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Das gemischte Doppel

Test: HD-DVD/Blu-Ray-Player

Der weltweit erste Kombinationsplayer aus Blu-ray und HD-DVD nennt sich BH100 und kommt von LG. Kann er den Formatkrieg beenden?

Autoren: Redaktion pcmagazin und Roland Seibt • 14.12.2007 • ca. 4:00 Min

Test: HD-DVD/Blu-Ray-Player
Test: HD-DVD/Blu-Ray-Player
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Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass beim Streit der HD-Medien auf absehbare Zeit keiner der Kontrahenten den anderen komplett verdrängen könne. Erst wenn es Kombiplayer gäbe, die wirklich jeden Film abspielen, den es in High Definition zu kaufen gibt, würden die Konsumenten von der Zuk...

Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass beim Streit der HD-Medien auf absehbare Zeit keiner der Kontrahenten den anderen komplett verdrängen könne. Erst wenn es Kombiplayer gäbe, die wirklich jeden Film abspielen, den es in High Definition zu kaufen gibt, würden die Konsumenten von der Zukunftssicherheit überzeugt sein und massenweise zugreifen. Nun - dieser Player ist jetzt da, und der Markt wird zeigen, ob eine Kombination der Standards die Lösung ist. Mit stolzen 1.600 Euro ist er nämlich deutlich teurer als der Kauf einer Playstation 3 (Blu-ray) plus des kleinen Toshiba HD-E1 (HD-DVD), wobei diese Geräte als stärkste Geschütze im Systemkrieg extrem subventioniert sind und eigentlich weit über das Doppelte kosten müssten.

LG hat kein wirkliches Interesse daran, dem Kunden Geld zu schenken, und somit ist der BH100 knallhart kalkuliert. Er wurde als Erster seiner Art als Blu-ray-Player konzipiert, dem zusätzlich mit möglichst geringer Investition das Abspielen von HD-DVDs beigebracht wurde. Die Codecs für Bild und Ton sind ja bei beiden Formaten schließlich ähnlich, und den Hauptunterschied, also die größere Fokussierungstiefe des Lasers, hat ein Laufwerk mit an Bord, wenn es normale DVDs abspielen will. Im Detail gibt es eine Menge weiterer Spezifikationshürden, die LG jedoch erfolgreich gemeistert hat, denn der BH100 spielt problemlos die Filme beider Formate ab.

Test: HD-DVD/Blu-Ray-Player
Der Player erzeugt eigene Bildschirmeinblendungen, über die sich Titel, Szene, Untertitel und Tonformat auswählen lassen
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Blu-ray-Disc

Die Blu-ray-Disc ist die Königsdisziplin des BH100. Das sehr gut verarbeitete Gerät, dessen Lüftergeräusche sich unter den unauffälligsten aller HD-Player bewegen, benötigt nur 42 Sekunden, um aus dem Standby heraus eine DVD abzuspielen - das ist Rekord. Obendrein ist das Gerät mit kaum messbaren 0,1 Watt Verbrauch extrem umweltfreundlich, und die hübsch beleuchteten Sensortasten an der Geräteoberseite geben die Laufwerkslade mit einem nett klingenden "Pling" frei - sehr edel.

Bei einer Blu-ray-Disc dauert der Ladevorgang ungleich länger, doch wird man mit einer Verarbeitungsgeschwindigkeit von BD-Java- Menüs belohnt, die die unlängst getesteten Player von Pioneer und Sony blass aussehen lässt. Unser Referenzfilm "Fluch der Karibik" dessen "Schurken-der-Meere" -Modus bei den Mitbewerbern unsäglich zähe, bis zu sechssekündige Wartezeiten auf einen Tastendruck mit sich brachte, läuft auf dem LG mit selten über einer Sekunde Verarbeitungszeit erheblich flüssiger.

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Daten & Messwerte
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Selbst das Sahnehäubchen der Bildverarbeitung, mit dem die Blu-ray-Front gegen die ersten HD-DVD- Player wettert, wurde in den BH100 eingebaut: die HDMI-Filmausgabe im Kino-Originalformat 1080p24, also ohne Pulldown- Ruckeln. Von LG wird darüber jedoch kein so großes marketingtechnisches Brimborium wie von anderen Herstellern mit 24p-Playern veranstaltet. Die Bildeinstellung "1080p" bedeutet einfach 1080p24. 60 Hertz gibt es sinnvollerweise nur interlaced.

So kommt das Bild einer Blu-ray-Disc dann auch in einer bemerkenswerten Schärfe und mit eleganten Bewegungen auf kompatible Bildschirme - jedenfalls über HDMI, denn den Komponentenausgang sollte man aufgrund des abfallenden Videofrequenzgangs nicht bemühen.

Interaktivität und Bild sind also top, beim Ton müssen jedoch Abstriche gemacht werden. LG hat sich auf den analogen 5.1-Ausgang konzentriert und die qualitativ hochwertigere Audioübertragung über HDMI vernachlässigt. So ist hier neben klassischem Dolby Digital und dts nur PCM Stereo möglich. Selbst die häufig verwendeten, qualitativ überragenden unkomprimierten 5.1-Tonspuren aktueller Blu-ray-Hits werden digital lediglich stereophon transportiert - ein klarer Nachteil gegenüber anderen Geräten. Immerhin klappt die Ausgabe der PCM-Tonspuren über den 5.1- Analogausgang.

HD-DVD

Um jede HD-DVD auf einer Blu-ray-Hardware lauffähig zu machen, ist LG einige technische Kompromisse eingegangen. So erfüllt der BH-100 nicht alle Mindestanforderungen, die ein echter HD-DVDPlayer bieten muss, um das offizielle Logo tragen zu dürfen. Hierzu zählen der Internetzugang für Updates und Bonusfeatures genauso wie die Menüinteraktivität in der Norm HDi und die vollständige Dekodierung von Dolby Digital Plus und TrueHD in mindestens 5.1 Kanälen. Letzteres gelingt nicht einmal im Kernformat, sondern leider nur in Stereo.

Ein "HD-DVD"-Logo ist also auf dem LG nicht zu finden, trotzdem spielt er alle getesteten Filme korrekt ab. Dies tut er, ohne die HD-DVD-Menüs (programmiert in HDi) zu Hilfe nehmen zu können. Er blendet stattdessen eigene Popup-Menüs ein, in denen Titel, Kapitel und Tonspur direkt anwählbar sind. Die besten neuartigen Bonusfeatures, wie beispielsweise die über das Internet nachladbaren Features der HD-DVD von Motörhead oder die Bild-im-Bild-Zusatzfunktionen "In-Movie-Experience" (Warner) oder "U-Control" (Universal), bleiben beim LG daher außen vor. Eine 1080p24-Wiedergabe von HD-DVD-Inhalten ist außerdem auch nicht möglich. Dennoch kann auch hier die Bildwiedergabe des BH100 überzeugen und ist der des kleinen Toshiba ebenbürtig.

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Die Wertung der Redaktion
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Super-Multiformat?

Seine hohe Punktzahl in der Disziplin Medienvielfalt erlangt der LG allein durch die Kombination von Blu-ray und HD-DVD. Neben Video-DVDs, die er auch von gebrannten Rohlingen akzeptiert, sieht es eher sehr mau aus mit der "Multi"-Medialität. Weder Audio-CDs noch Fotos oder Musik in den allseits beliebten Computerformaten MP3 und JPG will der BH100 abspielen, geschweige denn DivX-Filme oder geschnittene DVDs (-RAM, -VR).

DVD-Filme rechnet der LG ohne große Phasenfehler hoch, verzichtet dabei allerdings auf die Nachbearbeitung beispielsweise der Farbschärfe. Dank einiger Umrechnungsschwächen im Skalieren von 50- Hz-Bewegungen ist oft die HDMI-Ausgabe in 576p vorzuziehen. Das DVD-Bild wirkt insgesamt zwar nicht ganz so knackig wie beispielsweise das des Toshiba HD-EP10, jedoch überaus natürlich.

Fazit

Der erste "Super-Multi-Blue"-Kombiplayer bietet exklusiv Zugriff auf alle HD-Filme, macht dies jedoch mit einigen Einschränkungen. Die Talente des Gerätes befinden sich zu 70 Prozent auf der Seite der Blu-ray und sind zu 30 Prozent HD-DVD-relevant. Hiermit ist der LG tatsächlich momentan der einzig zukunftssichere HD-Player, wenn auch in keinem der beiden Formate der beste. Dieses Privileg erkauft man sich durch einen recht hohen Einstandspreis.

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