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Foto-Praxis: Architekturaufnahmen

Teil 5: Foto-Praxis: Architekturaufnahmen

Autor: Redaktion pcmagazin • 10.3.2007 • ca. 3:10 Min

Bildaufbau Ein Objektiv allein macht noch kein gutes Bild. Die beste und teuerste Ausrüstung nützt nichts, wenn der Bildaufbau nicht stimmt. Wenn man sich vor ein Haus stellt und es einfach nur ablichtet, mag eine gute Kameraausrüstung zwar das Bild richtig belichten und scharf abbilden, ein wi...

Bildaufbau

Ein Objektiv allein macht noch kein gutes Bild. Die beste und teuerste Ausrüstung nützt nichts, wenn der Bildaufbau nicht stimmt. Wenn man sich vor ein Haus stellt und es einfach nur ablichtet, mag eine gute Kameraausrüstung zwar das Bild richtig belichten und scharf abbilden, ein wirklich gutes Bild entsteht deshalb noch lange nicht. Eine gute Architekturaufnahme braucht einen durchdachten Bildaufbau. Fotografiertman die Fassade eines Hauses frontal von vorne, wirkt sie flach und langweilig. Bezieht man dagegen den Vordergrund mit ein, erhält das Bild mehr Tiefe.

Foto-Praxis: Architekturaufnahmen
Beim ersten Bild links oben liegt der Horizont in der Mitte und der Turm teilt das Bild; darunter befindet sich der Horizont unten und der Turm steht nach links verrückt. Das Bild rechts ist ein Hochformat
© Archiv

Die drei verschiedenen Bilder des Eifelturms in Paris zeigen, wie ein Motiv in unterschiedlicher Weise aufgenommen werden kann, um eine Tiefenwirkung zu erreichen. Das erste Bild mit der Grünanlage ist sehr symmetrisch aufgebaut. Die Wege und Rasenflächen führen das Auge des Betrachters auf das Hauptmotiv des Bildes hin. Der Horizont der Aufnahme liegt in der Mitte, was eigentlich eher der Ausnahmefall sein sollte, denn ein Bild erhält mehr Spannung, wenn sich das Hauptmotiv außerhalb der Mitte befindet. Hat der Himmel eine schöne Wolkenstimmung, setzt man den Horizont in das untere Bilddrittel. Ist hingegen der Vordergrund besonders interessant, legtman den Horizont in das obere Drittel. Für den symmetrischen Bildaufbau der Aufnahme sind aber Himmel und Vordergrund gleich wichtig, deshalb liegt der Horizont in der Mitte.

Bei der zweiten Aufnahme wurde die Bildtiefe durch den Brunnen im Vordergrund erzielt. Gegenstände im Nahbereich wie Bäume, Sträucher oder Kunstgegenstände vermitteln dem Bild die räumliche Tiefe. Damit verdeckt man aber auch störende Gegenstände im Hintergrund wie Autos und Menschengruppen. Allerdings besteht die Gefahr, wie in dieser Aufnahme gut sichtbar, dass das Motiv im Vordergrund zu gewichtig wird und so vom Hauptmotiv ablenkt oder sogar selbst zum bildwichtigen Teil gemacht wird. Dies geschieht besonders oft, wenn die Aufnahme mit einem großen Weitwinkelobjektiv gemacht wird. Die Aufnahme wurde mit einer Brennweite von 18 mm (bezogen auf KB) gemacht: Das Objektiv bildet Gegenstände, die sich im Nahbereich befinden, besonders groß ab, während Motive im Hintergrund verkleinert wiedergegeben werden. Abhilfe schafft hier eine Aufnahme aus einer weiter entfernten Position mit einen Normalobjektiv oder einer leichten Teilbrennweite. Durch diese Aufnahmesituation werden die Proportionen wieder ausgeglichener dargestellt. Die Spannung im Bild wurde durch die Platzierung des Turms im linken Bildteil und den tief liegenden Horizont verstärkt.

Die dritte Aufnahe wurde im Hochformat angefertigt, um die Höhe des Turms zu verdeutlichen; das wird auch durch den tief liegenden Horizont und den tiefen Standort des Fotografen noch verstärkt. Bei dieser Aufnahme wurden Menschen mit in den Bildaufbau einbezogen. Viele Architekturfotografen wollen das verhindern: Sie sind der Meinung, dass Personen bei Gebäudeaufnahmen stören. Oft lässt sich das gar nicht verhindern, wenn man touristisch attraktive Gebäude fotografiert, da hier meist vielBetrieb herrscht. Abhilfe schafft ein sehr frühes Aufstehen, um vor allen anderen am Motiv zu sein und es für sich allein zu haben. Eine andere Möglichkeit Personen aus dem Bild herauszuhalten, besteht darin, die Kamera auf ein stabiles Stativ zu schrauben, eine möglichst kleine Blende (zum Beispiel 22) vorzuwählen und dann mit einer möglichst langen Belichtungszeit zu fotografieren. Zeiten von mehreren Sekunden sind hier wünschenswert. Durch die kleine Blende und die lange Belichtungszeit wird das Gebäude richtig belichtet, aber die Personen im Vordergrund bewegen sich weiter und werden deshalb nur verwischt abgebildet. Je länger die Belichtungszeit ist, desto unsichtbarer werden die Personen. Solche Aufnahmen machtman am besten bei Abendstimmung, wenn das Licht schon schwach wird und man deshalb schon längere Zeiten braucht. Ist aber das Licht immer noch zu hell, kann man bei der Aufnahme einen Graufilter vor das Objektiv schrauben. Diese Filter reduzieren den Lichtdurchlass, je nach Stärke um eine bis drei Blenden. Die Farbe wird allerdings nicht beeinträchtigt, da diese Filter farbneutral sind. Auf diese Weise gelingt es, sich bewegende Menschen im Vordergrund nahezu unsichtbar werden zu lassen. Man kann aber auch die Menschen mit in das Bild integrieren. Personen bringen Leben in Architekturaufnahmen. Der Größenvergleich mit den Menschen zeigt oft die wahre Größe des Gebäudes und die bunte Kleidung bringt Farbe mit ins Bild, gerade wenn die Architektur nur aus Glas oder Metall besteht. Zeigtman eine Bildschau nur mit reinen Architekturaufnahmen, wird das für den Betrachter oft ermüdend, da freut er sich, wenn zwischen all den schönen Häusern auch mal ein paar Personen zu sehen sind.