iPhone X vs. iPhone 8 Plus: Kameras im Labor-Test
Mehr zum Thema: AppleApple iPhone 8 Plus und iPhone X: Mit der neuen iPhone-Generation verkündet Apple eine deutliche Weiterentwicklung der Kamera.

- iPhone X vs. iPhone 8 Plus: Kameras im Labor-Test
- iPhone X vs. iPhone 8 Plus: Bildqualität und Fazit
Ab 909 Euro ist das Apple iPhone 8 Plus zu haben, in Glas gehüllt und im Gegensatz zum iPhone 8 gleich mit zwei Kameras ausgestattet: Mit 4 und 6,6 mm Brennweite (29 und 57 mm KB-Äquiv.) bewegt man sich im üblichen Rahmen der Smartphone-Ausstattung. Wie die meisten H...
Ab 909 Euro ist das Apple iPhone 8 Plus zu haben, in Glas gehüllt und im Gegensatz zum iPhone 8 gleich mit zwei Kameras ausgestattet: Mit 4 und 6,6 mm Brennweite (29 und 57 mm KB-Äquiv.) bewegt man sich im üblichen Rahmen der Smartphone-Ausstattung. Wie die meisten Hersteller verwendet Apple einen kleineren Sensor mit kleineren Pixeln für die längere Brennweite – bei gleicher Sensorgröße wäre das Verhältnis der echten Brennweiten gleich dem der umgerechneten. Das Weitwinkel ist mit Lichtstärke f1,8 auf Standardniveau, die als Tele verkaufte Normalbrennweite gehört mit f2,8 im Smartphone-Umfeld eher zu den lichtschwachen.
Wer noch etwas drauflegt, bekommt für 1.079 Euro das iPhone 8 Plus mit 256 statt spärlicher 64 GB Speicherplatz – Speicherkarten akzeptieren iPhones generell nicht. Oder man gönnt sich gleich das brandneue iPhone X für einen vergleichsweise moderaten Aufpreis von 70 Euro – aber mit nur 64 GB. Apples Topmodell iPhone X mit 256 GB Speicherplatz kostet satte 1.319 Euro.
Lässt man den Speicherplatz außen vor, liegt der Aufpreis zum iPhone X bei 240 Euro. Dafür bekommen Fotografen eine verbesserte Normalbrennweite: Das Weitwinkel hat weiterhin 4 mm bei Lichtstärke f1,8. Das zweite Objektiv bietet eine Brennweite von 6 mm (52 mm KB-Äquiv.) und eine auf f2,4 verbesserte Lichtstärke. Hinzu kommt,dass die Weitwinkelobjektive bei beiden iPhones einen optischen Bildstabilisator haben, aber die zweite Optik nur beim iPhone X auch entsprechend ausgestattet ist.
Das iPhone X überrascht zudem mit einer neuen Bedienphilosophie: Die Home-Taste verschwindet. Stattdessen deckt das Display die gesamte Front ab und bietet damit eine größere Fläche: 5,8 Zoll misst der Bildschirm – und doch ist das iPhone X nur unwesentlich größer als das mit nur einer Linse ausgestattete iPhone 8. Für das Entsperren des deutlich helleren und höher auflösenden Bildschirms setzt Apple auf Gesichtserkennung – es steckt also eine ganze Menge Technik drin, die Fotografen aber wohl nur am Rande bewegt.

Beide iPhones verheißen dank der zwei Linsen in erster Linie noch mehr kreative Freiheit, denn mit den zwei Bildern der beiden Optiken kann man die beliebte Hintergrundunschärfe hineinrechnen, aber anschließend auch wieder herausnehmen. Dabei greift die Software auf die Aufnahme der Normalbrennweite zu und verwendet das Weitwinkel für die Tiefeninformation. Wer ganz genau hinsieht, erkennt die etwas reduzierte Schärfe auch in den Bildbereichen, die eigentlich scharf sein sollen. Schwierigkeiten bekommt die App mit feinen Haarstrukturen, die einfach in der Unschärfe verschwimmen, was teilweise richtig unschön aussieht.
Apple speichert die Bilder in einem neuen Format mit weniger Platzbedarf. Alle Bildveränderungen werden als Information hinzugefügt. Es gibt keine redundanten Daten. Klingt klasse – bis man den Apple-Mikrokosmos verlässt.
Apple Kamera-App
Vollautomatik ist bei Apple Trumpf: Hier gibt es keine Möglichkeit, ISO oder Belichtungszeit frei zu wählen; immerhin kann man den Blitz und die HDR-Funktion ein- oder ausschalten. Hinzu kommen Filter und ein Porträtmodus, der auch Beleuchtungseffekte mitbringt.
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Neu ist die Live-Funktion, mit der iPhone 8 und X zum Bild eine 3 s lange Bildreihe festhalten. Da das iPhone in einer Art Dauermodus arbeitet, beginnt die gespeicherte Sequenz gut eine Sekunde vor dem Auslösen. Die App zeigt ein einziges Foto. Was dahintersteckt, merkt man erst beim Wechsel zur Bildbearbeitung.

Streicht man das Bild nach oben, kann man aus der Aufnahme eine Endlosschleife erstellen. Dabei generiert Apple allerdings ein Video mit mickriger Auflösung von 1.280 x 960 Pixeln im MOV-Format. Das Original bleibt als HEIF-Foto (.heic) erhalten, das die ganze Sequenz zum Bild beinhaltet. So ist der Fotograf nicht an das automatisch ausgewählte Bild gebunden, sondern kann aus 60 Einzelbildern auswählen – da wird schon eins dabei sein, auf dem das Modell die Augen offen hat.
Der Export orientiert sich immer an dieser Schlüsseldatei, deren Auflösung mit 4.032 x 3.024 Pixeln der Original-CMOS-Auflösung entspricht. Zudem kann man aus den Bildern eine Langzeitbelichtung generieren – dann sinkt die Auflösung auf 3.589 x 2.688 Pixel.

Nutzer, die auf die Apple-Automatik setzen, werden mit der Bedienung gut zurechtkommen. Lediglich die fummelige und nur schwer treffsicher bedienbare Belichtungskorrektur wird zum Glücksspiel und bedarf häufig eines zweiten Anlaufs.
Tuning per App
Wer selber in die Aufnahmeparameter eingreifen will, ist bei Apple falsch: Die Apple-App bietet weder einen Pro-Modus mit manuellen Einstellungen noch ein RAW-Format. Nutzer mit Ambitionen brauchen zum „echten“ Fotografieren eine alternative Kamera-App – zum Beispiel ProCamera oder Lightroom. Erstere speichert wahlweise im HEIF-, JPEG- und/oder RAW-Format; Lightroom arbeitet lediglich mit JPEG und RAW. Beide Apps bieten manuellen Zugriff auf ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit sowie auf den Weißabgleich. Auch die Belichtungskorrektur klappt einwandfrei und, anders als bei Apples Kamera-App, auch wie gewohnt in Blendenstufen.

Bei ProCamera lassen sich für Belichtungsautomatik und Autofokus separate Messpunkte setzen. Dazu kommen ein Histogramm für die Helligkeitskontrolle und eine Tiltanzeige für die Fotoausrichtung. Lightroom bietet zudem eine Zebrafunktion als Hilfe für die Belichtung und die Option, den Schärfepunkt manuell festzulegen – was Lightroom sogar noch mit einer Peakinganzeige unterstützt.
Beide Apps greifen auf beide Objektive zu. Der Fotograf entscheidet selbst, welche er nutzt – was er leider bei der Apple-App nicht kann: Denn diese wechselt bei beiden iPhones bei nach-lassender Helligkeit eigenmächtig und ohne Ankündigung von der Normal- zur Weitwinkel-Optik. Außerdem liefern beide Fremd-Apps mit beiden Brennweiten RAW-Bilder.
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Alles keine Selbstverständlichkeit: Das Samsung Note 8 sperrt beispielsweise die längere Brennweite im Pro-Modus für RAW-Bilder wie auch Fremd-Apps. Für die Messungen in unserem Testlabor, die stets RAW-Fotos voraussetzen, haben wir die Lightroom-App verwendet.
Kurz-Exkurs: Das HEIF-Bildformat
Wenn Apple mal eben das allgegenwärtige und allgemein lesbare JPEG-Format in Rente schickt, darf der Anwender die Suppe auslöffeln. Auf dem iPhone wird mit der Original-App nur noch im HEIF-Format gespeichert. Dieses Kompressionsverfahren legt bei identischer Bildgröße 40 Prozent weniger Daten ab. Zudem speichert HEIF auch Bildsequenzen, also mehrere aufeinanderfolgende Bilder – echt smart.
Der Haken dabei ist die mangelnde Kompatibilität mit anderen Geräten. Für die Windows-Plattform haben wir keine Anwendung gefunden, die HEIF-Bilder sichtbar macht, was auch für Android-Geräte gilt. Zwar schreibt Apple beim Export die Bilder wieder ins JPEG-Format um, doch das dauert: Für 100 Bilder muss man da schon gut eine halbe Stunde Geduld aufbringen.
An Mac-Computern übernimmt die Foto-App das Anzeigen der HEIF-Bilder, insofern klappt dies hier etwas flüssiger. Doch will man die Bilder dann auf ein anderes Laufwerk ziehen, startet das zähe Umschreiben ins JPEG. Die Suppe für das innovative, aber derzeit kaum kompatible Bildformat löffelt man also aus, sobald die Bilder aus der kleinen iPhone-Welt heraus sollen. Wir empfehlen deswegen, lieber auf die Apple-App zu verzichten und Fremd-Apps zu nutzen.
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