Shopping Zukunft: So könnte Ihr Supermarktbesuch in Zukunft aussehen
Wie gestalten sich Einkäufe in Zukunft? Ohne Kassen, ohne Verkaufspersonal oder mit gesenktem Kopf? Wir zeigen die Einkaufs-Visionen der Branchenriesen.

- Shopping Zukunft: So könnte Ihr Supermarktbesuch in Zukunft aussehen
- Shopping Zukunft: Interview mit Rechtsanwalt Sebastian Hertin
Der klassische Supermarkt aus Beton und Glas hat viele Feinde. Da gibt es Online-Lebensmittelläden wie Allyouneed Fresh, Bringmeister oder Lieferando. Auch der Shopping-Riese Amazon bringt seit Mai 2017 mit Amazon Fresh Lebensmittel nach Hause. Bei diesen Diensten bestellt der Kunde am Computer, ü...
Der klassische Supermarkt aus Beton und Glas hat viele Feinde. Da gibt es Online-Lebensmittelläden wie Allyouneed Fresh, Bringmeister oder Lieferando. Auch der Shopping-Riese Amazon bringt seit Mai 2017 mit Amazon Fresh Lebensmittel nach Hause.
Bei diesen Diensten bestellt der Kunde am Computer, über App auf dem Smartphone oder sogar über Sprachassistenten. Man muss nicht einmal das Haus verlassen geschweige denn an der Kasse anstehen. Natürlich kann man auch bei den großen Supermarktketten online einkaufen und sich die Ware nach Hause liefern lassen.
Doch das Problem bleibt: Wie bekommt man die Kunden ins Geschäft? Dazu testen Anbieter wie Alibaba, Amazon und Panasonic Konzepte, die das Offline-Einkaufen attraktiver machen sollen.
Do-it-yourself-Kassen
Von Panasonic kommt Reji-Robo. Im Test-Geschäft in Osaka sind alle Artikel mit sogenannten RFID-Tags (Radio Frequency ID) bestückt. Diese kleinen Metallschaltkreise funken alle nötigen Daten wie zum Beispiel den Preis des Produkts an ein Terminal.
Der Kunde stellt seinen vollen Warenkorb in das Terminal. Der Boden des Einkaufskorbs öffnet sich automatisch, und die Waren fallen in eine Einkaufstüte. Gleichzeitig liest das Terminal die RFID-Tags aller Produkte im Korb und präsentiert dem Kunden die Rechnung. Nun kann man per Karte oder mit Bargeld zahlen.
Falls einzelne Produkte keine funktionierenden Tags haben, gibt es einen im Einkaufskorb integrierten Scanner. Mit dessen Hilfe liest man den Barcode auf der Verpackung ein. Der Korb übermittelt dann den Preis an das Kassenterminal. Das wirkt noch nicht revolutionär.
Es gibt bereits Supermärkte, in denen der Kunde seine gekauften Produkte mit einem Handscanner erfasst, um dann an der Kasse schneller zu sein. Ein Beispiel ist Scan & Go von Globus, das eigene Kassenterminals anbietet, an denen der Kunde mit der Karte bezahlen kann. Fehlt nur noch der elektronische Einkaufskorb des Reji-Robo.

Einfach aus dem Laden gehen
Ein paar Schritte weiter ist das Konzept von Amazon, das allerdings bis Redaktionsschluss noch in der Testphase war. Im Amazon-Go-Shop in Seattle muss man nicht mehr die Waren selbst scannen. Kameras und Sensoren erfassen, was der Kunde in seinen Warenkorb legt, und schreiben den jeweiligen Artikel auf die Rechnung.
Und wie funktioniert das Bezahlen? Man benötigt ein Amazon-Benutzerkonto und muss sich beim Betreten der Filiale am Eingang mit seinem Smartphone registrieren. Anschließend rechnet das System den Einkauf online ab. Der Kunde geht einfach mit seiner Einkaufstasche aus dem Laden, ohne den Umweg über eine Kasse oder ein Selbstbedienungsterminal.
Amazon Go sollte bereits im Frühjahr 2017 eröffnet werden, war aber bis Redaktionsschluss noch im Teststadium. Laut Wall Street Journal hatte es unter anderem Probleme gegeben, wenn mehr als 20 Kunden im Laden waren. Auch Alibaba, der Online- Gigant aus China, experimentiert mit einem automatischen Shop ohne Verkaufspersonal.
Chinesische Medien berichten, dass das Tao Café in Hangzhou, dem Firmensitz von Alibaba, mit bis zu 50 Kunden funktioniere. Ein weiteres Beispiel: In Schweden öffnete 2016 Näraffär, ein Automatenladen, in dem die Kunden nur mit dem Smartphone einkaufen. Per App öffnen die Käufer die Tür des Shops. Anschließend scannen sie mit ihrem Handy die Barcodes der Produkte. Bezahlt wird online wieder per App.

Wo steht die Milch?
Im Supermarkt der Zukunft geht es aber nicht nur darum, das Warten an der Kasse zu vermeiden. Der Kunde möchte nicht lange in riesigen Supermarkthallen oder verwinkelten Tante-Emma-Läden nach Milch und Eiern oder Lifestyle-Tablets suchen. Jemand muss ihnen sagen, wo die Sachen stehen.
Ein wenig Beratung, zum Beispiel zu Inhaltsstoffen von Brot, wäre schön. Gegen durchgelaufene Schuhe sollen Inshop-Navigationssysteme helfen wie zum Beispiel der Store-Guide der Saturn-Elektronikmärkte. Der Kunde verbindet sich per Smartphone mit dem Shop-WLAN und startet die Store-Guide-App.
Diese soll ihn zu den gewünschten Produkten führen. An ausgefeilteren Assistenten für Kunden arbeitet das Innovative Retail Laboratory. Hier gibt es zum Beispiel einen experimentellen Müsli-Berater. Nimmt der Kunde eine Müsli- Packung aus dem Regal, wird diese vom System erkannt.
Auf einem Bildschirm neben dem Regal erscheinen Inhaltsinformationen. Nimmt der potenzielle Käufer eine zweite Packung, zeigt der Info-Bildschirm einen Vergleich der beiden Produkte an. Ein anderes System kann erkennen, auf welche Wurst der Kunde in der Frischetheke zeigt, und entsprechende Informationen auf einem Display anzeigen.
Gut fürs Geschäft
Natürlich wollen die Unternehmen auch wissen, wer im Zukunfts-Supermarkt einkauft. Real experimentierte 2017 mit Werbedisplays in Supermärkten, welche über Kameras Geschlecht und Alter der davor stehenden Kunden erfassen sollten. Die Versuche wurden nach Protesten schnell wieder eingestellt, obwohl Datenschützer das System unbedenklich fanden.
Wenn Datenschützer es gutheißen, werden die Kunden im Supermarkt der Zukunft wahrscheinlich mit Überwachung leben müssen, genauso wie mit elektronischen Preisschildern. Sie sind zum Beispiel bei Saturn und Rewe im Einsatz. Kritiker bemängeln, dass die Marktbetreiber damit je nach Bedarf ihre Artikel teurer machen könnten, zum Beispiel Bier-Sixpacks ab 17 Uhr und Brötchen von 8 bis 10 Uhr. Die Tankstelle lässt grüßen.
