigsten Entscheidungen bei der Produktwahl, die aber auch den Preis bestimmt.
Überall gesprächsbereit
Alle Mailserver unterstützen die beiden weitverbreiteten Protokolle Pop3 und Imap4. Bei Pop3 werden die eingegangenen Mails in der Regel vom Client am Arbeitsplatz abgeholt, bei Imap4 verbleiben sie auf dem Mailserver und werden dort verarbeitet. Alle Mailserver arbeiten mit den üblichen Standard-Clients wie Outlook, Outlook Express, Thunderbird und Netscape Messenger zusammen. Der Kerio Mailserver unterstützt auch Apple Mail. Bei Tobit Davidzehn gehört außerdem ein eigener Client, das Tobit Infocenter, zum Lieferumfang.
Das Infocenter bietet neben der Mail- und Groupware-Funktionalität noch einige Funktionen mehr, wie einen integrierten Webbrowser, einen RSS-Feeder sowie einen Multimedia-Player. Die Nutzung der Groupware-Funktionen zum Führen eines gemeinsamen Kalenders mit Terminverwaltung setzt neben einem geeigneten Client am Arbeitsplatz auch den Abgleich der Informationen voraus.
Bei Outlook beispielsweise wird dies über einen Outlook Connector realisiert, der an jedem Arbeitsplatz zu installieren ist. Verständlicherweise hat die Groupware-Funktionalität auch Auswirkungen auf den Preis. So sind die beiden Groupware-losen Produkte Emailarchitect Mailserver 2008 und IA Mailserver 6.1 zugleich auch am preiswertesten. Wer viel unterwegs ist, oder von unterschiedlichen Arbeitsplätzen auf seine Mails zugreifen möchte, wird es begrüßen, dass alle vorgestellten Produkte standardmäßig Webmail unterstützen. Dann reicht ein Webbrowser für die Mailbearbeitung.

Nicht ganz so weitverbreitet ist dagegen Mobile E-Mail, um mit seinem Blackberry, PDA oder Smartphone Kontakt zum Mailserver aufzunehmen. Dies beherrschen die Mailserver von Adminsystem, Kerio, Merak, Tobit und Mdaemon, wobei auf Windows Mobile basierende Mobilgeräte die breiteste Unterstützung besitzen.
Arbeit im Hintergrund
Nachdem alle Mailserver prinzipiell mit beliebigen Clients zusammenarbeiten können, merkt der Endanwender in der Regel kaum etwas vom Look and Feel des Mailservers selbst. Nur die Webmail-Clients sind jeweils individuell aufgebaut. Insofern wird nur der Administrator mit dem Server und dessen Handhabung konfrontiert.
Alle Produkte lassen sich wahlweise als eigenständiger Mailserver oder als Relayserver einrichten. Weniger Voraussetzungen erfordert dabei der Betrieb als Relayserver, der auch einfacher zu konfigurieren ist. Hier hat jeder Anwender bei einem Provider ein eigenes Pop3-Postfach, in welches die eingehenden Mails gelangen. Eine integrierte Routine oder ein kleines Zusatzprogramm sorgt nun dafür, dass die Mails aus diesen Postfächern regelmäßig abgeholt und dann über eine Zuordnungstabelle in die jeweiligen Postfächer der Anwender einsortiert werden. Zum Versand werden die an externe Adressaten gerichteten Mails ebenso beim Smtp-Server des Providers abgeliefert und von dort aus weiter versendet, interne Mails werden direkt zugestellt.

Der Betrieb als eigenständiger Mailserver setzt in der Regel voraus, dass das Unternehmen eine eigene feste IP-Adresse besitzt, damit der Mailserver direkt adressiert werden kann. Weiterhin muss der Provider es erlauben, dass ein MX-Record auf diese Adresse zeigt. Dann empfängt der Mailserver die eingehenden Mails direkt und versendet ebenfalls auf direktem Wege.
Theoretisch lässt sich statt der festen IP-Adresse auch eine frei zugewiesene verwenden, gekoppelt mit einem DynDNS-Eintrag zur dynamischen Namensauflösung. Hier besteht jedoch die Gefahr darin, dass Mails nicht beziehungsweise sogar falsch zugestellt werden können, wenn sich die IP-Adresse einmal ändert. Dann dauert es nämlich eine gewisse Zeit bis der Dyn- DNS-Eintrag auch entsprechend geändert ist. Bis dahin zeigt der Eintrag noch auf die alte Adresse, die schon wieder neu vergeben sein kann. Wenn auf der neuen Zuweisung auch ein Mailserver arbeitet, nimmt dieser die Mails an und sie landen letztendlich auf dem falschen Server im Sammelpostfach.
Integrierte Sicherheit
Angesichts der permanenten Viren- und Spam-Plage empfiehlt sich dringend ein Blick auf die Supportmatrix der Mailserver. So unterstützen Mailtraq Professional, Icewarp Mailserver Professional, Mdaemon Pro und der IA Mailserver als Freeware erhältliche Virenscanner. Bezüglich der Spam-Filterung besitzen alle Produkte die MöglichBusineEsskeit, über integrierte Funktionen wie eine Verzögerung der Mailannahme, die Pflege von Black und White Lists oder die Abfrage von Blocklisten etwa bei Spamhaus eine Filterung vorzunehmen.

Recht weit verbreitet ist auch die Unterstützung des Open-Source-Tools Spam Assassin, sodass sich die Anschaffung eines kostenpflichtigen Produkts in den meisten Fällen vermeiden lässt. Gerade hinsichtlich der gezielten Spam-Filterung ist solch ein Mailserver auch in einem Homeoffice interessant. Wer sich nämlich ärgert, dass das Postfach beim Provider ständig mit Spam-Mails geflutet wird und der dort konfigurierbare Spam-Filter zu unflexibel ist, kann mit einem eigenen Mailserver noch eine wirksame Filterinstanz zwischenschalten.
Die Handhabung im Detail
Prinzipiell erfüllt jeder der getesteten Mailserver seinen Zweck, wobei es jedoch überall Stärken und Schwächen gibt, die die einzelnen Produkte für spezielle Aufgaben mehr oder weniger geeignet erscheinen lassen.

So ist AVM Ken4 weit mehr als nur ein Mailserver und besitzt aus der Historie heraus spezielle Funktionen für die Zusammenarbeit mit der Fritz-Produktpalette von AVM. Wer keinen Hardware-DSL-Router verwenden möchte, kann über einen DSL/ISDN-Controller in Verbindung mit Ken4 die Internet- Einwahl vornehmen und auf diesem Wege das Internet im Netzwerk bereitstellen. Die Software besitzt einen integrierten Http/FTP-Proxy sowie eine Ndis/Capi2.0-Schnittstelle für Fax- und Datenanwendungen.
Bei der Einrichtung ist neben dem Server auf jedem Arbeitsplatz der Ken4- Klient zu installieren. Dabei wird bei Verwendung von Outlook als Mailprogramm auf Wunsch der Ken-Organizer mit eingerichtet, der ein gemeinsames Adressbuch und einen Abteilungskalender bereitstellt.