So funktioniert HTTP/2
Zahlreiche Verbesserungen des Kommunikationsablaufs in HTTP/2 sorgen für eine deutlich besseres Anwendungserlebnis beim Surfen. Inspiration für HTTP/2 lieferte Googles schnelles SPDY-Protokoll. Die Hauptentwickler von SPDY, Mike Belshe und Roberto Peon, waren von Anfang an federführen...
Zahlreiche Verbesserungen des Kommunikationsablaufs in HTTP/2 sorgen für eine deutlich besseres Anwendungserlebnis beim Surfen. Inspiration für HTTP/2 lieferte Googles schnelles SPDY-Protokoll. Die Hauptentwickler von SPDY, Mike Belshe und Roberto Peon, waren von Anfang an federführend an der Entstehung von HTTP/2 beteiligt. Google hat sich inzwischen sogar entschieden, SPDY zu Gunsten von HTTP/2 aufzugeben. In HTTP/1.1 geht jede HTTP-Anfrage von dem Browser aus; der Webserver liefert keine Daten auf Verdacht, aus freien Stücken.
Dieses Verhalten verzögert den Seitenaufbau: Während der Browser die bereitgestellte Webseite empfängt und auswertet, um die noch benötigten Ressourcen zu ermitteln, dreht der Webserver Däumchen. In HTTP/2 kann der Webserver selbst ermitteln, welche Datenbestände zusammengehören und diese aus Eigeninitiative in den Browser-Cache übertragen, ohne erst auf eine formale Aufforderung zu warten. Diese Vorgehensweise kann den Seitenaufbau durch das Eliminieren unnötiger Wartezeiten erheblich beschleunigen.

In HTTP/2 lassen sich mehrere Anfragen und mehrere Seitenbestände im Multiplexing-Verfahren zusammenführen und werden über eine einzige, persistente Verbindung übertragen; dadurch entfällt die Notwendigkeit, den Aufbau der Kommunikation für jedes Seitenelement erneut zu verhandeln. Multiplexing reduziert die Anzahl der benötigten Verbindungen auf eine pro Webseite und führt zu einer besseren Auslastung der Bandbreite.
In HTTP/1.1 wurden alle Header, einschließlich Cookies, für jedes Objekt einzeln und stets unkomprimiert im Klartext übertragen. In HTTP/2 werden alle Header in einem Block zusammengefasst, zur Vermeidung von Redundanzen dedupliziert, mit einem Verfahren namens HPACK komprimiert, nach dem Übertragen ausgepackt und ausgewertet. Zu den wichtigsten Vorzügen von HTTP/2 zählt außerdem die Umstellung auf ein Binärformat. Die resultierenden Datenpakete lassen sich nicht nur einfacher verarbeiten, sondern sind nebenbei noch etwas kompakter.
Webbrowser mit Unterstützung für HTTP/2 schalten auf dieses Protokoll automatisch um, sofern die Gegenstelle - der jeweilige Webserver - diese Möglichkeit anbietet. (Bis vor Kurzem musste der Endbenutzer das HTTP/2-Protokoll in seinem Webbrowser noch explizit aktivieren.)
Die Unterstützung von SPDY und NPN (Next Protocol Negotiation), einer Erweiterung von TLS (Transport Layer Security), in Chrome möchte Google zum 15. Mai 2016 aufgeben. Webseiten, welche SPDY benutzen, werden dann nach dem automatischen Update von Chrome in diesem Webbrowser nur noch via HTTP/1.1 oder HTTP/2 verfügbar sein. Anstelle von NPN nutzt Chrome die ALPN-Erweiterung (Application-Layer Protocol Negotiation). Microsoft hat die Umstellung von SPDY auf HTTP/2 in Edge bereits vollzogen. Die Mozilla Foundation möchte sich zu den eigenen Plänen für Firefox noch nicht äußern.