Ratgeber: Mobil surfen

Browser für Smartphones

23.11.2012 von Wolf Hosbach

Die Browser-Hersteller gehen innovative Wege, um die Vorteile der mobilen Touchscreens voll auszureizen.

ca. 6:05 Min
Ratgeber
VG Wort Pixel
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Samsungs Galaxy Camera erinnert an ein Smartphone, wenn sie nicht im Aufnahmemodus ist.
© Samsung

Ein Smartphone ohne Internet ist wie eine Hochseeyacht auf dem Baggersee: schwerfällig, umständlich und letztendlich unnütz. Mit einer Daten-Flatrate gleitet es hingegen fröhlich durch die Weiten des Datenmeers und das mobile Rechengefährt beweist seine Geschwindigkeit und Wendigkeit.

Meist verwendet der Datensegler spezielle Apps, die auf die verschiedenen Einsatzreviere zugeschnitten sind: die Youtube-App für Youtube, die eBay-App für eBay und die Facebook-App für Facebook. Doch gelegentlich muss sich der Skipper auf hoher See ins offene Web bewegen und es bleibt ihm nichts anders übrig, als den Browser zu starten.

Das ist auf dem Handy ein zweifelhaftes Vergnügen, denn die Anzeige ist klein, die Schrift schlecht leserlich und die Eingabe der Webadresse auf der Minitastatur umständlich. Ältere Menschen greifen erst mal zur Lesebrille. Die kleinen Displays beschränken den Platz dabei auch noch sehr deutlich: Die Anzeige der Inhalte ist eng begrenzt und für Steuerungselemente wie Menüleisten ist eigentlich gar kein Platz. Doch die Browser-Hersteller haben verschiedene Strategien entwickelt, um diese Untiefen zu umschiffen.

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Beim Android-Browser wechselt der Anwender durch Hin- und Herflippen zwischen den verschieden Tabs.
© Hersteller/Archiv

Komplexe Webseiten, die nicht automatisch in die mobile Version wechseln, wie zum Beispiel www.tagesschau.de oder www.zeit.de, sind meist in mehrere parallele Spalten aufgeteilt: Navigation, Inhalte, weitere Inhalte, Werbung. Das ist auf dem Handy unübersichtlich. Die norwegischen Browser-Bauer von Opera waren die ersten, die vor vielen Jahren eine einfache Lösung präsentierten, die inzwischen in allen Browser im Einsatz ist: Das Heranzoomen und präzise Anpassen einer Spalte.

Mit einem Touchscreen tippt der Anwender einfach doppelt auf die Spalte, die er lesen möchte, und der Browser holt diese näher heran. Das machen alle Browser inzwischen so. Für das Verstecken der Menüleiste gibt es verschiedene Strategien. Jeder Browser braucht ein paar Grundfunktionen, wie den Zurück-Button zum Blättern, ein paar Lesezeichen und mehrere Tabs, zwischen denen er hin- und herwechseln möchte.

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Veraltete Lösungen bieten Opera oder Safari, indem sie eine kleine, starre Buttonleiste unten oder oben einblenden, die mit den wenigen wichtigen Funktionen aufwarten. Den Rest gibt es im Menü oder bei Safari - noch umständlicher - in den Einstellungen des Betriebssystems. Sehr viel intelligenter zeigen sich Firefox, Chrome und der Android-Browser 4.x. Denn hier sind die Funktionen mit der kompletten Leiste versteckt.

Eine wichtige Hilfe sind Dienste für die Synchronisation der Lesezeichen zwischen den verschiedenen Geräten und dem PC. Dann kann der Anwender seine Seiten komfortabel am PC anwählen, als Lesezeichen speichern und dann mit den Mobilen abgleichen.

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Der Ringmark-Test von Facebook misst die Performance speziell von mobilen Browsern (im Bild: iPhone iOS 6).
© Hersteller/Archiv

Ein wichtiges Kriterium für die Qualität eines Browsers ist, wie gut er moderne Webseiten darstellen kann, insbesondere HTML 5 und Ajax sind unabdingbare Begleiter des Websurfers geworden. Viele Videoseiten setzten beispielsweise HTML 5 ein, um Videos abzuspielen und vor allem um Flash zu ersetzen. Seit Adobe vor ein paar Jahren versucht hat, eine mobile Oberfläche auf Basis von Flash in den Handy-Markt zu drücken, ist Flash bei den Herstellern als Middleware verpönt.

Kein Wunder, denn eine Middleware setzt sich zwischen das Betriebssystem und den Anwender und übernimmt die Kontrolle - das mag kein Hersteller. Beim iPhone gibt es gar kein Flash mehr, beim Android nur in älteren Versionen (vor August 2012), lässt sich aber nachinstallieren.

Android 2.3.5

Der Android-Browser (auch Stock genannt) bietet nicht viel mehr als die Grundfunktionen. Er springt automatisch in die richtige Spaltenbreite, ein Doppelklick zoomt den gewünschten Artikel heran. Wenn der Anwender die Seite mit zwei Fingern kleiner zoomt, erscheinen die anderen geöffneten Tabs hinter der aktuellen Seite. So lässt sich gut dazwischen hin- und herwechseln. Die Favoriten sind nur über das Menü zu erreichen, das sich umständlich über den Menü-Button der Hardware öffnet.

Dann erscheint aber sehr schön eine bebilderte Kurzvorschau der Lesezeichen und weitere Buttons für häufig verwendete Seiten. Der Browser bietet viele Einstellungsmöglichkeiten, zum Beispiel um Cookies und Verlauf zu löschen. Flash und Ajax liefen ohne Probleme, aber leider stürzte der Browser beim Ringmark-Performance-Test ab. Eine Besonderheit ist ein RSS-Button neben der URL-Eingabe, der zum Google Reader führt.

Android 4.0.3/4.0.4

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Gut versteckt: Firefox zeigt das Menü (Meistbesucht, Lesezeichen, Chronik) erst an, wenn der Anwender eine URL eingibt.
© Hersteller/Archiv

Der Nachfolger bei Android 4.0.x hat die oben geschilderte Menü-Problematik mit einer versenkbaren Menüleiste gelöst. Die findet sich am unteren Rand des Displays und ist mit einem kleinen Schieber angedeutet. Zieht der Anwender diesen nach oben, findet er Favoriten, Tabs und den Zurück-Knopf.

Diese Leiste ist auch bei der Adresseingabe praktisch oberhalb der Tastatur sichtbar - eine deutliche Verbesserung. Dafür gibt es den RSS-Button nicht mehr, stattdessen, die Anzahl der geöffneten Tabs. Klickt der Anwender darauf, so erscheint die Tabs-Übersicht. Ringmark läuft nun auch mit hoher Performance.

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Der Statistikdienst Netmarket Share (www.netmarketshare.com) vegleicht die Marktverteilung der mobilen Browser. Safari hat im September 2012 einen überragend deutlichen Vorsprung.
© Hersteller/Archiv

Chrome 18

Auf Android-4.0.x-Geräten gibt es noch eine Doppelexistenz zwischen dem Android-Stock-Browser und Chrome 18. Ab Android 4.1 (Jelly Bean) wird es von Google nur noch Chrome geben, allerdings haben einige Hersteller angekündigt, auf der Basis von Stock eigene Browser weiterzuführen (Samsung und HTC). Chrome hat einen guten Namen und ist relativ schnell, wobei in unserem Test Stock 4.0.4 im Ringmark-Test schneller abgeschnitten hat.

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Vom Sicherheitsaspekt her gesehen bringt Chrome mit seiner Sandbox einen deutlichen Gewinn. Das Chrome-Erscheinungsbild ist etwas anders, die Tabs flippen nicht, wenn der Anwender die aktuelle Seite verkleinert, sondern er schiebt den angezeigten Internetauftritt einfach beiseite.

Das Menü erscheint, wenn man den Finger vom unteren Rand her kommend, nach oben schiebt. Sehr schöne Sonderfunktionen sind die Anonym-Browsen-Tabs (Incognito), die sich mit einem Klick öffnen lassen. Der Anwender hat die Möglichkeit, Desktop-Versionen von Seiten anzufordern, die oft mehr Möglichkeiten bieten (zum Beispiel bei mtv.de).

Firefox 14.0.1

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Wir haben die Performance mit dem Ringmark-Test (rng.io) von Facebook geprüft, der speziell auf mobile Browser zugeschnitten ist.
© Hersteller/Archiv

Wer Firefox vom PC her kennt und erwartet, diesen auf seinem Mobile wiederzuerkennen, wird enttäuscht sein, denn auch Mozilla kann den gordischen Browser-Knoten nicht zerschlagen: Das kleine Display verhindert die übersichtliche Darstellung vieler wichtiger Funktionen. Dennoch geht der mobile Firefox einen anderen Weg, als die Konkurrenten. Er zeigt eine kombinierte Eingabeleiste, sobald der Anwender in das URL-Feld tippt.

Dann blendet Mozilla auch die Chronik, die Lesezeichen und die meistbesuchten Seiten an. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, zu dem der Anwender diese Funktionen auch benötigt. Zwischen den Tabs wechselt der Anwender über einen kleinen Button, der die Anzahl der geöffneten Reiter anzeigt. Schöner ist die Android-Lösung, die Tabs zu verschieben. Eine Besonderheit ist, dass Seiten sich als PDF speichern lassen. Der Anwender findet auch eine Sync-Funktion für Favoriten.

Opera mini 7.5

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HTML5Test.com zeigt zudem, wie gut die Browser mit diesem gerade fürs Mobile wichtigen Standard umgehen können.
© Hersteller/Archiv

Opera wählt für seine beiden Surfprogramme das klassische Browser-Outfit mit einer immer präsenten Button-Leiste am unteren Display-Rand: vor, zurück, geöffnete Tabs und der bekannte Opera-Menü-Button für weitere Funktionen. Die Mini-Variante ist mit einem Opera-Web-Dienst verknüpft, der die Seiten vorkomprimiert und Bilder zum Beispiel in ein stark reduziertes JPG-Format herunterrechnet. Außerdem kann der Anwender die Anzeige von Bildern komplett unterdrücken.

Das ist ideal für Anwender, die sich aktuell mit einer schlechten oder teuren Verbindung begnügen müssen. Ansonsten ist der Mini technisch eher veraltet, den Ringmark-Test schaffte er nicht, HTML 5 mag er gar nicht und bei interaktiven Ajax-Seiten kam es im Test zu Problemen. Opera Mini ist eher eine Notlösung, allerdings eine gute.

Opera Mobile 12

Im Gegensatz zum Mini ist Opera Mobile deutlich weiter entwickelt und bringt, was die Standards anbelangt, die von Opera gewohnte Leistung. Der Ringmark-Performance-Test fällt etwas schwach aus. Ajax und Flash stellten keine Probleme dar. Opera zeigt wie auch Firefox Flash nur nach einem Klick an, was für den mobilen Betrieb durchaus sinnvoll ist. Durch die im Opera Mini beschriebene Button-Leiste ähnelt der Opera Mobile am ehesten seiner Schwester auf dem PC.

Safari iOS 6.0

Auch Apple hat sich entschieden, im mobilen Browser eine statische, immer sichtbare Funktionsleiste anzuzeigen. Als einziger Browser blendet er neben der URL-Eingabe ein Suchfenster ein, das zu Google führt. Zwischen den Tabs wechselt der Anwender durch fast nahtloses Hin- und Herschieben der Seiten. Ärgerlich ist, dass der Anwender seine Browser-Optionen über die Betriebssystem-Einstellungen ändern muss. Dort kann er beispielsweise privates Surfen oder einen Sync-Dienst über iCloud aktivieren.

Fazit

Das ideale Konzept für mobile Browser auf kleinstem Display-Raum gibt es immer noch nicht. Dafür gibt es deutliche Unterschiede in der Bedienung und integrierten Funktionalität. Am besten gefielen uns Chrome und Firefox, die derzeit am innovativsten wirken. Opera Mini darf ebenfalls nicht fehlen, falls der Anwender in finanzielle oder netzstrukturelle Datenenge gerät.

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