Test gut, alles gut
Wer beherrscht HbbTV?
Steht nicht nur HbbTV drauf, sondern ist HbbTV auch drin? Die Test-Suite für den neuartigen Internet-Service soll dem Käufer ab Ende September Klarheit bringen, welche Web-Dienste Fernseher und Set-Top-Boxen tatsächlich beherrschen.
- Wer beherrscht HbbTV?
- Interview: Klaus Merkel
- Interview: Volker Blume

Zuweilen lassen sich die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in puncto Innovationen durchaus Zeit. So hat es beim Thema HDTV eine ganze Weile gedauert, bis sie endlich auf den Zug aufgesprungen sind.
Ganz anders ist dies jedoch mit HbbTV: Seit der IFA 2010 übertragen ARD und ZDF im Regelbetrieb Programm begleitende Informationen, die man mit entsprechend ausgestatteten Fernsehern oder Set-Top-Boxen aus dem Internet auf den Schirm holen kann. "Hybrid Broadcast Broadband TV" (HbbTV) nennt sich das pfiffige Konzept, auf das nun auch die Privatsender aufspringen.
Ähnlich begeistert geben sich die Hersteller. Bereits 2009 präsentierten einige von ihnen TV-Boxen und Fernseher, die HbbTV beherrschen sollten. Wer auf den roten Knopf der Fernbedienung drückte ("Red-Button-Funktion"), hat attraktiv gestaltete Informationstafeln auf den Schirm zitiert: Oder man konnte Sendungen in den Mediatheken der Programmanbieter aufrufen. Seitdem zählt HbbTV zu den Highlights der TV-Szene.
Feine Unterschiede
Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass nicht immer HbbTV startet, wenn man bei angeblichen HbbTV-Geräten das rote Knöpfchen drückt. Statt aktueller, Programm begleitender Infos erhält man etwa ausschließlich die Mediathek.
Und auch das Symbol für den entsprechenden roten Knopf erscheint nicht auf dem Schirm, wenn man auf einen öffentlich-rechtlichen Sender schaltet. Dieser soll anzeigen, dass HbbTV-Infos übertragen werden und abrufbereit sind. Dennoch behaupten solche Hersteller, sie unterstützten HbbTV.
Mit ein Grund für die Verwirrung sind sich überschneidende Entwicklungen. So haben seit 2008 die sogenannten Internet-Portale nach und nach Fernseher und TV-Boxen erobert. Die meisten Hersteller verfolgten damals jedoch eigene, proprietäre Konzepte, die mit HbbTV nur wenig zu tun hatten.
Etwa zeitgleich begann sich die offene HbbTV-Plattform zu entwickeln, indem sich namhafte Hersteller zum "HbbTV-Konsortium" zusammenschlossen. Mitte 2010 wurden die genauen Spezifikationen verabschiedet. Auf diese Weise sind zwei Internet-Lager entstanden: die HbbTV-Anhänger und solche, die gern ihr eigenes Süppchen kochen.
Ein früher Vorreiter in Sachen HbbTV war Philips. Das im Jahr 2009 vorgestellte Portal Net TV baute daTest mals schon komplett auf den HbbTV-Vorgaben auf - zumindest auf einem Gutteil von ihnen. Seitdem steht Net TV allen Service-Anbietern offen, solange deren Programmierungen den HbbTV-Spezifikationen entsprechen.

Ein löbliches und an sich zukunftssicheres Konzept. Allerdings: Erst die neuen Fernseher dieses Jahres sind voll HbbTV-kompatibel, während bei den früheren Modellen bestimmte Services außen vor bleiben müssen: Hierzu zählt etwa der Aufruf der Programm begleitenden Infos. Die Mediatheken wiederum stellen kein Problem dar.
Philips sprach bei diesen früheren Modellen daher nicht von HbbTV-"Konformität", sondern von HbbTV-"Funktionen" - ein feiner Unterschied, dessen Auswirkungen für den Kunden damals kaum zu überblicken waren.
Dass es auch anders geht, zeigen etwa die Hersteller Humax und VideoWeb, die sich ebenfalls früh zu HbbTV bekannten. Deren Boxen integrierten gleich zum Marktstart einen solch großen Teil der Spezifikationen, dass sie bis heute mit den HbbTV-Anwendungen mithalten können. Das gilt auch für später auf den Plan gekommene TV-Hersteller wie Loewe, Sony oder Samsung.
Dennoch stellt sich auch bei ihnen die Frage: Wie HbbTV-kompatibel sind die Boxen und Fernseher wirklich?