Anthem im Test: Halo sagt nur kurz mal Hallo
Die Entwickler von Bioware (Mass Effect) präsentieren mit Anthem einen Online-Koop-Shooter. Ob der etwas taugt, das klären wir im Test.

Den Namen Bioware brachte man bislang am ehesten mit Rollenspielen wie Mass Effect oder Baldur’s Gate in Verbindung. Weniger mit Shootern und erst recht nicht mit einem Online-Shooter. Doch genau das ist Anthem, das neueste Werk von Bioware. Ob dieses etwas taugt? Im Test werden wir es erfahren.An...
Den Namen Bioware brachte man bislang am ehesten mit Rollenspielen wie Mass Effect oder Baldur’s Gate in Verbindung. Weniger mit Shootern und erst recht nicht mit einem Online-Shooter. Doch genau das ist Anthem, das neueste Werk von Bioware. Ob dieses etwas taugt? Im Test werden wir es erfahren.
Anthem für PS4 im Test: Hat da jemand Halo gesagt?
Wer Anthem das erste Mal startet, der könnte sich in einem anderen Spiel vermuten – Halo. Denn genau wie der Microsoft-Shooter setzt Anthem auf ein Science-Fiction-Setting. Und was passiert da? Die Spielwelt „Bastion“ ist bedroht. Und zwar von den fiesen Schergen des Dominion unter Führung des fiesen „Monitor“. Und wir müssen als Freelancer alles dafür tun, damit unsere Welt nicht untergeht. Damit wir nicht ganz ohne Feuerkraft losziehen müssen, werden wir in einen sogenannten Javelin verfrachtet, quasi ein übergroßes Exoskelett mit ordentlich Feuerkraft unterm Alu-Hintern.
Hinsichtlich der Story erwartet uns also das Altbekannte „Gut“ gegen „Böse“ in sehr schicker Optik. Zwar gibt es eine rund 20-stündige Kampagne, diese krankt aber an allen Ecken und Kanten – durchaus untypisch für ein Bioware-Spiel. Was fehlt besonders? Unser Einfluss auf das Geschehen. Denn im Prinzip spielen wir nur einen Laufburschen für die herrschende Klasse. Oder wir sammeln Waffen auf. In der wirklich riesigen Spielwelt. Diese dürfen wir allerdings nicht frei betreten, sondern starten Missionen aus dem sogenannten Fort Tarsis. Hier finden wir nicht nur Auftraggeber und diverse andere Ansprechpartner, sondern auch die Schmiede, um unsere Waffen aufzumotzen. Schade: Die Ladezeiten (auf PS4) sind wirklich extrem lang und Fort Tarsis wirkt wie schmückendes Beiwerk, wie eine Kulisse.

Anthem für PS4 im Test: Fortschritt ist alles
Hochgradig motivierend fallen indes die Aufrüstmöglichkeiten aus. Insgesamt können wir 30 Levelstufen freischalten und somit zahllose neue Fertigkeiten für unseren Javelin. Dabei wird in vier Klassen unterschieden. Der Ranger ist da die Standardklasse und trägt ein Maschinengewehr mit sich herum. Der Colossus ist der Tank, der Storm arbeitet mit Elementarkräften, ist also der Quasi-Magier und der Interceptor hat sich primär auf den Nahkampf spezialisiert.
Alle vier Javelin-Klassen schalten wir im Laufe des Spiels frei, sie sind auf jeden Fall einen Blick wert. Denn der Spielstil unterscheidet sich teilweise massiv voneinander und bringt Abwechslung ins Game. Gut: Es gibt zwar digitale Güter für echtes Geld zu kaufen, diese Objekte sind allerdings nur zur Zierde und wirken sich nicht auf das Gameplay aus.

Anthem für PS4 im Test: Kooperation ist wichtig
Nun, was ist Anthem eigentlich? Ein Singleplayer-Shooter? Ein Multiplayer-Shooter? Nein. Wir nennen das Spiel ganz profan einen Koop-Shooter. Denn zwar könnten wir auch ganz allein in den Kampf um Bastion ziehen, dann wird’s aber reichlich schwierig. Einfacher haben wir es, wenn wir im Team kämpfen. Da sammeln wir mehr Erfahrungspunkte und profitieren von Möglichkeiten zur Wiederbelebung. Darauf müssen wir im Alleingang verzichten. Schön: für Einzelgänger ist Anthem zwar eine harte Nuss, aber nie unfair. Für schüchterne Menschen sei gesagt: Die Anweisungen in den Missionen sind so klar und eindeutig, dass eine Teamabsprache via Mikrofon in den meisten Fällen entfallen kann. Somit ist es kein Problem, mit zufällig zusammengewürfelten Teams auf die Jagd zu gehen.
Anthem für PS4 im Test: Fazit
Prinzipiell präsentieren Bioware und EA mit Anthem einen ordentlichen Koop-Shooter. Die Javelins heben das Spiel wohlwollend von Apex Legends und Co. ab. Dennoch dürfte es Anthem gegen die aktuelle Battle-Royale-Hype schwer haben, auf Dauer Fuß zu fassen. Hinzu kommt die Abwechslungsarmut. Nach 20 Stunden Kampagne bleibt kaum mehr etwas zu tun. Zudem läuft auch technisch noch nicht alles rund. Daran änderte auch der rund 5 GB große Day-One-Patch nur wenig. Bioware hat mit Anthem ein Spiel geschaffen, das noch lange begleitet, optimiert und ausgebaut werden muss – wenn denn die Spieler mitziehen und Anthem treu bleiben.