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Datenrettung auf allen Medien

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Die persönlichen Daten auf der Festplatte sind meist wichtiger als alles andere im PC. Bei einem Defekt des Datenträgers oder dem versehentlichem Löschen kommt es deshalb neben der passenden Software auch auf die richtige Strategie beim Wiederherstellen an.

Autor: Peter Stelzl-Morawietz • 22.5.2013 • ca. 5:10 Min

Datenrettung, persönliche Daten, PC, Recovery-Tools
Datenrettung, persönliche Daten, PC, Recovery-Tools
© Archiv

Während sich jede andere PC-Komponente innerhalb weniger Minuten ohne Folgen auswechseln lässt, stellt sich die Situation bei einem Defekt einer Festplatte völlig anders da: Hier geht es nicht primär um den Ersatz der Hardware, sondern um die Daten selbst. Fotos von Familie und K...

Während sich jede andere PC-Komponente innerhalb weniger Minuten ohne Folgen auswechseln lässt, stellt sich die Situation bei einem Defekt einer Festplatte völlig anders da: Hier geht es nicht primär um den Ersatz der Hardware, sondern um die Daten selbst. Fotos von Familie und Kindern, Vertragsunterlagen, wichtige Korrespondenz, Musik und vieles mehr lagern mittlerweile auf der Harddisk - und zwar nur noch dort! Ein Blitzeinschlag, ein Stoß oder auch ein schlichter Mechanik- oder Elektronikfehler kann zu einem Totalausfall und damit zu einem Verlust all dieser Daten führen. Bei einem echten Hardware-Defekt sollten Sie unter Umständen selbst versuchen, die Daten zu retten. Ein professionelles Labor bekommt die Daten vielleicht zurück. Auf der folgenden Seite finden Sie eine Übersicht solcher Services inklusive der Angabe, was Analyse und Diagnose des Datenträgers kosten.

Die Datenrettung selbst ist mit Kosten häufig im vierstelligen Bereich nicht billig. Zudem stellt auch die professionelle Datenrettung keineswegs eine Garantie dar, die verlorenen Festplatteninhalte wieder in vollem Umfang wiederherstellen zu können. Liegt nur ein Bedienungs- oder ein Software-Fehler vor, helfen eventuell Tools weiter.

Etwas Vorsorge tut not

Ein Backup kann einen möglichen Datenverlust vorbeugen. Kostenlose Tools für die Datensicherung gibt es zuhauf. Als Beispiele seien Z-DBackup und Genie Timeline Free genannt. Die lokale Datensicherung ist absolut sinnvoll, trotzdem hat sie systembedingte Nachteile: Schutz gegen Überspannung im falschen Moment, Feuer und Wasserschäden, Einbruch und Diebstahl bietet sie nicht. Je nach Hardware-Konstellation muss man das Backup zudem manuell anstoßen, also eine externe Festplatte anschließen oder einschalten.

Eine gute und mittlerweile auch preislich attraktive Alternative stellen Online-Backup-Dienste dar. Zur Vorsorge gegen einen möglichen Datencrash gehört ferner die Überwachung der Harddisk, also die Analyse der SMART-Parameter. Das Self-Monitoring Analysis and Reporting Technology sorgt dafür, dass Programme wie Acronis Drive Monitor oder CrystalDiskInfo die Selbstdiagnosedaten der Festplatte auslesen und bei kritischen Werten Alarm geben. Wie gut dies funktioniert, zeigt eine repräsentative Studie von Google: Bei rund 100.000 untersuchten Festplatten hat die SMART-Überwachung in rund zwei Dritteln aller Fälle bevorstehende Defekte frühzeitig vorhergesagt.

TIPP: Alternative Online-Backup

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"Festplatte kaputt": Ruhe bewahren!

Grundsätzlich muss man sich, wenn am Datenträger irgendetwas nicht stimmt, klar machen, dass die Inhalte in höchster Gefahr sind. Das heißt, in erster Linie keine unüberlegten Handlungen vorzunehmen. So ist es insbesondere tabu, auf die Festplatte mit den verlorenen Daten zu schreiben - auch nicht das Recovery-Programm. Dabei könnten die zu rettenden Daten überschrieben werden. Daneben ist die Frage von zentraler Bedeutung, ob Fehler beim Datenlesen ein Software- bzw. Bedienproblem oder einen echten Hardware-Defekt darstellen?

Während man sich beim versehentlichen Löschen von Daten aufgrund eigener Fehlbedienung selbst an die Wiederherstellung machen kann, heißt es bei einem mechanischen Defekt: Finger weg, und zwar sofort! Setzt nämlich der Schreiblesekopf auf den Datenträger auf, sorgt jeder folgende Zugriff für weitere Beschädigung und damit zu mehr Datenverlust. In einem solchen Fall können nur Spezialisten eines Rettungslabors helfen. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Ursache bei einem plötzlich auftretenden Defekt nicht immer zweifelsfrei feststeht. Andererseits sollte man bei jedem ungewöhnlichen Geräusch den Computer sofort abschalten und abgeschaltet lassen. Wenn die Daten auf der Festplatte wirklich wichtig sind, sollten sie sicherheitshalber ins Labor. Hat man dagegen versehentlich mit dem Windows Explorer das falsche Laufwerk erwischt und formatiert, ist die Sache ebenso klar: Hier hilft ein Recovery-Tool.

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Nur rund 10 Euro kosten Adapter zum Anschluss einer internen Festplatte per USB.
© Hersteller

Nie auf die beschädigte Partition schreiben

Wenn feststeht, dass kein mechanischer Defekt vorliegt, kann man mit einer Software zur Datenrettung loslegen. Bei nur einer Partition bedeutet dies zwingend, von einem anderen Medium zu booten. An einem Desktop-PC lässt sich die Harddisk direkt anschließen, bei einem Notebook benötigt man einen USB-Adapter. Solche USB-HDD-Adapter gibt es im Internet inklusive Versand ab zehn Euro.

Bei kommerziellen Recovery-Tools, die das Booten von einem Notfall-Medium ermöglichen, erübrigt sich der Ausbau der Festplatte. Alle Software-Hersteller stellen Demo-Versionen zur Verfügung, welche zwar keine Daten retten, aber anzeigen, welche Daten sich von der Vollversion wiederherstellen lassen. Möchte man Daten von einem anderen Datenträger, also beispielsweise einer zweiten internen Festplatte, einem Flashspeicher oder einer externen USB-Platte retten, kann man die Windows-Software gleich auf der C-Partition installieren.

Datenrettung im Labor

Neben den Datenrettungslabors wirbt auch mancher Elektronikdiscounter mit solchen Services: So verspricht Saturn unter dem Slogan "Bezahlung nur bei Erfolg" zum sagenhaften Preis von 199 Euro. Ein genauer Blick verrät dann aber, dass die Wiederherstellung im Labor pauschal doch 899 Euro kostet - und zwar bei Kroll Ontrack. Die Datenklink verspricht "Deutschlands günstigste professionelle Datenrettung - garantiert!" Kein anderes Labor könne die Preise unterbieten, beteuert der Dienstleister auf seiner deutschen Webseite. Ansonsten bekomme der Kunde sein Geld zurück. Der Nachweis, dass ein anderer Dienst das eigene Datenrettungsproblem billiger hätte beheben können, kann ohnehin praktisch nicht geführt werden.

Einige Datenrettungslabore führen die Analyse kostenlos durch und berechnen nur die Wiederherstellung selbst. Hier gilt es, sich das genaue Analyseergebnis auflisten zu lassen. Schließlich macht eine Pauschalangabe wie "95 Prozent sind zu retten" wenig Sinn, wenn die entscheidenden Dokumenten oder Bilder am Ende aber fehlen. Deshalb machen konkrete Preisangaben aufgrund der völlig unterschiedlichen Schadensfälle wenig Sinn, viel zu sehr kommt es auf den konkreten Defekt an.

Backup, Daten, Medien, Wiederherstellung
Für 199 Euro gibt es keine Datenrettung im Labor, auch wenn dies die Werbung suggeriert.
© Hersteller

Die Praxis aber zeigt, dass Kosten um etwa 1000 Euro für die Datenrettung von einer defekten Festplatte im Labor realistisch sind. Vermeintliche Schnäppchen dienen meist als Lockangebote, am Ende bezahlt der Kunde doch für den tatsächlichen Aufwand. So sind die Labordienste kein billiges Vergnügen, besser sind die Vorsorge mit regelmäßigem Backup und einer kontinuierlichen Überwachung der Festplatte/n im Rechnersystem. Zum Schluss darf eine kurze Betrachtung der Datenrettung von SSD- und GPT-Festplatten nicht fehlen: Solid State Disks sind nicht nur weniger anfällig als herkömmliche Datenträger, sie gleichen bei der Datenwiederherstellung im Wesentlichen anderen Flashspeichern, stellen also keinerlei besondere Anforderungen dar. Noch wenig verbreitet sind Festplatten, die statt des traditionellen Master Boot Records mit der neuen GUID Partition Table (GPT) arbeiten. Doch selbst von GPT-Partitionen mit einer Größe von mehr als 2,2 TByte lassen sich Daten meist wiederherstellen.

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